2015: Durchschnittlicher Ertrag, aber geringste Rübenmenge 2016

SACHSEN THÜRINGEN
südliche Kreise von
SACHSEN-ANHALT & BRANDENBURG
2015: Durchschnittlicher Ertrag,
aber geringste Rübenmenge
Am 22.12.15 wurde die letzte Rübe
aus der 2015er Ernte in der Brottewitzer Zuckerfabrik verarbeitet. Bereits zwei Tage vorher lief in Zeitz
die letzte 2015er Rübe über die Bänder der Zuckerfabrik. Damit ging
nach 78 (Brottewitz) bzw. 77 Tagen
(Zeitz) eine der kürzesten Rübenkampagne der letzten Jahre zu Ende.
Insgesamt lieferten die sächsischthüringischen Agrarbetriebe rd.
1.412.000 t Rüben an die Zuckerfabriken.
Viertbester Rübenertrag
Das sind noch rd. 40.000 t weniger
als 2013, dem Jahr mit der bislang
geringsten Rübenliefermenge. Dennoch war die Ernte mit 69 t Rübenertrag bei rd. 17,9 % Zuckergehalt die
Viertbeste im Verbandsgebiet und
lag fast im fünfjährigen Durchschnitt.
Darüber lagen die Erträge neben
dem Rekordjahr 2014 (85 t/ha) nur
noch in 2011 (73 t/ha) und 2009
(70 t/ha).
So gesehen haben sich die erwarteten negativen Auswirkungen der
Witterung 2015 in Grenzen gehalten. Regional fielen die Rübenerträge allerdings extrem unterschiedlich
aus.
Kleinste Anbaufläche
Während in Teilen der Landkreise
Mittelsachsen, Altenburger Land,
Meißen, Leipziger Land und des Burgenlandkreises wieder deutlich mehr
als 75 t/ha erreicht werden konnten,
gab es viele Standorte mit unbefriedigenden Ertragsergebnissen. Dazu
zählten weite Teile in Westthüringen, im Thüringer Becken, in Nordsachsen, im Landkreis Görlitz und in
Brandenburg. Je nach mengenmäßigen und zeitlichen Niederschlagsdefiziten konnten dort kaum 55 t Rüben je Hektar – oft aber mit höheren
Zuckergehalten – geerntet werden.
Mit nur rund 20.400 ha Anbaufläche standen 2015 die wenigsten Rüben seit Jahrzehnten im Verbandsgebiet. Insbesondere die große Über-
tragungsmenge aus dem Rekordjahr
2014 führte zu einer Flächeneinschränkung um fast 22 % gegenüber
dem Vorjahr (rd. 26.100 ha). Interessant ist an dieser Stelle ein rückblickender Vergleich. In 2005 ernteten
die Agrarbetriebe im Verbandsgebiet
noch rd. 58 t/ha von ca. 35.600 ha
Anbaufläche, zehn Jahre früher
(1995) noch 46 t/ha von 45.600 ha.
Quotenmenge angehoben
Die endgültigen Rübenpreise 2015
wurden zwischen dem Verband Süddeutscher Zuckerrübenanbauer und
Südzucker am 12.01.16 in Ochsenfurt verhandelt und den Anbauern
auf den Winterfachtagungen des
sächs.-thüring. Anbauerverbandes
vorgestellt. Die genauen Zahlen lagen zum Zeitpunkt der Erstellung
des Beitrages noch nicht vor.
Fest stand jedoch bereits, dass die
Quotenrübenmenge um 6,61 % angehoben werden musste, da viele süddeutsche Rübenanbauer ihre Quotenmengen witterungsbedingt nicht
erfüllen konnten. Neben den Quoten-, individuellen Ethanol- und Vertragsindustrierüben entstand ein
vergleichsweise geringer Anteil an
Industrierüben. Darüber hinaus gab
es keine weiteren Rübenkategorien
und keine generelle Übertragung von
Nichtquotenrüben auf das nächste
Anbaujahr.
Preise besser als 2014
Agrarbetriebe, die sich entschieden
haben, ihr Rübenmark an Südzucker
zur weiteren Verwertung zu überlassen (keine Pressschnitzelrücknahme), erhalten zudem auf jede Tonne
gelieferte Rüben die süddeutschlandweit einheitliche Rübenmarkvergütung in Höhe von 3,80 €/t.
