Meine Dämonen Sie haben verschiedene Namen, meine Dämonen, ich kenne immer noch nicht alle. Sie tauchen manchmal nachts auf, rauben mir den Schlaf, und erst dachte ich, die Schlaflosigkeit selber ist ein Dämon. Aber jetzt weiß ich, hinter der Schlaflosigkeit stecken gleich mehrere Geister. Und diese sind auch tagsüber aktiv. Einer davon heißt „Sei nett“, ein anderer „Machs dir bequem“ oder „Rette die Welt“. Ich erkenne die meisten daran, dass sie ein Ausrufezeichnen haben oder mit "Du musst …" oder "Du darfst nicht …" anfangen. Aber sie haben alle eins gemeinsam, sie sind Diebe und Wegelagerer, sie rauben mir Energie und Zeit. Ich habe die Dämonen lange beobachtet und weiß inzwischen, wann sie kommen und wo sie sich verstecken. Ein Unterschlupf heißt „Die allgemeine Ordnung“, ein anderer „Tu, was du willst“, ein dritter „Genug ist nicht genug“. Und stell dir vor, manche Dämönen belagern sogar Dinge und machen diese frühzeitig kaputt oder ändern ihren Verwendungszweck. Die Dämonen organisieren seit Urzeiten aus ihren Unterschlüpfen heraus jeden ihrer perfiden Überfälle. Und ich weiß, sie haben eine unüberschaubare Heerschar an Helfern und Helfershelfern, diese haben Wege und Straßen angelegt, die das ganze Land überziehen. Und die Wege, die sie am besten pflegen, führen am nächsten an ihren Räuberhöhlen vorbei. Und deshalb habe ich mich bewaffnet und trage auf meinen Traumreisen einen goldenen Bogen und Pfeile, die ich aus einem bunt bemalten Köcher ziehe, sobald ich einen Dämon erkenne. Dann setze ich den Pfeil auf die Sehne, spanne, ziele und schieße meinem Gegenüber mitten ins Herz. Und der Dämon fällt dann röchelnd, wie in einem schlecht gemachten Film, zu Boden. Dann fühle ich mich gut und ich sage zu dem am Boden Liegenden: »Ich kenne dich, du kannst mir nichts anhaben!«, obwohl er es meist gar nicht mehr hören kann. Jeder Tote schwächt die Dämonen, aber besiegen kann ich sie nicht, es sind zu viele. Aber wenn mir auf meinem Weg zu viele begegnen, dann weiß ich, dass ich mich 1 verlaufen habe. Dann muss ich umkehren und den richtigen Abzweig finden. Und das ist viel Arbeit, denn es passiert, dass die letzte Weggabelung lange zurückliegt oder der Weg inzwischen verschüttet ist. Deshalb ist es wichtig, immer wachsam zu sein und nie nachlässig zu werden, nicht dass ich etwa denke, ach, das ist ja gar kein Dämon, sondern nur eine nette alte Frau, die mir den Weg weisen will. Und schon wieder wäre ich ausgetrickst und könnte eine Nacht nicht schlafen. 2
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