AKTUELL Editorial - Was uns am Herzen liegt Liebe Theaterbesucher, gestern bemerkten wir zufällig einen kleinen, wunderschönen Eisvogel, der an der Dachrinne unseres Theatergebäudes hing und heftig flatternd Versuche machte, sich zu befreien. Er war mit einem Füßchen an der Metalldachrinne festgefroren. Eine aussichtslose Situation bei minus 9 Grad. Vorsichtig, ohne ihn zu erschrecken, wurde lauwarmes Wasser geträufelt und siehe da - schon löste sich das Füßlein und er flog davon. Nun sitz er wieder gegenüber dem Theater auf dem Holzzaun, er wohnt hier im Schilf des Grabens. In der Natur gibt’s es keine Blechdachrinnen, wie soll er wissen, was ihm da passiert. Inzwischen hat es geschneit, eine feine, vergängliche weiße Pracht. Zu Weihnachten hatten wir 15 Grad – die Salate sprossen... was Winter nun hierzulande heute bedeutet, wird auch der kleine Eisvogel nicht wissen. Auch wenn die Ergebnisse der Klimakonferenz in Paris positiv gewertet werden, ja sicher, aber in Anbetracht der tatsächlichen Zustände, die Berichten über die Arktis, Antarktis und Grönland zu entnehmen sind, empfinde ich diese internationalen Verabredungen eher als ein lächerliches „hinterher watscheln“. Vor allem gemessen an den Ausmaßen der schon längst überschrittenen Wendepunkte wie z.B. dem Auftauen der gigantischen Permafrostböden. Neben den klimatischen Veränderungen fallen mir in letzter Zeit die immer aggressiver werdenden Äußerungen gegenüber Andersdenkenden in unserer Gesellschaft auf. Dieser Prozess zieht sich durch viele Schichten der Bevölkerung. Gleichzeitig ist ein drastischer Demokratieabbau fast überall in Europa zu verzeichnen. Die politischen Versuche, Campact und Attac, den beiden größten Initiativen, die sich mit viel Erfolg und begeisterten Mitmenschen kritisch gegenüber den ökologischen, wirtschaftlichen, politischen, sozialen Entwicklungen äußern, die Gemeinnützigkeit zu entziehen, zeigt dies in all seiner Schärfe. Gerade in solchen Zeiten führen wir viele Gespräche über die zukünftige Repertoireauswahl und wie wir uns als Theater dazu positionieren. Es wir also mindestens eine neue Produktion mit Thomas Rühmann und mir geben. (Auszüge aus unserer aktuellen Spielplanbroschüre Frühjahr 2016) Es gibt ein saisonales Angebot an Speisen, eine große Vielfalt an Getränken und eine Cocktailbar. Einen individuellen Menüvorschlag können Sie mit den Betreibern der „Randwirtschaft“ selbst absprechen. In eigener Sache: Wir suchen weiterhin engagierte, theaterbegeisterte Menschen aus der Region, die als Theaterdienst bei uns tätig sein können. Für das Frühjahr darf ich Ihnen nun folgende Vorstellungen besonders empfehlen: Wir haben wieder zwei Familienvorstellungen im Programm. Beide Stücke sind für Menschen ab 5 Jahren geeignet. Am 20.3. erwarten wir Martina Couturier und Heiki Ikkola mit „Ente, Tod und Tulpe“, einem Figurentheaterstück nach dem wunderbaren Kinderbuch von Wolf Erlbruch. Das Berliner Theater Handgemenge zeigt am 29.05. um 16 Uhr „Die Prinzessin auf der Erbse“. Bekannt ist das Theater für seine exzellenten Jazz- und Tangokonzerte: L’art de passage beginnt den Reigen am 18.03. mit Tango Evolucion. Drei brillante und virtuose Duos setzen ihn fort: Stephan König und Fermin Villanueva am 01.04., die Dresdener Gitarristen Dirks & Wirtz am 03.04. und Manfred Leuchter und Ian Melrose am 24.04. Beschlossen wird er am 20.05. von Spanish Mode aus Leipzig. Es gibt wieder Kino! 3 Filme von Andreas Dresen sind an drei Donnerstagen zu sehen. Wir hoffen, den Regisseur und den einen oder die andere SchauspielerIn jeweils für ein Filmgespräch gewinnen zu können. Kommen Sie gut durch den Winter! Ihr Tobias Morgenstern Randnotizen „Das neue Wunder von Ballybradawn“. Neun ausverkaufte Vorstellungen. Arbeitskollektive - nein Teams, Notfallkrankenschwestern, Großfamilien, Einsame, Vielsame strömen an den Rand. Auf der Suche nach der verlorenen Weihnacht. Und lassen sich ein in den irischen Humor, in die manchmal feine Poesie, in die Klänge der kleinen Folkband, in den Witz der Geschichten. Nicht allen gefällt alles: „Es gibt drei Arten von Frauen, sagt Seamus, die hübschen, die intelligenten und die meisten.