Unter dem Strich liegt der durchschnittliche Auszahlungspreis für
eine t Rüben 2015 wieder über 30 €
und damit deutlich über den mittleren Rübenpreisen von 2014 (ca.
26,75 €/t).
2016: Letztmalig Rübenanbau mit „QUOTE“
Mit dem Rübenanbau 2016 geht eine
erst seit 1990 im sächsisch-thüringischen Verbandsgebiet bestehende
Ära zu Ende – die Zeit des Anbaus
von sogenannten Quotenrüben. Rüben, die der Erzeugung einer durch
die EU festgelegten und an die europäischen Zuckerunternehmen ausgegebenen Zuckerproduktionsmenge
zur Nahrungsmittelherstellung (Quote) dienten. Rüben, die in der mit
der Zuckerquote verbundenen Zuckermarktordnung genau definiert
wurden. Definiert in der Verwendung, im Grundpreis, in verschiedenen Zu- und Abschlägen oder in der
Gestaltung der Fracht hin zur Fabrik.
In diesem Rahmen werden 2016
letztmalig Rüben durch Agrarbetriebe angebaut werden, die Südzucker
zur Erzeugung ihrer zugeteilten
Quotenzuckermenge
verwenden
kann. Da die Gültigkeit der Zuckerquote am 30.09.2017 enden wird,
können die Zuckerrüben aus dem
Anbau 2017 nicht mehr der Quotenzuckererzeugung dienen. An dieser
Stelle sei darauf hingewiesen, dass
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das finanzielle Beteiligungsmodell
der bäuerlichen Anleger bei der Süddeutschen ZuckerrübenverwertungsGenossenschaft (SZVG) in dem langen Zeitraum der bestehenden europäischen Zuckerquote zwar weiter
ausgebaut und gestaltet wurde. Die
von der SZVG ausgegebenen Lieferrechte stellten jedoch nie eine „Weiterreichung“ der Quote an die Anbauer dar, wie oft fälschlicherweise
angenommen wird.
Quotenrüben erfüllen, mit
Industrierüben „jonglieren“
Die Lieferrechte dienen jeweils „nur“
der jährlichen Festlegung einer Vertragsrübenmenge für den SZVG-Anleger, aus der das Zuckerunternehmen
seine „verwertbaren“ Zuckermengen
erzeugen kann. D.h., Südzucker gibt
seit Jahren für die bestehenden Lieferechte Z und M eine Vertragsmenge
aus, aus der anteilig Quotenrüben
und Nichtquotenrüben (Industrierüben) erzeugt werden. Da Südzucker
seit der europäischen Zuckermarkt-
restrukturierung 2007/08 nicht
mehr über eine ausreichende Quotenmenge verfügen kann, wird 2016
– wie in den Vorjahren auch – letztmalig eine Quotenrübenmenge kontrahiert, die sich an 95 % der individuellen Lieferrechte Z und M orientiert (inkl. Mehrausgabe). Hinzu
kommt die Freigabe einer Industrierübenmenge durch Südzucker in
Höhe von 10 % zur Quotenrübenmenge (Vergangenheit 5 %). Damit
können Agrarbetriebe mit Lieferrechten Z und M 2016 praktisch
schon bis zu 104,5 % ihrer Lieferrechtsmenge anbauen. Inhaber von
Lieferrecht E und Vertragsindustrierüben können ebenfalls noch 10 %
Industrierüben zusätzlich zu diesen
Mengen erzeugen.
Im Klartext empfiehlt der Anbauerverband seinen Mitgliedern 2016
die vollständige Anbauplanung und
Erfüllung der aus den Lieferrechten
resultierenden Quotenrüben und
Ethanolrüben. Damit ist die im letzten Jahr durch Übertragung entstandene Flächenreduzierung wieder auf-
zuheben. Aufgrund der Frachtregelung und den „durchwachsenen“
Preisaussichten bei Industrierüben
ist deren gezielte Anbauplanung lediglich bis in mittlere Frachtentfernungen ratsam.
Flächenausdehnung
um bis zu 22 % erwartet
Bei Unterstellung von akzeptablen
Aussaatbedingungen und eines mittleren fünfjährigen Ertragsdurchschnitts von 70,9 t/ha werden rein
rechnerisch rd. 22.200 ha für Quotenrüben, rd. 1.200 ha für Ethanolrüben, rd. 200 ha für Vertragsindustrierüben und bis zu 1.500 ha für Industrierüben im Verbandsgebiet erwartet. Das wäre eine Flächenausdehnung um rd. 22 % zum Vorjahr.
