Willis Marktspot 2015

Industrieversicherungen
MARKTspot
Rückblick 2014 I Ausblick 2015
Ausblick 2015
Sach-/Ertragsausfall- Versicherung
D&O- Versicherung
Kraftfahrt- Versicherung
Cyber- Versicherung
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Marktanpassung hält weiter an, jedoch unverändert selektiv.
Gestiegener Informationsbedarf der Versicherer.
Intensiver Wettbewerb bei bestimmten Risiken.
Unverändert günstige Preise und weitgehende Policen.
Zahlreiche Anbieter erhalten den weichen Markt.
Stabile Marktsituation nach Sanierungsphase.
Im Flottenbereich Sanierung bei negativem
Schadenverlauf möglich.
Haftpflicht- Versicherung
Warentransport- Versicherung
Kredit- Versicherung
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Unverändert kundenfreundlicher Markt.
Weitgehende Deckungsinhalte und attraktive Beiträge.
Hohe Kapazitäten stehen zur Verfügung.
Deutsche
Versicherungswirtschaft 2014
Die deutsche Versicherungswirtschaft erzielte nach
den vorläufigen Zahlen des Gesamtverbandes der
Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) im
Jahr 2014 eine Beitragssteigerung von 2,7% auf
192,3 Mrd. EUR (2013: +3,1%) und spricht von einem
"respektablen Geschäftsergebnis". Der Anstieg wurde
wie im Vorjahr insbesondere von dem Einmalbeitragsgeschäft der Rentenversicherungen und
den Beitragsanpassungen in der Schaden- und Unfallversicherung getragen.
In der Schaden- und Unfallversicherung verbuchten in 2014, mit Ausnahme der Transport- und der
Kreditversicherung, alle Sparten teils deutliche
Beitragszuwächse. Die Einnahmen stiegen um 3,2%
auf 62,5 Mrd. EUR, ähnlich wie in den Vorjahren.
Gleichzeitig gingen die gesamten Leistungen der
Versicherer gegenüber dem Rekordjahr 2013 mit
seinen zahlreichen Wetterextremen um 7,6% auf
45,9 Mrd. EUR zurück. Damit kehrten die
Aufwendungen ungefähr auf das Niveau von 2012
zurück. Aufgrund dieser Entlastung reduzierte sich
die Schaden-Kosten-Quote (Combined Ratio) der
Versicherungswirtschaft auf 95%, nachdem sie sich in
2013 noch auf 103,5% und somit dem höchsten Wert
seit 2002 belaufen hatte.
Allerdings bleibt die verbesserte Combined Ratio bei
der Betrachtung einzelner Zweige des Kompositgeschäftes im defizitären Bereich, insbesondere im
KFZ-Flotten-Segment mit einer Combined Ratio von
107% und im Bereich der Sachversicherung
Industrie/Gewerbe/Landwirtschaft mit einer Combined
Ratio von 105%. Hier werden die Versicherer verstärkt danach streben, in die versicherungstechnische Gewinnzone zu gelangen.
Stabiles Marktniveau.
Ausreichende Kapazitäten.
Selektive Sanierungsforderung bei schwierigen Risiken.
Stabiler Kreditversicherungsmarkt.
Kein negativer Preistrend zu erwarten.
Starker Wettbewerb im Neugeschäft.
Milliardenschäden durch Cyberangriffe.
Wachsendes Bewusstsein, wenig Risikoabsicherung.
Interesse an Cyber-Versicherung steigt.
Technische Versicherung
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Keine Verteuerung erkennbar.
Weiterhin weiche Marktsituation.
Wetterextreme
Weltweit weniger Wetterextreme und Erdbeben in 2014: Ein kurzer Blick
auf die weltweite Naturgefahrenbilanz vom letzten Jahr zeigt, dass 980 schadenrelevante Naturereignisse zu weltweiten versicherten Schäden in Höhe
von 31 Mrd. US-Dollar geführt haben. Das Ausbleiben von sehr schweren
Katastrophen und eine ruhige Hurrikansaison im Nordatlantik haben die
Schäden aus Naturkatastrophen deutlich niedriger ausfallen lassen. So
mussten die Versicherer in 2014 rd. 21% weniger bezahlen als im Vergleich
zu 2013. Die Versicherungswirtschaft sieht jedoch keinen Anlass, künftig
einen ähnlich gemäßigten Verlauf zu erwarten.
In Europa verursachte Sturm Ela im Juni 2014 mit 2,5 Mrd. EUR den größten Naturkatastrophen-Schaden, davon waren 2 Mrd. EUR versichert.
Weltweit belegte Ela den dritten Platz der teuersten versicherten Schäden in
diesem Bereich. Die versicherte Schadensumme belief sich in Deutschland
auf 650 Mio. EUR (400 Mio. EUR für Sachschäden und 250 Mio. EUR für
KFZ-Schäden).
Sturm Niklas fegte Ende März 2015 über Teile von Europa und hat in
Deutschland nach Schätzungen des GDV Schäden von rd. 750 Mio. EUR
hinterlassen (Sachwerte und Fahrzeuge). Mit dieser Summe war Niklas
einer der schwersten Orkane der vergangenen Jahre. Insgesamt aber bleiben die Schäden deutlich unter denen des verheerenden Sturms Kyrill, der
in Deutschland 2007 versicherte Kosten von rd. 2,4 Mrd. EUR verursacht
hatte.
Zunahme von Sturmschäden: Statistisch erwartet die Versicherungswirtschaft alle zwei bis drei Jahre ein Schadenausmaß, welches Sturm "Ela"
und "Niklas" hinterlassen hatten. Nach einer Klimastudie von Versicherern
und führenden Klimaforschern kann es solche extremen Stürme künftig
sogar deutlich häufiger geben. Demnach könnten Sturmschäden bis zum
Jahr 2100 um mehr als 50% zunehmen, sommerliche Unwetter sogar noch
darüber hinaus. Besonders schadenträchtige Stürme mit einer Intensität, wie
sie bisher alle 50 Jahre vorgekommen sind, könnten zukünftig alle 10 Jahre
eintreten.
(Quellen: GDV und Munich RE)
“
Ständiges Monitoring des Versicherungsmarktes unumgänglich
Nach dem Renewal ist vor dem Renewal – oder anders gesagt – ein ständiges Monitoring des
Versicherungsmarktes ist unumgänglich und für unsere strategische Überlegung äußerst wichtig. So können
wir für unsere Kunden alle Marktmöglichkeiten gezielt ausschöpfen und zum jährlichen Renewal
(Vertragsverlängerung) erfolgreiche Vertragsplatzierungen verhandeln.", so Bernd Einmold, Chief Placement
Officer, Willis Deutschland.
