Füttern mit der Grassilage 2015 Was ist 2015 anders? Die in Rheinland-Pfalz und dem Saarland im Jahr 2015 geerntete Grassilage weist im 1. Schnitt in fast allen qualitätsbestimmenden Merkmalen ähnliche Werte auf wie im Jahr 2014. Der Rohproteingehalt ist mit 152 g je kg Trockenmasse leicht höher, aber immer noch enttäuschend niedrig. Mit einer ruminalen Stickstoffbilanz (RNB) von + 3 g besteht nach wie vor nur ein sehr geringer N-Überschuss im Pansen, so dass in Kombination mit Maissilage eine Proteinergänzung auch schon in der Grundration notwendig ist. Eine vielfach geäußerte Vermutung, dass die hohen Massenerträge, verursacht auch durch neue Sorten, zu einem Verdünnungseffekt führten, trifft in diesem Jahr sicher nicht zu. Was ist bei der Rationsgestaltung 2015/2016 besonders zu beachten? Viele Milchviehrationen in Rheinland-Pfalz enthalten etwa gleiche Anteile Gras- und Maissilagetrockenmasse. Wird die diesjährige durchschnittliche Grassilage mit Maissilage mittlerer Qualität ergänzt, lassen sich mit 3 kg Rapsschrot als Proteinergänzung und 1,5 kg Triticale zur Energieaufwertung im Mischwagen ca. 24,3 kg Milch aus der Trogration erzeugen. Bei einer Ration mit 100 Prozent Grassilage kehrt sich das Verhältnis Getreide zu Rapsschrot um (s. Tabelle 1). Getreide ist nach wie vor der kostengünstigste Energieträger. Rapsschrot ist aktuell im Kontrakt für die Winterfütterung für ca. 25 bis 26 € plus Mehrwertsteuer zu haben, Sojaschrot kostet ca. 37 bis 38 € plus MwSt. Damit ist Rapsschrot im Vergleich zu Sojaschrot bei gleicher Proteinqualität deutlich günstiger. Bei einer Herdenleistung von ca. 8000 kg Milch im Jahr machen diese kostengünstigen Kraftfutterkomponenten rund zwei Drittel des gesamten Kraftfutteraufwands aus. Höhere Leistungen werden am Transponder oder im Roboter mit einem qualitativ hochwertigen Kraftfutter ausgefüttert. Da dies im Wesentlichen in der sensiblen Phase in den ersten 100 Laktationstagen eingesetzt wird, ist der etwas höhere Preis für eine gute Qualität hier eher gerechtfertigt. Die Qualität wird für ein 19/4 Futter mit 19 Prozent Rohprotein und 7 MJ NEL wie im Rationsbeispiel eingesetzt über den nXP-Gehalt und den Gehalt an beständiger Stärke definiert. Diese Inhaltsstoffe werden vom Anteil an Pansen geschützten Proteinkomponenten und Körnermais Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Eifel www.dlr-eifel.rlp.de www.tierhaltung.rlp.de bestimmt. Gehobene Qualitäten entsprechen nXP-Gehalten von 185 g und mehr und beständiger Stärke von 80 bis 120 g je kg Futter. Da diese Milchleistungsfutter auch mit einer Mineral- und Wirkstoffvormischung ausgestattet sind, ist in der Trogration in der Regel eine Mineralfuttermenge von 100 bis maximal 120 g je Kuh und Tag ausreichend. Zu niedrige Kalzium- und Natriumgehalte sollten mit Futterkalk und Viehsalz ausgeglichen werden, da überhöhte Mineralfuttergaben über zu hohe Wirkstoffgehalte in der Ration zu Imbalancen führen können und die Kosten erhöhen. In Betrieben mit TMR Fütterung sind die beschriebenen Rationsqualitäten natürlich auch durch eine geeignete Kombination der entsprechenden Einzelfuttermittel zu erzielen. In diesem Fall ist eine deutliche höhere Mineralfuttergabe zur Ration notwendig. Ration I: 50 % Grassilage- 50 % Maissilagetrockenmasse; Proteinergänzung mit Rapsschrot Ration II: 100 % Grassilagetrockenmasse; Energieergänzung mit Getreide Futtermittel kg Ration I Ration II Grassilage 1. Schnitt 2015 18,0 33,8 Maissilage 32 %TS 6,6 MJ NEL 21,0 Stroh 0,3 0,3 Rapsextraktionsschrot 3,0 1,2 Triticale 1,5 4,3 Mineralfutter 24/3/10 0,12 0,12 Futterkalk 0,05 0,03 Viehsalz 0,05 0,03 kg Milch aus Trogration 24,3 24,5 6 6 kg TM gesamt 21,6 21,8 kg Milch nach Energie 33,7 34,2 Cent/kg Milch 12,84 12,83 MLF 185 g nXP 1 g RNB 7,0 MJ NEL 100 g bXS 260 g uXS+XZ Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Eifel www.dlr-eifel.rlp.de www.tierhaltung.rlp.de Kennwerte der Ration Ration I Ration II je kg TM Soll bei 8000 kg NEL MJ 6,9 6,9 > 6,9 nXP g 166 162 > 160 RNB g 18 49 0 - 30 Abbaub.Stärke/Zucker g 220 202 < 250 Beständige Stärke g 42 43 30 - 