Aller Voraussicht nach wird es 2016
für zu viel erzeugte Rüben keine
Übertragung mehr auf 2017 geben!
Über die kontrahierten Industrierüben hinaus gelieferte Rüben werden
laut Südzucker nach bestmöglicher
Verwertung abgerechnet.
Verantwortlich:
THOMAS ROTHE
Ab 2017: Es wird
weiter nur „mit Wasser gekocht“
Irgendwie hat sich bei verschiedenen
Beteiligten der Eindruck gefestigt,
dass mit Wegfall der Zuckerquote ab
2017 in der „Rübenwelt“ alles anders
und vieles eben auch schlechter laufen wird als bisher. Sicherlich mag
das mit dem jahrelangen politischen
Kampf um den Erhalt der europäischen Zuckerquote mit all den verbundenen Vorzügen für Zuckerverarbeiter und Rübenanbauer zusammenhängen. Auch die Situation am
Milchmarkt seit dem Wegfall der europäischen Milchquote vor einem
Jahr wirkt nicht gerade motivierend.
Aber was ändert sich wirklich für uns
Rübenanbauer und stellt es die Zuckerrübe „in den Schatten“? Einzelheiten dazu wurden gerade auf den
Winterfachtagungen des Anbauerverbandes den Teilnehmern erläutert.
Anbau funktioniert,
wenn Südzucker mitzieht
Der Vorstand des sächs.-thüring. Anbauerverbandes ist sich sicher, dass
WINTERSCHULUNG
DER IGE SACHSEN
Als Mitglied der Interessengemeinschaft der Erzeugerzusammenschlüsse in Sachsen (IGE) weist der
Verband Sächsisch-Thüringischer
Zuckerrübenanbauer e. V. seine
Mitglieder wieder auf die kommende Winterschulung hin.
Diese findet mit zahlreichen
Fachreferenten am Nachmittag
des 24. und am Vormittag des
25.02.2016 im Hotel „Lay-Haus“
in 09212 Limbach-Oberfrohna
statt.
Die genauen Zeiten und das
Programm werden rechtzeitig unter
www.interessengemeinschaft-igesachsen.de bekannt gegeben. Hier
sind auch einige Vorträge der vergangenen Schulung von Anfang
Dezember 2015 zu finden.
Eine vorherige Anmeldung bei
der IGE ist aus organisatorischen
Gründen erforderlich.
der regionale Rübenanbau ab 2017
so lange funktioniert, solange Südzucker die Strategie verfolgt, Zucker
aus heimischen Rüben produzieren
zu wollen. Denn bei diesem Ziel wird
das Unternehmen alles daran setzen
müssen, bei den Agrarbetrieben
wirtschaftliche
Verluste
unter
schlechten Marktbedingungen abzufedern und erzielte Erlöse unter besseren Bedingungen fair zu verteilen.
Mindestens 125 % der
Lieferrechte, individuell
auch deutlich mehr
Zurzeit signalisiert das Unternehmen
deutlich, die Herstellung von Zucker
aus heimischen Rüben ohne Quote
optimieren und wettbewerbsfähig
ausbauen zu wollen. Am Rübenanbau selbst sollte sich also nicht viel
ändern angesichts hiesiger Anbaustrukturen, bisheriger Kampagnelängen (bereits oft mehr als 110 Tage)
und technisch durchgeplanter Prozessabfolgen von Aussaat über Bestandespflege, Ernte und Logistik.
Einige wesentliche Neuerungen
bei der Vertragsgestaltung zeichnen
sich allerdings ab, z.B.:
• Der Abschluss des ZuckerrübenLiefervertrages erfolgt bereits im
Frühsommer des Vorjahres.
• Als Vertragsmenge werden jedem
Anbauer 140 % seiner Lieferrechtsmengen Z, M und E angeboten (100 % Basisrüben + 40 %
Mehrrüben). Darüber hinaus kann
der landwirtschaftliche Betrieb
seine Bereitschaft zur Erzeugung
weiterer vertragliche Mehrrüben
erklären, die die Zuckerfabrik je
nach Bedarf und Auslastung annimmt. Mindestens 25 % Mehrrüben sollten immer kontrahiert
werden, weil erst ab dieser
Schwelle der Erfüllungsbonus und
die Treueprämie gewährt werden.
