Industrieversicherungen MARKTspot Rückblick 2014 I Ausblick 2015 Ausblick 2015 Sach-/Ertragsausfall- Versicherung D&O- Versicherung Kraftfahrt- Versicherung Cyber- Versicherung 1 3 5 7 Marktanpassung hält weiter an, jedoch unverändert selektiv. Gestiegener Informationsbedarf der Versicherer. Intensiver Wettbewerb bei bestimmten Risiken. Unverändert günstige Preise und weitgehende Policen. Zahlreiche Anbieter erhalten den weichen Markt. Stabile Marktsituation nach Sanierungsphase. Im Flottenbereich Sanierung bei negativem Schadenverlauf möglich. Haftpflicht- Versicherung Warentransport- Versicherung Kredit- Versicherung 2 4 6 Unverändert kundenfreundlicher Markt. Weitgehende Deckungsinhalte und attraktive Beiträge. Hohe Kapazitäten stehen zur Verfügung. Deutsche Versicherungswirtschaft 2014 Die deutsche Versicherungswirtschaft erzielte nach den vorläufigen Zahlen des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) im Jahr 2014 eine Beitragssteigerung von 2,7% auf 192,3 Mrd. EUR (2013: +3,1%) und spricht von einem "respektablen Geschäftsergebnis". Der Anstieg wurde wie im Vorjahr insbesondere von dem Einmalbeitragsgeschäft der Rentenversicherungen und den Beitragsanpassungen in der Schaden- und Unfallversicherung getragen. In der Schaden- und Unfallversicherung verbuchten in 2014, mit Ausnahme der Transport- und der Kreditversicherung, alle Sparten teils deutliche Beitragszuwächse. Die Einnahmen stiegen um 3,2% auf 62,5 Mrd. EUR, ähnlich wie in den Vorjahren. Gleichzeitig gingen die gesamten Leistungen der Versicherer gegenüber dem Rekordjahr 2013 mit seinen zahlreichen Wetterextremen um 7,6% auf 45,9 Mrd. EUR zurück. Damit kehrten die Aufwendungen ungefähr auf das Niveau von 2012 zurück. Aufgrund dieser Entlastung reduzierte sich die Schaden-Kosten-Quote (Combined Ratio) der Versicherungswirtschaft auf 95%, nachdem sie sich in 2013 noch auf 103,5% und somit dem höchsten Wert seit 2002 belaufen hatte. Allerdings bleibt die verbesserte Combined Ratio bei der Betrachtung einzelner Zweige des Kompositgeschäftes im defizitären Bereich, insbesondere im KFZ-Flotten-Segment mit einer Combined Ratio von 107% und im Bereich der Sachversicherung Industrie/Gewerbe/Landwirtschaft mit einer Combined Ratio von 105%. Hier werden die Versicherer verstärkt danach streben, in die versicherungstechnische Gewinnzone zu gelangen. Stabiles Marktniveau. Ausreichende Kapazitäten. Selektive Sanierungsforderung bei schwierigen Risiken. Stabiler Kreditversicherungsmarkt. Kein negativer Preistrend zu erwarten. Starker Wettbewerb im Neugeschäft. Milliardenschäden durch Cyberangriffe. Wachsendes Bewusstsein, wenig Risikoabsicherung. Interesse an Cyber-Versicherung steigt. Technische Versicherung 8 Keine Verteuerung erkennbar. Weiterhin weiche Marktsituation. Wetterextreme Weltweit weniger Wetterextreme und Erdbeben in 2014: Ein kurzer Blick auf die weltweite Naturgefahrenbilanz vom letzten Jahr zeigt, dass 980 schadenrelevante Naturereignisse zu weltweiten versicherten Schäden in Höhe von 31 Mrd. US-Dollar geführt haben. Das Ausbleiben von sehr schweren Katastrophen und eine ruhige Hurrikansaison im Nordatlantik haben die Schäden aus Naturkatastrophen deutlich niedriger ausfallen lassen. So mussten die Versicherer in 2014 rd. 21% weniger bezahlen als im Vergleich zu 2013. Die Versicherungswirtschaft sieht jedoch keinen Anlass, künftig einen ähnlich gemäßigten Verlauf zu erwarten. In Europa verursachte Sturm Ela im Juni 2014 mit 2,5 Mrd. EUR den größten Naturkatastrophen-Schaden, davon waren 2 Mrd. EUR versichert. Weltweit belegte Ela den dritten Platz der teuersten versicherten Schäden in diesem Bereich. Die versicherte Schadensumme belief sich in Deutschland auf 650 Mio. EUR (400 Mio. EUR für Sachschäden und 250 Mio. EUR für KFZ-Schäden). Sturm Niklas fegte Ende März 2015 über Teile von Europa und hat in Deutschland nach Schätzungen des GDV Schäden von rd. 750 Mio. EUR hinterlassen (Sachwerte und Fahrzeuge). Mit dieser Summe war Niklas einer der schwersten Orkane der vergangenen Jahre. Insgesamt aber bleiben die Schäden deutlich unter denen des verheerenden Sturms Kyrill, der in Deutschland 2007 versicherte Kosten von rd. 2,4 Mrd. EUR verursacht hatte. Zunahme von Sturmschäden: Statistisch erwartet die Versicherungswirtschaft alle zwei bis drei Jahre ein Schadenausmaß, welches Sturm "Ela" und "Niklas" hinterlassen hatten. Nach einer Klimastudie von Versicherern und führenden Klimaforschern kann es solche extremen Stürme künftig sogar deutlich häufiger geben. Demnach könnten Sturmschäden bis zum Jahr 2100 um mehr als 50% zunehmen, sommerliche Unwetter sogar noch darüber hinaus. Besonders schadenträchtige Stürme mit einer Intensität, wie sie bisher alle 50 Jahre vorgekommen sind, könnten zukünftig alle 10 Jahre eintreten. (Quellen: GDV und Munich RE) “ Ständiges Monitoring des Versicherungsmarktes unumgänglich Nach dem Renewal ist vor dem Renewal – oder anders gesagt – ein ständiges Monitoring des Versicherungsmarktes ist unumgänglich und für unsere strategische Überlegung äußerst wichtig. So können wir für unsere Kunden alle Marktmöglichkeiten gezielt ausschöpfen und zum jährlichen Renewal (Vertragsverlängerung) erfolgreiche Vertragsplatzierungen verhandeln.", so Bernd Einmold, Chief Placement Officer, Willis Deutschland. Es ist deshalb eine unserer wesentlichen Aufgaben, den Versicherungsmarkt als solches mit modernen Tools fortlaufend zu beobachten, umfassend zu analysieren und qualifizierte Versicherer-Benchmarks abzuleiten. Die Beleuchtung einzelner