Ausgabe 9/2015 – 24. August 2015 China – Deutliche Kursverluste der wichtigsten Börsenindizes vor dem Hintergrund der sich eintrübenden chinesischen Konjunktur und der erfolgten Abwertung des Yuan Nach den zuletzt enttäuschenden Konjunkturdaten in China (z.B. Im- und Export im Juli jeweils -8% yoy, Einkaufsmanagerindex -0,7 Punkte auf 47,1 Punkte) wird an den Börsen derzeit das Risiko eines hard landings von China höher bewertet als noch vor einigen Monaten. Aufgeschreckt wurden die Anleger zusätzlich durch die gezielte Abschwächung des Yuan zum US-Dollar um bisher 3% (zum Euro hat der Yuan bisher 5,6% abgewertet). Dies hat die Frage aufgeworfen, ob es um die chinesische Wirtschaft schlechter bestellt ist als bisher antizipiert. Grundsätzlich sollte auf die Abwertung gelassen reagiert werden, auch wenn dadurch der Gewinn eines ausländischen Unternehmens in China bei Rückführung in die eigene Währung (Translationseffekt) verringert wird. Denn seit Jahresbeginn bzw. im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist der Yuan z.B. gegenüber dem Euro immer noch relativ stark, was folgende Graphiken verdeutlichen: EURCNY seit Jahresanfang Für beide Zeiträume kann man erkennen, dass der Euro trotz Yuan-Abwertung immer noch schwächer notiert als zu Beginn des jeweiligen Betrachtungszeitraums. Das bedeutet, dass ein europäisches Unternehmen im Vergleich zum Vorjahr immer noch einen positiven Wechselkurseffekt hat. Dies wird man – selbst bei einer weiteren Abwertung des Yuan bis Ende September – in den kommenden Zahlen für das dritte Quartal erkennen können. Interessanterweise gab es bereits Mitte April eine Abwertung des Yuan, die von rd. 6,5 CNY/EUR bis auf rund 7,1 CNY/EUR reichte, also eine Abwertung von 9%. Die Abwertung des Yuans zum Euro seit dem 11. August (der Ankündigung der Abwertungsmaßnahmen) beläuft sich auf 5,6%. Von Mitte April bis Mitte Mai (dem Zeitraum der 9%-igen Abwertung) sank der Dax um rund 6,5%. Seit dem 11. August (der 5,6%-igen, medienwirksamen Abwertung) hat der Dax 9% verloren. Der prozentuale Kursverlust im Dax war bei der geringeren YuanAbwertung (bis jetzt) also größer als bei der größeren (prozentualen) Yuan-Abwertung. Dies zeigt, dass die Reaktion auf die neue Währungsrelation möglicherweise übertrieben erscheint. Eine Abschwächung der chinesischen Wirtschaft (egal ob hard- oder soft landing) hätte innerhalb des Euroraums vor allem für Deutschland negative Auswirkungen. Die Exporte nach China machen 2,5% des deutschen BSP aus (0,6% für die Eurozone ohne Deutschland) und damit 6,5% des gesamten Exportvolumens. Daher soll kurz der Blick auf Deutschland gerichtet werden. Quelle: Bloomberg, Stand: 21.08.2015 EURCNY im Jahresvergleich Quelle: Bloomberg, Stand: 21.08.2015 Rund 3/4 der aus Deutschland exportierten Waren kommen aus den Bereichen Chemie, Industriegüter/Fertigwaren und Maschinen. Bei Exporten nach China machen diese drei Gruppen sogar rund 88% aus, wobei Maschinen mit 70% den Großteil ausmachen. Davon wiederum ist gut die Hälfte Autos und Transportausrüstungen (z.B. Motoren für Lkw’s) zuzurechnen. Dies dürfte der Grund für die Underperformance der deutschen AutoAktien sein. Allerdings sollte an dieser Stelle erwähnt sein, dass weniger als 10% aller aus Deutschland exportierten Fahrzeuge nach China geliefert werden. Die meisten Autos gehen nach Europa ex