32 Pflanze BAUERNBLATT l 26. September 2015 ■ Grünlandpflege im Herbst Worauf zu achten ist Wer seine Grünlandflächen fit in den Winter schickt, beugt aufwendigen und kostenintensiven Reparaturen im kommenden Frühjahr vor. Nachfolgend stellen wir zusammen, worauf bei der Grünlandpflege zu Vegetationsende besonders geachtet werden sollte. Die vergangenen beiden Winter waren in Schleswig-Holstein durch milde Temperaturen und wenige Frosttage gekennzeichnet. In der bevorstehenden Winterperiode können aber auch wieder frostund schneereiche Witterungsbedingungen das Grünland beeinträchtigen. In jedem Fall gilt es daher, die Bestände optimal auf den kommenden Herbst und Winter vorzubereiten. Hierfür sind gezielte Pflegemaßnahmen notwendig, die eine solide Grundlage für eine hohe Grundfutterleistung im nächsten Jahr gewährleisten und Auswinterungsschäden vorbeugen. Neben der Witterung entscheiden vor allem Düngung, Nutzung sowie die Pflege über die Leistungsfähigkeit der Grünlandnarbe. Grünlandnarbe kurz halten Das Kurzhalten der Narbe stellt eine wesentliche Bewirtschaftungsmaßnahme vor Herbst beziehungsweise Winter für optimale Bedingungen zur Überwinterung des Grünlandbestandes dar. Die Aufwuchshöhe zum Vegetationsende sollte eine geringe Höhe von 5 bis 7 cm nicht überschreiten, da sonst die Gefahr für Auswinterungsschäden im Bestand durch absterbende Blattmasse verstärkt gegeben ist. Milde Temperaturen im September und Oktober können vielerorts noch zu massereichen Beständen führen. Zu hohe Futterreste und wüchsige Bestände sollten bis Mitte/Ende Oktober, je nach Aufwuchsmenge, gemäht oder gemulcht und bei starker Schwadbildung abgefahren werden. Diese Maßnahme sollte rechtzeitig erfolgen, um dem Grünland vor Winter ausreichend Zeit zum Regenerieren zu geben. Der letzte Schnitt wird oftmals hinausgezögert, da befürchtet wird, dass bei milden Temperaturen bis Vegetationsende zu viel Masse nachwächst. Üppige Grünlandaufwüchse können im Herbst auch gemulcht werden, um das Grünland vor Auswinterungsschäden zu bewahren. Foto: Werkbild Müthing Wenn Grünlandflächen von Rost befallen sind, betrifft dies insbesondere Flächen, deren Nährstoffversorgung unausgewogen ist. Gerade hier ist es ratsam, den letzten Schnitt frühzeitig vorzunehmen und den möglichen Nachwuchs vor Winter zu mulchen. Die bereits jetzt nicht mehr genutzten Bestände sind ebenfalls durch Mulchen oder Nachmahd kurz zu halten, damit die Grünlandbestände in einem gleichmäßigen Entwicklungsstand in den Winter gehen und so für das Frühjahr eine ausgeglichene Startgrundlage geschaffen wird. Überständiges Weidefutter und hohe Restaufwüchse verschlechtern nicht nur während der Weideperiode die Weidefutter- und Narbenqualität, sondern sind auch besonders anfällig gegenüber Frost. Ausgewinterte Pflanzenbestandteile ersticken so die noch vitale Narbe nach und nach unter sich. Gleichzeitig bildet das abgestorbene Pflanzenmaterial ein optimales Nährmedium für Pilzkrankheiten wie Fusarien und Schneeschimmelerreger. Auch im Rahmen der Bekämpfung von tierischen Schädlingen wie Wühlmäusen und Tipulalarven stellt eine kurz gehaltene Grünlandnarbe vor Winter eine lohnende Pflegemaßnahme dar. Nicht nur ein zu hoher Aufwuchs, sondern auch eine zu kurz gehaltene Grünlandnarbe wirkt sich nachteilig auf die