Meister Lampe mag`s bunt gemischt

Der Feldhase in der Kulturlandschaft
Meister Lampe
mag’s bunt gemischt
Wie muss der Lebensraum beschaffen sein, damit sich der Feldhase wieder bei uns wohlfühlt?
Ist die intensive Landwirtschaft schuld am drastischen Rückgang von Hase, Rebhuhn und Fasan?
„Jein“ heißt die Antwort von Thomas Gehle.
Das Projekt
Die Forschungsstelle für Jagdkunde hat den Zusammenhang
von Lebensraum und Hasendichte genauer unter die Lupe
genommen. In benachbarten Revieren wurde mit Hilfe der
Scheinwerfertaxation jeweils von Dezember bis März der
Feldhasenbesatz erfasst. Gleichzeitig wurde kurz vor der
Ernte die Flächennutzung in Schlagkarten eingetragen. Für
Europa einmalig konnten so über vier Jahre in 16 Jagdbezirken auf 5.000 Hektar Ackerland in der Kölner Bucht und in 13
Revieren auf 5.700 Hektar Grünland am Niederrhein Daten
gewonnen werden.
Strukturvielfalt
Die Größe der Schläge, Schlagumfang und Grenzlinien wurden den erfassten Hasendichten eines Winterhalbjahres
gegenübergestellt. Kleinste geografische Einheit stellte das
Treiben dar. Pro Projektgebiet wurden über 100 Treiben miteinander verglichen und für jedes Treiben Strukturvielfalt und
Hasendichte bewertet. So konnten wir für jedes Revier die
Vielfalt in der Feldflur dem Hasenbesatz gegenüberstellen.
Reviervergleiche
Obwohl klar ist, dass die Qualität der Nahrung, das Kleinklima, Fressfeinde, die Bejagung und vor allem Krankheiten
die Hasendichte wesentlich mitbestimmen, war in allen Versuchsjahren die Hasendichte in strukturreichen Revieren höher als in strukturarmen. Auf Ackerland war das wesentlich
deutlicher ausgeprägt als auf Grünland. Auf den Ackerflächen traf dieser Trend zu 85 Prozent zu, auf Grünland jedoch
nur zu 45 Prozent. Für eine derartige Studie ist dieser stark
ausgeprägte Zusammenhang zwischen Strukturvielfalt im
Lebensraum und der Hasendichte auf Ackerland enorm,
zumal sich dieser Trend von Jahr zu Jahr wiederholte. Auf
Grünland beeinflussen dagegen weitere Faktoren die Hasendichte. Dennoch verdoppelten sich die Hasenbesätze auf
Ackerland, auf Grünland nahmen sie nur um ein Viertel zu.
Aber warum hatte die Strukturvielfalt auf Grünland nur halb
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so viel Einfluss auf die Hasendichte wie auf dem Ackerland?
Zwei Grünlandreviere zeigten sogar bei niedrigster Vielfalt
hohe Hasendichte. Die Antwort: Diese beiden Reviere hatten
einen Wiesenanteil von über 50 Prozent. Es ist erstaunlich,
dass bei so hohem Wiesenanteil hohe Hasendichten möglich
sind. Denn am Niederrhein werden Wiesen bis zu acht Mal
pro Jahr geschnitten. Die größten Mähmaschinen schneiden
bis zu 50 Quadratmeter pro Sekunde.
Fazit
Zusammenfassend kann man sagen, dass allen einwirkenden Faktoren zum Trotz in strukturreichen Agrarlandschaften mit höheren Hasendichten zu rechnen ist als in
strukturarmen. Das bedeutet für die Hege, dass wir uns in
strukturarmen Revieren um Wege, Wegraine, Schlagränder,
Feldhecken, Baumreihen – kurz, um alle Saum- und Randhabitate – deutlich mehr kümmern müssen, als in von Natur
aus gut ausgestatteten Revieren.
Am Landesjägertag referiert Dr. Thomas Gehle über
die Entwicklung des Niederwilds in der Agrarlandschaft am Beispiel von Feldhase und Fasan.
11. April, 9 Uhr, Max-Reger-Halle,
Konferenzraum I, OG, im BJV-Ausschuss
Naturschutz und Landschaftspflege
Dr. Thomas Gehle,
ist Dezernent für Niederwild an
der Forschungsstelle für Jagdkunde und Wildschadenverhütung beim Landesamt für Natur,
Umwelt und Verbraucherschutz
Nordrhein-Westfalen mit Sitz in
Bonn.
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