SACHSEN THÜRINGEN südliche Kreise von SACHSEN-ANHALT & BRANDENBURG D eutlich später als gewohnt begann am 05.10.15 vor wenigen Tagen die Rübenanfuhr zur Verarbeitung in den Zuckerfabriken Brottewitz und Zeitz. Trotz späterem Beginn könnte die Rübenkampagne 2015 noch kurz vor Weihnachten beendet werden, wenn sich die tatsächlichen Ernteergebnisse an die Ertragsschätzung von 70 t Rüben je ha in beiden Fabrikgebieten halten. Das Zutreffen dieser Prognose würde für eine gute Rübenernte im Durchschnitt der letzten fünf Jahre sprechen. Voraussetzung für einen reibungslosen Kampagneverlauf sind natürlich auch die kontinuierliche Verarbeitung in den Fabriken ohne technische Störungen und die passende Witterung bei Rübenernte und -transport. Anbaufläche stark reduziert Grund für die eingeschränkte Kampagnelänge bzw. die verminderte Rübenliefermenge von den Agrarbetrieben ist die drastische Reduzierung der Anbaufläche um etwa 20 % gegenüber dem Vorjahr. Die Rekordernte 2014 von durchschnittlich 85 t/ ha und die parallel dazu herrschende Zuckerüberversorgung in Europa zwangen Zuckerunternehmen und Rübenanbauer zur Übertragung zu viel erzeugter Mengen auf dieses Anbaujahr. dustrierüben mit einem einheitlichen Preis abgerechnet werden. Neu in diesem Jahr ist die Auszahlung einer Rübenmarkvergütung auf den Rübenpreis bei allen Landwirten, die ihre Pressschnitzelmenge erstmals über Südzucker vermarkten lassen und auf die eigene Verwertung bzw. Vermittlung verzichtet haben. Die Abfrage dazu erfolgte im zeitigen Frühjahr. Kurze Kampagne hat begonnen Seit Ende September sind die Rübenroder in Sachsen und Thüringen wieder in Aktion. Allerdings hält sich ihre Kapazitätsauslastung oft stark in Grenzen, da die Rübenanbaufläche 2015 in diesen Regionen auf ein absolutes Minimum seit der Nachkriegszeit geschrumpft ist. Gegenüber dem Vorjahr haben sich die Vorzeichen in der laufenden Saison aber etwas geändert. Experten sehen europaweit eine geringere Zuckererzeugung und einen nennenswerten Bestandsabbau gegenüber dem Vorjahr. Ob diese Situation bereits nachhaltig zu einer Erholung der europäischen Zuckerpreise führen wird, bleibt vorerst abzuwarten. Nach Angaben von Südzucker ist aufgrund der geringeren Erzeugung 2015 nicht von der Entstehung über- schüssigen Zuckers auszugehen. D.h., die Verwertung von Zuckerrüben zu unwirtschaftlichen Preisen (Zusatzindustrierüben) oder gar eine generelle Mengenübertragung ist durch Südzucker nicht geplant. Vielmehr wird davon ausgegangen, die anteilige Menge der abzurechenden Quotenrüben von der Gesamtliefermenge noch um einige Prozente anheben zu müssen. Die darüber hinausgehende Liefermenge (Nichtquotenrüben) soll demzufolge als In- Nicht mehr jeder LKW wird beprobt Ebenfalls neu in 2015 ist die Einführung einer reduzierten Probenahme bei den Rübenlieferungen in die Fabriken in Absprache zwischen den Verbänden und Südzucker. Jeweils die fünf ersten Lieferungen von einem Rübenschlag werden lückenlos auf Besatzwerte und Inhaltsstoffe beprobt, danach wird nur noch von jeder zweiten Lieferung eine Probe vom LKW gezogen. Die Rübenlieferungen ohne Probeentnahme erhalten jeweils den Mittelwert der fünf vorhergehenden Probeergebnisse zugeordnet. Zur Umstellung und auf die Vorzüge des neuen Probenahmesystems wurde bereits auf dieser Regionalseite in der Mai-Ausgabe der DZZ berichtet. Für mögliche Detailfragen können sich die Rübenlieferanten an die jeweilige Rübenabteilung wenden. Menge nutzt wenig, wenn Verteilung nicht stimmt „Die Natur gleicht immer wieder aus!