Es ist deshalb eine unserer wesentlichen Aufgaben, den Versicherungsmarkt als solches mit modernen
Tools fortlaufend zu beobachten, umfassend zu analysieren und qualifizierte Versicherer-Benchmarks abzuleiten. Die Beleuchtung einzelner Sparten, wie wir dies mit unserer MARKTspot-Ausgabe tun, gehört ebenfalls dazu. So sind wir in der Lage, Trends und Veränderungen früh genug zu erkennen und entsprechende
Chancen für unsere Kunden zu ergreifen. Gleichzeitig können wir schnell auf mögliche Einschränkungen im
Markt reagieren und den Anforderungen unserer Unternehmenskunden mit Willis-Absicherungskonzepten
begegnen.
Zum generellen Umfeld des Versicherungsmarktes lässt sich sagen, dass sich dieser weiterhin äußerst
robust zeigt trotz des anhaltenden Niedrigzinsniveaus, der Verschärfung von Regulatorien und der internationalen Krisenherde. Es besteht eine unverändert hohe Wettbewerbsintensität. Neue Versicherer und
Nischenanbieter treten in den Markt und stellen zusätzliche Kapazitäten zur Verfügung. Dem gegenüber
steht jedoch auch ein nicht zu unterschätzender Konzentrationsprozess durch Übernahmen und
Zusammenschlüsse im Rückversicherungs- und Erstversicherungsbereich. Dies wird langfristig sicherlich
dazu führen, dass Kapazitäten wegfallen. Jedoch bleibt in der Momentaufnahme festzuhalten, dass diese
Effekte noch nicht zu spüren sind. Es wird vielmehr ausreichendes Deckungsvolumen, auch in
verlustreichen Sparten, im Markt geboten. Auch für neuere Produkte wie die Cyberdeckung trifft dies zu.
Neben dem modernen Monitoring des Versicherungsmarktes sehen wir die
Analysekompetenz bei der Bewertung von weltweiten Unternehmensrisiken, wie zum Beispiel im Bereich der Naturgefahren, politischen Risiken,
Cybergefahren und Zuliefererabhängigkeiten, als unerlässlichen
Baustein einer zukunftsorientierten Maklerdienstleistung an.
”
■ Um dem Naturgefahrenrisiko besser vorzubeugen, können
Unternehmen mittels einer umfassenden Willis Analyse die
Naturgefahren-Exponierung, die Schadenserwartung und die potentiellen Risikominderungsmöglichkeiten ihrer weltweiten Standorte untersuchen lassen. Ergebnisse und Empfehlungen werden in einem
Gefahrenreport und in einer Risikomatrix anschaulich zusammengefasst.
Diese Analyse ist eine wichtige Grundlage für das unternehmerische
Risikomanagement im Umgang mit Naturgefahren.
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SACH-/ERTRAGSAUSFALLVERSICHERUNG
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Marktanpassung hält weiter an, jedoch unverändert selektiv.
Gestiegener Informationsbedarf der Versicherer.
Intensiver Wettbewerb bei bestimmten Risiken.
■ Rückblick 2014: Der Schadenaufwand für das Segment Industrie/Gewerbe/Landwirtschaft ist von 6,1 Mrd. EUR im Vorjahr auf
5,2 Mrd. EUR gesunken, hauptsächlich aufgrund der rückläufigen Aufwendungen für Naturkatastrophenschäden. Die
Beitragseinnahme hat sich um 3% auf fast 6,1 Mrd. EUR erhöht. Dennoch hat sich das Gesamtergebnis inklusive Kosten für dieses
Segment weiterhin mit einer Schaden-Kosten-Quote von rd. 105% zwar gegenüber dem Vorjahr (124,4%) verbessert, es ist jedoch für
die Versicherer immer noch negativ.
Eine Analyse der Einzelschäden im Bereich der Feuergefahren zeigt, dass die Summe der Entschädigungen für die 10 größten
Feuerschäden in 2014 auf 552,7 Mio. EUR (+48%) gegenüber dem Vorjahr 373,2 Mio. EUR angestiegen ist. Weiterhin ist eine
außergewöhnlich hohe Anzahl von Millionenschäden erkennbar. Für die Risikoträger auffallend ist, dass für diesen Trend keine
konkreten Ursachen erkennbar sind und auch für 2015 mit einem weiteren Anstieg gerechnet wird.
■ Marktsituation 2015: Es lässt sich
festhalten, dass die Marktlage im
ersten Halbjahr 2015 weitestgehend
identisch mit der im Vorjahr ist. Die
Versicherer streben insgesamt weiterhin eine nachhaltige Portfolioverbesserung in der industriellen und gewerblichen Sachversicherung an – auf
Grundlage der in 2014 gezeigten
Ergebnisse mit unterschiedlichen
Ausprägungen.
Es ist davon auszugehen,
dass nicht in der Breite mit
steigenden Preisen zu rechnen ist, sondern allein aufgrund hoher Wettbewerbsaktivitäten einzelner Versicherer für als positiv eingestufte
Risikoklassen milde Marktverhältnisse vorzufinden sind und
damit gleichbleibende oder
sogar
leicht
reduzierte
Beiträge möglich werden. Von
Sanierungswünschen betroffen sein werden vor allem
Unternehmen mit schwierigeren Risikoverhältnissen, nicht
ausreichenden Schutzkonzepten und/oder negativen Schadenverläufen bis hin zur sog.
Großschadenneigung. Bei diesen Risiken können auch
Kapazitätseinschränkungen
eintreten,
die
es
dann
erschweren, klassische Versi-
chererkonsortien zu komplettieren. Für
diese Kunden werden künftig zunehmend alternative Lösungen zum Zuge
kommen, wie z.B. Vereinbarung von
Höchstentschädigungen, Aufbau von
Layer-/Exzedentendeckungen bis hin
zur Ausschöpfung internationaler
Marktmöglichkeiten der Erst- und
Rückversicherer. Hinzu kommt, dass
die Versicherer vermehrt Kapazitätenmanagement bei diesen Risiken betreiben
und hier niedrigere Zeichnungsquoten
zur Verfügung stellen möchten.
Wie schon in den Vorjahren gehen die
Versicherer in ihrer Zeichnungspolitik
immer selektiver vor und konzentrieren
sich zunehmend auf deren wünschenswerte Risiken. Die Tendenz,
dass sich Versicherer ihre Kunden
gezielt aussuchen und bei Nichterreichung bestimmter Konditionen oder
Risikoverbesserungsmaßnahmen notfalls den Verlust von langjährigen
Kunden in Kauf nehmen, ist deutlich
gestiegen. Des Weiteren ziehen die
Versicherer zunehmend die neuen
Kalkulationsgrundlagen des GDV für
einen neuen Tarif heran, was mittelfristig zu Anpassungen in der Risikobewertung und Preisfindung führen
wird.
