Projektbeschrieb Überbauung Wohnpunkt-Wil

Projektbeschrieb Überbauung Wohnpunkt-Wil
Auf dem ca. 9000 m2 grossen Baufeld kurz vor der Wiler Ortsgrenze ist entsprechend den
Vorstellungen der Eigentümer eine Wohnüberbauung mit Mehrfamilienhäusern entstanden. In
einer ersten Etappe wurden bereits drei Häuser mit insgesamt 24 Wohnungen realisiert, die zwei
restlichen Gebäude mit 16 Wohneinheiten werden voraussichtlich ab herbst 2008 gebaut.
Die Ausgangslage für die Planungen sowie die Handhabung des Baufeldes war nicht
unproblematisch, da das vorhandene Grundstück durch die örtlichen Gegebenheiten etwas
isoliert wirkt. Zum einen grenzt die Parzelle zu zwei Seiten an die öffentliche Zone, die im Osten
mit der Kantonsschule Wil und im Süden mit Trainingsplätzen einer Sportanlage besetzt ist. Zu
den beiden übrigen Seiten grenzt das Grundstück an eine Industriezone. Besonderen Umgang
verlangte zudem die entlang der nördlichen Grundstücksseite verlaufende und als Ausfallstrasse
stark frequentierte Hubstrasse.
Darüber hinaus musste auf dem Grundstück selbst ein bestehendes Wohnhaus aus den 90er
Jahren in die Überbauung integriert werden.
Aufgrund dieser besonderen örtlichen Gegebenheiten wurde folgendes Konzept entwickelt:
Entlang der Hubstrasse werden drei längliche, viergeschossige Baukörper angelegt, die die
Überbauung gegen die Strasse abschirmen. Um diesen Effekt der Geschlossenheit noch zu
unterstreichen wurden zwischen die einzelnen Wohnbauten noch die Tiefgaragenzufahrt sowie
ein Fahrradhäuschen gesetzt.
Zusätzlich entwickelt sich das Höhenniveau der Häuser analog zum Anstieg der Strasse, so
dass jeder der Wohnbauten in der Höhe um 55 cm zum nächsten versetzt ist.
Um die Erdgeschosse dieser Häuser aufzuwerten, wurden die Bauten auf einen ca. 1 Meter
hohen Sockel gesetzt, wodurch sich das Erdgeschoss in ein Hochparterre mit einem
vorgelagerten, je ca. 70 m2 grossen Privatgarten wandelt.
Die Häuser beherbergen pro Etage je zwei Wohnungen, deren Grundrisse der Lärmbelastung
entsprechend angelegt sind: strassenseitig und somit gleichzeitig zur unattraktiveren Nordseite
befinden sich die Nebennutzungen wie Erschliessung, Nasszellen und Küchen. Die eigentlichen
Wohnräume sind in ihrer Gesamtheit gegen Süden und somit abgewandt von der Lärmquelle
ausgerichtet. Dies ermöglicht an dieser Seite nicht nur den häufigeren Einsatz von Glas, sondern
auch die Ausbildung von Balkonen.
Nach Süden hin sind dieser “Wand“ aus Baukörpern zwei ebenfalls viergeschossige, nahezu
quadratische Häuser vorgelagert. Diese werden durch einen zwischen beiden Haustypen
hindurchführenden Weg erschlossen, der als Spielstrasse und insofern autofrei angelegt ist.
Ermöglicht wird dies durch die Führung des motorisierten Verkehrs parallel zur Hubstrasse an
der nördlichen Grundstücksgrenze sowie eine unterirdische Tiefgarage mit direkten Zugängen zu
allen Häusern.
Auch bei diesen würfelförmigen Häusern finden sich je zwei Wohnungen pro Geschoss, deren
Wohnräume gegen Südost bzw. Südwest ausgerichtet sind und zu diesen Seiten grosszügige
Fensterflächen aufweisen, während die gen Norden ausgerichteten Fassaden mit
dahinterliegender Erschliessung sowie Nasszellen fast vollkommen geschlossen sind.
Auf die Ausbildung von Attikageschossen wurde bei beiden Haustypen verzichtet. Während bei
den strassenseitigen Bauten als Gegenargument die geringe Gebäudetiefe anzuführen ist, wurde
bei den südlichen Häusern aus gestalterischen sowie nutzungsbedingten Gründen darauf
verzichtet: Einerseits wird durch den Verzicht auf ein Attikageschoss die fast würfelförmige
Kubatur gewahrt, andererseits wird eine übermässige Verschattung der nördlichen Häuser
vermieden und statt dessen die Aussicht auf die wunderschöne Landschaft mit dem Säntis und
dem Alpsteinmassiv ermöglicht.
Die Erscheinung aller Bauten als Ensemble wird durch eine einheitliche Materialisierung verstärkt.
Alle Häuser sind mit geschosshohen Faserzementplatten verkleidet, die bei den Punkthäusern in
gelb und bei den Zeilenbauten in grau durchgefärbt sind. Ihre vertikale Ausrichtung wird sowohl
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durch Fugen als auch besonders durch die ebenfalls geschosshohen (Fenster-)Öffnungen
zusätzlich unterstrichen.
Um die Häuser trotz dieser Ausrichtung gedrungener und weiter wirken zu lassen, verlaufen um
alle Häuser geschossweise Lisenen aus Sichtbeton, die sich nach Süden teilweise zu Balkonen
ausweiten.
Dieser Sichtbeton bei den Eingangssituationen sowie den Nebenbauten wiederaufgenommen
und bezieht so diese untergeordneten Baukörper in das Gefüge ein.
Um die Wirkung der Faserzementplatten und des Betons zu ergänzen wurden auch die anderen
verwendeten Materialien weitestgehend im natürlichen Zustand belassen. so sind zum Beispiel
die Staketengeländer in verzinktem Stahl und die Eingangstüren sowie Rafflamellen in eloxiertem
Aluminium ausgeführt.
27.03.2008/olj
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