50 Rohfaser g 167 168 160 – 180 ADF g 203 203 > 190 NDF g 343 347 > 340 NFC g 372 356 < 400 Ca g 7,2 7,1 >6 Pg 4,9 4,6 >4 Na g 2,4 2,3 > 1,5 ADF = Sauredetergenzienfaser; NDF = Neutraledetergenzienfaser; NFC = Nichtfaserkohlenhydrate Wo und wie lassen sich Futterkosten einsparen? Dass absolut größte Problem der Milcherzeuger ist aktuell der sehr niedrige Milchpreis. Auch wenn eine Optimierung aller Kosten zu den Daueraufgaben in jedem Betrieb gehört, ist sie vor allem in wirtschaftlich schwierigen Zeiten von entscheidender Bedeutung. Sie darf allerdings nicht zu Lasten von Tiergesundheit und Leistung gehen. Hochleistungsmilchkühe haben vor allem im ersten Laktationsdrittel einen hohen Energie- und Nährstoffbedarf und benötigen zudem ausreichend Struktur. In dieser sensiblen Phase für die Kuh werden gerne teure Spezialfuttermittel gefüttert, deren Einsatz nicht nur in Phasen mit niedrigen Milchpreisen sondern generell kritisch hinterfragt und überlegt werden muss. Einfache arbeitswirtschaftliche Maßnahmen wie eine verbesserte Futtervorlage oder das häufigere Nachschieben der Ration können durch eine höhere Futteraufnahme oft mehr Wirkung erzielen. Dies gilt vor allem für Betriebe mit unterdurchschnittlicher Milchleistung die häufig ohne Erfolg versuchen, durch den höheren Einsatz von Kraftfutter – oft auch mit vermeintlichen Sonderwirkungen - diese zu steigern. Ursache einer niedrigen Milchleistung sind aber in der Regel vielfältig und reichen von einer mäßigen Genetik Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Eifel www.dlr-eifel.rlp.de www.tierhaltung.rlp.de über Mängel in der Haltung, dem Gesundheits- und Herdenmanagement bis hin zu einer nicht optimal abgestimmten Grund- und Kraftfutterfütterung. Hier liegt das größte kurzfristig zu erschließende Einsparpotential in der Senkung zu hoher Kraftfutterkosten. In vielen Betrieben findet im zweiten und vor allem dritten Laktationsdrittel auch bei ausreichender Grundfutterqualität eine Überversorgung mit Kraftfutter statt. Lässt die Milchleistung mit fortschreitender Laktation nach, ist natürlich zwingend Kraftfutter zu reduzieren. Über den Transponder oder Roboter ist dies leicht umzusetzen. Schwieriger ist der optimale Gruppenwechsel in TMR Betrieben zu gestalten. Vor allem in Betrieben mit mäßiger Leistung führt die energetische Überversorgung in der zweiten Laktationshälfte auch noch zu fetten Kühen am Ende der Laktation mit vielen daraus resultierenden Problemen in der Folgelaktation. Der Kraftfutteraufwand sollte regelmäßig kontrolliert werden, indem die täglich ermolkene Milchmenge durch die täglich gefütterte Kraftfuttermenge dividiert wird. Ein guter Wert sind nicht mehr als 250 g Kraftfutter je kg Milch, was bei einer Leistung von 8000 kg Milch ca. 20 dt Kraftfutter entspricht. Damit läge die Grundfutterleistung für dieses Leistungsniveau bei 4000 kg. Ein um 35 g erhöhter Kraftfutteraufwand je kg Milch summiert sich bei einer Leistung von 8000 kg auf ca. 80 € je Kuh oder 1 Cent je kg Milch. Wird durch eine optimierte Grünlandbewirtschaftung neben einer hohen Qualität auch ein hoher Massenertrag je ha erzielt und gelingt dies auch beim Anbau der Maissilage, ist ein weiterer entscheidender Beitrag zu einer rentablen Milchproduktion geleistet. Die überdurchschnittliche Milchmenge je ha Futterfläche ist neben einer hohen Grundfutterleistung das wichtigste Kriterium, das die erfolgreichen von den weniger erfolgreichen Betrieben unterscheidet. In diesem Zusammenhang sollte aber unbedingt erwähnt werden, dass die Senkung des in Rheinland-Pfalz im Mittel immer noch viel zu hohen Erstkalbealters der Färsen auf 24 Monate indirekt zu einer erheblichen Futterkosteneinsparung führt und die Milcherzeugungskosten insgesamt deutlich reduziert werden. Die Senkung des Erstkalbealters um einen Monat spart Kosten von 60 – 70 € pro Färse. Autor: Josef Margraff, Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Eifel, Bitburg Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Eifel www.dlr-eifel.rlp.de www.tierhaltung.rlp.de
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