Generell kann festgehalten werden,
dass die Risikoträger übergreifend
einen gesteigerten Wert auf ein ange-
messenes Schadenverhütungsmanagement
legen.
Risikotechnische
Auflagen bzw. die Umsetzung von
Brandschutzkonzepten werden oftmals
sogar eng verknüpft mit der Versicherbarkeit von problematischen Einzelrisiken. Folglich sind auch die
Anforderungen an umfangreiche und
aktuelle Risikoinformationen sehr
hoch. Versicherer verlangen wesentlich mehr Detailkenntnis als noch vor
einigen Jahren und widmen der
Analyse von Risiken deutlich mehr
Aufmerksamkeit. Aktuelle Risikodaten
und Informationen über umgesetzte
oder geplante Schadenverhütungsmaßnahmen sind wichtiger denn je,
um die Marktmöglichkeiten auszuschöpfen.
Trotz der im vergangenen Jahr zurückgegangenen Schadenaufwendungen
im Bereich der Naturgefahren gilt
Deutschland als ausgesprochen schadenexponierte Region für Sturm,
Hagel, Überschwemmung/Starkregen.
Da gerade diese Schadenursachen
nach Prognosen von Klimaexperten
eher zunehmen, wie schon Orkan
Niklas Ende März dieses Jahres und
auch die Tornados in Norddeutschland
und Bayern eindrucksvoll belegen,
kann es bei diesen Naturgefahren mittelfristig neben einer Verteuerung auch
zur Verknappung von Limiten und/oder
erhöhten Selbstbehalten kommen.
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HAFTPFLICHT-VERSICHERUNG
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Unverändert kundenfreundlicher Markt.
Weitgehende Deckungsinhalte und attraktive Beiträge. Hohe Kapazitäten stehen zur Verfügung.
Die vorläufigen GDV-Zahlen 2014 in der allgemeinen Haftpflichtversicherung bescheren den Versicherern eine erneut
positive Beitragsentwicklung und ein zufriedenstellendes Ergebnis. Die Einnahmen sind im Vergleich zu 2013 um 3% auf
7,4 Mrd. EUR gestiegen bei einem Schadenaufwand von 4,9 Mrd. EUR (+2%). Das Beitragsplus ergibt sich insbesondere durch die Beitragsbemessung der Haftpflichtverträge anhand der gesteigerten Lohn- und Umsatzsummen. Die
Schaden-Kosten-Quote ist mit 95% nahezu unverändert geblieben. Insgesamt blicken gewerbliche und industrielle
Unternehmen im Haftpflichtbereich auf eine unverändert kundenfreundliche und wettbewerbsgeprägte Marktsituation.
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Auch für das laufende Versicherungsjahr lassen sich keine
Anhaltspunkte finden, dass dieser positive Trend beendet
werden könnte.
Der Haftpflichtversicherungsmarkt zeichnet sich generell
durch eine große Bereitschaft aus, verbesserte Bedingungsgrundlagen zu akzeptieren, verbunden mit weiterhin
attraktiven Beitragssätzen. Bei Verträgen mit positivem
Schadenverlauf sind – je nach Komplexität des Programms
– sogar unverändert Reduzierungen möglich. Es werden im
Vergleich zu den Vorjahren durch die Marktteilnehmer weiterhin höhere Kapazitäten zur Verfügung gestellt, was die
Wettbewerbssituation zugunsten der Kunden zusätzlich
anheizt.
■ Compliancegerechte internationale Programme
Der von uns favorisierte Beratungsansatz, compliancegerechte internationale Haftpflichtversicherungs-Programme
zu installieren, wird von Unternehmen zwischenzeitlich
immer mehr nachgefragt, dies insbesondere vor dem
Hintergrund strengerer Compliancevorschriften und engerer
unternehmensinterner Regulatorien. Nachdem in diesem
Zusammenhang auch die Haftung aus Umwelt-/RückrufRisiken eine große Rolle spielt, werden auch für diese
Risikobereiche immer mehr zentral gesteuerte internationale
Lösungen angeboten.
■ Erweiterung im Produkthaftpflichtbereich
Der Trend des Haftpflichtversicherungsmarktes, die bisher
nur enumerativ versicherbaren einzelnen Vermögensschaden-Tatbestände auf eine offene VermögensschadenDeckung zu erweitern, setzt sich fort. Hier wird z.B. zusätzlicher Versicherungsschutz auch im Falle eines Produktionsausfalles des Abnehmers (entgehende Gewinne und

Unverändert günstige Preise und weitgehende Policen.
Zahlreiche Anbieter erhalten den weichen Markt.
Die Entwicklung der letzten Jahre im D&O-Versicherungsmarkt,
sehr weitgehende Deckungskonzepte bei günstigen Beiträgen,
setzt sich unverändert fort. Mit einer Änderung dieses Trends ist
derzeit nicht zu rechnen. In den letzten Jahren sind bedeutsame
Risikoträger am deutschen Versicherungsmarkt hinzugekommen. Es stehen darüber hinaus überdurchschnittlich viele
Kapazitäten zur Verfügung. Selbst in schwierigen Risikosegmenten, wie dem Finanzbereich, ist ein Trend der positiven
Aufweichung erkennbar.
Die Anzahl der Schadenmeldungen ist nach wie vor
leicht steigend und insgesamt zeigt sich deutlich eine
verstärkte Schadenfrequenz, sowohl national als auch
international. Die tatsächlichen Schadenzahlungen
bleiben jedoch unverändert gering. Schadentreiber sind
insbesondere Insolvenzverfahren und eine schnellere
Inanspruchnahme
der
Organe
bei
behaupteten
Pflichtverletzungen. Für die Risikoträger bleibt die
D&O-Sparte im Ergebnis aber unverändert ein attraktives Geschäft. Deshalb wird für 2015 weiterhin ein
weicher Versicherungsmarkt erwartet, der von der Aktivität
zahlreicher Anbieter vorangetrieben wird.
Das Haftungsrecht für Unternehmensorgane gehört in
Deutschland zu den international schärfsten Bestimmungen.
Auch gibt es in der unternehmensinternen Entscheidung
durch den Aufsichtsrat, ob ein Organ in Anspruch genommen
werden muss, in den meisten Fällen keinen Interpretationsspielraum.
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fortlaufende
Kosten) geboten.
Insofern ist es ein
wenig überraschend, dass
der GDV im vergangenen Herbst
im Haftpflichtbereich ein neues Bedingungswerk
entwickelt hat, das gerade in diesem Segment einschränkende Bestimmungen herbeiführt. Deshalb wird Willis diese
– für Kunden wenig positive Bedingungsänderung – auch
nicht umsetzen, sondern unverändert auf Basis der marktbekannten "Willis Spezial Haftpflichtversicherung (SHV)"
weitgehenden Deckungsschutz vereinbaren.