UK (rund 30%), die USA (rund 14%) und UK (rund 12%). Natürlich ist China für die Autobranche (und die Chemie- und Maschinenbranche) wichtig, aber die Kursverluste beim Dax lassen darauf schließen, dass die Anleger das Thema China zu stark gewichten. Schädlich ist eine Abwertung des importierenden Landes, also China, für die Produktanbieter des exportierenden Landes, also Deutschland, nur dann, wenn sich die Wettbewerbssituation verändert oder aber eine hohe Preissensitivität des Produktes existiert. Dies ist aber gerade bei den deutschen Exporteuren nicht gegeben. Hier wird Frankreich deutlich stärker leiden. Das heißt: die Yuan-Abwertung an sich ist gar nicht das große Problem für die deutschen Unternehmen. Problematischer ist generell eine Abschwächung der chinesischen Wirtschaft und die Auswirkungen auf das Volumen der dort verkauften Güter (Anzahl von Autos, Maschinen, etc.) – die alle Unternehmen trifft. Ein Wettbewerbsproblem durch die Yuan-Abwertung sehen wir nicht. Risiken sehen wir neben der Abschwächung der chinesischen Wirtschaft eher über die Kapitalmärkte Emerging Markets müssen ihre Währungen abwerten, China selbst reduziert bereits seine Währungsreserven, um die Nachfrage im eigenen Land nach Dollar befriedigen zu können. Auswirkungen für unsere Asset Allocation? Direktes Exposure in chinesische Assets und auch in Emerging Markets existiert nicht. Gleichwohl gibt es eine Reihe von indirekten Effekten, die wir an dieser Stelle nennen möchten: 1. Die Abwertung des CNY erzeugt einen disinflationären Impuls in den Rest der Welt (Weltmarktpreise für handelbare Güter geraten unter Druck). Globale Inflation bleibt daher niedrig. 2. Die Wahrscheinlichkeit einer Fed-Zinserhöhung geht (auch wegen Punkt 1) zurück. So hat die Fed bereits mehrfach auf „außenwirtschaftliche Faktoren“ hingewiesen, die ihre Zinsentscheidung beeinflussen. Eine Zinserhöhung der Fed, die zu einer Aufwertung des USD führen würde, könnte den Kapitalabzug aus den EM beschleunigen. Sollte wiederum die Fed die Zinsen nicht erhöhen können: Wo existiert der geldpolitische Spielraum gegen eine weitere Rezession? 3. Aus heutiger Sicht ist nicht absehbar, inwiefern die Abschwächung Chinas einen direkten Einfluss auf die US-Konjunktur und die gesamte Weltwirtschaft hat. Die Volatilität an den Finanzmärkten dürfte in naher Zukunft vor dem Hintergrund der Fed-Politik, den Maßnahmen Chinas und der Rohstoffmarkt-Baisse hoch bleiben. Entscheidend werden für uns die zeitnahen Reaktionen der weltweiten Notenbanken auf das Marktgeschehen sein. Entsprechend werden wir in dem Zeitfenster bis zu einer Reaktion die Aktienquote neutralisieren. Wenn sich, wie von uns vermutet, in den konjunkturellen Frühindikatoren keine Ansteckungsgefahren zeigen, keine massiven Kapitalabflüsse aus den Emerging Markets zu beobachten sind oder eine Reaktion der Notenbanken erfolgt, werden wir die Aktienquote wieder erhöhen. Disclaimer Die Informationen in diesem Dokument wurden ausschließlich zu Informationszwecken für den Empfänger erstellt. Sie stellen keine Finanzanalyse i.S. des § 34b WpHG dar. Daher genügen sie nicht allen gesetzlichen Anforderungen zur Gewährleistung der Unvoreingenommenheit von Finanzanalysen und unterliegen nicht dem Verbot des Handelns vor der Veröffentlichung von Finanzanalysen. 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