Meinung des Monats März 2016

Editorial
Aus meiner Sicht
gerschaft. Das JWMG hingegen verpflichtet jeden Jagdpächter zur Mitarbeit. Und
die Daten sind staatlichen Institutionen
zur Verfügung zu stellen. Mit anderen
Worten: Jäger müssen die Arbeit machen
– staatliche Institutionen bestimmen, werten aus, platzieren die Pressemitteilungen
und legen jagdlich nutzbare oder nicht
nutzbare Arten fest. Immerhin dürfen wir
im „Landesbeirat Jagd und Wildtiermanagement“ die Ergebnisse zur Kenntnis
nehmen und vielleicht kommentieren.
Liebe Jägerinnen und Jäger,
Das Wildtierforum steht vor der Türe. Wer
sich die Tagesordnung durchgelesen hat,
freut sich darauf, oder packt doch manchen
das Grausen? Diesjähriges Thema ist das
Wildtiermonitoring: Auf jedem Fleckchen
Baden-Württembergs sollen in Zukunft
Wildtiere überwacht werden; alle Arten des
JWMG aus den drei Schalen werden gesucht, gezählt und Bestandsänderungen
bewertet. Eigentlich ein toller Ansatz,
wenn es um objektive Entscheidungsgrundlagen für Nutzung oder Schonung geht,
denn die Emotionen und regionalen Eindrücke werden dadurch eliminiert, oder?
Einen ähnlichen Ansatz hat das Wildtierinformationssystem der Länder (WILD)
des DJV, mit dem seit vielen Jahren u.a.
bundesweit die Feldhasenbestände erfasst
werden. Bejagungskritiker stellten Meister Lampe so dar, dass spätestens in zehn
Jahren kein Vertreter mehr auf deutschem
Boden hoppeln würde, die ständig rückläufigen Jagdstrecken gaben durchaus Grund
zur Besorgnis. Doch die Tatsache, dass viele vernünftige Revierpächter auf die Bejagung verzichteten und sich ausschließlich
der Hasenhege widmeten, war aus Streckenzahlen nicht abzulesen, sondern nur
aus den Bestandszählungen ersichtlich.
Aber: Es gibt zwischen den beiden Ansätzen zwei erhebliche Unterschiede: WILD
basiert auf freiwilliger Mitarbeit und die
Datenhoheit liegt in den Händen der JäDer Jäger in Baden-Württemberg | 3/2016
Doch wir sollten uns die Vorzüge unserer
Jägerschaft bewusst machen: Jäger sind
flächendeckend in Baden-Württemberg
präsent und in ihren Revieren unterwegs.
Was liegt da näher, als sich solcher Strukturen zu bedienen? Kein anderer Naturschutzverein hat dieses Netzwerk, geschweige denn mit ausgebildeten und
staatlich geprüften Fachleuten.
Wir liefern bereits Informationen für
WILD (auf freiwilliger Basis), melden Rissfunde für die Luchsforscher (ohne die sie
bestimmt nicht so einfach Tiere finden,
fangen und besendern könnten) und leisten einen erheblichen finanziellen Beitrag
für Schäden, die Wildtiere in unserer Kulturlandschaft verursachen. Das sind für
viele Jäger keine großen Aufreger. Doch
wenn jetzt jeder Jagdpächter mit einer
weiteren großen Aufgabe im Wildtiermonitoring verpflichtet wird, schlägt dem einen
oder anderen das Pendel vielleicht doch etwas zu weit aus.
Unfallwild entsorgen, Pacht und Berufsgenossenschaft zahlen, unzählige Ansitze zur
Schadensabwehr, nicht immer erfreuliche
Gespräche mit naturentfremdeten Mitmenschen mit ausgeprägter sozial-emotionaler Ader zu Wildtieren – die Liste der
Aufgaben und Belastungen ist schon lang.
Ich bin gespannt auf die Ergebnisse des
Wildtierforums. Ich bin gespannt auf die
Forderungen von staatlicher Seite. Und ich
bin gespannt auf die Reaktion der Revierpächter. Vielleicht müssen wir diese bald
in die Schutzschale einstufen?
Ihr
Armin Liese
Pressesprecher und Medienreferent