Vorbeugen, Erkennen und Reagieren bei Zytostatika

13.11.2015
Vorbeugen, Erkennen und Reagieren
bei
Zytostatika-induzierten Paravasaten
Reußner, Antje
Klinikum Augsburg
II. Medizinische Klinik
Hämatoonkologische Ambulanz
Zytostatika-induziertes Paravasat
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Ein Paravasat liegt dann vor, wenn eine
Infusion/Injektion aus einem Blutgefäß in das
umgebende Gewebe ausgetreten ist oder
versehentlich direkt ins Gewebe injiziert wurde.
Ein zytostatika-induziertes Paravasat kann
Gewebeschäden verursachen.
Das Ausmaß der Gewebeschäden ist abhängig von
der Eigenschaft des Zytostatikums, der Menge des
ausgetretenen Paravasates und der Dauer der
Einwirkzeit.
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Zytostatika-induziertes Paravasat
Inzidenz schwankt zwischen 0,45% und 6,4%
asymptomatische Paravasate nicht enthalten
Tritt nicht nur bei peripher intravenös verabreichten
Infusionen auf, sondern auch bei zentralvenöser
Applikation
Zytostatika- Paravasate verursachen verschiedene,
meist unspezifische Beschwerden, die in ihrer
Ausprägung erheblich variieren können.
Folgen einer Zytostatika-induzierten Paravasation
1. Anfangssymptome (auch Diagnose)
(Rötung, Schwellung, Schmerz,
Flüssigkeitsaustritt aus Punktionsstelle)
2. Gewebeschäden
3. Chirurgischer Eingriff /
Funktionseinschränkungen
4. Lange Hospitalisierung
5. Dauerhaft notwendige physiotherapeutische
Behandlungen, auch von Dauerschäden
6. Auswirkungen auf die weitere Therapie
(Verzögerung, Ablehnung)
7. Psychische Belastung (Stress, Angst)
8. Rechtliche Auseinandersetzung
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Risikofaktoren
i.v.-Zugang bedingt
Iatrogener Risikofaktor
Patientenbedingte
Risikofaktoren
Medikamentenbedingter
Risikofaktor
i.v. Zugangbedingt &
Personalbedingte Risikofaktoren
1. Fehllage / unzureichende Lagekontrolle der
Venenverweilkanüle
Cave : bei Fehllage muss der Zugang vor
CTX-Gabe entfernt werden!
2. Mangelhafte Venenpunktionstechnik /
multiple Punktionen einer Vene
3. Zu hoher Infusionsdruck
(Laufgeschwindigkeit; Bolusgabe)
4. Unzureichende Überwachung und
Fixation der Infusion
5. Unzureichende Patienteninformation
6. Nichtbeachten der Patientenreaktion
7. Zeitdruck des Pflegepersonals
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Ursachen eines Portparavasates
1. Falsche oder unvollständige Punktion
2. Versehentliches Herausziehen der Nadel
3. Thrombus an der Katheterspitze
4. Perforation der Vena Cava Superior
5. Pinch-Off-Syndrom (Bruch des Katheters auf Höhe des
Schlüsselbeins)
6. Materialfehler
Patientenbedingte Risikofaktoren
1. Schlechte Venenverhältnisse, Adipositas
2. Altersfragilität der Gefäße
3. Lymphstau, Thrombosen und lokal
infiltrierte Tumore
4. „Mobilität“ des Patienten
5. Polyneuropathie
6. Motorische Unruhe
7. Durchblutungsstörungen
8. „Recallphänomen“
9. Alter des Patienten (Kinder, geriatrische
Patienten mit Demenz) = eingeschränkte
Kommunikationsfähigkeit
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Medikamentenbedingte Risikofaktoren
Substanzen ohne
Gewebeschädigung
Gewebsreizende
Substanzen
Bleomycin
Nekrotisierende
Potenz
der Substanzen
Anthrazykline :
5-FU
- Doxorubicin lipos.
- Doxorubicin
Cyclophosphamid
- Daunorubicin lipos.
- Daunorubicin
Irinotecan
- Epirubicin
Topotecan
Vinkaalkaloide:
Carboplatin
- Vinorelbin
Gemcitabine
Etoposid
- Vincristin
- Vinblastin
Cisplatin (<0,4mg/ml)
Cisplatin ab 0,4mg/ml
Docetaxel
Paclitaxel
Tabelle unvollständig
Medikamentenbedingte Risikofaktoren
- Dauer der Einwirkzeit
- Konzentration der Lösung + Substanzmenge des Paravasates
- ph-Wert + Osmolarität
Verfahrensanweisung :
„Zytostatika Paravasatemaßnahmen Klinikum Augsburg“
Stand 18.05.2009
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Jede Zytostatikaassozierte Paravasation ist ein
Notfall !!
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Infusion stoppen !! Nadel belassen !!
Arzt informieren
Paravasate-Set holen
Handschuhe anziehen
Kompresse unter Anschlussstelle legen
Aspiration versuchen
7. Arztanweisung folgen
8. Patienten informieren / beruhigen
9. Dokumentation
Cave:
keine feuchten Umschläge
keine Alkoholumschläge
keine Spülungen des Zugangs
keine Okklusivverbände
Fazit : Paravasate können nicht ausgeschlossen, aber mit
Einhaltung der Präventionsmaßnahmen minimiert
werden…
1. iv-Zugang : - „frischer“ Zugang an dicker Unterarmvene (Handrücken und
Gelenksnähe vermeiden) durch qualifiziertes Personal
- bevorzugt Portsystem oder ZVK
- Lagekontrolle + Aspiration von Blut + Spülen ohne Widerstand
- bei vermuteter Fehllage, Nadel sofort entfernen
- sichere Fixierung des Zuganges an der Extremität, mit sichtbarer
Applikationsstelle
2. Patientenaufklärung:
- Sensible, aber ausführliche Aufklärung des Patienten über die potenziellen Gefahren
- Aufforderung und Bestärkung des Patienten, sich bei Unbehagen und jeder
anderen Veränderung (Schmerzen, Schwellung) beim Pflegepersonal zu melden
- Auf verbale und nonverbale Schmerzäußerung sofort reagieren
- Vor Nadelentfernung nach applizierter CTX muss der Zugang gespült werden
- Untersuchungstermine nicht während der Therapie planen bzw.
wahrnehmen
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Danke für die Aufmerksamkeit
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