Sparten, wie wir dies mit unserer MARKTspot-Ausgabe tun, gehört ebenfalls dazu. So sind wir in der Lage, Trends und Veränderungen früh genug zu erkennen und entsprechende Chancen für unsere Kunden zu ergreifen. Gleichzeitig können wir schnell auf mögliche Einschränkungen im Markt reagieren und den Anforderungen unserer Unternehmenskunden mit Willis-Absicherungskonzepten begegnen. Zum generellen Umfeld des Versicherungsmarktes lässt sich sagen, dass sich dieser weiterhin äußerst robust zeigt trotz des anhaltenden Niedrigzinsniveaus, der Verschärfung von Regulatorien und der internationalen Krisenherde. Es besteht eine unverändert hohe Wettbewerbsintensität. Neue Versicherer und Nischenanbieter treten in den Markt und stellen zusätzliche Kapazitäten zur Verfügung. Dem gegenüber steht jedoch auch ein nicht zu unterschätzender Konzentrationsprozess durch Übernahmen und Zusammenschlüsse im Rückversicherungs- und Erstversicherungsbereich. Dies wird langfristig sicherlich dazu führen, dass Kapazitäten wegfallen. Jedoch bleibt in der Momentaufnahme festzuhalten, dass diese Effekte noch nicht zu spüren sind. Es wird vielmehr ausreichendes Deckungsvolumen, auch in verlustreichen Sparten, im Markt geboten. Auch für neuere Produkte wie die Cyberdeckung trifft dies zu. Neben dem modernen Monitoring des Versicherungsmarktes sehen wir die Analysekompetenz bei der Bewertung von weltweiten Unternehmensrisiken, wie zum Beispiel im Bereich der Naturgefahren, politischen Risiken, Cybergefahren und Zuliefererabhängigkeiten, als unerlässlichen Baustein einer zukunftsorientierten Maklerdienstleistung an. ” ■ Um dem Naturgefahrenrisiko besser vorzubeugen, können Unternehmen mittels einer umfassenden Willis Analyse die Naturgefahren-Exponierung, die Schadenserwartung und die potentiellen Risikominderungsmöglichkeiten ihrer weltweiten Standorte untersuchen lassen. Ergebnisse und Empfehlungen werden in einem Gefahrenreport und in einer Risikomatrix anschaulich zusammengefasst. Diese Analyse ist eine wichtige Grundlage für das unternehmerische Risikomanagement im Umgang mit Naturgefahren. Willis MARKTspot | 2 3 | Willis MARKTspot 1 SACH-/ERTRAGSAUSFALLVERSICHERUNG Marktanpassung hält weiter an, jedoch unverändert selektiv. Gestiegener Informationsbedarf der Versicherer. Intensiver Wettbewerb bei bestimmten Risiken. ■ Rückblick 2014: Der Schadenaufwand für das Segment Industrie/Gewerbe/Landwirtschaft ist von 6,1 Mrd. EUR im Vorjahr auf 5,2 Mrd. EUR gesunken, hauptsächlich aufgrund der rückläufigen Aufwendungen für Naturkatastrophenschäden. Die Beitragseinnahme hat sich um 3% auf fast 6,1 Mrd. EUR erhöht. Dennoch hat sich das Gesamtergebnis inklusive Kosten für dieses Segment weiterhin mit einer Schaden-Kosten-Quote von rd. 105% zwar gegenüber dem Vorjahr (124,4%) verbessert, es ist jedoch für die Versicherer immer noch negativ. Eine Analyse der Einzelschäden im Bereich der Feuergefahren zeigt, dass die Summe der Entschädigungen für die 10 größten Feuerschäden in 2014 auf 552,7 Mio. EUR (+48%) gegenüber dem Vorjahr 373,2 Mio. EUR angestiegen ist. Weiterhin ist eine außergewöhnlich hohe Anzahl von Millionenschäden erkennbar. Für die Risikoträger auffallend ist, dass für diesen Trend keine konkreten Ursachen erkennbar sind und auch für 2015 mit einem weiteren Anstieg gerechnet wird. ■ Marktsituation 2015: Es lässt sich festhalten, dass die Marktlage im ersten Halbjahr 2015 weitestgehend identisch mit der im Vorjahr ist. Die Versicherer streben insgesamt weiterhin eine nachhaltige Portfolioverbesserung in der industriellen und gewerblichen Sachversicherung an – auf Grundlage der in 2014 gezeigten Ergebnisse mit unterschiedlichen Ausprägungen. Es ist davon auszugehen, dass nicht in der Breite mit steigenden Preisen zu rechnen ist, sondern allein aufgrund hoher Wettbewerbsaktivitäten einzelner Versicherer für als positiv eingestufte Risikoklassen milde Marktverhältnisse vorzufinden sind und damit gleichbleibende oder sogar leicht reduzierte Beiträge möglich werden. Von Sanierungswünschen betroffen sein werden vor allem Unternehmen mit schwierigeren Risikoverhältnissen, nicht ausreichenden Schutzkonzepten und/oder negativen Schadenverläufen bis hin zur sog. Großschadenneigung. Bei diesen Risiken können auch Kapazitätseinschränkungen eintreten, die es dann erschweren, klassische Versi- chererkonsortien zu komplettieren. Für diese Kunden werden künftig zunehmend alternative Lösungen zum Zuge kommen, wie z.B. Vereinbarung von Höchstentschädigungen, Aufbau von Layer-/Exzedentendeckungen bis hin zur Ausschöpfung internationaler Marktmöglichkeiten der Erst- und Rückversicherer. Hinzu kommt, dass die Versicherer vermehrt Kapazitätenmanagement bei diesen Risiken betreiben und hier niedrigere Zeichnungsquoten zur Verfügung stellen möchten. Wie schon in den Vorjahren gehen die Versicherer in ihrer Zeichnungspolitik immer selektiver vor und konzentrieren sich zunehmend auf deren wünschenswerte Risiken. Die Tendenz, dass sich Versicherer ihre Kunden gezielt aussuchen und bei Nichterreichung bestimmter Konditionen oder Risikoverbesserungsmaßnahmen notfalls den Verlust von langjährigen Kunden in Kauf nehmen, ist deutlich gestiegen. Des Weiteren ziehen die Versicherer zunehmend die neuen Kalkulationsgrundlagen des GDV für einen neuen Tarif heran, was mittelfristig zu Anpassungen in der Risikobewertung und Preisfindung führen wird. Generell kann festgehalten werden, dass die Risikoträger übergreifend einen gesteigerten Wert auf ein ange- messenes Schadenverhütungsmanagement