Trauer um verunglücktes Kind ist groß - lebensperspektiven

Stemweder
Zeitung
Trauer um verunglücktes Kind ist groß
Sechsjähriger stirbt bei Unfall – Heilpädagogische Einrichtung betreibt Krisenbewältigung – fünf Seelsorger helfen
Von Dieter W e h b r i n k
Guten Morgen
Bobby eins
Vom nahen Kindergartengelände
hört man bei trockenem Wetter in
der Regel fröhliche Kinderstimmen.
Die Kurzen jagen sich gegenseitig
über den Rasen, klettern waghalsig
auf den Gerüsten herum oder spielen ganz friedlich im Sandkasten.
Normalerweise:
Gestern
aber
dröhnte es auf die Straße, als würde
in der Ferne ein Formel-Eins-Rennen gestartet. Könnten das die
Handwerker sein, die den Anbau
errichten? Keineswegs. Zwei Steppkes liefern sich ein Rennen quer
über den gepflasterten Teil des
Freigeländes. Und was da so dröhnt
wie der Bolide von Sebastian Vettel
– das sind die roten Bobby-Cars der
Nachwuchs-Piloten, die beim Beschleunigen noch auf eigene Muskelkraft setzen müssen. Was müssen das für »Mukkis« sein. Bei dem
Krach.
Klaus-Peter S c h i l l i g
Spargelgerichte
im Angebot
Levern (WB). Auf eine umfangreiches Bewirtung dürfen sich die
Besucher des Leverner Frühlingsfestes am kommenden Wochenende freuen. Wie Hartmut Kollweier
von der Werbegemeinschaft Levern mitteilt, werden am Sonntag,
22. April, auch kleine Spargelgerichte angeboten. Das Gasthaus
Reddehase hält dieses kulinarische Angebot für die Festbesucher
bereit.
Schießen um
den Huck-Pokal
Oppenwehe (WB). Die Kyffhäuser-Kameradschaft
Oppenwehe
veranstaltet
am
kommenden
Samstag, 21. April, von 17 Uhr an
das Huckpokalschießen auf dem
Adlerstand am Gasthaus Huck. Die
Siegerehrung ist etwa um 20 Uhr
geplant.
Einer geht
durch Levern
Dielingen
(WB). Fassungslosigkeit und Trauer haben gestern in Stemwede und
Umgebung geherrscht. Am
Mittwochabend ist ein sechsjähriger Junge in Dielingen von
einem Kleinbus erfasst worden
und gestorben (wir berichteten
in der Donnerstag-Ausgabe).
Keine Rettung möglich
Die 29-jährige Fahrerin hatte das
Kind auf dem Gelände des Heilpädagogischen Kinderhauses in
der
Dr.-Jürgen-Ulderup-Straße
beim Rückwärtssetzen übersehen
und angefahren. Alle Bemühungen
des Notarztes waren vergeblich:
Der aus Bielefeld stammende Junge, der im Dielinger Kinderhaus
lebte, starb am Unfallort.
Kind lebte in Einrichtung
Die heilpädagogische Einrichtung unterhält in der Gemeinde
Stemwede und in Rahden-Wehe
mehrere heimähnliche Wohngemeinschaften für Kinder und Jugendliche. Die meisten Jungen und
Mädchen leben auf Anordnung der
Jugendämter nicht in ihren Familien, sondern werden dem Stemweder Kinderhaus zugewiesen.
Dort kümmert sich ein großer Stab
von speziell ausgebildeten Mitarbeitern und Therapeuten um die
Kinder.
Pannen nimmt Stellung
Ein Experte des Lübbecker Verkehrskommissariates untersuchte
mit einem Sachverständigen am
Donnerstag noch einmal die Unfallstelle sowie das Fahrzeug auf
Spuren. Zudem wird im Auftrag
der Bielefelder Staatsanwaltschaft
ein Gutachten erstellt. »Diese Arbeit nimmt einige Zeit in Anspruch«, sagte Polizeisprecher
Ralf Steinmeyer. »Fest steht: Die
Fahrerin kannte sich auf dem
Gelände und den Zuwegen aus.«
Die STEMWEDER ZEITUNG
sprach gestern mit Lothar Pannen
vom Heilpädagogischen Kinderhaus. Der Geschäftsführer und
seine Mitarbeiter zeigten sich geschockt von dem Unglück. »Die
Frau hat in unserem Auftrag mit
unserem Hyundai-Bulli die Kinder
aus mehreren Einrichtungen vom
Schwimmen in Hüde zurück nach
Stemwede gebracht«, sagte Pannen. »Der Junge war das letzte
Kind, das im Wagen saß. Die
Fahrerin sagte uns unter Schock,
sie habe den Sechsjährigen sogar
noch im Haus abgeliefert und sich
dann wieder in den Wagen gesetzt.
