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China 2016
Marktchancen im „New Normal“
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China 2016: Marktchancen im „New Normal“
Die Zeiten stürmischen Wachstums sind in China vorerst vorbei. „New Normal“ ist die Devise der Staatsführung.
Davon war allerdings nichts zu verspüren, als das neue Jahr mit einbrechenden Börsenkursen begann. Ist China
bereits im Begriff eine harte Landung hinzulegen? Oder wird 2016 ein Jahr mit „normalen“ Chancen und Risiken?
Auch wenn das Umfeld rauer wird: die Wirtschaft Chinas läuft auf hohem Niveau. Marktchancen bieten sich in vielen
Bereichen. Innovation und Effizienzsteigerung stehen dabei im Mittelpunkt. Anspruchsvolle Produktionstechnik aus
Deutschland steht dementsprechend hoch im Kurs. Dass Aufträge härter als in der Verangenheit erarbeitet werden
müssen, ist wiederum nur normal.
Beruhigung auf hohem Niveau
Neuausrichtung im Gange
Insgesamt positiv sieht der Weltwährungsfonds den
Ausblick für die Wirtschaft der Volksrepublik. Trotz
nachlassender Konjunktur und Rückgängen im Außenhandel prognostiziert der IWF auch für 2016
eine Wachstumsrate, die weit über dem Weltdurchschnitt liegt, sowie insgesamt stabile Rahmendaten.
Entsprechend kräftig nahmen im vergangenen Jahr Investitionen in Dienstleistungsbereichen zu wie Handel,
Gesundheitswesen und IT. Investiert wurde auch in Infrastruktur, Umwelttechnik und Landwirtschaft. Dagegen hat sich der Bausektor stark abgekühlt, und Anlageinvestitionen in der verarbeitenden Industrie nehmen
bestenfalls noch verhalten zu. Da die amtliche Statistik
nur Planwerte enthält, dürften die tatsächlichen Investitionen deutlich niedriger ausfallen als ausgewiesen.
Angaben zum Wachstum des Sozialprodukts in China werden inzwischen mit Vorsicht betrachtet. Das nationale
Statistikbüro China zeigt für die ersten drei Quartale 2015
im Detail ein differenziertes Bild: deutliche Absatzrückgänge von Grundstoffen wie Zement, Investitionsgütern
wie Werkzeugmaschinen oder selbst von Kühlschränken
werfen die Frage auf, woher ein Wachstum des Sozialprodukts von fast 7% in 2015 eigentlich kommen soll. Stabilisierend wirkt auf jeden Fall der Dienstleistungssektor,
der über die Hälfte der Wirtschaftsleistung erbringt und
auch 2015 mit 8,4% überdurchschnittlich gewachsen ist.
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Wechselkurse ohne Rückenwind
Risiken im Blick behalten
Deutsche Exporte nach China hatten 2015 kräftigen Rückenwind durch die Wechselkursentwicklung. Längst sind
die Zeiten vorbei, in denen man den Yuan einfach im
Verhältnis von eins zu zehn umrechnen konnte. Mussten
Anfang des Jahres immerhin noch 7,40 CNY/EUR bezahlt
werden, wurde nur wenige Monate später ein Tiefpunkt
von 6,40 CNY/EUR erreicht, bevor sich der Trend zum Jahresende wieder umkehrte.
Wie im vergangenen Jahr ist es auch in 2016 angeraten, die
gesamtwirtschaftlichen und politischen Risiken im Blick zu
behalten. Die Gefahren aus Immobilienblase und hohem
Verschuldungsgrad von Unternehmen und Kommunen
bleiben präsent. Sie werden noch unterstrichen durch
den Rückgang der Devisenreserven aufgrund hoher Kapitalabflüsse und eine zunehmende Spekulation gegen den
Yuan. Andererseits warten Beobachter seit Jahren vergebens auf einen Zusammenbruch des Immobilienmarktes,
und die People's Bank of China ist zumindest theoretisch
in der Lage, jedes Liquiditätsproblem zu lösen.
Ursache war die generelle Schwäche des Euro, denn gegenüber dem US Dollar blieb der Yuan im ersten Halbjahr
stabil, knickte im August sogar ein und gibt seitdem langsam aber stetig weiter nach. Dieser Trend dürfte sich auch
2016 fortsetzen. Eine drastische Abwertung des Yuan zur
Stützung der Exporte ist eher unwahrscheinlich ist. Der
Yuan könnte sich daher auf Kursen zubewegen von 6,7
CNY/USD und 7,5 CNY/EUR. Dabei wird unterstellt, dass
sich der Euro aufgrund der wachsenden Leistungsbilanzüberschüsse der Eurozone gegenüber dem US-Dollar
festigt. Vor diesem Hintergrund werden deutsche Exporte
nach China 2016 wahrscheinlich deutlich weniger komfortablen Rückenwind durch die Wechselkurse erhalten.
