21 Es war einmal Stadtmagazin Die Domfreiheit an der Ecke zur Kirchgasse in einer undatierten historischen Aufnahme. Der Gasthof zur Domfreiheit (links) bestand noch viele Jahre später. Auto unserer Verwandten zu suchen. Und ich entdeckte dabei viele neue Häuser und Plätze. Danach hatte sich meine Wahrnehmung der Stadt verändert. Als ich in die Realschule kam und jeden Tag mit dem Zug nach Landshut fuhr, kam eine weitere Dimension hinzu. Der Bahnhof, in dem ich viele Stunden verwartete, wurde eine vertraute Stätte, ein Umschlagplatz für Neuigkeiten und Begegnungen. Je mehr ich mir die Stadt vertraut machte, umso fremder wurde mir mein Dorf. Manchmal sah ich an den Altstadtfassaden empor und stellte mir vor, wie es wäre, in einem dieser Häuser zu wohnen. Und immer öfter zögerte ich den Zeitpunkt für die Heimfahrt hinaus. Das Café im dritten Stock des Kaufhauses Oberpaur, gleich neben der Schallplattenabteilung, war ein Ort, an dem sich viele Schüler trafen. Ich gewöhnte mir an, dort meine Hausaufgaben zu machen. Bald gab es auch abends Gründe, in Landshut zu bleiben. Eine Party hier, ein Treffen da. Als es für den Schulbesuch BaföG gab, suchte ich mir ein Zimmer in einer Wohngemeinschaft. In einem jener hohen Häuser, wie ich sie früher immer bewundert hatte: mit Türmchen und Erkern. Dort lebten wir mal zu dritt, mal zu viert in einer Wohnung, in der sich die Küche im selben Raum befand wie die Badewanne. Das Klo war auf dem Flur, und wir teilten es uns mit einer älteren und schwierigen Nachbarin. Im Fenster des Zimmers, das ich mir mit einer Freundin teilte, saß ich dann oft, schaute auf die Straße hinunter und auf die Giebel der gegenüberliegenden Häuser. Und freute mich einfach, dass ich nun endlich Landshuterin geworden war. %
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