Durchgeführt von Tunesien: Bürgernahe Städte und Gemeinden In Tunesien werden Transparenz, Bürgerorientierung und Beteiligungsmöglichkeiten in kommunalen Angelegenheiten verbessert. Besonders im Fokus: Frauen und Jugendliche. Herausforderung Städte und Gemeinden in Tunesien sind oftmals geprägt von Armut, Wohnungsnot, informeller Bebauung, Umweltverschmutzung sowie wachsenden sozialen Spannungen. Gleichzeitig befindet sich das Land seit der Revolution von 2011 in einem umfassenden demokratischen Transformationsprozess. Ein wichtiger Teil dessen ist eine stärkere kommunale Selbstverwaltung, um den genannten Herausforderungen zu begegnen. Die Bevölkerung fordert von den Kommunen Transparenz, Rechenschaftslegung, mehr Beteiligungsmöglichkeiten und Bürgerorientierung. Vielerorts herrscht jedoch eine zentralistische sowie wenig bürger- und serviceorientierte Verwaltungskultur. Das gilt besonders für das strukturschwache Hinterland, wo der in Gang gesetzte demokratische Wandel für die Bevölkerung kaum spürbar ist. Zudem nutzen vor allem Frauen und Jugendliche ihre politischen und bürgerlichen Rechte bisher nur wenig. Für die weitere soziale, wirtschaftliche und politische Entwicklung des Landes sind gut geführte Kommunen und ein konstruktives sowie vertrauensvolles Verhältnis zwischen Verwaltungen und Bürgerschaft von großer Bedeutung. Dafür muss die zentralistisch ausgerichtete Verwaltung bürgerfreundlicher und effizienter organisiert werden. Lösungsansatz Das Vorhaben arbeitet mit Fach- und Führungskräften verschiedener Verwaltungsebenen zusammen. Es unterstützt Mitarbeiter/innen der Ministerien und lokalpolitische Entscheidungsträger unter anderem dabei, ihre Dienstleistungsorientierung und die Transparenz von Entscheidungen zu verbessern. Darüber hinaus berät es Vertreterinnen und Vertreter von Jugendverbänden und Frauenorganisationen, damit sie ihre Forderungen und Ideen besser einbringen und politische Entscheidungsprozesse mitgestalten können. Ausgewählte Kommunen werden zudem bei der Einrichtung von Bürgerbüros und bei der Einführung von partizipativen Elementen in der Haushaltsplanung unterstützt. Überdies fördert das Vorhaben die effiziente Organisation von kommunalen Verwaltungsabläufen und unterstützt die Aus- und Weiterbildung von Kommunalbediensteten. So werden die Dienstleistungen der Städte und Gemeinden insgesamt bürgerorientierter, effizienter und transparenter. Projektname Initiative für Kommunalentwicklung Auftraggeber Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) Projektgebiet Ausgewählte Kommunen mit Schwerpunkt im strukturschwachen Hinterland Politischer Träger Tunesisches Innenministerium Nationale Partner Tunesischer Städteverband FNVT (Fédération Nationale des Villes Tunisiennes); Fortbildungszentrum CFAD (Centre de Formations et d’Appui à la Décentralisation) Beteiligte deutsche Organisationen Europäische Akademie für Frauen in Politik und Wirtschaft Berlin e.V. (EAF Berlin) Gesamtlaufzeit 01/2015 bis 12/2017 Finanzvolumen 2,64 Mio. Euro Durch die Förderung von Jugendinitiativen und Frauennetzwerken in den Partnerkommunen soll die Teilhabe von Frauen und jungen Menschen an kommunalen Entscheidungsprozessen verbessert werden. Dies leistet einen Beitrag zur Vertrauensbildung zwischen Bürger/innen und den Gemeinden. Foto links: In Veranstaltungen zum Bürgerhaushalt diskutieren Bürger/innen darüber, was mit den zur Verfügung gestellten Finanzmitteln geschehen soll. Foto rechts: Anschließend stimmen die Bürger/innen über die Vorschläge ab, so wie hier bei einer Veranstaltung in La Manouba im Juni 2015. 