“, lautet ein oft zitiertes Sprichwort unter Landwirten, wenn es ums Wetter geht. Dass an dieser Aussage tatsächlich etwas dran ist, zeigte eindrucksvoll die Niederschlagsverteilung während der Frühjahrs- und Sommermonate in diesem Jahr. Trotzdem der Niederschlagswert am mittelsächsischen Standort Hartha in den drei Sommermonaten über dem des Vorjahres lag, litt die heimische Pflanzenwelt genau in der Zeitphase extremster Sommertemperaturen von mehr als 35 °C Anfang August unter schlimmster Bodendürre. Nicht nur junge Bäume, auch jahrzehntealte Eichen und Buchen auf mageren Standorten vertrockneten. Was der laufenden Getreideernte sehr gelegen kam, brachte Zuckerrüben- und Maisfeldern enormen Trocken- und Hitzestress. Der Deutsche Wetterdienst sprach in einigen Ge- 8 bieten von der schlimmsten Bodendürre seit mehr als 50 Jahren. Wie kam es zu dieser extremen Situation? Bis Mitte August fehlten seit Jahresanfang rd. 80 bis 100 mm Niederschlag gegenüber dem langj. Mittel. Insbesondere die Monate Februar und Mai 2015 waren von außer- Niederschlagssummen der Monate März bis August am Standort 04746 Hartha (in mm) gewöhnlicher Trockenheit geprägt. Hinzu kam eine überdurchschnittlich hohe Verdunstung durch viele sehr windige Tage und lange Hitzephasen vom 01. bis 07.07., vom 16. bis 22.07. und vom 02. bis zum 15.08.15. Während von Anfang bis Mitte August kaum messbarer Niederschlag fiel, was die Dürre tagtäglich spürbar verschlimmerte, brachte danach ein relativ schmales Regenband, das sich von Tschechien bis an die Nordsee erstreckte, innerhalb von nur drei Tagen fast 70 mm Regen (regional 30 bis 90 mm). Diese ergiebigeren Regenfälle schafften endlich den anfangs erwähnten Ausgleich. Die Niederschlagssumme von März bis Ende August 2015 am Standort Hartha lag schließlich mit 345 mm nur etwa 7 % unter der Menge des Rekordertragsjahres 2014, bloß eben anders über den Zeitraum verteilt. Verantwortlich: THOMAS ROTHE Ende der Zuckerquote sorgt für Beratungsbedarf Das nahende Auslaufen der EU-Zuckerquote wird am zunehmenden Beratungsinteresse von Rübenanbauern und potenziellen Neueinsteigern beim Anbauerverband deutlich. Neben den möglichen Eckpunkten zum künftigen Rübenanbau stehen überwiegend Verständnisfragen zum fortbestehenden Beteiligungsmodell über die bäuerliche Genossenschaftsbank SZVG im Vordergrund. Genauere Kenntnisse der Zusammenhänge zwischen Beteiligung eines Zeichnungsinhabers (z.B. Agrarbetriebe oder Landverpächter) und dem damit verbundenen Recht, einen Zuckerrüben-Liefervertrag mit der Südzucker AG abschließen zu können, sind schließlich die Basis für betriebliche Grundsatzentscheidungen im Rübenanbau. SZVG ist und bleibt Bank von und für Rübenbauern Allzu oft wird beobachtet, dass Agrarbetriebe der Ansicht sind, Aktionär bei der örtlichen Zuckerfabrik zu sein und demnach der Wert der Beteiligungen von der Wirtschaftlichkeit der regionalen Zuckerfabrik bzw. des Rübenanbaus vor Ort abhängt. Allerdings ist kein Agrarbetrieb direkter Aktionär bei der Südzucker AG oder bei „seiner Fabrik“. Inhaber von Zeichnungen, wie Südzucker-Anteile Z, Südzucker Darlehen M oder E sind Anleger der SZVG, die als bäuerliche Genossenschaftsbank die Gelder der Landwirte verwaltet und im Sinne der Rübenanbauer in erster Linie Beteiligungen an der Südzucker AG erwirbt bzw. hält. Der Ursprung der SZVG war zunächst mit dem Ziel verknüpft, mit bäuerlichen Mitteln nach dem 2. Weltkrieg fehlende Verarbeitungskapazitäten für die Rübenproduktion aufzubauen. Danach und bis heute konnte die SZVG als Genossenschaftsbank etliche Vorzüge im Sinne der beteiligten Bauern bei Südzucker erreichen bzw. ausbauen. Neben mehreren tausend weiteren Zeichnungsinhabern (LR-Nutzungsgeber) haben alle etwa 17.000 heutigen süddeutschen Rübenanbauer (rd. 1.200 in Sachsen-Thüringen) mit jährlichen finanziellen Beiträgen aus ihrer Rübenproduktion bzw. durch den direkten Erwerb von Zeichnungen Geld in ihre Genossenschaftsbank eingezahlt, besitzen dort entsprechende Konten bzw. Depots und erhalten dafür eine jährliche Kontobestätigung/-abrechnung. Um alle beteiligten Bauern der SZVG fair zu behandeln, hat man schon früher angefangen mit den Zeichnungen unentgeltlich Rübenlieferrechte auszugeben. Im Verbandsgebiet Sachsen-Thüringen sind in den vergangenen Jahren daraus die Rübenlieferrechte Z, M oder E hervorgegangen. SZVG-Teilhabe aller Rübenerzeuger wichtiger als bisher Der Vorstand der SZVG, der sich allein aus