Intensität der Unterstützung für junge begabte Musiker durch das

Der Einfluss elterlicher Unterstützung und
Wertschätzung von Musik auf die
Selbstregulation/Selbstwirksamkeit
bei jungen Musikern
Flemming Kristensen & Andreas C. Lehmann
HfM Würzburg
Hintergrund und Ziel
Die Fragebogenstudie
Die familiäre (soziale) Unterstützung sowie die Wertschätzung von Musik in
der Familie spielen eine wichtige Rolle in der Entwicklung von musikalischen
Fähigkeiten (Bloom, 1985; Davidson, 1996). Einen theoretischen Ansatz zum
Einfluss des sozialen Umfeldes bildet das Konzept der „Persons in the shadow“
(Gruber et al., 2008). Diese fördernden sozialen Agenten (z. B. Eltern, frühe
Lehrer) werden bislang – vor allem in quantitativen Studien – kaum beachtet
(s. Lehmann & Kristensen, 2014). Es sollte daher in einer qualitativen Vorstudie
und einer quantitativen Hauptstudie die Frage untersucht werden, wie sich die
genannten Einflussfaktoren sowie musikalische Selbstregulation und
Selbstwirksamkeit (gute Prädiktoren von Erfolg) zueinander verhalten.
Mittels einer Fragebogenstudie wurden Selbstregulation, Selbstwirksamkeit,
Familiäre Unterstützung und Wertschätzung von Musik an einer Stichprobe mit
großem Leistungsspektrum erfasst. Dafür wurden Inventare entwickelt bzw.
adaptiert. Items für die Inventare zur Familiären Unterstützung und zur
Wertschätzung von Musik entstammten z. T. der qualitativen Pilot-Studie. 171
Fragebögen wurden an Instrumentalschüler und ihre Eltern verteilt; die
Rücklaufquote betrug 44%. Die einzelnen Messinstrumente erwiesen sich als
reliabel (Cronbachs α > 0,85).
Tab. 2
Tab. 1
Die Intensität der Unterstützung des sozialen Umfeldes auf junge Musiker
Selektierte junge Musiker
(SJM)
Nicht selektierte junge
Musiker (N-SJM)
4,8
2,4
Der Stellenwert von Musik in der
Familie
4,6
3,1
Musikalisches Wissen bzw.
Musikalische Erfahrung der Eltern
4,3
2,7
Pädagogische Erfahrung bzw.
musikalische Ausbildung der Eltern
4,3
3
Die Intensität des gemeinsamen
Musizierens und Lernens in der Familie
4,8
1,6
MW = 4,6
MW = 2,6
Niedrig (N) 1 – 1,9
Mittel-niedrig (MN) 2 – 2,9
Mittel-hoch (MH) 3 – 3,9
Hoch (H) 4 – 5
Wertschätzung von
Musik (Eltern)
Fam. Unterstützung
(Schüler)
Fam. Unterstützung
(Eltern)
Selbstregulation
Methode /
Verhalten
Selbstwirksamkeit
Wirksamkeit /
Effektivität des
Übens
Übelänge pro Tag
Ziel: Art und Intensität der Unterstützung des sozialen Umfeldes junger
Musiker qualitativ untersuchen, um neue Items bzw. Skalen quantitative
Folgestudie zu entwickeln.
Teilnehmer: Sechs selektierte junge Musiker (3 SJM]; 3 unselektierte [N-SJM])
und jeweils ein Elternteil. Die SJM waren Jungstudierende (mit
Aufnahmeprüfung), die N-SJM waren Schüler einer öffentlichen Musikschule
(ohne Aufnahmeprüfung).
Methode: Leitfadeninterview, Transkription und inhaltsanalytische Auswertung
(nach Mayring, 2008) mit Erweiterung einer eigens entwickelten Methode.
Mittelwerte von kodierten Skalen wurden berechnet.
Ergebnis: Höhere Werte für Familiäre Unterstützung sowie Wertschätzung von
Musik sind bei den SJM zu sehen (siehe Tab. 1).
Gesamte Mittelwerte
.
,60
,67
,61
,54
,46
,45
,43
,43
.
,49
,67
,43
,36
,43
---
,37
.
---
,47
,34
,39
,33
,35
.
,35
,32
,41
,37
,36
Wertschätzung
von Musik (Eltern)
Pilot Studie – Interviews
Die Intensität des allgemeinen
Unterstützungsverhaltens der Eltern
Wertschätzung
von Musik
(Schüler)
Alle Korrelationen sind signifikant (p < 0.01)
Wertschätzung von
Musik (Schüler)
Hypothese 1 : Junge Musiker, die stark gefördert und unterstützt
werden, verfügen über ein erhöhtes Niveau an Selbstregulation und
musikalischer Selbstwirksamkeit.
Hypothese 2: Ein hoher Stellenwert von Musik (Kind/Eltern) führt zu
einem hohen Niveau an Selbstregulation und musikalischer
Selbstwirksamkeit.
Korrelationen zwischen Skalen
Fam. Unterstützung
(Schüler)
Fam. Unterstützung (Eltern)
Ergebnisse der Fragebogenstudie – Ein Modell der Kausalität
Direkte Effekte (β =,36; ,38) zwischen Familiäre Unterstützung sowie
Wertschätzung von Musik(Eltern) und Wertschätzung von Musik des Kindes
konnten festgestellt werden (Abb. 1). Die Wertschätzung des Schülers hat einen
starken Effekt (ß = ,42) auf die Dauer des Übens, die wiederum einen großen
Effekt
(ß = ,53) auf die Verwendung von Lernstrategien bzw. auf Selbstregulation hat (hier „Methode/Verhalten“). An letzter Stelle dieses Pfades
erscheint Selbstwirksamkeit (der beste Prädiktor für Erfolg in Musik nach
McPherson & Zimmermann, 2006), die durch starke indirekte und direkte
Effekte der Wertschätzung von Musik des Schülers beeinflusst wird. Damit
können beide Hypothesen (siehe „Hintergrund und Ziel“) inhaltlich bestätigt
werden.
Abb. 1
Δ = 2,0
Literatur
Bloom, B. S. (1985). Developing talent in young people. New York. Ballentine Books.
Davidson. J. A., Howe. M. J. A., Moore, D. G., & Sloboda J. A. (1996). The role of parental influences in the development of musical performance. British Journal of Developmental Psychology, 14, 399-412.
Gruber, H., Lehtinen, E., Palonen, T., & Degner, S. (2008). Persons in the shadow: Assessing the social context of high abilities. Psychology Science Quarterly, 50, 237-258.
Lehmann, A. C., & Kristensen, F. (2014). „Persons in the shadow“ brought to light: Parents, teachers, and mentors – How guidance works in the acquisition of musical skills. Talent Development & Excellence, 6, 57-70.
Mayring, P. (2008). Qualitative Inhaltsanalyse. Grundlagen und Techniken. Weinheim: Beltz.
McPherson, G. E., McCormick, J. (2006). Self-efficacy and music performance. Psychology of Music, 34 (3), 322-336.
McPherson, G. E., Davidson, J. W., & Faulkner, R. (2012). Music in our lives: Redefining musical development, ability and identity. Oxford: Oxford University Press.