“ Aus einem irischen Jokebuch, von Walfriede Schmitt übersetzt und mir überreicht im Herbst zur Aufnahme ins Manuskript. Der Abend beginnt, wie der letzte endet. Kurzlied. Vorhang zu. Applaus. Vorhang auf. Applaus. Zu. Auf. Ungläubiges Lachen. Die Akteure stehen und schauen. Ein Dudelsack spielt. Es wird Nacht im Pub. Der Feierabend kann kommen. Die Schauspieler rücken Tische und Stühle. Die Musiker packen ihre Instrumente ein. Die Wirtin schaut noch mal vor die Tür. Herbstlicher Wintersturm. Sie setzt sich erschöpft und glücklich zum Rotweinglas. Stille. Das Erzählen beginnt. Am Ende wird vielstimmig gesungen. Wo vorher noch das Laub auf die Bühne weht, mit Hilfe des Windgebläses, schneit es dicke Flocken. Der einzige Schnee weit und breit. Jubelnde Weihnachtsstimmung im wahrscheinlich irischen Pub von Zollbrücke. Und der Eintritt bei Austritt? „Weihnachten ist ein Fest des Gebens und Nehmens, Geben ist seliger denn Nehmen. Sie haben noch 21 Meter Zeit darüber nachzudenken. Wer allerdings glaubt, es sind nur 10 Meter Zeit bis zum Ausgang, denkt zu kurz. Theater machen ist uns lieb und teuer.“ Seit geraumer Zeit werden die Zuschauer an der Pforte von den Akteuren persönlich erwartet. Aug in Aug. Theater ist etwas wert. Weiß die Mehrheit. Wir gehen in eine neue Spielzeit. Mit den alten Stücken, den neuen Premieren und jungen KünstlerkollegInnen, wie die Berliner Schauspielerin Anna Ortmann. Eine Dublinerin wie aus dem Bilderbuch. Zum ersten Mal bei uns. Der Frühling kann kommen. Am 13. März lade ich Sie zu einem Tag über Terra preta ins Theater ein. Der Vormittag beginnt mit Vorträgen über Urban Farming, moderiert von Dr. Haiko Pieplow, der maßgeblich an der Wiederentdeckung der Terra preta gearbeitet hat. Als Höhepunkt stellen wir den Film „Undune“ vor, der sich ebenfalls mit dieser Thematik beschäftigt. Auch unser Theater spielt in diesem Film mit. Dazwischen, um die Mittagszeit, wird es unsere traditionelle Saatgutbörse geben mit zahlreichen Möglichkeiten, Saatgut zu tauschen oder sich mit anderen Interessenten auszutauschen. Aufmerksam machen möchte ich Sie auf das Monsanto-Tribunal, welches im Oktober 2016 in Brüssel stattfinden wird. Es bestehen weltweit große Hoffnungen, dass durch dieses Tribunal eine Grundlage geschaffen werden kann, den Konzern, der seit Jahrzehnten maßgeblich für weltweite Umweltschäden in der Landwirtschaft und die Vergiftungen der Böden durch Pflanzenschutzmittel verantwortlich ist, für diese Verbrechen endlich zur Verantwortung ziehen zu können. Im regionalen Umfeld dagegen gibt es auch positive Nachrichten. Das Landesamt für Ländliche Entwicklung, Landwirtschaft und Flurneuordnung, Abt. Pflanzenschutzdienst hat uns mitgeteilt, dass der belastete Wassergraben neben dem Theater Ende September 2015 auf 168 Stoffe einschließlich Glyphosat geprüft wurde und keine Rückstände mehr nachweisbar waren. So haben der Zwischenfall mit der schwer geschädigten Hündin und unsere Beschwerden über den Zustand des Grabens zumindest endlich für eine gründliche Prüfung gesorgt. Zu den Errungenschaften des letzten Jahres gehört die „Randwirtschaft“, unsere Theaterklause. Seit Dezember ist sie schon von vielen Besuchern begutachtet worden. Nach den Probemonaten werden wir am 19. März das Restaurant offiziell eröffnen. Sie können an allen Vorstellungstagen und nach Vereinbarung gern Plätze reservieren. Thomas Rühmann Sie finden hier Platz mit Gruppen bis zu 30 Personen.
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