■ Warranty & Indemnity-Versicherung
Im vergangenen Jahr haben wir über die erste
deutschsprachige Warranty & Indemnity-Versicherung
berichtet, die von unserem Haus eingeführt wurde und
den Versicherungsmarkt für Unternehmenskunden positiv
verändert
hat.
Transaktionsbegleitende
Versicherungen sind bei der Veräußerung von Unternehmen
oder Unternehmensteilen ein marktgängiges Produkt geworden, das sowohl Käufer als auch Verkäufer zur
Verbesserung ihrer Haftungs- und/oder Verhandlungsposition verstärkt nutzen. Die Anzahl der Marktteilnehmer
in diesem Bereich ist zwischenzeitlich auf mehr als
10 Anbieter gestiegen. Weitere Versicherer haben ihren
Eintritt in den deutschen Versicherungsmarkt bereits angekündigt, sodass eine nachhaltige Wettbewerbssituation
erreicht werden kann.
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D&O-VERSICHERUNG
Versicherte Unternehmen und auch deren Organe legen
neben Preis und Deckungshöhe zunehmend besonderes
Augenmerk auf Vertragsinhalte, sowohl bezüglich des
versicherten Umfanges und Personenkreises als auch
bezüglich einer hohen Vertragssicherheit. Jedoch muss
aufgrund der Marktmöglichkeiten auch immer mehr darauf
geachtet werden, dass die wichtigen Kerndeckungselemente
nicht
durch
sublimitierte
zweitrangige
Zusatzdeckungen verwässert werden. Gleichfalls sollten
höhere Deckungssummen zur Absicherung der gestiegenen Haftungsrisiken und der erhöhten Anspruchsmentalität geprüft werden, wobei durchaus auch eine
Separierung der Deckungssummen zwischen der
Unternehmensführung und deren Aufsichtsorganen diskutiert werden sollte.
■ Internationale Versicherungsprogramme
Analog der Haftpflichtversicherungssparte wird die
Thematik weltweiter Versicherungsprogramme für die
Absicherung der D&O-Risiken immer wichtiger. Im
Fokus steht verstärkt die Frage, ob gegen lokale
Gesetzgebungen verstoßen werden würde, wenn keine
lokale Police installiert ist und welche Konsequenzen damit
verbunden sind. Die Absicherungsnotwendigkeit und
die Änderung der lokalen Gesetzgebung zur Organhaftung
muss je Land, in dem das Unternehmen Tochterfirmen unterhält, regelmäßig geprüft werden. Insbesondere
in Ländern außerhalb der EU sind die gesetzlichen
Bedingungen sehr unterschiedlich.
■ Deckungskonzept für ausscheidende Manager
Neben der Absicherung von Organen während ihrer aktiven
Tätigkeit rückt seit einiger Zeit auch das Problemfeld der persönlichen Haftung nach dem Ausscheiden aus dem
Unternehmen in den Fokus. Zwar sehen üblicherweise alle
D&O-Policen Versicherungsschutz auch nach Verlassen des
Unternehmens vor und das sogar regelmäßig zeitlich unbegrenzt. Dies kann aber im Einzelfall dann nichts nützen,
wenn das Unternehmen entschieden hat, den D&OVersicherungsschutz für die Zukunft zu kürzen oder wenn in
einem konkreten Schadenfall das Policenlimit durch andere
Versicherungsfälle bereits aufgebraucht wurde.
Um diesem notwendigen Deckungsbedarf der ausgeschiedenen Organe zu entsprechen, hat Willis mit dem Produkt
WITECTUM genau für diese Fälle eine Absicherungsmöglichkeit geschaffen und somit die drohenden
Deckungslücken geschlossen.
WITECTUM bietet insofern Versicherungsschutz für den
Fall, dass gegen eine versicherte Person nach Beendigung
ihrer versicherten Tätigkeit erstmalig ein Anspruch geltend
gemacht wird und die Unternehmenspolice aus den vorgenannten Gründen nicht leistet. Es handelt sich um einen
eigenständigen separaten Vertrag, der mit einer Laufzeit von
bis zu 15 Jahren abgeschlossen werden kann.
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WARENTRANSPORT-VERSICHERUNG
Nach den vorläufigen GDV-Zahlen aus
2014 reduzierte sich das Beitragsvolumen in der gesamten Versicherungssparte Transport- und Luftfahrt um 1%
auf 1,7 Mrd. EUR im Vergleich zu 2013.
Gleichzeitig hat sich der Schadenaufwand in 2014 um 15% auf
1,1 Mrd. EUR gegenüber dem
Vorjahr verringert. Hintergrund
dabei ist, dass sich im letzten
Jahr keine heftigen Großschäden wie das Schiffsunglück "MOL Comfort" ereignet haben und Schadenzahlungen durch schwere
Naturkatastrophen nicht so
hoch ausfielen wie im Jahr
zuvor. Die hieraus resultierende Schaden-Kosten-Quote hat
sich damit zwar mit 95%
(2013: 105%) verbessert, liegt
aber immer noch unter den
Erwartungen der Versicherer
in dieser Sparte.
Weiterhin ist von einer stabilen
Marktsituation auszugehen.
Für Risiken mit positivem
Schadenverlauf bieten nahezu
alle Versicherer unverändert

Stabiles Marktniveau.
Ausreichende Kapazitäten.
Selektive Sanierungsforderung
bei schwierigen Risiken.
attraktive Beiträge und Konditionen an.
Allerdings zeichnet sich ab, dass der
weiche Markt seinen Tiefstand erreicht
hat.
Bei
negativ
verlaufenden
Verträgen mit hohen Schadenquoten
oder bei als schwierig eingestuften
Risiken bestehen die Versicherer
immer mehr auf deutliche Beitragssteigerungen. Solche Maßnahmen
werden aber noch nicht durchgängig
von allen Risikoträgern gefordert,
sodass in Einzelfällen noch Alternativen aufgezeigt werden können. Hier
kommt es dann auf die individuelle
Risikosituation des Unternehmens an.
Bei exponierten Risiken legen einige
Versicherer auch immer mehr Wert auf
die Schadenverhütung – insbesondere
im Bereich der Ladesicherheit,
Verpackungsart und Diebstahlanfälligkeit.
Nach unserer Einschätzung wird weiterhin von einer hohen Anzahl von
Marktteilnehmern ausreichend Zeichnungskapazität zur Verfügung gestellt. Im
Kreis der Anbieter hat sich in letzter Zeit
keine nennenswerte Änderung ergeben.