legen. Risikotechnische Auflagen bzw. die Umsetzung von Brandschutzkonzepten werden oftmals sogar eng verknüpft mit der Versicherbarkeit von problematischen Einzelrisiken. Folglich sind auch die Anforderungen an umfangreiche und aktuelle Risikoinformationen sehr hoch. Versicherer verlangen wesentlich mehr Detailkenntnis als noch vor einigen Jahren und widmen der Analyse von Risiken deutlich mehr Aufmerksamkeit. Aktuelle Risikodaten und Informationen über umgesetzte oder geplante Schadenverhütungsmaßnahmen sind wichtiger denn je, um die Marktmöglichkeiten auszuschöpfen. Trotz der im vergangenen Jahr zurückgegangenen Schadenaufwendungen im Bereich der Naturgefahren gilt Deutschland als ausgesprochen schadenexponierte Region für Sturm, Hagel, Überschwemmung/Starkregen. Da gerade diese Schadenursachen nach Prognosen von Klimaexperten eher zunehmen, wie schon Orkan Niklas Ende März dieses Jahres und auch die Tornados in Norddeutschland und Bayern eindrucksvoll belegen, kann es bei diesen Naturgefahren mittelfristig neben einer Verteuerung auch zur Verknappung von Limiten und/oder erhöhten Selbstbehalten kommen. 2 HAFTPFLICHT-VERSICHERUNG Unverändert kundenfreundlicher Markt. Weitgehende Deckungsinhalte und attraktive Beiträge. Hohe Kapazitäten stehen zur Verfügung. Die vorläufigen GDV-Zahlen 2014 in der allgemeinen Haftpflichtversicherung bescheren den Versicherern eine erneut positive Beitragsentwicklung und ein zufriedenstellendes Ergebnis. Die Einnahmen sind im Vergleich zu 2013 um 3% auf 7,4 Mrd. EUR gestiegen bei einem Schadenaufwand von 4,9 Mrd. EUR (+2%). Das Beitragsplus ergibt sich insbesondere durch die Beitragsbemessung der Haftpflichtverträge anhand der gesteigerten Lohn- und Umsatzsummen. Die Schaden-Kosten-Quote ist mit 95% nahezu unverändert geblieben. Insgesamt blicken gewerbliche und industrielle Unternehmen im Haftpflichtbereich auf eine unverändert kundenfreundliche und wettbewerbsgeprägte Marktsituation. Willis MARKTspot | 4 Auch für das laufende Versicherungsjahr lassen sich keine Anhaltspunkte finden, dass dieser positive Trend beendet werden könnte. Der Haftpflichtversicherungsmarkt zeichnet sich generell durch eine große Bereitschaft aus, verbesserte Bedingungsgrundlagen zu akzeptieren, verbunden mit weiterhin attraktiven Beitragssätzen. Bei Verträgen mit positivem Schadenverlauf sind – je nach Komplexität des Programms – sogar unverändert Reduzierungen möglich. Es werden im Vergleich zu den Vorjahren durch die Marktteilnehmer weiterhin höhere Kapazitäten zur Verfügung gestellt, was die Wettbewerbssituation zugunsten der Kunden zusätzlich anheizt. ■ Compliancegerechte internationale Programme Der von uns favorisierte Beratungsansatz, compliancegerechte internationale Haftpflichtversicherungs-Programme zu installieren, wird von Unternehmen zwischenzeitlich immer mehr nachgefragt, dies insbesondere vor dem Hintergrund strengerer Compliancevorschriften und engerer unternehmensinterner Regulatorien. Nachdem in diesem Zusammenhang auch die Haftung aus Umwelt-/RückrufRisiken eine große Rolle spielt, werden auch für diese Risikobereiche immer mehr zentral gesteuerte internationale Lösungen angeboten. ■ Erweiterung im Produkthaftpflichtbereich Der Trend des Haftpflichtversicherungsmarktes, die bisher nur enumerativ versicherbaren einzelnen Vermögensschaden-Tatbestände auf eine offene VermögensschadenDeckung zu erweitern, setzt sich fort. Hier wird z.B. zusätzlicher Versicherungsschutz auch im Falle eines Produktionsausfalles des Abnehmers (entgehende Gewinne und Unverändert günstige Preise und weitgehende Policen. Zahlreiche Anbieter erhalten den weichen Markt. Die Entwicklung der letzten Jahre im D&O-Versicherungsmarkt, sehr weitgehende Deckungskonzepte bei günstigen Beiträgen, setzt sich unverändert fort. Mit einer Änderung dieses Trends ist derzeit nicht zu rechnen. In den letzten Jahren sind bedeutsame Risikoträger am deutschen Versicherungsmarkt hinzugekommen. Es stehen darüber hinaus überdurchschnittlich viele Kapazitäten zur Verfügung. Selbst in schwierigen Risikosegmenten, wie dem Finanzbereich, ist ein Trend der positiven Aufweichung erkennbar. Die Anzahl der Schadenmeldungen ist nach wie vor leicht steigend und insgesamt zeigt sich deutlich eine verstärkte Schadenfrequenz, sowohl national als auch international. Die tatsächlichen Schadenzahlungen bleiben jedoch unverändert gering. Schadentreiber sind insbesondere Insolvenzverfahren und eine schnellere Inanspruchnahme der Organe bei behaupteten Pflichtverletzungen. Für die Risikoträger bleibt die D&O-Sparte im Ergebnis aber unverändert ein attraktives Geschäft. Deshalb wird für 2015 weiterhin ein weicher Versicherungsmarkt erwartet, der von der Aktivität zahlreicher Anbieter vorangetrieben wird. Das Haftungsrecht für Unternehmensorgane gehört in Deutschland zu den international schärfsten Bestimmungen. Auch gibt es in der unternehmensinternen Entscheidung durch den Aufsichtsrat, ob ein Organ in Anspruch genommen werden muss, in den meisten Fällen keinen Interpretationsspielraum. 