Programm Helena 2015

Ausführende
Sylvia Dörnemann
Sylvia Dörnemann lebt in Bonn. Sie ist Diplomtheologin und arbeitet
freiberuflich in der religiös-theologischen Erwachsenenbildung. Ihre
Gesangsausbildung erhielt sie bei renommierten Sängern mit Schwerpunkt
„Alte Musik“, u.a. Eric Mentzel, Hanna Kopra, Barbara Schlick und Christine
Wehler. Workshops u.a. bei Maria Jonas (Köln), Stefan Morent (Tübingen) und
dem Hilliard Ensemble.
Als Solistin seit vielen Jahren Konzerte für Gesang und Orgel zusammen mit
Prof. Dr. Wolfgang Bretschneider (Bonn); Musik des Mittelalters in den
Ensembles vocdun, Ars Choralis Coeln.
Gertrud Granel
Gertrud Granel studierte Lebensmittelchemie und nebenher Musikwissenschaften in Bonn. Drehleier lernte sie u.a. bei Ulrich Hammann und
Pascal Leveuvre; eine Sprecherziehung erhielt sie bei Aljoscha Sebald und
Abraham Roelofsen. Die Drehleiern stammen aus der Werkstatt von Kurt
Reichmann, Frankfurt und Sebastian Hilsmann, Freiburg.
Das ensemble vocdun aus Bonn besteht seit 1994. Sylvia Dörnemann
(Gesang) und Gertrud Granel (Drehleier und Symphonia) haben sich vor allem
der geistlichen Musik des Mittelalters zugewandt. Sie gestalten als Ensemble
Konzerte, Gottesdienste usw. Das Repertoire umfasst Gesänge des
Mittelalters zwischen 1000 und 1500 n.Chr.
Der Name vocdun ergibt sich aus einer Zusammenziehung der beiden Begriffe
„vocal“ für Gesang und „Bordun“ für den permanenten Halteton der
Drehleier.
Kontakt: Tel: 0228/478113 -- [email protected],
www.vocdun.de -- facebook vocdun
DIE SEELE DES MENSCHEN
IST SYMPHONISCH GESTIMMT
Lieder und Texte der Hildegard von Bingen
Kreuzung an Sankt Helena, Bornheimerstr. 130, Bonn
19. September 2015
O magne Pater
O großer Vater, wir sind in großer Not! - Sei nun geneigt, o Vater, wie es dir entspricht,
blick helfend auf uns hin, damit wir nicht vergehn und dunkel in uns sei dein Name.
O quam Mirabilis est
Denn Gott, da er blickte ins Antlitz des Menschen, den er gebildet, er sah all sein Werk
insgesamt in dieser Menschengestalt.
Maria, „die Gott zur Mutter aller hat gesetzt“
O virga acdiadema
Wie kraftvoll ist des Mannes Seite, aus ihr schuf Gott der Frau Gestalt, zum Spiegel
seiner Schönheit schuf er sie, zur Mutter, die umfängt all seine Kreatur. Darob die
Himmelsharfen klingen, die ganze Erde staunt, Maria, Lob sei dir, weil Gott gar sehr
dich hat geliebt.
O viridissima virga
Du leuchtend grünes Reis, o sei gegrüßt! Der Sonne Glut, sie durchströmt dich wie
Balsamduft. Denn in dir war erblüht die schöne Blume, sie schenkte ihren Duft all
den Gewürzen, die da dürre waren. Und darum ist, o milde Jungfrau, in dir die Fülle
aller Freude.
„Die Liebe überflutet das ALL“
Caritas abundat omnia
Von der Tiefe bis hoch zu den Sternen überflutet die Liebe das All, sie ist liebend
zugetan allem, da dem König, dem höchsten, sie den Friedenskuss gab.
Aer enim
Die Luft, sie fliegt dahin, vollbringt den Dienst mit allen Kreaturen, doch ist das
Firmament ihr Halt.
O virtus Sapientiae
O Kraft der Weisheit, umkreisend die Bahn, ziehst um das All du die Kreise. - Drei
Flügel hast du: In die Höhe empor schwingt der eine, auf der Erde müht sich der
zweite, und allüberall schwingt der dritte.
„Lob sei der Dreieinigkeit“
Laus Trinitati
Lob sei der Dreieinigkeit! Sie ist Klang und Leben, Schöpferin des Alls, Lebensquell
von allem.
O vis aeternitatis
O Urkraft der Ewigkeit, in deinem Herzen du ordnetest alles, erschaffen ist alles, wie
du es gewollt, durch dein Wort. Und dieses dein Wort, es zog Fleisch an in jener
Gestalt, wie sie von Adam her stammt. Und so ward genommen von seinem
Gewande schmerzliches Leid.
O ignis Spiritus Paracliti
Feuer du und Tröster-Geist, Leben des Lebens aller Geschöpfe! Heilig bist du, du
salbst die gefährlich Verletzten, du reinigst die schwärenden Wunden. - Durch dich
wogen die Wolken und fliegen die Lüfte, träufeln die Steine, bringen die Quellen
Bäche hervor. Du bringst auch immer Menschen voll Einsicht hervor, beglückt durch
den Odem der Weisheit. Darum sei Lob dir.
In principio
Am Anfang grünten alle Geschöpfe. In der Mitte [der Zeit] blühten die Blumen. Dann
schwand die Lebenskraft dahin. Das sah der mannhafte Kämpfer [Christus] und sprach:
„Du, herrlicher Vater, blicke herab! Ich erleide Ermattung an meinem Leibe, und auch
meine Kleinen werden schwach. Sei nun eingedenk, dass die Fülle, die im Anfang
geschaffen, nicht hätte welken sollen. Vater, sieh, meine Wunden zeig ich dir!“ - Und
nun, ihr Menschenkinder alle, beugt die Knie vor eurem Vater, damit er euch seine Hand
entgegenstrecke!
Übersetzungen (Auszüge): Adelgundis Führkötter, in: Pudentia Barth, Immaculata Ritscher,
Joseph Schmidt Görg (Hg.): Hildegard von Bingen. Lieder, Salzburg ²1992.