Erfahrungsbericht Name: M e l a n i e, N e u n e r Austauschjahr: SS 2014 Gastuniversität: Université Jean Moulin Lyon III Stadt: Lyon Land: Frankreich Ankunft und Unterbringung: Ich hatte bevor ich nach Lyon kam, mithilfe der Association Lyon III International (Uni Lyon III), ein Zimmer im CROUS Wohnheim André Allix reserviert. Dafür musste man 340 Euro im Vornherein für die Reservierung zahlen. Es hieß, man bekäme 300 Euro davon wieder. Wie sich letztendlich herausstellte, bekommt man seit 2014 nur noch zwischen 100 und 200 Euro wieder. Diese Reservierung ist also eine relativ teure Geschichte. Private Wohnheime sind generell teurer als CROUS-Wohnheime, aber man hat auch keinerlei Verlust, was das Geld betrifft. Ich habe in dem CROUS Wohnheim in einem „studio“ gewohnt. Das Zimmer war wunderschön, 18 m², mit eigener Küchenzeile und eigenem Bad. Diese Art von Zimmer ist eine der teuersten, aber ich bin froh, dass ich ein eigenes Bad hatte! Die kleineren Zimmer ohne Bad und Küche waren natürlich um einiges billiger, aber die Gemeinschaftsbäder sind, wie ich selbst gesehen habe, eine Zumutung. Jeder muss natürlich seine eigenen Prioritäten setzen. Mein Zimmer hat 400 Euro gekostet, aber durch das CAF (aide au logement) musste ich nur 230 Euro zahlen. Das CAF bekommt jeder Student! Es dauert nur ca. zwei Monate, bis man das Geld bekommt. Der erste Monat wird grundsätzlich nie gezahlt. Die CROUS Wohnheime helfen einem auch meistens dabei, das Wohngeld anzufordern. Es ist nämlich ziemlich kompliziert. Achtung: wenn ihr in einer WG wohnen wollt, bekommt ihr das CAF nur, wenn man als Hauptmieter gemeldet ist; Untermieter haben kein Recht auf Wohngeld. Da ich im Sommersemester nach Lyon gegangen bin, konnte ich im Wintersemester meine Prüfungen in Augsburg nicht schreiben. Ich musste am 6. Januar in Lyon sein. Dafür ist man schon Ende Mai mit den Prüfungen in Lyon III fertig! Doch es empfiehlt sich im Wintersemester nach Lyon zu gehen, da alle neu sind und viele Veranstaltungen für ERASMUS-Studenten Anfang des Unijahres stattfinden. Einen Orientierungskurs gibt es auch nur im Wintersemester. Doch man findet auch so schnell Anschluss zu den anderen ERASMUS-Studenten, bei den Einführungsveranstaltungen z.B. Université Jean Moulin Lyon III: Chaotisch! Die Uni Lyon III lebt im 18. Jahrhundert. 90% der Aktivitäten und Veranstaltungen hängen querbeet in der Uni aus, sehr unübersichtlich. So gut wie nichts funktioniert online. Selbst die französischen Studenten kennen sich nicht aus. Bis man das ganze System halbwegs verstanden hat, sind drei Wochen vergangen. Um seine Kurse auszuwählen, muss man alle Veranstaltungen, die einen eventuell interessieren könnten, selbst besuchen. So etwas wie „Kursbeschreibung“ gibt es nicht. Bis man sich schließlich für seine Kurse entschieden hat, ist ein Monat vergangen. Tauscht euch mit Anderen aus, fragt französische Studenten, damit ihr das Kurssystem wenigstens ein bisschen durchblickt. Der Campus ist nicht sehr groß, und es gibt außerhalb der Vorlesungssäle leider auch nicht viele Möglichkeiten zum Sitzen. Die Leute im Bureau internationale sind sehr nett und hilfsbereit! Man kann mit jedem Problem zu ihnen kommen, v.a. die Erasmuskoordinatorin ist immer für einen da. Studium: Ich habe in Französisch Abitur gemacht und seitdem kaum mehr französisch gesprochen. Ich habe das DEUF-Programm belegt (Alternative: englisches SELFProgramm). Dementsprechend war es sehr schwer, den Vorlesungen zu folgen, in denen man zuhören und mitschreiben muss. In den kleineren Kursen war es einfacher. Doch nach einiger Zeit gewöhnt man sich dran, und die