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nariciimtnsbr.il 3
Liebe Nachbarinnen und Nachbarn!
Am 26. März haben wir genau vor zwei Jahren dieses Haus besetzt, eines
der ersten Häuser, die besetzt worden sind; sicher erinnern sich einige
von Ihnen noch daran. Der Mieterladen Dresdner Str., der sich schön jahre¬
lang für die Belange der Menschen hier im Kiez eingesetzt hat, befürwortete
und unterstützte diese Besetzung, ebenso die Alternative Liste.
Wir wollten durch diese Besetzung die durchgreifende Modernisierung, die
zwangsläufig zu einer starken Erhöhung der Mieten führt und den weiteren
Leerstand (das Haus stand ja bereits ein halbes Jahr leer) verhindern.
Wir hatten ja schon mehr als ein Jahr Zusehen können, die die Besitzerin
SAMOGr mit den Häusern Manteuffelstr. 59-42 umgesprungen ist. Dachstuhlbrän^de, Raußreißen von Fenstern, Abbau von Öfen und Treppengeländern hatten
diese Häuser fast vollends zerstört, obwohl ihre tatsächliche Bausubstanä teil¬
weise noch sehr gut ist. Um diese mutwilligen Zerstörungen zu stoppen und in
die Öffentlichkeit zu tragen, besetzten wir damals dieses Haus.
Wir haben dieses Haus vor solchen Veränderungen bisher geschützt, wir haben
es renoviert und bewohnbar gemacht.
Sicher haben wir es auch den nachfolgenden massenhaften Besetzungen der letzten
zwei Jahre zu verdanken, daß uns die SAMOG noch nicht räumen ließ, und natür¬
lich der großen Öffentlichkeit, die die Probleme der Stadt erkannt hat und
sich für uns eingesetzt hat.
Trotzdem hat die SAMOG Ermittlungsverfahren bzw. Strafanttäge wegen Hausfrie¬
densbruch gegen uns eingeleitet.
^Seit einiger Zeit existiert in unserem Block 105 ein Blockrat, in dem alle
besetzten Häuser dieses Blockes vertreten sind.
.Zur Zeit ist eine Gruppe von Architekten und anderen Fachleuten dabei, in
jedem Haus
läusubstanzuntersuchungen durchzuführen, um die tatsächlichen
Schäden in den einzelnen Häusern festzustellen und um dann Schritt für Schritt
Reparaturen durch Handwerksgruppen beheben zu können.
Erfahrungen mit der Firma SAMOG und anderen Sani er ungs trägem, wie z.B.
die Neue Heimat, haben uns gezeigt, daß solche
Firmen ausschließlich um
ihren Profit besorgt sind und sich nen feuchten Kehrricht um die Bedürfnisse
und
Winsche ihrer Hausbewohner kümmern. "Wenn sie die Miete nicht zahlen kön¬
nen, müssen sie eben wegziehen!', solche Sätze sind dann zu hören.
Sie fragen uns nicht, wie wir uns unsere Umwelt vorstellen, ob genug Raum da
ist, wo unsere Kinder spielen können, ob genug Grünflächen zur Erholung vom
Arbeitsstreß da sind etc. "Sie sanieren sich". Sie sind maßgeblich an der
Zerstörung unserer Umwelt beteiligt und dagegen wehren wir uns ebenso maßgeb¬
lich. Wir sind der Meinung, daß Leute, die hier nicht wohnen, hier auch nichts
zu sanieren haben, und daß wir durchaus in der Lage sind, selbstbestimmt und
eigenverantwortlich unsere Umwelt und unseren Lebensraum zu gestalten.
Doch da wo Geld die Hauptrolle spielt, geht es auch schnell um Gewalt!
Durchsuchungen haben wieder begonnen, das1Haus, Schulstraße
in Zehlendorf
wurde bereits geräumt und es ist abzusehen, wie es weitergehen wird, im Senat
liegen ja bereits Räumungslisten.
Wir sind bereit zu Verhandlungen, aber inter Berücksichtigung unserer Bedürfnisse
nach Selbstbestimmung und Selbstverwaltung, aber wir können nicht verhandeln,
wenn sie gleichzeitig knüppelschwingend und kriminalisierend hinter uns stehen.
Es gibt bereits 4000 Ermittlungsverfahren
2600 Erkennungsdienstliche Personenfeststellungen
604 Festgenommene
und
104 Haftbefehle
Und das alles weil wir versuchen, ihre Profite zu verringern, selbstbestimmt
zu leben und einen Einfluß auf ihre Politik betreffend unser Umwelt zu haben0
Wir fordern weiterhin und immer wieder
keine teuren Modernisuerungen und damit
keine Zerstörung des Kiezes
die Häuser in die Hände derer, die darin leben.
Wir feiern am Samstag den 27. März ein Fest auf dem Grundstück der Mariannen¬
straße 48, und laden auch sie dazu ein.
Die Bewohner dieses Hauses
Ihre Nachbarn