5 | Willis MARKTspot fortlaufende Kosten) geboten. Insofern ist es ein wenig überraschend, dass der GDV im vergangenen Herbst im Haftpflichtbereich ein neues Bedingungswerk entwickelt hat, das gerade in diesem Segment einschränkende Bestimmungen herbeiführt. Deshalb wird Willis diese – für Kunden wenig positive Bedingungsänderung – auch nicht umsetzen, sondern unverändert auf Basis der marktbekannten "Willis Spezial Haftpflichtversicherung (SHV)" weitgehenden Deckungsschutz vereinbaren. ■ Warranty & Indemnity-Versicherung Im vergangenen Jahr haben wir über die erste deutschsprachige Warranty & Indemnity-Versicherung berichtet, die von unserem Haus eingeführt wurde und den Versicherungsmarkt für Unternehmenskunden positiv verändert hat. Transaktionsbegleitende Versicherungen sind bei der Veräußerung von Unternehmen oder Unternehmensteilen ein marktgängiges Produkt geworden, das sowohl Käufer als auch Verkäufer zur Verbesserung ihrer Haftungs- und/oder Verhandlungsposition verstärkt nutzen. Die Anzahl der Marktteilnehmer in diesem Bereich ist zwischenzeitlich auf mehr als 10 Anbieter gestiegen. Weitere Versicherer haben ihren Eintritt in den deutschen Versicherungsmarkt bereits angekündigt, sodass eine nachhaltige Wettbewerbssituation erreicht werden kann. 3 D&O-VERSICHERUNG Versicherte Unternehmen und auch deren Organe legen neben Preis und Deckungshöhe zunehmend besonderes Augenmerk auf Vertragsinhalte, sowohl bezüglich des versicherten Umfanges und Personenkreises als auch bezüglich einer hohen Vertragssicherheit. Jedoch muss aufgrund der Marktmöglichkeiten auch immer mehr darauf geachtet werden, dass die wichtigen Kerndeckungselemente nicht durch sublimitierte zweitrangige Zusatzdeckungen verwässert werden. Gleichfalls sollten höhere Deckungssummen zur Absicherung der gestiegenen Haftungsrisiken und der erhöhten Anspruchsmentalität geprüft werden, wobei durchaus auch eine Separierung der Deckungssummen zwischen der Unternehmensführung und deren Aufsichtsorganen diskutiert werden sollte. ■ Internationale Versicherungsprogramme Analog der Haftpflichtversicherungssparte wird die Thematik weltweiter Versicherungsprogramme für die Absicherung der D&O-Risiken immer wichtiger. Im Fokus steht verstärkt die Frage, ob gegen lokale Gesetzgebungen verstoßen werden würde, wenn keine lokale Police installiert ist und welche Konsequenzen damit verbunden sind. Die Absicherungsnotwendigkeit und die Änderung der lokalen Gesetzgebung zur Organhaftung muss je Land, in dem das Unternehmen Tochterfirmen unterhält, regelmäßig geprüft werden. Insbesondere in Ländern außerhalb der EU sind die gesetzlichen Bedingungen sehr unterschiedlich. ■ Deckungskonzept für ausscheidende Manager Neben der Absicherung von Organen während ihrer aktiven Tätigkeit rückt seit einiger Zeit auch das Problemfeld der persönlichen Haftung nach dem Ausscheiden aus dem Unternehmen in den Fokus. Zwar sehen üblicherweise alle D&O-Policen Versicherungsschutz auch nach Verlassen des Unternehmens vor und das sogar regelmäßig zeitlich unbegrenzt. Dies kann aber im Einzelfall dann nichts nützen, wenn das Unternehmen entschieden hat, den D&OVersicherungsschutz für die Zukunft zu kürzen oder wenn in einem konkreten Schadenfall das Policenlimit durch andere Versicherungsfälle bereits aufgebraucht wurde. Um diesem notwendigen Deckungsbedarf der ausgeschiedenen Organe zu entsprechen, hat Willis mit dem Produkt WITECTUM genau für diese Fälle eine Absicherungsmöglichkeit geschaffen und somit die drohenden Deckungslücken geschlossen. WITECTUM bietet insofern Versicherungsschutz für den Fall, dass gegen eine versicherte Person nach Beendigung ihrer versicherten Tätigkeit erstmalig ein Anspruch geltend gemacht wird und die Unternehmenspolice aus den vorgenannten Gründen nicht leistet. Es handelt sich um einen eigenständigen separaten Vertrag, der mit einer Laufzeit von bis zu 15 Jahren abgeschlossen werden kann. 4 WARENTRANSPORT-VERSICHERUNG Nach den vorläufigen GDV-Zahlen aus 2014 reduzierte sich das Beitragsvolumen in der gesamten Versicherungssparte Transport- und Luftfahrt um 1% auf 1,7 Mrd. EUR im Vergleich zu 2013. Gleichzeitig hat sich der Schadenaufwand in 2014 um 15% auf 1,1 Mrd. EUR gegenüber dem Vorjahr verringert. Hintergrund dabei ist, dass sich im letzten Jahr keine heftigen Großschäden wie das Schiffsunglück "MOL Comfort" ereignet haben und Schadenzahlungen durch schwere Naturkatastrophen nicht so hoch ausfielen wie im Jahr zuvor. Die hieraus resultierende Schaden-Kosten-Quote hat sich damit zwar mit 95% (2013: 105%) verbessert, liegt aber immer noch unter den Erwartungen der Versicherer in dieser Sparte. Weiterhin ist von einer stabilen Marktsituation auszugehen. Für Risiken mit positivem Schadenverlauf bieten nahezu alle Versicherer unverändert Stabiles Marktniveau. Ausreichende Kapazitäten. Selektive Sanierungsforderung bei schwierigen Risiken. attraktive Beiträge und Konditionen an. Allerdings zeichnet sich ab, dass der weiche Markt seinen Tiefstand erreicht hat. Bei negativ verlaufenden Verträgen mit hohen Schadenquoten oder bei als schwierig eingestuften Risiken bestehen die Versicherer immer mehr auf deutliche Beitragssteigerungen. Solche Maßnahmen werden aber noch nicht durchgängig von allen Risikoträgern gefordert, sodass in Einzelfällen noch Alternativen aufgezeigt werden können. Hier kommt es dann auf die individuelle Risikosituation des Unternehmens an. Bei exponierten Risiken legen einige Versicherer auch immer mehr Wert auf die Schadenverhütung – insbesondere im Bereich der Ladesicherheit, Verpackungsart und Diebstahlanfälligkeit. Nach unserer Einschätzung wird weiterhin von einer hohen Anzahl von Marktteilnehmern ausreichend Zeichnungskapazität zur Verfügung gestellt. Im Kreis der Anbieter hat sich in letzter Zeit keine nennenswerte Änderung ergeben. Das Interesse der Versicherer an der Zeichnung von Sonderrisiken ist deutlich gestiegen, unter anderem auch deshalb, weil der Umsatzdruck im TransportVersicherungsmarkt immens hoch