Sie könne sich überhaupt nicht
erklären, warum das Kind wieder
Der Tod des sechsjährigen Kindes ist auch für die Einsatzkräfte, hier die
Polizeibeamten, eine schwere psychische Belastung gewesen. Die
nach draußen in Richtung des
Busses gelaufen sei«
Wie Lothar Pannen berichtete, ist
die unter starkem Schock stehende
Frau – sie stammt aus dem
südoldenburgischen Lohne – seit
dem Unfall in ärztlicher Obhut.
Noch gestern wollte ein Team des
Kinderhauses zur Mutter des toten
Kindes nach Bielefeld fahren, um
ihr das Beileid auszusprechen.
»Wir werden aber auch unsere
Fahrerin aufsuchen. Sie tut uns
ebenfalls sehr leid«, berichtete der
Geschäftsführer.
Der weiße Hyundai-Bulli sei neu
und in technisch einwandfreiem
Zustand gewesen, betonte Pannen.
»Wir haben ihn sogar mit einer
akustischen Warntechnik ausstatten lassen, die beim Rückwärtsfahren Hindernisse mit einem Piepen meldet. Das hat auch der
Gutachter gleich vor Ort festgestellt.«
Der Sensor sitze allerdings in
der Mitte des Hecks, erklärte der
Geschäftsführer. »Das Kind ist
vermutlich von der Seite des Hecks
getroffen worden.«
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Die Seelsorger hatten indes so
genannte Stuhlkreise im Kinderhaus aufgebaut. Immer, wenn sich
eines der 15 Kinder (im Alter von
6 bis 16 Jahren) oder auch einer
der 15 Mitarbeiter in den Stuhlkreis setzte, kam ein Seelsorger
hinzu und sprach mit den Trauernden.
Bis spät in den Abend standen
die Stuhlkreise bereit. Viele Mitarbeiter übernachteten vorsorglich
in der Einrichtung.
Der Hyundai-Bulli hat das Kind beim Rückwärtssetzen erfasst. Die
29-jährige Fahrerin ist in ärztlicher Obhut.
Foto: Polizei
Krisenbewältigung
Die schwere Aufgabe bestand am
Mittwochabend darin, die richtigen Schritte in der Krise zu
unternehmen. Das Team beriet
zusammen mit der Polizei, wie der
Mutter in Bielefeld die Todesnachricht überbracht werden sollte.
Außerdem galt es, sich um die
geschockten Kinder und Beschäftigten der Dielinger Einrichtung zu
kümmern. »Mittlerweile waren
auch fünf Notfallseelsorger, darunter die Stemweder Pastoren Michael Welters und Michael Beening, vor Ort«, sagte Pannen.
Bielefelder Polizisten und der dortige psychologische Dienst der
Stadt suchten schließlich die Mut-
Veranstaltung abgesagt
Gestern versuchte die Einrichtung, so gut wie möglich den Alltag
anzugehen – eine kaum lösbare
Aufgabe. Erste Konsequenzen für
die kommenden Wochen hat Lothar Pannen bereits gezogen. Eine
vom Heilpädagogischen Kinderhaus für den Mai geplante Protestveranstaltung in Haldem zugunsten behinderter Menschen sagte er
ab.
»Schwarze Grütze« im Life House – Musik und Wortjonglage
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Gespräche im Stuhlkreis
Kabarett gibt sich bissig
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ter auf. »Wir standen telefonisch
bereit, um mit der Frau zu sprechen«, sagte Pannen. »Der Anruf
kam dann auch . . .«
Fahrerin unter Schock
. . . und sieht, dass am Textilkaufhaus Stegemöller schon der
erste Unterstand aufgestellt worden ist. Am Wochenende steigt im
Leverner Ortskern das große
Frühlilngsfest, freut sich . . .