I.d.R. soll die gesamte Vertragsmenge (Basis- und Mehrmenge)
einheitlich abgerechnet werden.
• Rübenanbauer erhalten einen
vom tatsächlichen Zuckererlös der
Südzucker abgeleiteten Rübenmindestpreis. Eine Übersicht zur
Preisableitung bei unterschiedlichen Zuckererlösen wird zur Orientierung im Liefervertrag aufgeführt sein.
• Im neuen Rübenpreis werden die
früher üblichen Zuschläge für
Früh-/Spätlieferung und Mietenpflege ebenso enthalten sein wie
der künftige Bonus für Vertragserfüllung und eine Treueprämie,
wenn sich der Anbauumfang zum
Vorjahr nicht wesentlich verringert. Je nach bereinigtem Zuckergehalt (Qualität) gibt es eine entsprechende Preisanpassung nach
oben oder unten.
• Südzucker trägt 75 %, die Agrarbetriebe tragen 25 % der individuellen Frachtkosten, die mit der
Rübengeldabrechnung wie gewohnt verrechnet werden.
• Südzucker erwirbt ab 2017 die gesamte Rübe – sowohl den ausgebeuteten Zucker als auch das Rübenmark – für einen Rübenpreis,
der beide Verwertungsrichtungen
vergütet. Interessenten bzw. Käufer von Pressschnitzeln zu Marktpreisen gehen separat in den
Kundenstatus der Südzucker über.
Da zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Beitrages die Verhandlungen zwischen Verband Süddeutscher Zuckerrübenanbauer und Südzucker zum
Rübenanbau ab 2017 noch nicht
endgültig abgeschlossen waren, sollen weitere Einzelheiten in der kommenden dzz-Ausgabe erläutert werden. In den vergangenen Ausgaben
wurde bereits über die großen Eckpunkte der künftigen Rahmenbedingungen berichtet, u.a. im Leitartikel
der Dezember-Ausgabe.
Andreas Fetzer 65
it dem ersten Tag des Jahres
2016 beging Andreas Fetzer
aus Schmorkau bei Oschatz im
Kreise der Familie seinen 65. Geburtstag. Der Vorstandsvorsitzende
der Agrargenossenschaft Altoschatz-Merkwitz eG leitet den mittelständigen Landwirtschaftsbetrieb seit vielen Jahren.
M
Mit weiteren 13 Mitarbeitern
und Auszubildenden bewirtschaftet er ca. 1.980 ha landwirtschaftliche Nutzfläche rund um die nordsächsische Stadt Oschatz. Schwerpunkte sind die Produktion, Lagerung und der Verkauf von Marktfrüchten als Rohstoff für die Erzeugung von qualitativ hochwertigen
Lebensmitteln. Darunter sind auch
knapp 100 ha Zuckerrüben für die
benachbarte Brottewitzer Zuckerfabrik.
Von 2005 bis 2015 engagierte
sich Andreas Fetzer aktiv im Vorstand des sächsisch-thüringischen
Rübenanbauerverbandes. Mit Interesse verfolgt er weiterhin die Entwicklungen am Zuckermarkt und
kann sich nach dem Ende der europäischen Zuckerquote durchaus
eine deutliche Vergrößerung der
Anbaufläche im Betrieb vorstellen.
Nicht umsonst lud er Freunde und
Geschäftspartner in die Chocolaterie Wermsdorf ein, um sein Jubiläum zu feiern und gleichzeitig einige köstliche „Endprodukte“ der Zuckerproduktion zu genießen. Vertreter des Verbandsvorstandes
übermittelten die Geburtstagsgrüße der Rübenanbauer.
Im Zuge der aktuellen Entwicklungen am Zuckermarkt und der künftigen
vertraglichen Rahmenbedingungen sollte die Rübenanbaufläche im sächsischthüringischen Verbandsgebiet von 20.400 ha in 2015 rein rechnerisch auf
rd. 25.000 ha in 2016 (+22 %) und bis über 30.000 ha ab 2017 (+20 %)
ansteigen. Tut sie das wirklich?
Foto: Rothe
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