ist. Naturkatastrophen-Exponierung, Wertekonzentration und Kumulrisiken im Fokus der Risikoprüfung Die Themen "Naturkatastrophen" und "Stetig zunehmende Wertekonzentration in Lagerstandorten" beschäftigen die Risikoträger weiter. Durch die Vielzahl und Schwere von Ereignissen in den letzten Jahren ist das erhebliche Kumulrisiko der versicherten Einzelrisiken immer mehr in den Fokus gerückt. Dies zieht verstärkt eine detailliertere Risikoprüfung nach sich. Die Versicherer sind bestrebt, eine sehr genaue Kenntnis der eigenen Exponierung an bestimmten Orten oder in bestimmten Regionen zu erhalten. Sie möchten dabei unterschiedlichste Risikofaktoren prüfen, um ihre Zeichnungskapazität angemessen bestimmen zu können. ■ Containerschiffe – Risikomanagement und moderner Brandschutz werden immer wichtiger Anfang Mai dieses Jahres brannte die "Hanjin Green Earth" vor dem ägyptischen Port Said mehr als eine Woche lang. Die vollständige Löschung erfolgte nur dank Hilfe von außerhalb des Schiffes und selbst das hat Tage gedauert. An Bord von Containerschiffen dieser Größenordnung gibt es meist nicht ausreichende Möglichkeiten, einmal in Brand geratene Ladung zu löschen. Das Feuer wirft ein Schlaglicht auf den zumeist unzureichenden Brandschutz von Container-Riesen, der mit zunehmender Größe der Schiffe schon lange nicht mehr mithält. Die Entwicklung der ContainerSchifffahrt bezüglich des Umgangs mit Sicherheitsvorkehrungen und Schadenverhütung sowie mit steigender Risikokonzentration ist zu einem erheblichen Gefahrenpotential für die weltweiten Transportversicherer geworden. Der Wert eines ganzen Schiffes inklusive Ladung kann bis zu 700 Mio. EUR betragen. Falsch deklarierte Ladung, insbesondere wenn es sich dabei um Chemikalien handelt, ist immer wieder die Ursache für Feuer an Bord. Internationale Transportversicherer messen deshalb der Sicherheit von Containerschiffen und damit dem Schutz der geladenen Millionen-Werte eine sehr hohe Bedeutung bei. Dies zeigt sich auch darin, dass dieses Thema eines der zentralen Punkte auf der Konferenz des internationalen Transportversicherungsverbandes im September dieses Jahres in Berlin sein wird. Willis MARKTspot | 6 5 KRAFTFAHRT-VERSICHERUNG Die gesteigerten Einnahmen im Geschäftsjahr 2014 (+4,6% auf 24,3 Mrd. EUR), die hauptsächlich aus Beitragsanpassungen und Bestandswachstum resultieren, reichten den Versicherern aus, um erstmals seit 2007 in die angestrebte versicherungstechnische Gewinnzone zu gelangen. Dies liegt in einem wesentlichen Punkt an den gesunkenen Schadenkosten durch ausgebliebene Naturkatastrophen wie Hagel, Sturm oder Überschwemmungen. Insbesondere durch das Ausbleiben dieser Wetterextreme und durch den milden Winter ist der Schadenaufwand 2014 gegenüber dem Vorjahr um 5,1% auf 20,6 Mrd. EUR gesunken. Allein in der Teilkaskoversicherung – in der die vorgenannten Naturgefahren abgedeckt sind – zahlten die Versicherer 28% weniger für Schadenfälle an Kunden als im Jahr zuvor. Die Schaden-Kosten-Quote hat sich gem. GDV mit 97% (2013: 104,4%) für die Versicherer positiv entwickelt. Dies führte in 2014 zu einem versicherungstechnischen Gewinn von etwa 730 Mio. EUR (nach einem Verlust 2013 von rd. 900 Mio. EUR). Der Flottenbereich verläuft für die Versicherer allerdings weiterhin negativ: Die Beiträge stiegen zwar mit 5% etwas über den Durchschnitt, der Schadenaufwand in diesem Segment reduzierte sich aber nur um 4%. Mit einer Schaden-Kosten-Quote von 107% (Vorjahr: 114,5%) bleiben die Versicherer damit im Flottengeschäft in der Verlustzone. Stabile Marktsituation nach mehrjährigen Preissteigerungen. Im Flottenbereich Sanierung bei negativem Schadenverlauf weiterhin möglich. Bedingt durch die angespannte Situation in den Vorjahren hat sich der harte Markt insbesondere in der Flottenversicherung zum letzten Renewal bestätigt. Die Deckungen und Verlängerungen der Verträge waren durch marktweite moderate Beitragsanpassungen und teilweise heftige Sanierungen bei schadenträchtigen Flotten geprägt. Für Vertragsverlängerungen ist momentan von einer stabilen Marktsituation auf dem derzeitigen Beitragsniveau auszugehen. Die gewerblichen und industriellen KFZ-Versicherer werden allerdings aufgrund der nach wie vor unzureichenden Ergebnisse im Flottenbereich alles tun, um die selbstgesteckten Ziele in Form von rentablen Schaden-Kosten-Quoten zu erreichen und die Situation weiterhin nachhaltig zu verbessern. Die Anwendung von in den Bedingungen geregelten Beitragsanpassungsmöglichkeiten ist nicht auszuschließen. Verträge mit guten Schadenquoten dürften in der Regel nicht mehr auf der Sanierungsliste der Versicherer stehen. Sollte dies dennoch der Fall sein, können wieder Alternativen aufgezeigt werden. Durch die Verlustsituation der letzten Jahre – trotz steigender Beiträge – reagieren die Risikoträger im Flottensegment mit einer verhaltenen Zeichnungspolitik oder steigen vereinzelt nach der mehrjährigen Durststrecke sogar aus diesem Segment aus. Andererseits führt die Aussicht auf Erreichen der Gewinnzone bei Nischenversicherern und ausländischen Anbietern zumindest zu Überlegungen eines Markteinstiegs. Auch die Automobilhersteller mit ihren markengebundenen Dienstleistern kümmern sich verstärkt um die Themen rund um die KFZ-Versicherung. Schadenprävention, aktives Schadenmanagement und Selbstbehaltsmodelle immer wichtiger Vor dem Hintergrund des gestiegenen Beitragsniveaus wird es für Unternehmenskunden und deren Fuhrparkverantwortliche immer wichtiger, strukturierte Schadenprävention bei negativ verlaufenden