Das Interesse der Versicherer an der
Zeichnung von Sonderrisiken ist deutlich
gestiegen, unter anderem auch deshalb,
weil der Umsatzdruck im TransportVersicherungsmarkt immens hoch ist.
Naturkatastrophen-Exponierung,
Wertekonzentration und Kumulrisiken
im Fokus der Risikoprüfung
Die Themen "Naturkatastrophen" und
"Stetig zunehmende Wertekonzentration in Lagerstandorten" beschäftigen die Risikoträger weiter. Durch die
Vielzahl und Schwere von Ereignissen
in den letzten Jahren ist das erhebliche
Kumulrisiko der versicherten Einzelrisiken immer mehr in den Fokus
gerückt. Dies zieht verstärkt eine
detailliertere Risikoprüfung nach sich.
Die Versicherer sind bestrebt, eine
sehr genaue Kenntnis der eigenen
Exponierung an bestimmten Orten
oder in bestimmten Regionen zu erhalten. Sie möchten dabei unterschiedlichste Risikofaktoren prüfen, um ihre
Zeichnungskapazität angemessen bestimmen zu können.
■ Containerschiffe – Risikomanagement und moderner Brandschutz werden immer wichtiger
Anfang Mai dieses Jahres brannte die "Hanjin Green Earth" vor dem ägyptischen Port Said mehr als eine Woche lang. Die vollständige Löschung
erfolgte nur dank Hilfe von außerhalb des Schiffes und selbst das hat Tage
gedauert.
An Bord von Containerschiffen dieser Größenordnung gibt es meist nicht
ausreichende Möglichkeiten, einmal in Brand geratene Ladung zu löschen.
Das Feuer wirft ein Schlaglicht auf den zumeist unzureichenden
Brandschutz von Container-Riesen, der mit zunehmender Größe der
Schiffe schon lange nicht mehr mithält. Die Entwicklung der ContainerSchifffahrt bezüglich des Umgangs mit Sicherheitsvorkehrungen und
Schadenverhütung sowie mit steigender Risikokonzentration ist zu einem
erheblichen Gefahrenpotential für die weltweiten Transportversicherer
geworden. Der Wert eines ganzen Schiffes inklusive Ladung kann bis zu
700 Mio. EUR betragen.
Falsch deklarierte Ladung, insbesondere wenn es sich dabei um Chemikalien handelt, ist immer wieder die
Ursache für Feuer an Bord. Internationale Transportversicherer messen
deshalb der Sicherheit von Containerschiffen und damit dem Schutz
der geladenen Millionen-Werte eine
sehr hohe Bedeutung bei. Dies zeigt
sich auch darin, dass dieses Thema
eines der zentralen Punkte auf
der Konferenz des internationalen
Transportversicherungsverbandes im
September dieses Jahres in Berlin sein
wird.
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KRAFTFAHRT-VERSICHERUNG
Die gesteigerten Einnahmen im Geschäftsjahr 2014 (+4,6% auf 24,3 Mrd.
EUR), die hauptsächlich aus Beitragsanpassungen und Bestandswachstum
resultieren, reichten den Versicherern
aus, um erstmals seit 2007 in die angestrebte
versicherungstechnische
Gewinnzone zu gelangen. Dies liegt in
einem wesentlichen Punkt an den
gesunkenen Schadenkosten durch
ausgebliebene Naturkatastrophen wie
Hagel, Sturm oder Überschwemmungen. Insbesondere durch das Ausbleiben dieser Wetterextreme und durch
den milden Winter ist der Schadenaufwand 2014 gegenüber dem Vorjahr
um 5,1% auf 20,6 Mrd. EUR gesunken.
Allein in der Teilkaskoversicherung – in
der die vorgenannten Naturgefahren
abgedeckt sind – zahlten die
Versicherer
28%
weniger
für
Schadenfälle an Kunden als im Jahr
zuvor. Die Schaden-Kosten-Quote hat
sich gem. GDV mit 97% (2013:
104,4%) für die Versicherer positiv entwickelt. Dies führte in 2014 zu einem
versicherungstechnischen Gewinn von
etwa 730 Mio. EUR (nach einem
Verlust 2013 von rd. 900 Mio. EUR).
Der Flottenbereich verläuft für die
Versicherer allerdings weiterhin negativ: Die Beiträge stiegen zwar mit 5%
etwas über den Durchschnitt, der
Schadenaufwand in diesem Segment
reduzierte sich aber nur um 4%. Mit
einer Schaden-Kosten-Quote von
107% (Vorjahr: 114,5%) bleiben die
Versicherer damit im Flottengeschäft in
der Verlustzone.

Stabile Marktsituation nach mehrjährigen Preissteigerungen.
Im Flottenbereich Sanierung bei negativem Schadenverlauf weiterhin möglich.
Bedingt durch die angespannte
Situation in den Vorjahren hat sich der
harte Markt insbesondere in der
Flottenversicherung
zum
letzten
Renewal bestätigt. Die Deckungen und
Verlängerungen der Verträge waren
durch marktweite moderate Beitragsanpassungen und teilweise heftige
Sanierungen bei schadenträchtigen
Flotten geprägt.
Für Vertragsverlängerungen ist momentan von einer stabilen Marktsituation auf dem derzeitigen Beitragsniveau auszugehen. Die gewerblichen
und industriellen KFZ-Versicherer werden allerdings aufgrund der nach wie
vor unzureichenden Ergebnisse im
Flottenbereich alles tun, um die selbstgesteckten Ziele in Form von rentablen
Schaden-Kosten-Quoten zu erreichen
und die Situation weiterhin nachhaltig
zu verbessern. Die Anwendung von in
den Bedingungen geregelten Beitragsanpassungsmöglichkeiten ist nicht
auszuschließen. Verträge mit guten
Schadenquoten dürften in der Regel
nicht mehr auf der Sanierungsliste der
Versicherer stehen. Sollte dies dennoch der Fall sein, können wieder
Alternativen aufgezeigt werden.
Durch die Verlustsituation der letzten
Jahre – trotz steigender Beiträge –
reagieren die Risikoträger im Flottensegment mit einer verhaltenen Zeichnungspolitik oder steigen vereinzelt
nach der mehrjährigen Durststrecke
sogar aus diesem Segment aus.
Andererseits führt die Aussicht auf
Erreichen der Gewinnzone bei
Nischenversicherern und ausländischen Anbietern zumindest zu Überlegungen eines Markteinstiegs. Auch die
Automobilhersteller mit ihren markengebundenen Dienstleistern kümmern
sich verstärkt um die Themen rund um
die KFZ-Versicherung.