Sprachkenntnisse werden nach und nach besser. Trotzdem habe ich immer französische Studenten um ihre Mitschriften gebeten. Dadurch waren die Klausuren dann auch machbar. Das Niveau an Lyon III ist niedriger als das Deutsche. Aber die Sprache ist schon schwer genug, finde ich. Aber meine Französischkenntnisse haben sich auf jeden Fall gebessert! Lyon: Die Stadt Lyon ist wahnsinnig schön! An den zwei Flüssen kann man sich rund um die Uhr entspannen, v.a. abends herrscht an der Rhône Studentenflair. Die dort gelegenen Boote wurden zu Bars umgebaut. Hier kann man sowohl einen Aperitif trinken oder die Nacht durchfeiern. Es ist immer etwas los in Lyon, langweilig wird einem nie. Grundlegend ist Lyon aber sehr teuer. Unter 15 Euro essen gehen kann man vergessen. Meistens kommen Menüs auch viel günstiger, als einzelne Gerichte zu bestellen. Anstatt 4,50 Euro für ein 0,33 l Bier auszugeben, bin ich sehr viel gereist. Ich habe mir die „Carte jeune“ gekauft. Das ist so etwas wie die deutsche Bahncard. Damit bekommt man, v.a. wenn man früh bucht, gute Rabatte. Seit kurzem gibt es auch eine neue Gesellschaft „Ouigo“, mit der man sehr günstig mit dem TGV reisen kann. Dafür braucht man keine carte jeune, bzw. sie gilt hierfür nicht. Mit Ouigo kommt man z.B. für 15 Euro nach Paris! Der Preis ist unschlagbar. Aber auch in der Nähe von Lyon gibt es schöne Städte, die sehenswert sind. Für einen Tagesausflug lohnt sich z.B. Perouges, Dijon, Annecy, oder die Schweiz. Handy, Bankkonto, Wissenswertes: Man muss ziemlich komplizierte und umständliche Wege gehen, bis man nach seiner Ankunft alles, was man benötigt, erledigt hat. Handyvertrag, Bankkonto, Monatsabonnement für die öffentlichen Verkehrsmittel… Der erste Schritt ist ein Bankkonto zu eröffnen, da man ohne dieses kein CAF bekommt und die „Assurance du habitation“ von einem französischen Konto gezahlt werden muss. Ohne Letztere bekommt man keinen Studentenausweis. Ohne Studentenausweis kein Monatsabonnement für die U-Bahn, Bus, Tram. Bis man die Bankkarte bekommt, dauert es zwei Wochen. Um das Konto zu eröffnen, benötigt man einen Adressnachweis und evtl. einen Zahlungsnachweis der ersten Miete. Ohne Bankkarte bekommt man keine Sim-Karte fürs Handy (Vertrag ohne Laufzeit). Eine Prepaid-Karte kann man sich jederzeit holen. Ich war bei Virgin Mobile und habe im Monat 10 Euro für Internetflat, SMS und Anrufe ins französische Netz gezahlt. Es ist also sehr günstig. Weitere Anbieter sind Orange oder Free. Das Abo für die öffentlichen Verkehrsmittel kostet ca. 28 Euro pro Monat für Studenten. Es gibt in Lyon tausende VeloV-Stationen. VeloV sind Leihfahrräder. Ein super System! Ein Jahresabo kostet nur 15 Euro, Tageskarten 1,50 Euro. Man kann mit einem Velo 30 Minuten fahren, dann muss man es wieder abstellen, kann sich aber nach ein paar Sekunden wieder ein Neues holen. Das ist nur zu empfehlen! Mein Fazit: Lyon ist eine wunderbare Studentenstadt mit vielen Bars und Ausgehmöglichkeiten. Leider ist sie relativ teuer. Die Organisation der Uni ist chaotisch, aber man gewöhnt sich dran. Anschluss findet man sehr schnell, auch wenn man meist nur ERASMUSStudenten kennenlernt und nur wenig Einheimische. Nervig ist der „Papierkram“, der in Relation zu 4 Monaten Aufenthalt viel zu aufwändig ist. Zu empfehlen ist, um noch mehr Organisation zu vermeiden, in eine WG zu ziehen. Wenn man Glück hat wohnt man sogar mit Franzosen zusammen. Eine WG zu finden ist jedoch komplizierter, als sich über die Uni Lyon III für ein Wohnheim zu bewerben. Bringt auf jeden Fall ein paar Geldreserven mit.
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