Flotten zu betreiben und Kostenoptimierungen zu erzielen. Eine deutliche Reduzierung von Kosten kann sowohl durch Umstellung auf alternative Absicherungen (z.B. Einführung von hohen Jahresaggregaten "Stopp loss") erreicht werden als auch durch aktive (ausgelagerte) Schadensteuerung. Dabei spielen optimierte Prozesse und gezieltes Reparatur management eine große Rolle. ■ Selbstfahrende Autos - Herausforderung für die KFZ-Versicherung Sind selbstfahrende Autos auf deutschen Straßen nur eine Utopie? Erste Teststrecken in Bayern sollen in diesem Jahr eingerichtet werden. Schon die aktuell im Markt erhältlichen Fahrerassistenzsysteme lassen erahnen, dass die Technik in einigen Jahren ein automatisiertes Fahren ermöglicht. Bereits heute kann das Fahrzeug automatisch eingeparkt, auf Abstand oder in der Spur gehalten werden. Mit der technischen Entwicklung wird sich auch das Modell der KFZ-Versicherungen massiv verändern. Bisher steht bei der Pflichtversicherung für alle Fahrzeughalter das Handeln des Fahrers, also der "Gebrauch", im Vordergrund. Künftig werden Schäden durch technisches Versagen der automatischen Systeme im Fokus stehen. Experten gehen von einer Verschiebung der Haftung hin zum Autohersteller aus. Nach einer Empfehlung des einflussreichen Verkehrsgerichtstages aus Januar 2015 wird der Gesetzgeber zur Klarstellung der Haftungssituation aufgefordert. Auch die Automobilindustrie bemängelt unzureichende rechtliche Rahmenbedingungen, die dazu führen, dass Pilotversuche derzeit noch im Ausland stattfinden müssen. Der GDV plädiert für eine Beibehaltung des bisherigen KFZ-Haftpflichtmodells mit einem Direktanspruch des Geschädigten. Der KFZ-Versicherer soll dann eine Regressmöglichkeit gegen den KFZ-Hersteller bei technischen Ursachen haben. Damit würde vermieden, dass ein Streit über die Schadenursache auf dem Rücken des Unfallopfers ausgetragen wird. 7 | Willis MARKTspot 6 KREDIT-VERSICHERUNG Stabiler Kreditversicherungsmarkt. Kein negativer Preistrend zu erwarten. Starker Wettbewerb im Neugeschäft. Die Kreditversicherungssparte (Warenkredit-, Kautions- und Vertrauensschaden-Versicherung) verzeichnete laut GDV in 2014 bei den Schadenzahlungen einen signifikanten Rückgang von 30% auf 0,6 Mrd. EUR und bei den Beitragseinnahmen eine geringfügige Reduzierung von 1% auf 1,6 Mrd. EUR. Die Schaden-KostenQuote hat sich dabei auf 62% reduziert (2013: 78%). Der äußerst positive Schadenverlauf hat in Deutschland zu einem starken Wettbewerb im Neugeschäft und zu historisch niedrigen Beiträgen geführt. Gleichzeitig haben die Versicherer ihre Deckungen in der Warenkreditversicherung nochmals erhöht. Zum Ende des dritten Quartals 2014 ergaben sich gezeichnete Versicherungssummen in Höhe von 387 Mrd. EUR und damit 5,4% mehr als zum selben Zeitpunkt des Vorjahres. Der GDV spricht hier von einem Rekordhoch. Hauptgrund ist der mit knapp 25.000 Unternehmensinsolvenzen in 2014 niedrigste Stand seit 15 Jahren. Geopolitische Risiken wie der Ukraine-Konflikt oder das Russland-Embargo haben bislang kaum einen Niederschlag in der Insolvenzentwicklung einzelner Branchen gefunden. Die Summe der Insolvenzschäden war mit 26,1 Mrd. EUR im Vergleich der letzten zehn Jahre relativ niedrig, was u.a. auf eine geringere Zahl an Großinsolvenzen zurückzuführen ist. Für 2015 erwarten die Kreditversicherer allerdings entgegen den stabilen deutschen Marktbedingungen erstmals wieder seit fünf Jahren einen Anstieg der Unternehmensinsolvenzen. Vor allem die schwache wirtschaftliche Entwicklung in den HauptExportländern des Euroraumes sowie eine sich verlangsamende Konjunktur in China und die Rezession in Russland und Brasilien veranlassen die Kreditversicherer zu dieser Einschätzung. Mit einem negativen Effekt auf die Versicherungsbeiträge ist jedoch in 2015 noch nicht zu rechnen. Auch im internationalen Vergleich hat sich die Schere zwischen übernommenen Deckungen und Beitragseinnahmen immer weiter auseinanderbewegt. Allein die drei führenden Kreditversicherer haben das Volumen der weltweit übernommenen Deckungen seit 2010 um 30% erhöht, während die Einnahmen im selben Zeitraum lediglich um knapp 7% zugenommen haben, und das bei inzwischen erheblich gestiegenen ökonomischen und politischen Risiken. Einige Versicherer haben auf diese Entwicklungen nunmehr reagiert und für bestimmte Länder wie Russland, Brasilien oder Argentinien ihre Deckungen bereits entzogen oder zumindest zurückgefahren. Auf dem Markt sind derzeit jedoch noch alternative Kapazitäten vorhanden. In der Kautionsversicherung war das Jahr 2014 durch einige Marktausund -eintritte geprägt. Insgesamt konnten die Kautionsversicherer abermals das Volumen der übernommenen Bürgschaften und Garantien um 3,8% auf rd. 40 Mrd. EUR steigern. In 2015 wird dieser Trend sicherlich anhalten, da sich Banken aufgrund der Erfordernisse der Basel III Kriterien auf margenstarkes Geschäft konzentrieren werden und sich teilweise von Bürgschaftsengagements trennen müssen. Insbesondere solide finanzierte Unternehmen können somit für 2015 mit einem konstant hohen Angebot bei gleichzeitig moderat sinkenden Absicherungskosten rechnen. ■ Politische Risiken auf dem Vormarsch ■ Insolvenzanfechtungen nehmen zu Politische und soziale Unruhen werden von Unternehmenslenkern zunehmend als deutlich größere Bedrohung wahrgenommen. Allen voran der anhaltende Konflikt zwischen Russland und der Ukraine aber auch die Ereignisse in Hongkong oder Thailand haben zahlreiche Branchen zu spüren bekommen. Insbesondere die Schifffahrt, die Luftfahrt, der