Fachlicher Teil zur Tätigkeit während des Praktikums Mein Praktikum lief unter dem Titel „Improving understanding of how changes in ozone affect climate“. Zu Beginn hatte ich die Möglichkeit mich anhand einiger Paper in die Transportprozesse in der Stratosphäre und den Ozonhaushalt einzuarbeiten. Insbesondere ging es dabei um den Polarwirbel. Der Auf- und Abbau des Polarwirbels ist der bestimmende dynamische Prozess in der mittleren Atmosphäre über der Arktis und der Antarktis. Eine Bestimmung der Lage und der Durchlässigkeit des Polarwirbels ist daher von großer Bedeutung für das Verständnis vieler Prozesse in der Stratosphäre. Durch verschiedene Paper habe ich einen Einblick bekommen in die Arbeit mit der potentiellen Vorticity. Mit der potentiellen Vorticity lässt sich sehr gut feststellen wo genau der Polarwirbel liegt. Durch starke zirkumpolare Winde, die sich im Herbst bilden, fängt der Wirbel an zu rotieren und die Werte der potentiellen Vorticity steigen. Der Rand des Polarwirbels ist eine Barriere gegen den Transport und führt damit zu einer materiellen Trennung zwischen dem Wirbel und der Luft außerhalb. Diese Trennung entsteht dadurch, dass sich bei einem voll ausgebildeten Polarwirbel planetare Wellen nicht von den mittleren Breiten aus in Richtung Pol fortsetzen können, da sie am Rand des Wirbels an der Zone der hohen Windgeschwindigkeiten gebrochen werden. Die Position des Randes des Wirbels lässt sich dadurch bestimmen, dass man die Windgeschwindigkeit mit dem Gradient der potentiellen Vorticity multipliziert. Beide haben über die Erde verteilt mehrere Maxima, aber am Rand des Polarwirbels treten beide mit einem Maximum auf, sodass das Produkt dort ebenfalls maximal wird, während das Produkt auf dem Rest der Erde deutlich geringer bleibt. Durch die trennende Wirkung des Randes des Wirbels spielt der Polarwirbel eine große Rolle für den Ozongehalt in der polaren Stratosphäre und damit vor allem für das Ozonloch, denn damit wird verhindert, dass sich der starke Ozongradient zwischen niedrigen Werten innerhalb des Wirbel und deutlich höheren Werten außerhalb ausgleicht. Die Stärke des Polarwirbels bestimmt die Stärke der Barriere gegen den Transport von Ozon und damit auch die Stärke des Ozonlochs. Da Ozon ein strahlungsaktives Gas ist, führt ein geringerer Ozongehalt zu einer Abkühlung in der Stratosphäre. Allgemein lassen sich aus der Ozonverteilung in der Stratosphäre Rückschlüsse auf das Temperaturfeld ziehen. Was einerseits einen Rückkopplungseffekt mit der Stärke der zirkumpolaren Wirbel hat und andererseits das weltweite Klima beeinflusst. Mein Projekt hat damit genau im Kern angesetzt, nämlich an einem besseren Verständnis des Polarwirbels und der Transport- und Mischungsprozesse in der polaren Stratosphäre um damit Erkenntnisse über die Auswirkungen auf das Klima zu bekommen. Diese Einführungsphase war sehr interessant und lehrreich, sowohl inhaltlich als auch um den Umgang mit wissenschaftlichen Artikeln zu üben. Einmal pro Woche wurde in unserem Büro auch ein aktuelles Paper besprochen um auf dem neuesten Stand zu bleiben. Thematisch lagen diese Paper alle im Bereich Klima und Ozonhaushalt, da das der Forschungsschwerpunkt von Bodeker Scientific ist. Auch diese Paper-Besprechung war sehr hilfreich um wissenschaftliches Arbeiten zu 1 erlernen und die Durchführung von Fachdiskussionen auf Englisch zu üben. Bei diesen „Wednesday-Postlunch-Meetings“ wurden auch die aktuellen Neuigkeiten rund um Bodeker Scientific ausgetauscht. Dadurch habe ich einen guten Eindruck in die verschiedenen Arbeitsbereiche und Projekte bekommen. Des Weiteren habe ich mir in dieser Einführungszeit die Projektbeschreibung und Bewerbung um Forschungsgelder für das meinem Praktikum übergeordnete Projekt durchgelesen. Die