Worauf zu achten ist - Landwirtschaftskammer Schleswig

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Pflanze
BAUERNBLATT l 26. September 2015 ■
Grünlandpflege im Herbst
Worauf zu achten ist
Wer seine Grünlandflächen fit in
den Winter schickt, beugt aufwendigen und kostenintensiven Reparaturen im kommenden Frühjahr
vor. Nachfolgend stellen wir zusammen, worauf bei der Grünlandpflege zu Vegetationsende besonders geachtet werden sollte. Die
vergangenen beiden Winter waren in Schleswig-Holstein durch
milde Temperaturen und wenige
Frosttage gekennzeichnet. In der
bevorstehenden Winterperiode
können aber auch wieder frostund schneereiche Witterungsbedingungen das Grünland beeinträchtigen. In jedem Fall gilt es daher, die Bestände optimal auf den
kommenden Herbst und Winter
vorzubereiten.
Hierfür sind gezielte Pflegemaßnahmen notwendig, die eine solide
Grundlage für eine hohe Grundfutterleistung im nächsten Jahr gewährleisten und Auswinterungsschäden vorbeugen. Neben der
Witterung entscheiden vor allem
Düngung, Nutzung sowie die Pflege über die Leistungsfähigkeit der
Grünlandnarbe.
Grünlandnarbe
kurz halten
Das Kurzhalten der Narbe stellt
eine wesentliche Bewirtschaftungsmaßnahme vor Herbst beziehungsweise Winter für optimale Bedingungen zur Überwinterung des
Grünlandbestandes dar. Die Aufwuchshöhe zum Vegetationsende
sollte eine geringe Höhe von 5 bis
7 cm nicht überschreiten, da sonst
die Gefahr für Auswinterungsschäden im Bestand durch absterbende
Blattmasse verstärkt gegeben ist.
Milde Temperaturen im September und Oktober können vielerorts
noch zu massereichen Beständen
führen. Zu hohe Futterreste und
wüchsige Bestände sollten bis Mitte/Ende Oktober, je nach Aufwuchsmenge, gemäht oder gemulcht und
bei starker Schwadbildung abgefahren werden. Diese Maßnahme
sollte rechtzeitig erfolgen, um dem
Grünland vor Winter ausreichend
Zeit zum Regenerieren zu geben.
Der letzte Schnitt wird oftmals hinausgezögert, da befürchtet wird,
dass bei milden Temperaturen bis
Vegetationsende zu viel Masse
nachwächst.
Üppige Grünlandaufwüchse können im Herbst auch gemulcht werden, um das Grünland vor Auswinterungsschäden
zu bewahren.
Foto: Werkbild Müthing
Wenn Grünlandflächen von Rost
befallen sind, betrifft dies insbesondere Flächen, deren Nährstoffversorgung unausgewogen ist. Gerade
hier ist es ratsam, den letzten
Schnitt frühzeitig vorzunehmen
und den möglichen Nachwuchs vor
Winter zu mulchen.
Die bereits jetzt nicht mehr genutzten Bestände sind ebenfalls
durch Mulchen oder Nachmahd
kurz zu halten, damit die Grünlandbestände in einem gleichmäßigen
Entwicklungsstand in den Winter
gehen und so für das Frühjahr eine
ausgeglichene Startgrundlage geschaffen wird.
Überständiges Weidefutter und
hohe Restaufwüchse verschlechtern
nicht nur während der Weideperiode die Weidefutter- und Narbenqualität, sondern sind auch besonders anfällig gegenüber Frost. Ausgewinterte Pflanzenbestandteile
ersticken so die noch vitale Narbe
nach und nach unter sich. Gleichzeitig bildet das abgestorbene Pflanzenmaterial ein optimales Nährmedium für Pilzkrankheiten wie Fusarien und Schneeschimmelerreger.
Auch im Rahmen der Bekämpfung
von tierischen Schädlingen wie
Wühlmäusen und Tipulalarven
stellt eine kurz gehaltene Grünlandnarbe vor Winter eine lohnende Pflegemaßnahme dar.
Nicht nur ein zu hoher Aufwuchs,
sondern auch eine zu kurz gehaltene Grünlandnarbe wirkt sich nachteilig auf die Winterfestigkeit aus.
Eine Aufwuchshöhe von mindestens 5 cm ist für den Erhalt des Vegetationskegels erforderlich. Wird
dieser bei zu tiefem Schnitt oder
Verbiss von Weidetieren entfernt,
ist die Gefahr der Auswinterung
durch mangelnde Reservestoffeinlagerung gegeben. Vor allem frostempfindliche Gräser wie das Deutsche Weidelgras sind auf die Bildung und Einlagerung dieser Reservestoffe aus wasserlöslichen Kohlenhydraten angewiesen, um den
Winter gut zu überstehen. Besonders Pferde haltende Betriebe sollten darauf achten, dass die Weideflächen nicht zu stark durch den tiefen Verbiss strapaziert werden.
Geschädigte Narben
schonen
Zu nasse Bodenverhältnisse im
Herbst führen bei Schnittnutzung
oder Beweidung zu nachhaltigen
Schäden der Grünlandnarbe, insbesondere auf schweren Standorten.