Schadenprävention, aktives
Schadenmanagement und
Selbstbehaltsmodelle immer wichtiger
Vor dem Hintergrund des gestiegenen
Beitragsniveaus wird es für Unternehmenskunden und deren Fuhrparkverantwortliche immer wichtiger, strukturierte Schadenprävention bei negativ
verlaufenden Flotten zu betreiben und
Kostenoptimierungen zu erzielen. Eine
deutliche Reduzierung von Kosten
kann sowohl durch Umstellung auf
alternative
Absicherungen
(z.B.
Einführung von hohen Jahresaggregaten "Stopp loss") erreicht werden als auch durch aktive
(ausgelagerte)
Schadensteuerung. Dabei spielen
optimierte Prozesse und
gezieltes Reparatur
management
eine
große Rolle.
■ Selbstfahrende Autos - Herausforderung für die KFZ-Versicherung
Sind selbstfahrende Autos auf deutschen Straßen nur eine Utopie? Erste Teststrecken in Bayern
sollen in diesem Jahr eingerichtet werden. Schon die aktuell im Markt erhältlichen Fahrerassistenzsysteme lassen erahnen, dass die Technik in einigen Jahren ein automatisiertes Fahren ermöglicht.
Bereits heute kann das Fahrzeug automatisch eingeparkt, auf Abstand oder in der Spur gehalten
werden.
Mit der technischen Entwicklung wird sich auch das Modell der KFZ-Versicherungen massiv
verändern. Bisher steht bei der Pflichtversicherung für alle Fahrzeughalter das Handeln des Fahrers, also
der "Gebrauch", im Vordergrund. Künftig werden Schäden durch technisches Versagen der automatischen Systeme im Fokus stehen. Experten gehen von einer Verschiebung der Haftung hin zum
Autohersteller aus. Nach einer Empfehlung des einflussreichen Verkehrsgerichtstages aus Januar 2015
wird der Gesetzgeber zur Klarstellung der Haftungssituation aufgefordert. Auch die Automobilindustrie
bemängelt unzureichende rechtliche Rahmenbedingungen, die dazu führen, dass Pilotversuche derzeit noch
im Ausland stattfinden müssen. Der GDV plädiert für eine Beibehaltung des bisherigen KFZ-Haftpflichtmodells
mit einem Direktanspruch des Geschädigten. Der KFZ-Versicherer soll dann eine Regressmöglichkeit gegen
den KFZ-Hersteller bei technischen Ursachen haben. Damit würde vermieden, dass ein Streit über die
Schadenursache auf dem Rücken des Unfallopfers ausgetragen wird.
7 | Willis MARKTspot
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KREDIT-VERSICHERUNG
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Stabiler Kreditversicherungsmarkt.
Kein negativer Preistrend zu erwarten.
Starker Wettbewerb im Neugeschäft.
Die Kreditversicherungssparte (Warenkredit-, Kautions- und Vertrauensschaden-Versicherung) verzeichnete
laut GDV in 2014 bei den Schadenzahlungen einen signifikanten Rückgang von 30% auf 0,6 Mrd. EUR und
bei den Beitragseinnahmen eine
geringfügige Reduzierung von 1% auf
1,6 Mrd. EUR. Die Schaden-KostenQuote hat sich dabei auf 62% reduziert
(2013: 78%). Der äußerst positive
Schadenverlauf hat in Deutschland zu
einem starken Wettbewerb im Neugeschäft und zu historisch niedrigen
Beiträgen geführt.
Gleichzeitig haben die Versicherer ihre
Deckungen in der Warenkreditversicherung nochmals erhöht. Zum
Ende des dritten Quartals
2014 ergaben sich gezeichnete Versicherungssummen in
Höhe von 387 Mrd. EUR und
damit 5,4% mehr als zum selben Zeitpunkt des Vorjahres.
Der GDV spricht hier von
einem Rekordhoch. Hauptgrund
ist der mit knapp 25.000
Unternehmensinsolvenzen in
2014 niedrigste Stand seit 15
Jahren. Geopolitische Risiken
wie der Ukraine-Konflikt oder
das Russland-Embargo haben bislang
kaum einen Niederschlag in der
Insolvenzentwicklung einzelner Branchen gefunden. Die Summe der
Insolvenzschäden war mit 26,1 Mrd.
EUR im Vergleich der letzten zehn
Jahre relativ niedrig, was u.a. auf eine
geringere Zahl an Großinsolvenzen
zurückzuführen ist.
Für 2015 erwarten die Kreditversicherer allerdings entgegen den stabilen deutschen Marktbedingungen erstmals wieder seit fünf Jahren einen
Anstieg
der
Unternehmensinsolvenzen. Vor allem die schwache wirtschaftliche Entwicklung in den HauptExportländern des Euroraumes sowie
eine sich verlangsamende Konjunktur
in China und die Rezession in
Russland und Brasilien veranlassen
die Kreditversicherer zu dieser
Einschätzung. Mit einem negativen
Effekt auf die Versicherungsbeiträge ist
jedoch in 2015 noch nicht zu rechnen.
Auch im internationalen Vergleich hat
sich die Schere zwischen übernommenen Deckungen und Beitragseinnahmen immer weiter auseinanderbewegt.
Allein die drei führenden Kreditversicherer haben das Volumen der weltweit
übernommenen
Deckungen seit 2010
um 30% erhöht, während die
Einnahmen im selben Zeitraum lediglich um knapp 7% zugenommen
haben, und das bei inzwischen erheblich gestiegenen ökonomischen und
politischen Risiken. Einige Versicherer
haben auf diese Entwicklungen nunmehr reagiert und für bestimmte
Länder wie Russland, Brasilien oder
Argentinien ihre Deckungen bereits
entzogen oder zumindest zurückgefahren. Auf dem Markt sind derzeit
jedoch noch alternative Kapazitäten
vorhanden.
In der Kautionsversicherung war das
Jahr 2014 durch einige Marktausund -eintritte geprägt. Insgesamt konnten die Kautionsversicherer abermals
das Volumen der übernommenen
Bürgschaften und Garantien um 3,8%
auf rd. 40 Mrd. EUR steigern. In
2015 wird dieser Trend sicherlich
anhalten, da sich Banken aufgrund der
Erfordernisse der Basel III Kriterien auf
margenstarkes Geschäft konzentrieren werden und sich teilweise
von Bürgschaftsengagements trennen müssen. Insbesondere solide
finanzierte Unternehmen können
somit für 2015 mit einem konstant
hohen Angebot bei gleichzeitig moderat sinkenden Absicherungskosten
rechnen.
■ Politische Risiken auf dem Vormarsch
■ Insolvenzanfechtungen nehmen zu
Politische und soziale Unruhen werden von Unternehmenslenkern zunehmend als deutlich größere Bedrohung wahrgenommen.
