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Horb a. N.
Roboter tanzen nach der
Mädchenpfeife
Schwarzwälder-Bote, 23.04.2015 20:01 Uhr
Von Martina Lachenmaier
Horb. Gestern war Girlsday. Viele Mädchen freuen sich darauf. Nicht nur, weil
der Unterricht aus-fällt, sondern weil sie in Themenbereiche hineinschnuppern
können, die ihnen im Unterricht zwar auch begegnen, aber lange nicht so
interessant aufbereitet sind, wie an der Dualen Hochschule.
30 Mädchen sind zum Girlsday auf den Horber Campus der Dualen Hochschule
Baden-Württemberg Stuttgart gekommen. Die Hälfte der Mädchen besuchen
Horber Schulen, und davon wiederum waren die meisten Realschülerinnen.
Drei Themen standen zur Auswahl. Eines interessanter als das andere, sodass
die Wahl schwerfiel. Ist es interessanter, ein Teelicht zu löten, macht es mehr
Spaß, einen Roboter nach der eigenen Pfeife tanzen zu lassen, oder ist es
witziger, einen Hamster Körner einsammeln zu lassen? Klar, der Spaß darf
beim Girlsday nicht zu kurz kommen. Aber gelernt wird trotzdem.
Julia Marie de Zeeuw und Emily Grünwald habe ihren virtuellen Hamster so
weit gebracht, dass er Saatkorn um Saatkorn einsammelt. Manchmal streikt er
noch und will partout nicht tun, was die Schülerinnen ihm auftragen. Doch mit
der Unterstützung der Informatikstudenten Torsten Hopf, Jan Kleinekort und
Florian Knecht ist das kein Problem. Sie erklären den Sechstklässlerinnen am
Horber Gymnasium, wie man programmiert. "Das ist total einfach", sagt
Torsten Hopf. Es gehe vor allem um die Denkweise, die man sich beim
Programmieren aneignen müsse. Auch darum, sich klar auszudrücken und aus
einem relativ kleinen Befehlspool den Hamster so zu programmieren, dass er
geradeaus geht, sich nach rechts dreht und nicht ständig gegen eine Mauer
läuft, wo er sich die Nase platt drückt. Ein Tipp von Jan Kleinekort hilft weiter:
"Wenn es den Befehl nach rechts drehen nicht gibt, könnte man den Hamster
ja auch drei Mal nach links drehen." So einfach also ist Programmieren, und
das ganz ohne den Code einer Programmiersprache zu beherrschen. Julia
Marie de Zeeuw und Emily Grünwald haben ihren Spaß an der Sache. Auch
wenn die Berufswahl noch lange nicht ansteht, umschauen, was es gibt, kann
man sich ja schon mal, meinen die beiden.
Ganz ähnlich geht es Sarina Stebner und Tina Franzke. Beide wohnen in
Altheim und gehen in die neunte Realschulklasse. Sie löten ein Teelicht, das
keine Kerze ist. Ihre Aufgabe hat einen praktischen Aspekt. Für beide ist das
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Löten einer Platine eine Premiere. "Es ist nicht schwer", sagt Sarina Stebner
und übt auf einer Probe-Platine. Mädchen können das auch, keine Frage. Tina
Franzke findet Jungs- und Mädchenrollen ohnehin altmodisch. Beide sind
Mathecracks und liebäugeln mit einem technisch-naturwissenschaftlichen
Beruf. Ihre Aufgabe war es, ein energiesparendes LED-Teelicht zum Leuchten
zu bringen. "Nicht zu viel und nicht zu wenig Lot, Kurzschlüsse vermeiden und
auf die Hitze achten, die am Lötkolben herrscht", das ist die Herausforderung
beim Löten, sagt Dozent Ulrich Schneider.
Die dritte Aufgabe war es, einem Fahrroboter beizubringen, dass er eine
Strecke von einem Meter weit fahren kann. In einer weiteren Gruppe ging es
darum, einem Roboter sprechen und laufen zu lassen. "Steh auf", ruft Anna
Lippert aus Dießen ihrem Roboter zu. Doch der nickt nur mit dem Kopf und
bleibt einfach sitzen.
"Wahrscheinlich habe ich nur einen Tippfehler im Befehl"
Sie versucht, den Computer mit Sprachsteuerung zu programmieren.
"Wahrscheinlich habe ich nur einen Tippfehler im Befehl", analysiert die
Schülerin des Berufskollegs an der Heinrich-Schickhardt-Schule in Freudenstadt
schnell den Unwillen des Computers. Dozent Alexander Haußer erklärt: "Es
geht darum zu verstehen, wie der Roboter eine Eingabe verarbeitet und es
umzusetzen." Dann tanzt auch ein Roboter nach der Pfeife der Schülerinnen.
Anna Lippert hat schon klare Berufsvorstellungen. "Ich will auf jeden Fall dual
studieren", sagt sie. "Wahrscheinlich Maschinenbau und vielleicht auch in
Horb." Damit wäre das Ziel des Girlsdays, Schülerinnen für technische
Studiengänge und Berufe aus den Bereichen Mathematik, Informatik,
Naturwissenschaften und Technik zu begeistern, erreicht.
"Wie jedes Jahr waren die Plätze an der Dualen Hochschule ausgebucht", sagt
Kerstin Faißt, die für Hochschulkommunikation auf dem Horber Campus
zuständig ist. Auch wenn der Erfolg des Girlsdays nicht messbar ist, so sei es
wichtig, die Hemmschwelle zum Ergreifen eines technischen Berufes mit
solchen Aktionstagen herabzusetzen. Und dazu leiste die Duale Hochschule
gerne einen Beitrag.
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