6 Photo: GIZ/Name of photographer Fotos: rechts © Firas Ben Khelifa, links © Firas Ben Khelifa Kontaktperson Ingrid Schwoerer [email protected] Wirkungen in Zahlen… Die Initiative für Kommunalentwicklung baut auf dem durch das Auswärtige Amt finanzierten Vorhaben „Stärkung kommunaler Demokratie in Tunesien“ auf. In diesem Rahmen wurde 2013 von tunesischen Städten ein Ideenwettbewerb für engagierte Jugendliche ins Leben gerufen. Bereits im ersten Jahr wurden 35 Projektideen eingereicht, von denen anschließend sieben umgesetzt wurden. Ein Beispiel ist die Kampagne „Keep calm and vote“. Dabei wurden Jugendliche unter anderem durch Diskussionsveranstaltungen spielerisch an politische Themen herangeführt. Bis Ende 2017 wird das Vorhaben zudem in acht Kommunen Jugendaktionspläne auf den Weg bringen. Sie enthalten beispielsweise die Einführung von Jugendgemeinderäten, über die Jugendliche ihre Themen in die Politik einbringen können. Das Vorhaben ist Teil der Sonderinitiative des BMZ zur Stabilisierung und Entwicklung in Nordafrika und Nahost. Mit den Projekten der Sonderinitiative trägt das Ministerium dazu bei, wirtschaftliche und soziale Perspektiven für die Menschen in der Region zu schaffen. In diesem Rahmen stehen für Vorhaben der GIZ und anderer Durchführungsorganisationen in den Jahren 2014 bis 2019 bisher mehr als 200 Millionen Euro zusätzlich zur Verfügung. Im Fokus stehen dabei die Themenbereiche Jugend- und Beschäftigungsförderung, wirtschaftliche Stabilisierung, Demokratisierung sowie die Stabilisierung von Nachbarländern in Krisensituationen. halts in das Haushaltsjahr 2015/2016 integriert. Insgesamt soll so die Zufriedenheit der Bürgerinnen und Bürger mit den Dienstleistungen ihrer Gemeinde zunehmen und es wird der Zugang zu kommunalen Prozessen erleichtert. …und Gesichtern „Es war viel unkomplizierter, als ich befürchtet hatte“, strahlt Ahmed Snoussi und zeigt stolz die Baugenehmigung für das Haus seines Sohnes, die er soeben im Bürgerbüro seiner Stadt Siliana abgeholt hat. Diese Servicestelle bietet sämtliche kommunale Dienstleistungen aus einer Hand und sorgt so für mehr Qualität, Effizienz und Transparenz. Zwar ist Ahmed Snoussi lediglich die Figur in einem Zeichentrickfilm zur Aufklärung der Menschen über die Dienstleistungen des Bürgerbüros. Doch sein Fall ist typisch: Er zeigt, wie den Bewohner/innen seit Einrichtung des Zentrums eine Vielzahl von langwierigen Behördengängen erspart bleibt. Und so ist auch das glückliche Ende des Videos durchaus aus dem Leben gegriffen: „Mein Sohn heiratet im Sommer. Nun kann er mit dem Bau seines neuen Familiendomizils beginnen. Direkt neben meiner Frau und mir“, freut sich Ahmed. Darüber hinaus werden in fünf Kommunen Frauennetzwerke unterstützt. Sie arbeiten eng mit insgesamt 150 kommunalpolitisch engagierten Frauen als Multiplikatorinnen zusammen, um andere Frauen zur Beteiligung an der Lokalpolitik anzuregen. Zudem wird die Zahl der bislang in vier Städten eröffneten Bürgerbüros auf 14 steigen. In drei Kommunen werden Elemente eines gemeinsam mit der Bevölkerung aufgestellten Bürgerhaus- Herausgeber In einem Zeichentrickfilm klärt Ahmed Snoussi die Menschen über die Vorteile einer zentralen Servicestelle auf. Grafik: GIZ Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH Im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) Abteilung Mittelmeer, Mittlerer Osten Referat 210 – Grundsatzfragen der entwicklungspolitischen Zusammenarbeit mit MENA; Nordafrika; Mittelmeer politik Postanschrift der BMZ-Dienstsitze BMZ Bonn Dahlmannstraße 4 53113 Bonn T +49 (0)228 99 535-0 F +49 (0)228 99 535-3500 Sitz der Gesellschaft Bonn und Eschborn Dag-Hammarskjöld-Weg 1-5 65760 Eschborn T +49 61 96 79-1175 F +49 61 96 79-11 15 www.giz.de Autor(en) Kathrin Faltermeier/Maximilian Kurz Gestaltung GIZ Stand 08/2015 Die GIZ ist für den Inhalt dieser Publikation verantwortlich. [email protected] www.bmz.de BMZ Berlin | Im Europahaus Stresemannstraße 94 10963 Berlin T +49 (0)30 18 535-0 F +49 (0)30 18 535-2501
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