Allen voran der anhaltende Konflikt zwischen Russland und der Ukraine
aber auch die Ereignisse in Hongkong oder Thailand haben zahlreiche
Branchen zu spüren bekommen. Insbesondere die Schifffahrt, die Luftfahrt,
der Transportsektor sowie die Öl- und Gasindustrie waren und sind betroffen.
Auch die andauernden kriegerischen Auseinandersetzungen, Aufstände,
Revolutionen und sozialen Unruhen im Nahen Osten und Nordafrika
stellen ein erhebliches Risiko für ausländische Unternehmen, die in diesen
Regionen tätig sind, dar. Ein weiteres Risiko ist der niedrige Ölpreis, welcher
Haushalte von Ländern, die stark von Ölexporten abhängen, erheblich unter
Druck setzt.
Ein für viele Unternehmen überraschender Trend ist die stark zunehmende
Anzahl von Insolvenzanfechtungen.
Begünstigt durch die Rechtsprechung
deutscher Gerichte nutzen Insolvenzverwalter vermehrt die Möglichkeit, bereits abgeschlossene Zahlungsvorgänge
bei unterstellter vorsätzlicher Benachteiligung anderer Gläubiger bis zu zehn
Jahre rückwirkend anzufechten. Die
hierbei oftmals geforderten hohen
Summen können viele Unternehmen
unvermittelt in finanzielle Bedrängnis
bringen, wie man am Beispiel eines in
2011 insolvent gegangenen Billigstromanbieters beobachten konnte. Der
Kreditversicherungsmarkt hat sich auf
diese neue Herausforderung eingestellt
und bietet inzwischen entsprechende
Deckungskonzepte, die jedoch hochpreisig kalkuliert sind.
Egal ob Krieg, Terrorismus oder Proteste - politische und soziale Risiken
sind meistens kaum oder nur schwer vorhersehbar und können erhebliche Vermögensschäden verursachen. Einige Unternehmen, die in Entwicklungs- und Schwellenländern tätig werden, haben oftmals nur rudimentäre Kenntnisse ihres neuen Geschäftsumfelds. Daher ist es wichtig,
rechtzeitig Absicherungsstrategien zur Forderungssicherung aus Liefergeschäften wie auch für geplante Investments in diese Länder zu
entwickeln.
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Milliardenschäden durch Cyberangriffe.
Wachsendes Bewusstsein, aber wenig Risikoabsicherung.
Interesse an Cyber-Versicherung steigt mit zunehmender Gefahrenlage.
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CYBER-VERSICHERUNG
Cyberkriminalität wird für die Wirtschaft mehr und mehr zur ernsten Bedrohung – die digitale Gefahr nimmt stetig zu.
Computerkriminelle richten bei mehr Unternehmen immer
höhere Schäden an.
Nach einer aktuellen Cyberstudie „Computerkriminalität in
der deutschen Wirtschaft 2015“ der Beratungsfirma
KPMG wurden in den vergangenen zwei Jahren 40% der deutschen Firmen Opfer von Computerkriminalität (rd. 50%
Zuwachs im Vergleich zu den Vorjahren!). Die Schadensumme
in dem Zeitraum schätzen Experten auf 54 Mrd. EUR. Die letzten beiden Jahre waren auch geprägt von spektakulären
Datendiebstählen und Cyberangriffen, die durch die Presse
gingen. Selbst staatliche interne Datennetze bieten keinen ausreichenden Schutz, wie der jüngste Spähangriff auf den
Deutschen Bundestag verdeutlicht hat.
Die Mehrheit der befragten Firmen schätzt das generelle Risiko
eines deutschen Unternehmens, Opfer von Cyberverbrechen
zu werden, als hoch ein und rechnet damit, dass diese Gefahr
weiter steigen wird. Für Mittelständler kann eine
Computerattacke möglicherweise existenzgefährdend sein.
Unternehmen empfinden zunehmend weniger Schwierigkeiten bei der Detektion von kriminellen Cybervorfällen. Dafür gestalten sich die Vermeidung und anschließende Verfolgung von Angriffen problematisch. Obwohl
Unternehmen mit wachsendem Bewusstsein verstärkt in die
Bekämpfung von Computerkriminalität investieren und entsprechende Maßnahmen ergreifen, ist das Risiko immer noch
schwer beherrschbar. Cyberverbrechen werden immer komplexer und somit ist es immer schwieriger, die Täter zurückzuverfolgen. Diese Entwicklung steht in direktem Zusammenhang
mit einer höheren Professionalisierung der Täter. Immer häufiger agieren diese international, was die Verfolgung noch komplizierter macht.
Unternehmen müssen sich gegen eine Vielzahl verschiedener
Angriffe wappnen, da es nicht die eine typische kriminelle
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Keine Verteuerung erkennbar.
Weiterhin weiche Marktsituation.
Die Durchführung einer umfassenden und individuellen
Risikoanalyse - vor einer möglichen Absicherung im Versicherungsmarkt - wird immer wichtiger, um das unternehmensspezifische Gefahrenpotential im Detail zu kennen und mit entsprechenden Maßnahmen bestmöglich entgegenzuwirken. Dies
auch vor dem Hintergrund des geplanten IT-Sicherheitsgesetzes, mit welchem zukünftig von Betreibern kritischer
Infrastrukturen deutlich mehr Aktivität in der IT-Sicherheit gefordert wird.
Eine moderne Cyber-Versicherung bietet finanzielle
Absicherung für die Folgen von Cyberangriffen (insbesondere
Betriebsunterbrechungsschäden und Kosten forensischer
Dienste). Diese Absicherung komplettiert so das ITRisikomanagement von Unternehmen. Zwischenzeitlich gehört
sie zum Standardrepertoire vieler deutscher und globaler
Versicherer. Im Gegensatz zu internationalen Tendenzen fließt
diese Deckungsform in Deutschland immer noch nicht in die
übliche Absicherungsstrategie der gewerblichen und industriellen Unternehmen ein. Das Interesse an dieser Versicherung hat
allerdings mit steigender Gefahrenlage und erhöhtem
Risikobewusstsein des Managements deutlich zugenommen.
Auch die Verschärfung der Datenschutzbestimmungen wird ein
Grund sein, dass diese Deckungsform inklusive der gebotenen
Serviceleistungen in Zukunft mehr und mehr Beachtung finden
wird.
Die von Willis schon vor einiger Zeit entwickelte Cyberpolice
bietet umfangreichen Deckungsschutz in Verbindung mit einer
entsprechenden fundierten Risikoanalyse; hier werden sämtliche Möglichkeiten des Versicherungsmarktes zu Gunsten der
Willis Kunden ausgeschöpft.