Devisenkurse Yuan zu Euro und US-Dollar 2015
Die innenpolitischen Spannungen werden bei abflauendem Wirtschaftswachstum kaum nachlassen. Der Umbau
der Militärführung und die andauernde Antikorruptionskampagne sind Anzeichen dafür, dass in Beijing nicht alles
rund läuft. Auch die Auseinandersetzungen mit Nachbarstaaten wie Japan, Vietnam und den Philippinen um diverse Inselgruppen können jederzeit eskalieren.
Doch sollten auch die positive Entwicklungen der politischen Rahmenbedingungen nicht übersehen werden: die
anstehende Reform des Eigentumsrechts für Agrarland,
die Erleichterungen bei der Verlegung des Wohnsitzes, die
Abkehr von der Einkindpolitik und die geplante Aufnahme des Yuan in den Währungskorb des IFW sind wichtige
Weichenstellungen, die zur wirtschaftlichen und sozialen
Stabilität Chinas beitragen werden.
Insgesamt durchlebt China einen Prozess des Strukturwandels. Einige Wirtschaftszweige befinden sich nach
den Überinvestitionen der letzten Jahre in einer Rezession. Auch wenn diese Erfahrung für China ungewohnt ist
und entsprechen hohe Aufmerkasmkeit in den Medien erfährt, ist die Entwicklung durchaus normal. Die wirtschaftlichen und politischen Risiken sind überschaubar, sollten
aber im Blick behalten werden.
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Innovation "made in China"
Automation weiter im Trend
Im März wird der 13. Fünfjahresplan als Richtschnur für
die wirtschaftliche Entwicklung in Kraft treten. Anders
als in der Vergangenheit sind in der Folge keine massiven
staatlichen Investitionsprogramme zur Stimulierung der
Wirtschaft zu erwarten. Aus den bisher veröffentlichten
Informationen und den Äußerungen von Präsident Xi Jin
Ping und Ministerpräsident Li Ke Qiang wird deutlich, dass
die Führung in Beijing vor allem auf Strukturreformen
setzt, die die Effizienz der chinesischen Wirtschaft und
den Konsum stärken sollen.
Der ungebrochene Trend zur Automation entspricht nicht
nur den politischen Visionen. Hoher Wettbewerbsdruck
und weiterhin steigende Personalkosten zwingen chinesische Unternehmen zur Steigerung von Produktivität und
Qualität und in der Folge zur Automatisierung von Produktionsprozessen.
„Made in China 2025“ heißt die Initiative, die Ministerpräsident Li Ke Qiang im Mai letzten Jahres vorstellte.
Durch Innovation sollen chinesische Hersteller zur Weltspitze aufschließen. In zehn Fokusbereichen soll ein „highend manufacturing sector“ entstehen:
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Informationstechnolgie,
Industriesteuerungen und Robotertechnik,
Luft- und Raumfahrt,
Meerestechnik,
Eisenbahnausrüstung,
New Energy Vehicles,
Energietechnik,
Neue Werkstoffe,
Biotechnologie und Medizintechnik,
Landmaschinen.
In 2015 wurden in China 56.000 Industrieroboter verkauft. Lokale Anbieter haben bereits große Kapazitäten
aufgebaut. Es fehlt jedoch noch an wesentlichem Know
How, bemängelte zumindest der Chairman von Siaosun
Robotics aus Shenyang, Qu Daokui anlässlich der World
Robot Conference in Beijing im vergangenen November.
Daher seien lokale Anbieter bisher auf Low End-Anwendungen begrenzt.
Deutsche Maschinenbauer, die hochproduktive, automatisierte Lösungen anbieten, liegen daher voll im Trend.
Diejenigen Unternehmen, die für den chinesischen Markt
auf abgespeckte, einfache Lösungen gesetzt hatten, sollten spätestens jetzt ihre Produktstrategien überprüfen.
„Industrie 4.0“ oder "Internet+" sind in diesem Kontext
nicht nur Schlagworte, sondern gerade für deutsche Unternehmen in China ein Schlüssel zum Erfolg. Das Interesse an allem, was mit Industrie 4.0 zusammenhängt, ist
immens und lässt sich hervorragend für Vertrieb und Marketing nutzen. Für Investitionen, die mit Innovation, "Intelligent Manufacturing" und vor allem mit Industrie 4.0
begründet sind, werden bevorzugt Budgets bereitgestellt.
Viele Produktmerkmale, die in Deutschland als selbstverständlich gelten, fallen in diese Kategorie. Sie müssen nur
entsprechend herausgestellt und verkauft werden.
