Ausführende Sylvia Dörnemann Sylvia Dörnemann lebt in Bonn. Sie ist Diplomtheologin und arbeitet freiberuflich in der religiös-theologischen Erwachsenenbildung. Ihre Gesangsausbildung erhielt sie bei renommierten Sängern mit Schwerpunkt „Alte Musik“, u.a. Eric Mentzel, Hanna Kopra, Barbara Schlick und Christine Wehler. Workshops u.a. bei Maria Jonas (Köln), Stefan Morent (Tübingen) und dem Hilliard Ensemble. Als Solistin seit vielen Jahren Konzerte für Gesang und Orgel zusammen mit Prof. Dr. Wolfgang Bretschneider (Bonn); Musik des Mittelalters in den Ensembles vocdun, Ars Choralis Coeln. Gertrud Granel Gertrud Granel studierte Lebensmittelchemie und nebenher Musikwissenschaften in Bonn. Drehleier lernte sie u.a. bei Ulrich Hammann und Pascal Leveuvre; eine Sprecherziehung erhielt sie bei Aljoscha Sebald und Abraham Roelofsen. Die Drehleiern stammen aus der Werkstatt von Kurt Reichmann, Frankfurt und Sebastian Hilsmann, Freiburg. Das ensemble vocdun aus Bonn besteht seit 1994. Sylvia Dörnemann (Gesang) und Gertrud Granel (Drehleier und Symphonia) haben sich vor allem der geistlichen Musik des Mittelalters zugewandt. Sie gestalten als Ensemble Konzerte, Gottesdienste usw. Das Repertoire umfasst Gesänge des Mittelalters zwischen 1000 und 1500 n.Chr. Der Name vocdun ergibt sich aus einer Zusammenziehung der beiden Begriffe „vocal“ für Gesang und „Bordun“ für den permanenten Halteton der Drehleier. Kontakt: Tel: 0228/478113 -- [email protected], www.vocdun.de -- facebook vocdun DIE SEELE DES MENSCHEN IST SYMPHONISCH GESTIMMT Lieder und Texte der Hildegard von Bingen Kreuzung an Sankt Helena, Bornheimerstr. 130, Bonn 19. September 2015 O magne Pater O großer Vater, wir sind in großer Not! - Sei nun geneigt, o Vater, wie es dir entspricht, blick helfend auf uns hin, damit wir nicht vergehn und dunkel in uns sei dein Name. O quam Mirabilis est Denn Gott, da er blickte ins Antlitz des Menschen, den er gebildet, er sah all sein Werk insgesamt in dieser Menschengestalt. Maria, „die Gott zur Mutter aller hat gesetzt“ O virga acdiadema Wie kraftvoll ist des Mannes Seite, aus ihr schuf Gott der Frau Gestalt, zum Spiegel seiner Schönheit schuf er sie, zur Mutter, die umfängt all seine Kreatur. Darob die Himmelsharfen klingen, die ganze Erde staunt, Maria, Lob sei dir, weil Gott gar sehr dich hat geliebt. O viridissima virga Du leuchtend grünes Reis, o sei gegrüßt! Der Sonne Glut, sie durchströmt dich wie Balsamduft. Denn in dir war erblüht die schöne Blume, sie schenkte ihren Duft all den Gewürzen, die da dürre waren. Und darum ist, o milde Jungfrau, in dir die Fülle aller Freude. „Die Liebe überflutet das ALL“ Caritas abundat omnia Von der Tiefe bis hoch zu den Sternen überflutet die Liebe das All, sie ist liebend zugetan allem, da dem König, dem höchsten, sie den Friedenskuss gab. Aer enim Die Luft, sie fliegt dahin, vollbringt den Dienst mit allen Kreaturen, doch ist das Firmament ihr Halt. O virtus Sapientiae O Kraft der Weisheit, umkreisend die Bahn, ziehst um das All du die Kreise. - Drei Flügel hast du: In die Höhe empor schwingt der eine, auf der Erde müht sich der zweite, und allüberall schwingt der dritte. „Lob sei der Dreieinigkeit“ Laus Trinitati Lob sei der Dreieinigkeit! Sie ist Klang und Leben, Schöpferin des Alls, Lebensquell von allem. O vis aeternitatis O Urkraft der Ewigkeit, in deinem Herzen du ordnetest alles, erschaffen ist alles, wie du es gewollt, durch dein Wort. Und dieses dein Wort, es zog Fleisch an in jener Gestalt, wie sie von Adam her stammt. Und so ward genommen von seinem Gewande schmerzliches Leid. O ignis Spiritus Paracliti Feuer du und Tröster-Geist, Leben des Lebens aller Geschöpfe! Heilig bist du, du salbst die gefährlich Verletzten, du reinigst die schwärenden Wunden. - Durch dich wogen die Wolken und fliegen die Lüfte, träufeln die Steine, bringen die Quellen Bäche hervor. Du bringst auch immer Menschen voll Einsicht hervor, beglückt durch den Odem der Weisheit. Darum sei Lob dir. In principio Am Anfang grünten alle Geschöpfe. In der Mitte [der Zeit] blühten die Blumen. Dann schwand die Lebenskraft dahin. Das sah der mannhafte Kämpfer [Christus] und sprach: „Du, herrlicher Vater, blicke herab! Ich erleide Ermattung an meinem Leibe, und auch meine Kleinen werden schwach. Sei nun eingedenk, dass die Fülle, die im Anfang geschaffen, nicht hätte welken sollen. Vater, sieh, meine Wunden zeig ich dir!“ - Und nun, ihr Menschenkinder alle, beugt die Knie vor eurem Vater, damit er euch seine Hand entgegenstrecke! Übersetzungen (Auszüge): Adelgundis Führkötter, in: Pudentia Barth, Immaculata Ritscher, Joseph Schmidt Görg (Hg.): Hildegard von Bingen. Lieder, Salzburg ²1992.
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