Kammer- und Verbandspartnerschaftsprogramm (KVP) Das Kammer- und Verbandspartnerschaftsprogramm (KVP) ist ein bewährtes Instrument der deutschen Entwicklungszusammenarbeit. Es wurde mit dem Ziel geschaffen, verstärkt Einrichtungen der deutschen Wirtschaft – Industrieund Handelskammern, Handwerkskammern, Arbeitgebereinrichtungen und Fachverbände – in die Entwicklungszusammenarbeit einzubeziehen und ihr umfangreiches Know-how und ihre Erfahrungen im Bereich Privatsektorförderung zu nutzen. Gegenstand der Förderung durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) ist die „partnerschaftliche Zusammenarbeit von Selbsthilfe- einrichtungen der Wirtschaft“ aus Deutschland und den Partnerländern. Das KVP-Programm besteht seit über 20 Jahren. Bisher wurden mehr als 200 Projekte in rund 80 Entwicklungs- und Schwellenländern durchgeführt. Was sind KVP-Projekte? KVP-Projekte basieren auf der Initiative deutscher Kammern sowie Verbände und deren Partnern in den Entwicklungsländern. Im Mittelpunkt der Projekte stehen die Unterstützung und Beratung der ausländischen Partnerkammern und -verbände mit dem Ziel, ihr Engagement und ihre Kompetenz als Dienstleister für kleine und mit- telständische Unternehmen (KMU) sowie als Interessenvertreter gegenüber staatlichen Institutionen zu stärken. Ausdrücklich gewünscht sind auch Synergien für die deutsche Wirtschaft, wie sie durch Delegationsreisen oder die Nutzung der aufgebauten Kontakte vor Ort entstehen. Ablauf eines KVP-Projektes 1 3 2 Initiative durch deutsche und/oder ausländische Partner, ggf. auch BMZ 5 Durchführung durch Partner Projektprüfung vor Ort und Definition von Zielen und Erfolgsindikatoren 4 Antragstellung über sequa Förderentscheidung durch BMZ 7 6 Abrechnung, Monitoring und Berichterstattung über sequa Erfolgskontrolle durch externe Gutachter Schwerpunkte von KVP-Projekten • Organisationsentwicklung • Verbesserung des Dienstleistungsangebotes für Unternehmen • Unterstützung der wirtschaftspolitischen Interessenvertretung KVP-Projekte umfassen in der Regel zwei Förderphasen von je drei Jahren, an die sich noch eine Konsolidierungsphase von sechs bis achtzehn Monaten anschließen kann. Je nach Projekttyp und -bedarf stehen Fördermittel in Höhe von 150 TEUR bis 350 TEUR pro Jahr zur Verfügung. Rolle von sequa sequa ist ein gemeinnütziges Unternehmen mit den Gesellschaftern BDA, BDI, DIHK, GIZ, und ZDH und unterstützt die weltweiten Entwicklungsaktivitäten der deutschen Wirtschaft. Seit 1991 ist sequa zentrale Durchführungsorganisation für die Abwicklung aller Projekte im Rahmen des KVPProgramms. Die Aufgaben von sequa sind: • Beratung der deutschen Partner in der Antragsphase • Entwicklung von Projektvorschlägen • Projektprüfung und -planung vor Ort • Beratung bei der Projektimplementierung • Programmverwaltung • Projektmonitoring und -evaluierung • Abrechnung und Berichterstattung gegenüber dem BMZ KVP KVP in der Praxis: Drei Projektbeispiele Lateinamerika: Erhöhte Wettbewerbsfähigkeit von kleinen und mittleren Unternehmen Die Zusammenarbeit zwischen den Beruflichen Fortbildungszentren der Bayerischen Wirtschaft (bfz gGmbH) und Industrie- und Handelskammern aus El Salvador, Honduras und Guatemala begann Anfang 2008. Ziel des Projektes ist es, die zentralamerikanischen Kammern und Verbände darin zu unterstützen, insbesondere ihre Leistungen für Kleinst-, Klein- und Mittelstandsunternehmen (KKMU) zu verbessern. Die fachliche Steuerung des Projektes erfolgt über den Internationalen Bereich der bfz gGmbH in Hof. Vor Ort wird das Projekt von einer erfahrenen brasilianischen