AKTUELLE REVIERARBEITEN

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Wald & Jagd
BAUERNBLATT | 24. Dezember 2016 ■
AKTUELLE REVIERARBEITEN
Aufgaben des Jägers im Winter
Marderhunde erobern
Schleswig-Holstein
Symbolische Strecke: Dam-, Sika-, Rehwild, Sau und
­Füchse.
Gesellschaftsjagden auf Hochwild waren nach dem Kriege
eine Besonderheit, und wenn
diese dann stattfanden, war das
Ergebnis im Allgemeinen sehr
übersichtlich. Am Ende des Jagdtages wurden alle erbeuteten
Stücke zur Strecke gelegt.
Nach dem Aufbrechen abtropfendes und abkühlendes Wild.
und beißender Qualm den Feu­
erplatz zur Qual werden lässt, ist
der gute Zweck verfehlt. Holz,
aus dessen Schnittstellen auf dem
Scheiterhaufen noch das Wasser
kocht, ist völlig unbrauchbar, um
Brauchtum
im Wandel
Heutzutage sind die Schalenwild­
strecken oftmals üppiger als die
der Niederwildjagden. Findet
eine Drückjagd über den ganzen
Tag statt, so ist es geboten, nach
zwei Stunden eine Aufbruchpause
einzulegen und über die Mittags­
pause die Wildbergung vorzuneh­
men, bevor die Jagd fortgesetzt
wird. Die am Vormittag erlegten
und versorgten Stücke werden
bei milden Temperaturen alsbald
in die Kühlung verbracht und dür­
fen laut Hygieneverordnung zum
Streckelegen nicht mehr verwen­
det werden, weil der Kühlvorgang
nicht unterbrochen werden darf.
So werden bei den meisten Hoch­
wildjagden nur noch symbolisch
von jeder Wildart einige Stücke,
die zeitnah am Nachmittag ge­
streckt wurden, auf den Strecken­
platz gelegt und verblasen. Dieses
neuartige, symbolische Strecke­
legen ist den Hygienevorschrif­
ten geschuldet und sehr gewöh­
nungsbedürftig.
Mittlerweile werden immer mehr
Reviere nördlich der Wasserlinie
von Sauen besiedelt, und so man­
cher Niederwildjäger bekommt
die Gelegenheit, hierauf Waid­
mannsheil zu haben. Dies führt
dazu, dass bei entsprechenden
Anlässen der eine oder andere
Waidmann zum „saugerechten
Jäger“ geschlagen wird. Er muss
sich über die von ihm gestreckte
Sau legen, bekommt vom Jagdlei­
ter die „Pfunde“, und ihm wird
mit dem mit Schweiß benetzten
Bruch über die Wange gestrichen.
Nasses Holz ist für Lagerfeuer unDie
brauchbar.
Wärme und rauchlose Atmosphä­
re zu schaffen.
Deshalb sei dem Verantwort­
lichen geraten, das Brennholz
sorgfältig auszuwählen und lan­
ge Zeit vor dem Jagdtermin unter
Dach und Fach zu lagern.
Schwarzwild auf dem
Vormarsch
Noch bis in die 1980er Jahre war
der Nord-Ostsee-Kanal die magi­
sche Grenze des Schwarzwildvor­
kommens in Schleswig-Holstein.
Erfüllung des
Abschussplanes
Jagdsaison auf Schalen­
wild mit einem verbindlichen
Abschuss­plan ist mit dem 31. Ja­
nuar zu Ende. So stellt sich die
Frage, inwieweit die Zielvorga­
be erreicht worden ist. Die lan­
desweit hohen Bestände sollten
nicht weiter anwachsen, und des­
halb ist der Anteil der Zuwachs­
träger unbedingt zu kontrollie­
ren. Hegeringe sind unter ande­
rem auch dazu geschaffen, die
Abschusszahlen gemeinsam zu
erreichen und notfalls die Freiga­
be auf andere Reviere zu übertra­
gen, wenn sich das Wild dort ge­
rade massiert hat.
Gute Jagdleitung – gutes,
qualmfreies Feuer
Nach stundenlangem Ansitzen
bei kaltem und feuchtem Wetter
freut sich jeder Jagdteilnehmer
auf die mittägliche Erbsensuppe
am wärmenden Feuer.
Wenn allerdings nicht absolut Jäger wird „saugerecht“.
Abgebrochene Stangen sind kein
trockenes Holz verbrannt wird Fotos: Jürgen Eckardt Abschussgrund.
In den 1930er und 1950er Jahren
wurden die in Ostasien beheima­
teten Marderhunde nach Weiß­
russland verbracht und ausge­
setzt, um die heimische Fauna
mit wertvollen Pelztieren zu be­
reichern.
In den 1970er Jahren war die ex­
plodierende Population schon in
Polen angekommen, wenig spä­
ter in Mecklenburg und Branden­
burg, und 1989 wurde das erste
Vorkommen in Schleswig-Hol­
stein nachgewiesen.
Der Lebensraum in Westeuropa
scheint dieser Tierart besonders
zu gefallen, denn die Vermeh­
rung setzt sich unaufhaltsam fort.
Ein vom Maishäcksler überrollter
Marderhund.
Im Jahre 2013 belief sich die
Jagdstrecke auf 2.000 Exempla­
re, schon im nächsten Jahr lag sie
bei 3.300, und im Jahr 2015 wa­
ren es sage und schreibe 4.369
Marderhunde nur in Schles­
wig-Holstein.
Die Auswirkungen dieser frem­
den Tierart auf die heimische
Tierwelt ist sicherlich nicht un­
bedeutend im negativen Sinne,
denkt man allein nur an die Pa­
rasiten und Krankheiten, die die­
se Räuber mit sich bringen.
Die Jäger sind aufgefordert, die
gesetzlichen Möglichkeiten kon­
sequent auszunutzen, um diese
Entwicklung zu stoppen.
Jürgen Eckardt, freier Autor
Jägerspruch
Der beste Leithund
ist der Schnee,
der bringt den Sauen
Tod und Weh.
Otto von Riesenthal