Anlagestrategie November / Dezember 2015 Geht die Geldmarktpolitik der Notenbanken tatsächlich bald auseinander? Starke Arbeitsmarktdaten in den USA vereinfachen es dem Fed, im Dezember eine erste Zinserhöhung durchzuführen. Die europäischen, chinesischen und japanischen Zentralbanken andererseits werden die Märkte weiter mit Liquidität fluten. Die Aktienmärkte zeigten nach der Korrektur im August eine eindrückliche Erholung. Wir haben unsere Aktienallokationen taktisch leicht reduziert. 1. Wirtschaft und Obligationen Fed: Klarheit erwünscht Eurozone EZB denkt über Ausweitung des QE nach, will möglicherweise Euro schwächen Inflationserwartungen marginal gestiegen, aber nach wie vor weit unter EZB-Ziel Gemischte Wirtschaftssignale, aber verbesserte Konsumaussichten. Schwächeres Wachstum 3. Quartal Obligationenrenditen: Unveränderte finanzielle Repression. Illiquidere Märkte Schweiz BIP-Wachstumserwartungen rund 1%, leicht steigende Arbeitslosigkeit Bei weiterer Einlagesatz-Senkung durch die EZB müsste die SNB reagieren Negative Rendite zehnjähriger Eidgenossen verstärkt sich weiter Die Zentralbanken bleiben der dominierende Faktor an den Finanzmärkten. Gemäss den Fed Fund Futures stieg die Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung in den USA im Dezember von unter 30% per Mitte Oktober auf aktuell 66%. Allerdings wurden unmittelbar bevorstehende Zinserhöhungen schon seit Beginn der Nullzinspolitik oft vorausgesagt (s. Grafik). Die EZB andererseits erwägt eine Erhöhung der Liquiditätszufuhr. Das laufende Stimulierungsprogramm sorgt bereits jetzt für ausgetrocknete Rentenmärkte, was zu erhöhter Volatilität führt. Zehnjährige Staatsobligationen in der Eurozone und der Schweiz (Rendite von minus 0.4%) sinken weiter in negatives Territorium, während die U.S.-Rendite jüngst von 2.0% auf 2.3% stieg, womit ein Zinsanstieg bereits teilweise eskomptiert wird. Tatsächlicher Fed-Leitzinssatz Marktvorhersagen (Futures) ggü. USA Starke Arbeitsmarktzahlen erhöhen Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung durch das Fed im Dezember Bevorstehender Zinserhöhungszyklus wird weniger ausgeprägt sein als in der Vergangenheit. Obligationen diskontieren bereits moderate Erhöhung Quelle: Vontobel Asset Management Angesichts der mageren Erträge bleiben wir in Obligationen untergewichtet und sind weiter in CAT Bonds und Wandelanleihen investiert. Für EUR- und CHFPortfolios stehen kurze Laufzeiten im Gegensatz zu USD-Portfolios nicht im Vordergrund. Bank von Roll AG, Bleicherweg 37, CH-8027 Zürich, Telefon +41 44 233 32 00, Telefax +41 44 233 32 90 [email protected], www.bankvonroll.ch 2. Aktien Erholungsrally: Zu viel zu schnell Eurozone Eindrückliches 12%-Rally im Oktober ging einher mit sinkender Volatilität Geringere China-Ängste; EZB und Fed wirken unterstützend. EUWachstum verfestigt, aber uneinheitlich Märkte kurzfristig überkauft. Wir sind seit Ende Oktober taktisch leicht untergewichtet Schweiz Firmenumsätze in CHF leicht steigend aber Fremdwährungseinflüsse belasten Profitabilität teilweise Dividendenrenditen im Vergleich zu Festverzinslichen weiter attraktiv. Wir bleiben übergewichtet USA Laue Gewinnwachstumserwartungen für Gesamtjahr 2015 limitieren Indexpotential, aber leichte KGVAusweitung angesichts tiefer Zinsen gerechtfertigt, auch bei moderatem Zinserhöhungszyklus Asien / Schwellenländer Nach den Korrekturen von zwischen 8% und 12% im August und September verzeichneten die Märkte im üblicherweise gefürchteten Oktober ein beeindruckendes Rally. Einmal mehr waren die Zentralbanken hierfür verantwortlich. Anmerkungen der Fed-Präsidentin Janet Yellen, dass der Nicht-Zinserhöhungsentscheid keineswegs ein auf unbestimmt vertagtes Ende der Nullzinspolitik bedeute (und damit der Zustand der US-Wirtschaft wohl nicht derart schlecht ist), waren der Hauptgrund. Zudem verebbten die Ängste negativer Auswirkungen eines langsamer wachsenden Chinas auf die USA. Im Vergleich zu den Analystenerwartungen verlief die Gewinnberichtssaison für das dritte Quartal gemischt bis leicht besser, die Umsätze hinken andererseits hinterher. In den USA liegen die Gewinnmargen bereits auf historisch hohen Niveaus. In Europa existiert hier noch beträchtliches Aufholpotenzial. Die Fusions- und Übernahmetätigkeiten ist in den letzten Monaten stark gestiegen. Für die nächsten Wochen bleibt der Zeitpunkt der Beendigung der Nullzinspolitik durch das Fed (und die erste Zinserhöhung seit 2004) marktbestimmend. Begleitet durch ein Statement, dass ein erster Schritt auf eine relativ solide U.S.