Einstiegsphase habe ich außerdem dafür genutzt meine Kenntnisse der Programmiersprache Python zu vertiefen. Meine Hauptaufgabe war es dann ein isentropes Trajektorienmodell in Python zu schreiben. Damit konnte ich zu dem übergeordneten Projekt von Bodeker Scientific beitragen, in dem Trajektorien dazu verwendet werden um Reanalysedaten mit Daten aus dem Google [x] Project Loon zu vergleichen. In Project Loon fliegt Google momentan Hunderte Ballons in die Stratosphäre um Internetverbindung für entlegene Gegenden bereitzustellen. Später soll das Projekt sogar auf eine Größenordnung von Tausenden Ballons ausgeweitet werden, womit eine nie dagewesene Menge an Messdaten und Trajektorien aus der Stratosphäre entsteht, die von Bodeker Scientific ausgewertet werden. Globale Ozean-Atmosphären-Modelle liefern fehlerhafte Ergebnisse in Bezug auf die Durchlässigkeit des Polarwirbels und in Bezug auf kleinskalige turbulente Diffusion. Die Daten aus Project Loon sollen diese Fehler sichtbar machen und so zu einem besseren Verständnis dieser Prozesse führen. Dazu werden die Reanalysedaten des Windes beispielsweise von ECMWF-Läufen (European Centre for Medium-Range Weather Forecasts) verwendet und daraus Trajektorien berechnet. Diese können dann mit den tatsächlich von den Ballons zurückgelegten Trajektorien verglichen werden um so die Fehler aufzudecken. Mein Trajektorienmodell hatte damit die Aufgabe aus den Windfeldern der Reanalysedaten Trajektorien auszurechnen. Dadurch können für die weitere Arbeit in dem Projekt der stratosphärische Transport und die Barrieren gegen den Transport und die Auswirkungen auf das Klima analysiert werden. Der erste Schritt zur Vorbereitung des Trajektorienmodells war ein Programm zu schreiben dem man geographische Koordinaten einer Position und eine Zeit gibt. Das Programm liest dann die dazu passenden Winddaten ein und gibt den interpolierten Wert für diesen Ort und diese Zeit an das Trajektorienmodell zurück. Dazu bietet es sich an mit Klassen zu arbeiten. In meinen bisherigen Programmiertätigkeiten hatte ich hauptsächlich mit FORTRAN zu tun, weshalb ich noch keine großen Erfahrungen mit objektorientierter Programmierung hatte und vorher hauptsächlich theoretisch wusste, was objektorientierte Programmierung ausmacht und in diesem Praktikum das erste Mal die Möglichkeit hatte selbst diese Programmiermethodik anzuwenden. Um die gewünschte Funktionalität zu ermöglichen, habe ich das Modul „TSynopticGlobal“ erstellt, dessen Hauptkomponente die Klasse mit gleichem Namen ist. Jedes TSynopticGlobal-Objekt kann Daten eines Zeitschritts und einer Höhe für ein zweidimensionales Gitter über 2 die ganze Erde aus NetCDF-files lesen und in einem Array speichern. Aus diesen Daten kann dann durch den Aufruf einer Funktion ein Wert zwischen den einzelnen Gitterpunkten vierdimensional, linear interpoliert werden (Raum und Zeit). Der nächste Schritt war das Modul „DataServer“. Dieses Modul dient der Verwaltung der erstellten TSynopticGlobal-Objekte. Dazu gibt es wieder eine Klasse mit Namen „DataServer“. Ein Attribut dieser Klasse speichert die erstellten TSynopticGlobalObjekte in einem Array, sodass sie nicht für jeden Zeitschritt der Trajektorie neu erstellt werden müssen, sondern für Berechnungen im gleichen Zeitschritt und der gleichen Höhe wiederverwendet werden können. Der Array hat zwei Dimensionen, eine ist die Zeit und die andere das Höhenlevel. Bei der Initialisierung kann die Größe des Arrays eingestellt werden. Das heißt es muss klar sein wie viele Levels es gibt und man muss sich entscheiden wie viele TSynopticGlobal-Objekte insgesamt gespeichert werden können bevor die Klasse anfängt die alten Objekte zu überschreiben. Die Größe des Arrays ist dabei fest und der Index wo ein TSynopticGlobal-Objekt