gewählten Rübenanbauern zusammensetzt, ist fest entschlossen, das finanzielle Engagement bei der Genossenschaftsbank als Basis für den künftigen Vertragsrübenanbau nach dem Quotenende uneingeschränkt beizubehalten. D. h., Interessenten am Vertragsrübenanbau benötigen auch nach 2016 eine finanzielle Beteiligung an der Genossenschaftsbank und die damit verbundenen Lieferrechte. Das verhindert nicht zuletzt eine ungewollte Ausschreibung von Zuckerrüben zu Dumpingpreisen durch Südzucker an den beteiligten Lieferrechtsinhabern vorbei. Aus Sicht des Anbauerverbandes sollte jeder Zeichnungsinhaber, unabhängig vom praktischen Rübenanbau, vor endgültigen Entscheidungen selbst einschätzen, welchen Nutzen und welches Entwicklungspotential er seiner finanziellen Beteiligung bei der SZVG heute und in Zukunft zuspricht. Dafür sind Kenntnisse über die Arbeit der SZVG, über die Anlageformen und Renditeentwicklung der vergangenen Jahre und über die globale Unternehmensaufstellung der Südzucker AG (alle Geschäftsbereiche) sehr hilfreich. Desto positiver die individuellen Antworten für den Einzelnen dabei ausfallen, umso zweckmäßiger ist, erworbene SZVG-Beteiligungen zu hal- Lothar Schlegel 60 m 14. August 2015 beging Lothar Schlegel, Rübenanbauer und Schweinehalter aus dem Wurzener Ortsteil Kühren, bei hochsommerlichen Temperaturen seinen 60. Geburtstag. Seit 1991 gehört er dem Vorstand des Verbandes Sächsisch-Thüringischer Zuckerrübenanbauer e.V. an und ist damit seit 24 Jahren im Sinne der Erhaltung des Zuckerrübenanbaus ehrenamtlich tätig. Auch bei der kürzlich stattgefundenen Vorstandswahl im Rahmen der 25. Generalversammlung des Verbandes in Grimma konnte er wieder auf das Vertrauen der Mitglieder bauen. Mit Blick auf die bevorstehenden Herausforderungen nach dem Ende der Zuckerquote macht er sich besonders für einen ausreichenden Rübenanbau zur Auslastung seiner Brottewitzer Zuckerfabrik stark. Gemeinsam mit seinen anderen Vorstandskollegen tritt er für eine Erhaltung und ggf. Erweiterung der Beteiligungen in der bäuerlichen Genossenschaftsbank SZVG ein, um mit einem starken Beteiligungsumfang ostdeutscher Agrarbetriebe mögliche Entscheidungsprozesse um künftige Anbau- und Verarbeitungsstrukturen günstig beeinflussen zu können. Neben Freunden und weiteren Geschäftspartnern überbrachten Vorstandskollegen vom Verband die besten Glück- und Gesundheitswünsche. A ten oder ggf. strategisch zu erweitern. Im Mittel der vergangenen fünf Jahre erhielten die sächsisch-thüringischen Zeichnungsinhaber der Genossenschaftsbank immerhin eine Rendite von rd. 4,2 % auf ihre Beteiligungen, davon etwa 5,6 % auf SZAnteile Z. Grundsatzentscheidungen verlangen Weitblick Im nächsten Schritt sollten die individuellen Chancen und Risiken des Rübenanbaus ab 2017 auf dem eigenen Standort abgewogen werden. Hier geht es in erster Linie darum, welcher Wirtschaftswert mit den an die Beteiligungen gebundenen Rübenlieferrechte künftig erzielt werden kann, wenn die daraus resultierenden Vertragsrüben selbst im Betrieb erzeugt oder die Lieferrechte einem aktiven Rübenanbauer auf dem „besseren“ Standort zur Nutzung überlassen werden. Das Leistungspotential des Standortes und die Frachtentfernung spielen dabei natürlich eine übergeordnete Rolle. Wie gewohnt können sich Rübenanbauer und Interessenten individuell beim Verband Sächsisch-Thüringischer Zuckerrübenanbauer e.V. informieren und beraten lassen. Die Kontaktdaten sind unter www.vstz.de zu finden. An einer Ausweitung des Rübenanbaus interessierte Landwirte können sich ebenfalls beim Anbauerverband oder der SZVG melden, um weitere Zeichnungen verbunden mit Lieferrechten (Z, M, E) zu übernehmen. 씰 Der Befallsdruck durch Blattkrankheiten, wie hier Cercospora, zeigte sich in 2015 vergleichsweise hoch. Anfang September wurde in vielen Regionen die Bekämpfungsschwelle überschritten, sodass verbreitet eine Behandlung zur Ertragssicherung angeraten war. Fotos (2): Rothe 9
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