Das Märchen vom Froschkönig – oder: „Die Jagd am Abgrund“

Das Märchen vom Froschkönig – oder: „Die Jagd am
Abgrund“
Anmerkungen zu Dr. Christine Miller´s Beitrag „Beiß mich!“ in der Pirsch 42015, S. 32-37
Ein Märchen …
Das ist wunderbar, wie im Märchen vom Froschkönig.
„Geküsst“ entwickelt sich seine wahre Gestalt, seine wahre Größe, blühte er auf zum
Prinzen. – Schön, toll: Wachstum durch Küssen, Wachstum durch Beißen.
Endlich wächst der Wald harmonisch mit viel Reh, Hirsch und Gams.
Wir können aufatmen und die ganze Streiterei mit „Wald und Wild“ oder „Wald vor
Wild“ beilegen. Ein brüderliches und schwesterliches Miteinander hält Einzug. Die
emotionale Schärfe in und um die Jagd kann ad acta gelegt werden – zusammen mit
der Jagd. Denn – wenn ich das richtig verstanden habe - die brauchen wir ja nicht
mehr: Der Wald wächst ohne sie, durch Beißen!
Radikale Tierschutzverbände können mit der damit naheliegenden Abschaffung der
Jagd triumphieren. Das Paradies hält Einzug!
Wer´s glaubt, wird selig!
Man fragt sich unwillkürlich, ob denn die Jäger so etwas ernsthaft glauben.
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Da wird im einem Jagdrevier kräftig gejagt, weniger verbissen und der Wald
wächst mitsamt den verbissempfindlichen Baumarten und einer üppigen
Busch- und Krautschicht und im Revier nebenan, unter den gleichen
Standortsbedingungen, aber ohne intensive Jagd wachsen, wenn überhaupt,
nur die Fichte mit ein paar Gräsern und damit hat sich´s.
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Zeigen uns nicht erfahrene Leute wie Dr. Georg Meister und Wolf Hockenjoos
mit jahrzehntelangen Zeitreihen, was in- und außerhalb des Zaunes wächst?
Jeder, auch jeder Laie, sieht den gravierenden Unterschied zwischen dem
standortgerechten, üppigen und vielfältigen Wachstum im Zaun und den
abgefressenen Zeugen außerhalb – sofern davon noch etwas übrig ist.
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Da erleben Jäger aus allen jagdlichen Verbänden, dass sich mit dem
Schalenwildabschuss im Wald etwas verändert, dass es keine Zäune mehr
braucht, dass dem Wild viel mehr Lebensraum zur Verfügung steht. Und nun
schreibt Frau Miller: Ätsch – nicht das Schießen, sondern das Beißen fördert
das Waldwachstum.
Zwischenbemerkung
Wer Frau Dr. Miller kennt, weiß, dass sie pointiert darstellt. Sie greift sich
Einzelheiten von nah und fern heraus, stellt diese als wichtige Erkenntnisse der
Forschung dar und versucht so, umfangreiche, vielfach bestätigte
Forschungsergebnisse zu kippen.
Unlängst ist sie mit dieser Masche als Fachfrau für Schutzwaldsanierung in
Garmisch-Partenkirchen aufgetreten und hat dort als Steigbügelhalterin gedient.
Einseitig interessensgeleitete Kreise haben kräftig applaudiert. In GarmischPartenkirchen stand die „Gams am Abgrund?“ und die Bösewichte der
waldfreundlichen Fraktion mit ihrer Gamsbejagung sollten dorthin.
Nun stellt sie gleich die ganze „Jagd an den Abgrund“, denn die brauchen wir
ja nicht mehr!
Jagd ade –
Verbiss geht in die Höh!
Man fasst sich an den Kopf. Ich kann nur alle gut informierten Jäger aus welchen
Verbänden auch immer zum Schulterschluss auffordern. Es kann nicht sein, dass wir
die Notwenigkeit der Schalenwildbejagung einer solch billigen Ideologie opfern.
Wir können darüber diskutieren, wie und wie viel gejagt werden soll, aber dass gejagt
werden muss und die Schalenwildbestände zugunsten des Waldwachstums effizient
reguliert werden müssen, das sollten wir als Grundeinsicht gemeinsam und öffentlich
vertreten.
Ganz so einfach sollten wir uns nicht verführen lassen. Und bevor die Jagd von
deren fundamentalen Gegnern durch die Hintertür ganz ausgeschaltet wird, sollten
wir mit gesichertem Wissen aufwarten und die Märchenstunden anderen überlassen.
Dr. Wolfgang Kornder
(Vorsitzender ÖJV Bayern)