gespeichert werden soll, wird zyklisch ermittelt. Wenn der Index zu groß wird, wird wieder vom Anfang mit Zählen angefangen oder wenn er zu klein wird am Ende. Da das Programm möglichst flexibel sein sollte ist es in jedem Zeitschritt möglich die Orientierung (vorwärts/rückwärts) zu ändern. Das Programm dient als Übergang zwischen den Daten und dem Trajektorienmodell. Im Trajektorienmodell wird an das DataServer-Objekt letztlich nur die gewünschte Position und Zeit übermittelt und das Objekt lädt dann die vier umgebenden TSynopticGlobal-Objekte und interpoliert zwischen den eingelesenen Daten, sodass das Trajektorienmodell direkt mit den passenden Werten weiterrechnen kann und die unmittelbare Dateneinlese und Vorbereitung ausgelagert ist. Das Trajektorienmodell verwendet ein 4-stufiges Runge-Kutta-Integrationsverfahren um eine Trajektorie von einem gegebenen Startpunkt und einer Startzeit aus den Winddaten zu berechnen. Um die Singularität an den Polen zu vermeiden, wird eine Koordinatentransformation von Längen- und Breitengraden zu x-y-Koordinaten durchgeführt. Dazu muss ein Schwellenwert beim Initialisieren angegeben werden. Polwärts von dieser geographischen Breite wird die Transformation durchgeführt. Das Modul nutzt die Funktionalität der beiden Module TSynopticGlobalModule und DataServerModule aber diese Module werden nicht importiert. Zur Verwendung des Trajektorienmodells müssen die Winddaten extern als DataServer-Objekte erstellt werden. Dazu können auch noch weitere DataServer-Objekte erstellt werden, die dann an die Trajektorie „angehängt“ werden, sodass sie für jeden Zeitschritt ebenfalls ausgewertet und interpoliert werden, auch wenn sie nicht in die Berechnung der Trajektorie eingehen. So kann zum Beispiel die Temperatur oder die Ozonkonzentration entlang der Trajektorie ermittelt werden und dann mit eventuell vorhandenen Messwerten an realen Ballons verglichen werden oder für andere Analysen verwendet werden. Alle drei Programme sind außerdem mit weiteren Funktionen und Methoden zur besseren Verwendung und Steigerung der Benutzerfreundlichkeit ausgestattet 3 worden. Außerdem habe ich die Funktionsweise meiner Programme, sowie Hilfestellung und Beispiele zur Verwendung in einer Dokumentierung festgehalten, damit meine Arbeit auch im weiteren Projektverlauf von anderen Mitarbeitern von Bodeker Scientific weiterverwendet werden kann. Die Dokumentierung habe ich am Ende des Berichts angehängt um einen weiteren Einblick in meine Arbeit zu geben. Zu Demonstrationszwecken habe ich exemplarisch die Dokumentierung zu dem Modul TSynopticGlobalModule angehängt. Allgemeiner Teil zum Auslandsaufenthalt Die Reisevorbereitung begann für mich direkt nach Erhalt der Stipendiumszusage mit der Buchung des Flugtickets. Es hat sich als sehr sinnvoll herausgestellt das Ticket früh zu buchen, da dann die Preise nicht ganz so hoch sind. Die Flugpreise sind seit meiner Buchung kontinuierlich gestiegen, auch eine spontane Buchung mit Spekulation auf Last-Minute-Preise ist nicht zu empfehlen, da ich keine Verbilligung am Ende beobachten konnte. Bezüglich der Visabeschaffung war es leider nicht offensichtlich um welche Art von Visum ich mich bewerben soll. Nach verschiedenen widersprüchlichen Angaben bin ich zu dem Schluss gekommen, dass ein Touristenvisum ausreichen sollte. Allerdings möchte ich für nachfolgende Praktikanten anmerken, dass sich die Bestimmungen zum Visum immer wieder ändern und man sich in jedem Fall vorher genau erkundigen sollte, wie die Vorgaben aktuell sind. Der letzte Schritt der Reisevorbereitung war eine Unterkunft zu organisieren. Dazu habe ich Rücksprache mit der Gastinstitution, Bodeker Scientific gehalten. Dort wurde ich an den Backpackers „Marj’s Place“ in Alexandra verwiesen, wo die