-Wirtschaft zurückzuführen sei, in Kombination mit der Aussicht auf einen moderaten Zinserhöhungszyklus, sollte die Märkte nicht ins Wanken bringen. Aktienindizes (TR) indexiert 2015 in EUR Rückfall Japans in Rezession sollte Reformdruck erhöhen. Befürchtungen um chinesische Wachstumsverlangsamung belasten übriges Asien Quelle: Bloomberg Nach der raschen Erholung im Oktober haben einige Marktindizes begonnen, von kurzfristig überkauften Niveaus zu korrigieren. Längerfristig bleiben wir für Aktien im Vergleich zu anderen Anlageklassen positiv gestimmt. Taktisch reduzierten wir die Aktienallokation Ende Oktober auf eine leichte Untergewichtung. Bank von Roll AG, Bleicherweg 37, CH-8027 Zürich, Telefon +41 44 233 32 00, Telefax +41 44 233 32 90 [email protected], www.bankvonroll.ch 3. Währungen und Edelmetalle Wann divergiert das Fed? EUR/USD Euro-Abschwächung seit Mitte Oktober, als die Märkte einen FedZinsschritt zu eskomptieren begannen Ausweitung des QE der EZB sollte zu weiterer Euro-Schwäche (und USDStärke) führen Fed dürfte langsam agieren, um Wettbewerbsverluste amerikanischer Exporteure zu begegnen EUR/CHF Schweizer Franken leicht stärker dank Erwartungen einer QE-Expansion durch Mario Draghi Schweizer Nationalbank müsste reagieren, falls EZB den Einlagesatz weiter senkt SNB scheint zu intervenieren, aber diskret Euro in U.S. Dollars seit 2006 Quelle: Bloomberg Auch die Aktionen der Marktteilnehmer an den Devisenmärkten bleiben durch die Kommentare von Zentralbankmitgliedern bestimmt. Die Erwartung divergierender Notenbankpolitiken ist mittlerweile bekannt: Das Fed wird eher früher als später an der Zinsschraube drehen, während die EZB die Märkte weiter mit Liquidität fluten wird oder die „unkonventionelle Geldpolitik“ noch ausbauen könnte. Der U.S. Dollar sollte dementsprechend attraktiver werden, der Euro schwächer, und die Schweizerische Nationalbank wird nicht ganz unabhängig vom Währungsumfeld handeln können. Gold (Feinunze) in U.S. Dollars seit 2006 Gold Kurstrend hängt von Erwartungen des künftigen USD-Realzinses ab. In letzter Zeit aufgrund wahrscheinlichen Fed-Zinsschrittes unter Druck Nach geringer Nachfrage in erster Jahreshälfte Anstieg im 3. Quartal um 8% dank tieferer Preise Bleibt angesichts aufgeblähter Zentralbankbilanzen und politischer Unwägbarkeiten eine strategische Position Quelle: Bloomberg Der Goldkurs tendiert weiter seitwärts bis schwächer. Wir haben kürzlich das Fremdwährungsrisiko durch den Teilverkauf der U.S. Dollar-Liquidität für Portfolios mit Nicht-USD- Referenzwährungen reduziert. Unsere Goldposition bleibt eine langfristige, strategische Allokation. Zürich, 17. November 2015/BD Die Informationen und Meinungen in dieser Veröffentlichung dienen ausschliesslich zu allgemeinen Informationszwecken und sollten nicht als Basis für Anlageentscheidungen ohne vorherige Rücksprache mit Bank von Roll AG zwecks genauerer oder zeitnäherer Information benützt werden. Insbesondere werden Marktdaten in approximativer und/oder vereinfachter Form präsentiert und können im Zeitverlauf ändern. Die Kurse und W erte der beschriebenen Investitionen können schwanken, steigen oder fallen. Dies ist weder ein Angebot noch eine Aufforderung seitens oder im Auftra g der Bank Von Roll AG zum Kauf oder Verkauf von W ertpapieren oder ähnlichen Finanzinstrumenten. Die Informationen stammen aus oder basieren auf Quellen, die die Bank von Roll AG als zuverlässig erachtet. Dennoch kann keine Gewähr für die Richtigkeit oder Vollständigkeit der Informationen geleistet werden. 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