Editorial Aus meiner Sicht gerschaft. Das JWMG hingegen verpflichtet jeden Jagdpächter zur Mitarbeit. Und die Daten sind staatlichen Institutionen zur Verfügung zu stellen. Mit anderen Worten: Jäger müssen die Arbeit machen – staatliche Institutionen bestimmen, werten aus, platzieren die Pressemitteilungen und legen jagdlich nutzbare oder nicht nutzbare Arten fest. Immerhin dürfen wir im „Landesbeirat Jagd und Wildtiermanagement“ die Ergebnisse zur Kenntnis nehmen und vielleicht kommentieren. Liebe Jägerinnen und Jäger, Das Wildtierforum steht vor der Türe. Wer sich die Tagesordnung durchgelesen hat, freut sich darauf, oder packt doch manchen das Grausen? Diesjähriges Thema ist das Wildtiermonitoring: Auf jedem Fleckchen Baden-Württembergs sollen in Zukunft Wildtiere überwacht werden; alle Arten des JWMG aus den drei Schalen werden gesucht, gezählt und Bestandsänderungen bewertet. Eigentlich ein toller Ansatz, wenn es um objektive Entscheidungsgrundlagen für Nutzung oder Schonung geht, denn die Emotionen und regionalen Eindrücke werden dadurch eliminiert, oder? Einen ähnlichen Ansatz hat das Wildtierinformationssystem der Länder (WILD) des DJV, mit dem seit vielen Jahren u.a. bundesweit die Feldhasenbestände erfasst werden. Bejagungskritiker stellten Meister Lampe so dar, dass spätestens in zehn Jahren kein Vertreter mehr auf deutschem Boden hoppeln würde, die ständig rückläufigen Jagdstrecken gaben durchaus Grund zur Besorgnis. Doch die Tatsache, dass viele vernünftige Revierpächter auf die Bejagung verzichteten und sich ausschließlich der Hasenhege widmeten, war aus Streckenzahlen nicht abzulesen, sondern nur aus den Bestandszählungen ersichtlich. Aber: Es gibt zwischen den beiden Ansätzen zwei erhebliche Unterschiede: WILD basiert auf freiwilliger Mitarbeit und die Datenhoheit liegt in den Händen der JäDer Jäger in Baden-Württemberg | 3/2016 Doch wir sollten uns die Vorzüge unserer Jägerschaft bewusst machen: Jäger sind flächendeckend in Baden-Württemberg präsent und in ihren Revieren unterwegs. Was liegt da näher, als sich solcher Strukturen zu bedienen? Kein anderer Naturschutzverein hat dieses Netzwerk, geschweige denn mit ausgebildeten und staatlich geprüften Fachleuten. Wir liefern bereits Informationen für WILD (auf freiwilliger Basis), melden Rissfunde für die Luchsforscher (ohne die sie bestimmt nicht so einfach Tiere finden, fangen und besendern könnten) und leisten einen erheblichen finanziellen Beitrag für Schäden, die Wildtiere in unserer Kulturlandschaft verursachen. Das sind für viele Jäger keine großen Aufreger. Doch wenn jetzt jeder Jagdpächter mit einer weiteren großen Aufgabe im Wildtiermonitoring verpflichtet wird, schlägt dem einen oder anderen das Pendel vielleicht doch etwas zu weit aus. Unfallwild entsorgen, Pacht und Berufsgenossenschaft zahlen, unzählige Ansitze zur Schadensabwehr, nicht immer erfreuliche Gespräche mit naturentfremdeten Mitmenschen mit ausgeprägter sozial-emotionaler Ader zu Wildtieren – die Liste der Aufgaben und Belastungen ist schon lang. Ich bin gespannt auf die Ergebnisse des Wildtierforums. Ich bin gespannt auf die Forderungen von staatlicher Seite. Und ich bin gespannt auf die Reaktion der Revierpächter. Vielleicht müssen wir diese bald in die Schutzschale einstufen? Ihr Armin Liese Pressesprecher und Medienreferent
© Copyright 2024 ExpyDoc