Transportsektor sowie die Öl- und Gasindustrie waren und sind betroffen. Auch die andauernden kriegerischen Auseinandersetzungen, Aufstände, Revolutionen und sozialen Unruhen im Nahen Osten und Nordafrika stellen ein erhebliches Risiko für ausländische Unternehmen, die in diesen Regionen tätig sind, dar. Ein weiteres Risiko ist der niedrige Ölpreis, welcher Haushalte von Ländern, die stark von Ölexporten abhängen, erheblich unter Druck setzt. Ein für viele Unternehmen überraschender Trend ist die stark zunehmende Anzahl von Insolvenzanfechtungen. Begünstigt durch die Rechtsprechung deutscher Gerichte nutzen Insolvenzverwalter vermehrt die Möglichkeit, bereits abgeschlossene Zahlungsvorgänge bei unterstellter vorsätzlicher Benachteiligung anderer Gläubiger bis zu zehn Jahre rückwirkend anzufechten. Die hierbei oftmals geforderten hohen Summen können viele Unternehmen unvermittelt in finanzielle Bedrängnis bringen, wie man am Beispiel eines in 2011 insolvent gegangenen Billigstromanbieters beobachten konnte. Der Kreditversicherungsmarkt hat sich auf diese neue Herausforderung eingestellt und bietet inzwischen entsprechende Deckungskonzepte, die jedoch hochpreisig kalkuliert sind. Egal ob Krieg, Terrorismus oder Proteste - politische und soziale Risiken sind meistens kaum oder nur schwer vorhersehbar und können erhebliche Vermögensschäden verursachen. Einige Unternehmen, die in Entwicklungs- und Schwellenländern tätig werden, haben oftmals nur rudimentäre Kenntnisse ihres neuen Geschäftsumfelds. Daher ist es wichtig, rechtzeitig Absicherungsstrategien zur Forderungssicherung aus Liefergeschäften wie auch für geplante Investments in diese Länder zu entwickeln. Willis MARKTspot | 8 Milliardenschäden durch Cyberangriffe. Wachsendes Bewusstsein, aber wenig Risikoabsicherung. Interesse an Cyber-Versicherung steigt mit zunehmender Gefahrenlage. 7 CYBER-VERSICHERUNG Cyberkriminalität wird für die Wirtschaft mehr und mehr zur ernsten Bedrohung – die digitale Gefahr nimmt stetig zu. Computerkriminelle richten bei mehr Unternehmen immer höhere Schäden an. Nach einer aktuellen Cyberstudie „Computerkriminalität in der deutschen Wirtschaft 2015“ der Beratungsfirma KPMG wurden in den vergangenen zwei Jahren 40% der deutschen Firmen Opfer von Computerkriminalität (rd. 50% Zuwachs im Vergleich zu den Vorjahren!). Die Schadensumme in dem Zeitraum schätzen Experten auf 54 Mrd. EUR. Die letzten beiden Jahre waren auch geprägt von spektakulären Datendiebstählen und Cyberangriffen, die durch die Presse gingen. Selbst staatliche interne Datennetze bieten keinen ausreichenden Schutz, wie der jüngste Spähangriff auf den Deutschen Bundestag verdeutlicht hat. Die Mehrheit der befragten Firmen schätzt das generelle Risiko eines deutschen Unternehmens, Opfer von Cyberverbrechen zu werden, als hoch ein und rechnet damit, dass diese Gefahr weiter steigen wird. Für Mittelständler kann eine Computerattacke möglicherweise existenzgefährdend sein. Unternehmen empfinden zunehmend weniger Schwierigkeiten bei der Detektion von kriminellen Cybervorfällen. Dafür gestalten sich die Vermeidung und anschließende Verfolgung von Angriffen problematisch. Obwohl Unternehmen mit wachsendem Bewusstsein verstärkt in die Bekämpfung von Computerkriminalität investieren und entsprechende Maßnahmen ergreifen, ist das Risiko immer noch schwer beherrschbar. Cyberverbrechen werden immer komplexer und somit ist es immer schwieriger, die Täter zurückzuverfolgen. Diese Entwicklung steht in direktem Zusammenhang mit einer höheren Professionalisierung der Täter. Immer häufiger agieren diese international, was die Verfolgung noch komplizierter macht. Unternehmen müssen sich gegen eine Vielzahl verschiedener Angriffe wappnen, da es nicht die eine typische kriminelle Keine Verteuerung erkennbar. Weiterhin weiche Marktsituation. Die Durchführung einer umfassenden und individuellen Risikoanalyse - vor einer möglichen Absicherung im Versicherungsmarkt - wird immer wichtiger, um das unternehmensspezifische Gefahrenpotential im Detail zu kennen und mit entsprechenden Maßnahmen bestmöglich entgegenzuwirken. Dies auch vor dem Hintergrund des geplanten IT-Sicherheitsgesetzes, mit welchem zukünftig von Betreibern kritischer Infrastrukturen deutlich mehr Aktivität in der IT-Sicherheit gefordert wird. Eine moderne Cyber-Versicherung bietet finanzielle Absicherung für die Folgen von Cyberangriffen (insbesondere Betriebsunterbrechungsschäden und Kosten forensischer Dienste). Diese Absicherung komplettiert so das ITRisikomanagement von Unternehmen. Zwischenzeitlich gehört sie zum Standardrepertoire vieler deutscher und globaler Versicherer. Im Gegensatz zu internationalen Tendenzen fließt diese Deckungsform in Deutschland immer noch nicht in die übliche Absicherungsstrategie der gewerblichen und industriellen Unternehmen ein. Das Interesse an dieser Versicherung hat allerdings mit steigender Gefahrenlage und erhöhtem Risikobewusstsein des Managements deutlich zugenommen. Auch die Verschärfung der Datenschutzbestimmungen wird ein Grund sein, dass diese Deckungsform inklusive der gebotenen Serviceleistungen in Zukunft mehr und mehr Beachtung finden wird. Die von Willis schon vor einiger Zeit entwickelte Cyberpolice bietet umfangreichen Deckungsschutz in Verbindung mit einer entsprechenden fundierten Risikoanalyse; hier werden sämtliche Möglichkeiten des Versicherungsmarktes zu Gunsten der Willis Kunden ausgeschöpft. 