Diese können im nächsten Frühjahr
in Fehlstellen innerhalb des Bestandes und einer damit verbundenen
Bestandesverschlechterung
der
Grasartenzusammensetzung durch
unerwünschte Gräser und Kräuter
resultieren. Eine empfohlene intensive Herbstnutzung muss demnach
in Abhängigkeit vom Niederschlag
flexibel erfolgen. Die Beweidung
durch Rinder sollte Mitte bis Ende
Oktober zur Vermeidung von Trittschäden bei nassen Bodenbedingungen und zur Einleitung der Regenerationsphase des Grünlandes
beendet werden.
Ebenso wie Trittschäden führen
Fahrspuren zu Unebenheiten auf
dem Grünland und damit zu einer
Verschlechterung bei der Flächenbewirtschaftung. Hier muss ein
Kompromiss zwischen Mahd und
Bodenverhältnissen gefunden und
die Wahl des Schnitttermins mit den
Gegebenheiten auf der Fläche abgestimmt werden. In jedem Fall lassen sich mit dem richtigen Reifendruck, Reifenprofil und der Reifenbreite Fahrschäden auf der Fläche
minimieren.
Schleppen im Herbst
nicht nötig
Der Einsatz der Schleppe ist im
Herbst im Allgemeinen nicht erforderlich. Kotfladen werden auf den
Flächen zersetzt, und Maulwurfshaufen oder Wühlmausschäden
stellen nach der letzten Nutzung
meist kein Problem mehr dar. Die
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Die Direktsaat ist zwar teurer, das Saatgut wird aber auf beziehungsweise in den Boden abgelegt. Daher
ist die Aufgangsrate auch höher im Vergleich zur Übersaat (zweite Nachsaatmethode).
Foto: Christine Kalzendorf
Einebnung von aufgeworfenen MaulwurfshauNährstoffversorgung
fen und starken Bodenunebenheiten kann aber
im Boden
nach Weideabtrieb oder letzter Nutzung sinnvoll sein, wenn diese in großen Mengen in den
Nach der Düngeverordnung müssen alle GrünBeständen auftreten.
landflächen, die eine Mindestgröße von 1 ha
aufweisen, alle sechs Jahre beprobt und auf ihre
Nährstoffgehalte hin untersucht werden. Der
Gülledüngung nur
Abschluss der Vegetationsperiode im Herbst eigin leistungsfähige Narbe
net sich sehr gut für die Planung der GrunddünIst ein Düngebedarf des Pflanzenbestandes gung für die kommende Wachstumsperiode im
gegeben, kann eine Gülledüngung mit abschlie- Frühjahr. Bei der Bodenprobennahme im Grünßender Abfuhr im Herbst sinnvoll sein. Die land wird eine Beprobung der oberen 10 cm
herbstliche Gülledüngung sollte nur in eine leis- empfohlen. Als Bodenparameter sollten in jetungsfähige Narbe erfolgen, bei der eine opti- dem Fall der pH-Wert, Phosphat (P2O5), Kali
male Nährstoffausnutzung möglich ist. Die letz- (K2O) und Magnesium (Mg) analysiert werden.
te Gülledüngung im Herbst sollte auf dem Grün- Bei der Wahl des Probennahmetermins sollten
land eine Gabe von 20 bis 30 kg Ammonium- die letzte Düngung und die Beprobung mögN/ha (in der Regel 10 bis 15 m3/ha) nicht über- lichst weit auseinanderliegen.
steigen. Eine angepasste Güllegabe zum optimalen Zeitpunkt im Herbst sorgt demgegenüber
für die Speicherung der Nährstoffe in den Wurzeln und begünstigt damit den Wiederaustrieb
Grünland, das fit in den Winter geht, ist eine
im folgenden Frühjahr.
gute Voraussetzung für eine qualitativ und
Zusätzlich schützt das in der Gülle enthaltene
quantitativ hochwertige Futterproduktion
Kalium den Pflanzenbestand vor Auswinterung
im Folgejahr. Beschriebene Pflegemaßnahund erhöht die Widerstandskraft gegen Pilzmen am Ende der Vegetationsperiode sorkrankheiten. Als positiver Nebeneffekt ist die Vergen für den Erhalt einer guten Narbenqualibesserung der Konditionierung des Pflanzenbestät und verringern die Auswinterungsgefahr
tandes zu nennen. Die Einhaltung der Sperrfrist
der Grasbestände. Besondere Bedeutung hat
für die Gülleausbringung auf Grünland ab dem
hierbei das Kurzhalten der Narbe vor Winter.
15. November bis zum 31. Januar ist ebenso zu
Milde Temperaturen im Spätherbst können
beachten wie das Verbot der Ausbringung auf
noch zu massereichen Beständen führen.
tiefgefrorenen, schneebedeckten oder wassergePflegeschnitte vor Winter sollten rechtzeitig
sättigten Böden. Beweidetes Grünland wird
und vor Frostzeiten erfolgen.
durch die Nährstoffrückführung der Weidetiere
über Kot und Harn versorgt und sollte nicht mit
zusätzlicher Gülle versorgt werden, um der GeFelicitas Kaemena
fahr von Nährstoffauswaschungen, insbesondere
Landwirtschaftskammer
von Stickstoffverlusten entgegenzuwirken. Mit
Niedersachsen
der herbstlichen Gülledüngung muss folglich verTel.: 0 44 01-8 29 56 18
antwortungsbewusst umgegangen werden.
[email protected]
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