Präsentation Prof. Wilhelm Heitmeyer (Universität Bielefeld)

IKG
Institut für interdisziplinäre
Konflikt- und Gewaltforschung
Gruppenbezogene
Menschenfeindlichkeit –
Ein gesellschaftspolitisch
beeinflussbares Syndrom?
Wilhelm Heitmeyer
Wien, 17.10.2016
Das Syndrom der
Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit
Sexismus
Homophobie
Abwertung von
Langzeitarbeitslosen
Etablierten-vorrechte
Abwertung von
Asylbewerbern
Fremdenfeindlichkeit
Syndrom GMF
Ideologie der
Abwertung von Sinti und
Roma
Rassismus
Ungleichwertigkeit
Abwertung von
Obdachlosen
Islamfeindlichkeit
Abwertung von
Behinderten
Antisemitismus
Quelle: W. Heitmeyer (2012): Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit in einem entsicherten Jahrzehnt. In: ders. (Hg.) Deutsche Zustände, Bd.
10, Berlin (Suhrkamp), 15-41.
Prozessmodell
Gesellschaftliche Strukturentwicklungen –
Integrations-/Desintegrationsdynamik
5
1
6
Politikund Mobilisierungsangebot
des organisierten,
subkulturellen Rechtsextremismus und
des Rechtspopulismus
2
3
4
Gruppenbezogene
menschenfeindliche
Mentalitäten in
Bevölkerungen
Quelle: W. Heitmeyer (2011): Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit. Interaktionsprozesse im gesellschaftlichen Raum. In: C. Robertsonvon Throtha (Hg.) Rechtsextremismus in Deutschland und Europa. Baden-Baden (Nomos), 21-38.
Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit und
Krisenbedrohung (2011)
prozentuale Zustimmung
Quelle: Daten aus den Surveys „Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“
Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit und
Orientierungslosigkeit (2011)
prozentuale Zustimmung
13,7
Fremdenfeindlichkeit
Antisemitismus
Rassismus
Etabliertenvorrechte
Islamfeindlichkeit
Sexismus
Homophobie
Abwertung von Behinderten
Abwertung von Obdachlosen
Abwertung von Langzeitarbeitslosen
Abwertung von Sinti und Roma
Abwertung von Asylbewerbern
4,2
3,5
49
14,1
17,5
18,1
39,2
41,4
8,6
5,9
16,9
9
24,3
2,9 11,9
27
42,8
46,1
30,7
0
10
nicht orientierungslos
Quelle: Daten aus den Surveys „Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“
20
30
44,5
38,5
40
orientierungslos
50
58,6
54,6
60
70
Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit nach
Partizipationsneigung (2011)
prozentuale Zustimmung
Fremdenfeindlichkeit***
59
23,8
Antisemitismus***
15,4
3,5
9,1
7,1
Rassismus***
Etabliertenvorrechte***
47,2
21
Islamfeindlichkeit***
22,9
39,1
Personen mit niedriger
Partizipationsneigung
7,7
6,5
Sexismus***
Personen mit hoher
Partizipationsneigung
13,7
10,9
Homophobie**
10,6
5,4
Abwertung von Behinderten**
Abwertung von Obdachlosen***
63,1
22,9
Abwertung von Langzeitarbeitslosen***
69,2
36,2
0
10
20
Quelle: Daten aus den Surveys „Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“
30
40
50
60
70
80
Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit nach
ökonomistischer Werthaltung (2011)
prozentuale Zustimmung
20,6
Fremdenfeindlichkeit
Antisemitismus
5,1
Rassismus
5,3
60,1
15,3
24
23
Etabliertenvorrechte
50,6
14,9
Islamfeindlichkeit
6,5
Sexismus
47,1
24,2
13,4
Homophobie
4,6
Abwertung von Behinderten
nicht ökonomistisch
29,5
ökonomistisch
13,3
26,6
Abwertung von Obdachlosen
56
42,9
Abwertung von Langzeitarbeitslosen
29,2
Abwertung von Sinti und Roma
71,7
56,4
41,2
Abwertung von Asylbewerbern
0
20
Quelle: Daten aus den Surveys „Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“
40
62,3
60
80
Was sind Ausmaße, Entwicklungen und
Ursachen von rechtspopulistischen
Einstellungen?
Empirische Ergebnisse
2002: 20%
(Indikatoren: Fremdenfeindlichkeit,
Autoritäre Aggression, Antisemitismus)
Quelle: D. Schaefer, J. Mansel, W. Heitmeyer (2002): Rechtspopulistische Potentiale. Die „saubere Mitte“ als Problem. In: W.
Heitmeyer (Hg.): Deutsche Zustände, Bd.1, Frankfurt/M. (Suhrkamp), 123-144.
Gefühl der Einflusslosigkeit
Quelle: Verläufe aus den Daten des Surveys „Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“
Bereitschaft zur Teilnahme an Demonstrationen
der rechtspopulistischen Eingestellten
2009: ca. 30% Bereitschaft
2011: ca. 42% Bereitschaft
Quelle: Verläufe aus den Daten des Surveys „Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“
Gewaltbereitschaft
Quelle: Verläufe aus den Daten des Surveys „Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“
Vereinfacht dargestelltes Strukturgleichungsmodell zum
Zusammenhang von Desintegration, Demokratieentleerung und
Rechtspopulismus (GMF Survey 2006)
Desintegration
Funktionale
Systemintegra
tion
.24
Individuelle politische Reaktion
Beurteilung des politischen Systems
.14
.15
.13
.18
Politische
Machtlosigkeit
.17
.19
.29
Institutionelle
Sozialintegratio
n
Demokratiezweif
el
.24
.33
.37
.15
Rechtspopulistische
Einstellungen
.34
.12
.22
.29
.13
.21
Demokratiemißachtu
ng durch politische
.26
Eliten
.15
.16
Sozio-emotionale
Desintegration
Quelle: Daten des Surveys „Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“
Model Fit:
Chi²/df=1,8, agfi=,99, rmsea=,02, pclose=,77
Vier zentrale, emotional ausbeutbare Themen durch das
instrumentalisierte "Signalereignis" der Flüchtlingsbewegung:
Angst vor sozialer Desintegration
Angst vor kultureller Überfremdung
Politische Entfremdung durch Demokratieentleerung und
Repräsentationskritik
De-Nationalisierung von Politik („Brüssel“, Globalisierung)
Eskalationsmodell
Quelle: D. Borstel/W. Heitmeyer (2012): Menschenfeindliche Mentalitäten, radikalisierte Milieus und Rechtsterrorismus. In: S. Malthaner,
P. Waldmann (Hg.) Radikale Milieus. Frankfurt/New York (Campus), 339-368.
Verbreitung von Rechtspopulismus in Europa
% Bildung des Summenwerts ähnlich der deutschen GMF Studie
30
22,5
20
17,9
16,7
13,6
10,9
13,2
12,3
10,8
10
4,7
0
D
GB
F
I
NL
PT
Da in der europäischen Vergleichsstudie z.T. etwas andere Indikatoren verwendet wurden, sind
leichte Abweichung der Werte für Deutschland im Vergleich zur deutschen GMF-Studie erkennbar.
PL
HU
EU
Gewichtet nach Repräsentativität in den Länder Angaben für
Europa unter Berücksichtigung der Bevölkerungszahl der Länder
Quelle: A. Zick, B. Küpper, A. Hövermann (2011): Die Abwertung der Anderen. Berlin, Friedrich-Ebert-Stiftung.