8 Die Technischen Versicherungen (TV) sind laut GDV von einem Beitragswachstum von 1,5% in 2014 geprägt, was einer Einnahme von 2,0 Mrd. EUR entspricht. Gleichzeitig ist der Schadenaufwand um 2% auf 1,3 Mrd. EUR gegenüber 2013 gesunken, sodass sich eine Schaden-Kosten-Quote für alle Sparten der Technischen Versicherungen von 91% in 2014 ergibt (2013: 93,6%). Es kann auch in 2014 wieder von einem guten Geschäftsergebnis gesprochen werden. 9 | Willis MARKTspot Cyberhandlung gibt. Folglich müssen sie einerseits im Blick behalten, welche Delikte sie häufig und kostenintensiv betreffen könnten und sich dementsprechend vorbereiten, andererseits dürfen sie aber die Gesamtheit aller Delikte nicht außer Acht lassen. TECHNISCHE VERSICHERUNG Mit einer Marktverhärtung und Verteuerung ist deshalb auch in 2015 nicht zu rechnen, sodass die weiche Marktsituation weiter anhalten wird. Auch bezüglich der zur Verfügung stehenden Zeichnungskapazitäten sind keine negativen Impulse absehbar. Diese Entwicklung wird noch dadurch unterstützt, dass mittlerweile auch kleinere ausländische Versicherer am Markt etabliert sind. Zur Absicherung stark exponierter und komplexer Großrisiken, wie z.B. Großkraftwerksneubauten, Erdöl- und Gasförderung, stehen weiterhin nur wenige Risikoträger zur Verfügung. Aufgrund der Schadenerfahrung der letzten Jahre fordern Versicherer bei Objekten mit hohem Naturgefahren-Risikopotential oftmals Höchstentschädigungen. ■ Energiekosten stromintensiver Unternehmen: Schwachstellen im Versicherungsschutz Nach der aktuellen Gesetzgebung (EEG, KWK-G, TEHG, StromNEV) erhalten stromintensive Industrieunternehmen unter bestimmten Voraussetzungen Vergünstigungen bei Bestandteilen ihrer Energiekosten, wie den Netznutzungsentgelten und der EEG-Umlage. Was aber passiert, wenn z.B. eine Betriebsunterbrechung nach einem Brand dazu führt, dass der Verbrauchsschwellenwert für die Befreiung vom Netznutzungsentgelt unterschritten wird? Die unangenehme Überraschung droht im Folgejahr in Form einer gewinnverzehrenden erheblichen Nachbelastung des Netznutzungsentgelts des Vorjahres. Gleiches gilt, wenn hierdurch die Antragsvoraussetzungen für die künftige Befreiung von der EEG-Umlage gemäß § 40 ff EEG nicht erfüllt werden. Besonders kritisch hierbei ist, dass die Ertragsausfallversicherung diese Kostensteigerung bzw. Gewinnminderung oftmals nicht hinreichend entschädigt. Es ist deshalb sinnvoll und wichtig, den Versicherungsschutz im Hinblick auf dieses Risiko adäquat zu gestalten. Erfahrungsgemäß reicht eine klassische Ertragsausfallversicherung für die vollumfängliche Entschädigung in diesem Punkt nicht aus. Schwachstellen Ein Stolperstein herkömmlicher Ertragsausfall-Versicherungen ist, dass diese Versicherungsschutz immer nur für Schäden ab Eintritt des Schadens (Schadentag) bieten. Da die Befreiung vom Nutzungsentgelt jedoch rückwirkend für ein ganzes Jahr entfällt, verbleiben nicht versicherte Kosten, die vor dem Schadentag und somit vor Beginn der Haftzeit liegen. Neben dem geschilderten rückwirkenden Wegfall der Befreiung von Netznutzungsentgelten in dem vom Schaden betroffenen Jahr kann es im Hinblick auf die Befreiung von der EEG-Umlage für das Folgejahr auch dazu kommen, dass die Antragsvoraussetzungen bei Unternehmen bzw. Unternehmensteilen, die im letzten abgeschlossenen Geschäftsjahr erfüllt sein müssen, nicht erfüllt werden. Weiterhin ergibt sich eine Deckungslücke dadurch, dass diese "unvorhersehbaren" Kosten üblicherweise nicht in der Versicherungssumme berücksichtigt sind und somit eine Unterversicherung zur Folge haben können. In diesem Fall zeigt sich auch eine Schwachstelle in den Berechnungsgrundlagen einer Ertragsausfallentschädigung. Bei einer rückwirkenden Erhebung des Netznutzungsentgeltes verändert sich der Deckungsbeitrag nicht insgesamt. Es findet vielmehr eine Verschiebung zwischen Fixkosten zu Lasten des Gewinns statt, d.h. das nachträglich fällige Netznutzungsentgelt wird nicht entschädigt. Spezielle Versicherungslösung Unsere Spezialisten haben eine Lösung erarbeitet, die die aufgezeigten Defizite einer Entschädigung im Rahmen einer herkömmlichen Ertragsausfallversicherung vermeidet. Willis Autoren: Bernd Einmold / Bettina Rudy Ralf-Dietmar Berg Jürgen Reinschmidt Achim Mailänder Johannes Kronen Frank Hering / Sven Krause Tobias Sörries / Bettina Rudy Klaus Unger Allgemein Sach-/Ertragsausfall-Versicherung Haftpflicht-/D&O-Versicherung Warentransport-Versicherung Kraftfahrt-Versicherung Kredit-Versicherung Cyber-Versicherung Technische Versicherungen Redaktion: Bernd Einmold Bettina Rudy Chief Placement Officer (CPO) Willis Deutschland / [email protected] Leitung Marketing Willis Deutschland / [email protected] Willis GmbH & Co. KG, Solmsstr. 71-75, 60486 Frankfurt/Main Bildquelle: Fotolia Willis GmbH & Co. KG, ein unabhängiger Versicherungsmakler, HRA 28637, VMR D-ZAOJ-SA6TT-15. Schlichtungsstellen: Versicherungsombudsmann e.V., Berlin sowie Ombudsmann Private Kranken- und Pflegeversicherung, Berlin Willis MARKTspot | 10 Willis ist ein weltweit führender Versicherungsmakler und unterstützt Unternehmen bei sämtlichen Aspekten eines modernen Risiko- und Versicherungsmanagements. In mehr als 130 Ländern setzen sich über 18.000 Mitarbeiter als globales Team gemeinsam für Kunden in allen Teilen der Erde ein. Willis Deutschland mit bundesweit 8 Niederlassungen ist Teil der weltweiten Willis Group. Unsere Kunden profitieren von der regionalen und globalen Kompetenz in Verbindung mit einer persönlichen Betreuung vor Ort. 07/2015 www.willis.de / www.willis.com
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