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E-Mobilität hebt ab
„New Energy Vehicles“ stehen in China hoch im Kurs. Bis
zu der für 2020 angestrebten Produktion von zwei Millionen NEV ist es noch ein weiter Weg. Der Trend ist aber
ebenso eindeutig wie die Entschlossenheit der Regierung,
die Rahmenbedingungen Richtung E-Mobilität zu setzen.
Der Absatz von NEV hat sich im vergangenen Jahr mehr
als verdoppelt. Sämtliche großen, einheimischen Automobilhersteller haben eigene Modelle mit Elektroantrieb
auf den Markt gebracht. Megafabriken für Traktionsbatterien werden nicht nur in Nevada errichtet. In China werden Produktionskapazitäten in mindestens gleicher Größenordnung in Angriff genommen.
Chancen für deutsche Unternehmen bestehen vor allem
in den Bereichen Produktions-, Mess- und Prüftechnik.
Dies wird aus einer Analyse des China Automotive Technology & Research Center (CATARC) ersichtlich. Für die
Schlüsselkomponenten von Elektroantrieben werden die
Stärken bzw. Schwächen der einheimischen Industrie aufgezeigt. Das dargestellte Beispiel von Antriebsmotoren
zeigt den großen Bedarf an ausländischem Know How auf.
Von den deutschen Automobilherstellern ist bisher nur
BMW mit der eigens geschaffenen Marke Zinoro mit
Elektrofahrzeugen in China präsent. Der deutsche Wettbewerb beschränkt sich weitgehend auf Ankündigungen,
steht aber in den Startlöchern und wird aber um eigene
Modelle und Produktionskapazitäten in China letztlich
nicht herumkommen.
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Vielfältige Wachstumsnischen
Der chinesische Markt hat tatsächlich eine neue Normalität gefunden. Wie in den reifen Märkten des Westens
kommt es zu konjunkturellen Rückschlägen. Angesichts
der Größe, die der chinesische Markt erreicht hat, finden
diese allerdings auf hohem Niveau statt.
Geschäftsmöglichkeiten gibt es nach wie vor: der Ausbau des Eisenbahnnetzes und der Energieversorgung
erfordern weiterhin hohe Investitionen. Dass für Umwelttechnik in China ein dringender Bedarf besteht, belegen
die immer häufigeren Meldungen über die katastrophale
Luftverschmutzung in den Großstädten. Die zivile Luftfahrindustrie steht in China erst am Anfang.
Nicht zu vergessen: der Nachholbedarf im Westen des
Landes ist gewaltig. Deshalb wachsen Regionen wie
Chongqing, Sichuan oder Shaanxi überdurchschnittlich
stark. Staatliche Initiativen wie “One Belt, One Road”
unterstützen diese Entwicklung politisch und finanziell.
Selbst der Stahl- und Kohlegürtel im Nordosten sollte
nicht abgeschrieben werden. Das „Ruhrgebiet Chinas“
befindet sich mitten im Strukturwandel und hat aufgrund
der langen Industrietradition eine gute Grundlage sich zu
erholen. Der Staat trägt durch die Initiative zur Revitalisierung des Nordostens finanziell dazu bei.
China hat in den letzten dreißig Jahren eine eindrucksvolle Anpassungsfähigkeit demonstriert und wird auch
die anstehenden Herausforderungen meistern. Deutsche
Unternehmen können dazu viel beitragen. Die Geschäftschancen werden aber nicht mehr durch das allgemeine
Marktwachstum getragen, sondern müssen mehr und
mehr hart erarbeitet werden. So gesehen ist "New Normal" in der Tat ganz normal.
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Quellenangaben:
• IMF, World Economic Outlook, Oktober, 2015
• dito, Aktualisierung vom Januar, 2016
• National Bureau of Statistics of China
• www.oanda.com
• South China Morning Post, 20.05.2016, China unveils
ambitious plan for ‘Made in China’ upgrade within10
years
• dito 03.11.2015, How the next five-year plan will
change China: blueprint for nation's development
explained
• dito 25.11.2015, China’s robot sector needs to pick
up pace to upgrade manufacturing and rival foreign
competitors, say experts
• dito 03.01.2016, China’s president warns that economic stimulus is ‘not the answer to nation’s challenges’
• VDMA Nachrichten 11/2016, Blickpunkt China
• Xinhua nach china.org.cn, 09.12.2015
• PwC, 20.05.2015, Responding to the new normal
• CAAM Chinese Association of Automotive Manufacturers
• CATARC China Automotive & Research Center, Präsentation 01/2015
• www.visualcapitalist.com
Bildnachweis Seite 1: Fotolia
Autor: Christoph Hoene
Die Aussagen in diesem Dokument wurden den genannten Quellen entnommen oder entsprechen eigenen
Einschätzungen des Autors. Eine Gewährleistung für die
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