DAADStipendiaten üblicherweise gewohnt haben. Die Alternative wäre gewesen für die Zeit des Aufenthalts eine Wohnung zu mieten, oder bei Privatpersonen unterzukommen. Aber ich kann Marj’s Place nur sehr empfehlen. Die Unterkunft besteht aus 3 Gebäuden: einer typischen Backpacker-Unterkunft für Gäste die nur eine Nacht bis einige Wochen bleiben möchten, einer etwas luxuriöseren Unterkunft und einem einzeln stehenden Haus, in dem alle wohnen, die für ein paar Monate dort wohnen möchten. Die DAAD-Stipendiaten werden immer in dem einzelnen Haus einquartiert. Dort gibt es drei Zweierzimmer, je nach Menge an Gästen wohnt man also alleine oder mit einer anderen Person im Zimmer. Man hat für das Haus ein gemeinsames Bad, ein geräumiges Wohnzimmer mit Sesseln, Sofa und Terrasse und eine Gemeinschaftsküche. Das ist eine ausgezeichnete Möglichkeit dort Neuseeländer kennenzulernen, aber auch andere internationale Kontakte zu knüpfen, da die Bewohner meist aus aller Welt kommen. So konnten wir auch gemeinsame Aktionen planen, wie zum Beispiel einmal pro Woche gemeinsames Kochen und Abendessen, oder auch Ausflüge am Wochenende zum Skifahren. Es ist auch sehr angenehm dort mit anderen jungen Leuten zusammenzuleben, da Alexandra aufgrund der Abwesenheit von Hochschulen nur sehr wenige Einwohner im Studentenalter hat. 4 Der Geldtransfer ist über Kreditkarte gut möglich. Die Kreditkarte meiner Bank ermöglicht es mir in jedem Land kostenlos Geld abheben zu können und Geldautomaten („ATM“) gibt es genügend. Wer mit Kreditkarte im Laden zahlt, muss dafür oft Gebühren zahlen, die allerdings meist nicht sehr hoch sind. Die Lebenshaltungskosten sind höher als in Deutschland aber nicht übermäßig. Das Büro von Bodeker Scientific und damit auch mein Arbeitsplatz war in Clyde. Zwischen meiner Unterkunft in Alexandra und dem Büro in Clyde bin ich jeden Morgen und Abend mit dem Fahrrad gependelt, was pro Fahrt eine knappe halbe Stunde gedauert hat und überwiegend über den sehr gut ausgebauten Central Otago Rail Trail verlief. Allerdings waren bei meiner Abfahrt Planungen im Gange das Büro nach Alexandra zu verlegen. Allgemein hat es sich als großer Vorteil herausgestellt, dass ich im August und September in Neuseeland war, also im dortigen Winter und Frühling. Das Wetter war in dieser Zeit ausgezeichnet mit kaum Regen und viel Sonne, wenn auch recht kalt. Allgemein ist Central Otago die kälteste, heißeste und trockenste Region Neuseelands. Der Winter und der Anfang des Frühlings ist nicht die übliche Reisezeit, sodass man bei Ausflügen nicht im Massentourismus untergeht, sondern das Land besser ungestört entdecken kann. Die Unterkünfte sind so wenig ausgebucht, dass es meist reicht am Tag vorher zu buchen. Ausflüge kann ich nur sehr empfehlen, da das Land wirklich außergewöhnlich schön ist und viele Möglichkeiten zu Outdoor-Aktivitäten bietet. Der einzige Nachteil des Winters sind die niedrigen Temperaturen, vor allem da die meisten Häuser in Neuseeland nur sehr schlecht isoliert sind und daher die Raumtemperatur besonders nachts recht niedrig werden kann. In meiner Unterkunft wurden dafür genügend Decken bereitgestellt, aber beim Packen sollte auf jeden Fall darauf geachtet werden genug warme Kleidung mitzunehmen. Über die Gastinstitution, Bodeker Scientific kann ich auch nur positives berichten. Wir wurden sehr freundlich aufgenommen, der Betreuer und gleichzeitige Leiter Greg Bodeker war sehr hilfsbereit und hat uns in allem unterstützt. Meine Tätigkeit dort war sinnvoll und lehrreich und genau auf meine Fähigkeiten und Interessen abgestimmt. Auch zu den anderen Mitarbeitern konnte ich Kontakte knüpfen und ich habe Bodeker Scientific und Neuseeland nur schweren Herzens verlassen. 5
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