Langzeitkraft koordiniert. Das Projektbüro befindet sich in den Räumen der Kammer in Guatemala. Mobilisierung durch Fachgruppenansatz Neben dem Aufbau von neuen und bedarfsorientierten Dienstleistungen wird das Instrument des Fachgruppenansatzes zur gezielten Förderung von KKMU eingesetzt. Bei diesem Ansatz werden Unternehmen einer Branche oder eines Sektors in Fachgruppen organisiert. Mit Unterstützung eines durch das Projekt speziell trainierten Fachgruppenberaters tauschen sich die Unternehmen gegenseitig aus, bündeln ihre Interessen und finden gemeinsam Problemlösungen für eine Stärkung ihrer Wettbewerbsfähigkeit. Burkina Faso: Stärkung von Handwerkerverband und Handwerkskammer Süd-Ost-Europa: Heranführung an den europäischen Markt Das Engagement der Handwerkskammer (HWK) zu Köln für eine Zusammenar beit mit den Vertretungen der Handwerker in Burkina Faso startete 2010. Anfänglich konzentrierte sich die HWK zu Köln auf die Beratung des nationalen Dachverbandes der Fachverbände im Handwerk (FENABF). Später erfolgte eine Ausweitung der Kooperation auf die neu gegründete lokale Handwerkskammer (CMABF). Seit 2010 kooperiert der Deutsche Indus trie- und Handelskammertag (DIHK) mit den Wirtschaftskammern der CEFTA-Freihandelszone in Südosteuropa. Unterstützt durch einen Langzeitexperten vor Ort wird das Know-how des deutschen Kammernetzwerkes im Rahmen von Schulungen und Beratungseinsätzen an die Partnerkammern im CEFTA-Raum vermittelt. Die fachliche Steuerung des Projektes erfolgt durch die HWK zu Köln. Die Koordination der Projektaktivitäten vor Ort übernimmt eine Langzeitfachkraft, die über umfassende Erfahrungen in der Region verfügt. Ziel des Projektes ist es, das Dienstleistungsangebot der burkinischen Selbstver waltungsorganisationen auszubauen und deren Interessenvertretung zu professionalisieren. Insbesondere werden Dienstleistungen im Bereich der beruflichen Bildung entwickelt, die den Handwerkern vor Ort den Zugang zu modernen Technologien ermöglichen. Des Weiteren erhalten zusätzlich ausgewählte Ausbilder aus Burkina Faso weitere Fortbildungen, um dann als Multiplikatoren ihre Kenntnisse und Erfahrungen in den Verbänden und als Aus bildungsleiter weiterzugeben. Hierbei werden gender-relevante Aspekte, z. B. über die Einrichtung spezifischer Berufsbildungsangebote und der konkreten Interessenvertretung berücksichtigt. Süd-Süd Transfer Das Projekt profitiert von den Erfahrungen, die in einem Vorläuferprojekt der HWK zu Köln in Mali gesammelt wurden. Dies er möglicht einen Einsatz von Kurzzeitexperten aus Mali, um einen angepassten SüdSüd-Wissenstransfer zu garantieren. Durch Stärkung der Wirtschaftskammern der beteiligten Länder profitieren KMU von den Möglichkeiten, die die Freihandelszone CEFTA bietet. CEFTA löst in Übereinstimmung mit den Ver fahrensregeln des europäischen Binnenmarktes und der WTO das komplizierte Geflecht von bilateralen Handelsverträgen zwischen den einzelnen Ländern durch gemeinsame Richtlinien und Vorschriften ab. Die unterstützten Wirtschaftskammern gehen dabei verstärkt auf die besonderen Bedürfnisse der KMU ein und ergänzen ihr Dienstleistungsange- bot um CEFTA- und Handelsthemen. Insbesondere die Erarbeitung länderübergreifender Strategien und um Positionen bei der Vertretung der Interessen der KMU gegenüber CEFTA und EU-Gremien ist von Bedeutung. Weitere Informationen zum Programm erhalten Sie unter www.sequa.de sequa gGmbH Partner der deutschen Wirtschaft Alexanderstr. 10 | 53111 Bonn Tel: +49 (0) 228-98238-0 © sequa 03/2014
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