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Die Technischen Versicherungen (TV) sind laut GDV von einem
Beitragswachstum von 1,5% in 2014 geprägt, was einer
Einnahme von 2,0 Mrd. EUR entspricht. Gleichzeitig ist der
Schadenaufwand um 2% auf 1,3 Mrd. EUR gegenüber 2013
gesunken, sodass sich eine Schaden-Kosten-Quote für alle
Sparten der Technischen Versicherungen von 91% in 2014
ergibt (2013: 93,6%). Es kann auch in 2014 wieder von einem
guten Geschäftsergebnis gesprochen werden.
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Cyberhandlung gibt. Folglich müssen sie einerseits im Blick
behalten, welche Delikte sie häufig und kostenintensiv
betreffen könnten und sich dementsprechend vorbereiten,
andererseits dürfen sie aber die Gesamtheit aller Delikte nicht
außer Acht lassen.
TECHNISCHE VERSICHERUNG
Mit einer Marktverhärtung und Verteuerung ist
deshalb auch in 2015 nicht zu rechnen, sodass die
weiche Marktsituation weiter anhalten wird. Auch
bezüglich der zur Verfügung stehenden Zeichnungskapazitäten sind keine negativen Impulse absehbar. Diese
Entwicklung wird noch dadurch unterstützt, dass mittlerweile
auch kleinere ausländische Versicherer am Markt etabliert
sind.
Zur Absicherung stark exponierter und komplexer Großrisiken, wie z.B. Großkraftwerksneubauten, Erdöl- und Gasförderung,
stehen weiterhin nur wenige Risikoträger zur Verfügung. Aufgrund der Schadenerfahrung der letzten Jahre fordern Versicherer
bei Objekten mit hohem Naturgefahren-Risikopotential oftmals Höchstentschädigungen.
■ Energiekosten stromintensiver Unternehmen: Schwachstellen im Versicherungsschutz
Nach der aktuellen Gesetzgebung (EEG, KWK-G, TEHG, StromNEV) erhalten stromintensive Industrieunternehmen unter
bestimmten Voraussetzungen Vergünstigungen bei Bestandteilen ihrer Energiekosten, wie den Netznutzungsentgelten und der
EEG-Umlage.
Was aber passiert, wenn z.B.
eine
Betriebsunterbrechung
nach einem Brand dazu führt,
dass der Verbrauchsschwellenwert für die Befreiung vom
Netznutzungsentgelt
unterschritten wird?
Die unangenehme Überraschung droht im Folgejahr in Form einer
gewinnverzehrenden erheblichen Nachbelastung des Netznutzungsentgelts des Vorjahres. Gleiches gilt, wenn hierdurch die Antragsvoraussetzungen für die künftige Befreiung von der EEG-Umlage gemäß
§ 40 ff EEG nicht erfüllt werden. Besonders kritisch hierbei ist, dass
die Ertragsausfallversicherung diese Kostensteigerung bzw.
Gewinnminderung oftmals nicht hinreichend entschädigt.
Es ist deshalb sinnvoll und wichtig, den Versicherungsschutz im Hinblick auf dieses Risiko adäquat zu gestalten.
Erfahrungsgemäß reicht eine klassische Ertragsausfallversicherung für die vollumfängliche Entschädigung in
diesem Punkt nicht aus.
Schwachstellen
Ein Stolperstein herkömmlicher Ertragsausfall-Versicherungen ist, dass diese Versicherungsschutz immer nur für
Schäden ab Eintritt des Schadens (Schadentag) bieten.
Da die Befreiung vom Nutzungsentgelt jedoch rückwirkend
für ein ganzes Jahr entfällt, verbleiben nicht versicherte
Kosten, die vor dem Schadentag und somit vor Beginn der
Haftzeit liegen.
Neben dem geschilderten rückwirkenden Wegfall der
Befreiung von Netznutzungsentgelten in dem vom
Schaden betroffenen Jahr kann es im Hinblick auf die
Befreiung von der EEG-Umlage für das Folgejahr auch
dazu kommen, dass die Antragsvoraussetzungen bei
Unternehmen bzw. Unternehmensteilen, die im letzten
abgeschlossenen Geschäftsjahr erfüllt sein müssen, nicht
erfüllt werden.
Weiterhin ergibt sich eine Deckungslücke dadurch,
dass diese "unvorhersehbaren" Kosten üblicherweise
nicht in der Versicherungssumme berücksichtigt sind
und somit eine Unterversicherung zur Folge haben
können. In diesem Fall zeigt sich auch eine Schwachstelle in den Berechnungsgrundlagen einer Ertragsausfallentschädigung. Bei einer rückwirkenden Erhebung
des Netznutzungsentgeltes verändert sich der
Deckungsbeitrag nicht insgesamt. Es findet vielmehr eine
Verschiebung zwischen Fixkosten zu Lasten des Gewinns
statt, d.h. das nachträglich fällige Netznutzungsentgelt wird
nicht entschädigt.
Spezielle Versicherungslösung
Unsere Spezialisten haben eine Lösung erarbeitet, die
die aufgezeigten Defizite einer Entschädigung im Rahmen
einer herkömmlichen Ertragsausfallversicherung vermeidet.
Willis Autoren:
Bernd Einmold / Bettina Rudy
Ralf-Dietmar Berg
Jürgen Reinschmidt
Achim Mailänder
Johannes Kronen
Frank Hering / Sven Krause
Tobias Sörries / Bettina Rudy
Klaus Unger
Allgemein
Sach-/Ertragsausfall-Versicherung
Haftpflicht-/D&O-Versicherung
Warentransport-Versicherung
Kraftfahrt-Versicherung
Kredit-Versicherung
Cyber-Versicherung
Technische Versicherungen
Redaktion:
Bernd Einmold
Bettina Rudy
Chief Placement Officer (CPO) Willis Deutschland / [email protected]
Leitung Marketing Willis Deutschland / [email protected]
Willis GmbH & Co. KG, Solmsstr. 71-75, 60486 Frankfurt/Main
Bildquelle: Fotolia
Willis GmbH & Co. KG, ein unabhängiger Versicherungsmakler, HRA 28637, VMR D-ZAOJ-SA6TT-15.
Schlichtungsstellen: Versicherungsombudsmann e.V., Berlin sowie Ombudsmann Private Kranken- und Pflegeversicherung, Berlin
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Willis ist ein weltweit führender Versicherungsmakler und unterstützt Unternehmen
bei sämtlichen Aspekten eines modernen Risiko- und Versicherungsmanagements.
In mehr als 130 Ländern setzen sich über 18.000 Mitarbeiter als globales Team
gemeinsam für Kunden in allen Teilen der Erde ein.
Willis Deutschland mit bundesweit 8 Niederlassungen ist Teil der weltweiten Willis Group.
Unsere Kunden profitieren von der regionalen und globalen Kompetenz
in Verbindung mit einer persönlichen Betreuung vor Ort.
07/2015
www.willis.de / www.willis.com