EINER
Telefon
Fax
Polizei hat einen Gutachter eingeschaltet, um die näheren Umstände
des Verkehrsunfalls zu klären.
Foto: Detlef Hillekes
Die Oppenweher Bockwindmühle. Hier sollen sich am kommenden
Sonntag bei ausreichend Wind die Flügel drehen.
Mühlentag in Oppenwehe
Erster Backtag der Saison am Sonntag
Oppenwehe (bo). An der Oppenweher Bockwindmühle geht es
beim ersten offiziellen Besichtigungstag dieser Saison wieder
rund. Am Sonntag, 22. April, wird
von 13 Uhr bis 18 Uhr ein
Aktiontag veranstaltet. Die Mitglieder der 25 Jahre alten Mühlengruppe Oppenwehe geben Auskunft zur Geschichte und zum
Wiederaufbau der Bockwindmühle. Sie demonstrieren bei ausreichendem Wind die Funktion der
drei Mahlgänge.
Neben der musikalischen Umrahmung durch die Oppenweher
Mühlenmusikanten werden auch
die Spielleute des Oppenweher
Schützenvereins einige Kostproben ihres Könnens präsentieren.
Außerdem gibt es Butterkuchen,
Brotsorten, Schmalzbrote und Kaffee, sowie den Original »Oppenweher Mührlen Drüppen«.
Eine Ausstellung von alten Gerätschaften, die in mühevoller Arbeit von Friedel Beckmann und
Friedhelm Eilmes restauriert und
früher zur Feldbestellung im Frühjahr genutzt wurden, soll das
Interesse der Besucher wecken.
Auch auf dem Mühlenkotten können in der Ausstellung Neuerungen besichtigt werden.
Wehdem (WB). Mit dem Duo
»Schwarze Grütze« kommt am
Samstag, 21. April, ein Kabarett
nach Wehdem, das schon zweimal
in Stemwede begeistert hat. Die
Akteure zählen gegenwärtig zu
den herausragenden Leckerbissen
der deutschen Kabarettszene. Auf
Einladung des Vereins für Jugend,
Freizeit und Kultur in Stemwede
(JFK) treten sie von 20 Uhr an im
Life House auf.
Lieder mit Kohlensäure, voll mit
scharfkantigen Wortspielen, galligbissigen Pointen und charmanten
Fettnäpfchenbegegnungen – das
ist das Markenzeichen des Musikkabaretts. Im Programm »Tabularasa trotz Tohuwabohu« verbinden die Beiden fein geschliffenen
Wortwitz mit musikalischem Können.
Beim Versuch, der permanenten
Überforderung der eigenen Denkmaschine im modernen Informationsstrudel etwas Wirksames entgegenzusetzen, scheitern wir alle
immer wieder auf verschiedenen
Ebenen. Die »Schwarze Grütze«
legt im aktuellen Programm den
Zeigefinger treffsicher in genau
diese Wunde. »Facebook hat mein
Leben gerettet« klingt erst mal
wunderbar positiv. Doch dann
kommt es natürlich anders.
Auch Themen wie Mobbing und
die GEMA werden genussvoll
durch die Grütze gezogen, eine
Arzneimittelhymne wird zelebriert, die wahre Anarchie in der
Einhaltung der Gesetze verortet,
Punk und Reihenhaus seziert. Und
natürlich fehlen die irrwitzigen
Sprachspiele nicht. So verdreht
etwa ein umtrainierter Linkshänder zwerchfellerschütternd seine
Worte, dort entsorgt das selbsternannte »Opfer der Wegwerfgesellschaft« seine Liebschaften.
Karten sind an der Abendkasse
erhältlich. Für Kartenreservierungen stehen Annette Engelmann (콯
0 57 73/80 78 7) oder das Life
House (콯 0 57 73/99 14 01) zur
Verfügung. Reservierungen sind
auch per E-Mail unter [email protected] möglich.
Dirk Pursche und Stefan Klucke sind die beiden Kabarettisten von
»Schwarze Grütze« – zu sehen am Samstag in Stemwede.