Winterfestigkeit aus. Eine Aufwuchshöhe von mindestens 5 cm ist für den Erhalt des Vegetationskegels erforderlich. Wird dieser bei zu tiefem Schnitt oder Verbiss von Weidetieren entfernt, ist die Gefahr der Auswinterung durch mangelnde Reservestoffeinlagerung gegeben. Vor allem frostempfindliche Gräser wie das Deutsche Weidelgras sind auf die Bildung und Einlagerung dieser Reservestoffe aus wasserlöslichen Kohlenhydraten angewiesen, um den Winter gut zu überstehen. Besonders Pferde haltende Betriebe sollten darauf achten, dass die Weideflächen nicht zu stark durch den tiefen Verbiss strapaziert werden. Geschädigte Narben schonen Zu nasse Bodenverhältnisse im Herbst führen bei Schnittnutzung oder Beweidung zu nachhaltigen Schäden der Grünlandnarbe, insbesondere auf schweren Standorten. Diese können im nächsten Frühjahr in Fehlstellen innerhalb des Bestandes und einer damit verbundenen Bestandesverschlechterung der Grasartenzusammensetzung durch unerwünschte Gräser und Kräuter resultieren. Eine empfohlene intensive Herbstnutzung muss demnach in Abhängigkeit vom Niederschlag flexibel erfolgen. Die Beweidung durch Rinder sollte Mitte bis Ende Oktober zur Vermeidung von Trittschäden bei nassen Bodenbedingungen und zur Einleitung der Regenerationsphase des Grünlandes beendet werden. Ebenso wie Trittschäden führen Fahrspuren zu Unebenheiten auf dem Grünland und damit zu einer Verschlechterung bei der Flächenbewirtschaftung. Hier muss ein Kompromiss zwischen Mahd und Bodenverhältnissen gefunden und die Wahl des Schnitttermins mit den Gegebenheiten auf der Fläche abgestimmt werden. In jedem Fall lassen sich mit dem richtigen Reifendruck, Reifenprofil und der Reifenbreite Fahrschäden auf der Fläche minimieren. Schleppen im Herbst nicht nötig Der Einsatz der Schleppe ist im Herbst im Allgemeinen nicht erforderlich. Kotfladen werden auf den Flächen zersetzt, und Maulwurfshaufen oder Wühlmausschäden stellen nach der letzten Nutzung meist kein Problem mehr dar. Die ■ BAUERNBLATT l 26. September 2015 Die Direktsaat ist zwar teurer, das Saatgut wird aber auf beziehungsweise in den Boden abgelegt. Daher ist die Aufgangsrate auch höher im Vergleich zur Übersaat (zweite Nachsaatmethode). Foto: Christine Kalzendorf Einebnung von aufgeworfenen MaulwurfshauNährstoffversorgung fen und starken Bodenunebenheiten kann aber im Boden nach Weideabtrieb oder letzter Nutzung sinnvoll sein, wenn diese in großen Mengen in den Nach der Düngeverordnung müssen alle GrünBeständen auftreten. landflächen, die eine Mindestgröße von 1 ha aufweisen, alle sechs Jahre beprobt und auf ihre Nährstoffgehalte hin untersucht werden. Der Gülledüngung nur Abschluss der Vegetationsperiode im Herbst eigin leistungsfähige Narbe net sich sehr gut für die Planung der GrunddünIst ein Düngebedarf des Pflanzenbestandes gung für die kommende Wachstumsperiode im gegeben, kann eine Gülledüngung mit abschlie- Frühjahr. Bei der Bodenprobennahme im Grünßender Abfuhr im Herbst sinnvoll sein. Die land wird eine Beprobung der oberen 10 cm herbstliche Gülledüngung sollte nur in eine leis- empfohlen. Als Bodenparameter sollten in jetungsfähige Narbe erfolgen, bei der eine opti- dem Fall der pH-Wert, Phosphat (P2O5), Kali male Nährstoffausnutzung möglich ist. Die letz- (K2O) und Magnesium (Mg) analysiert werden. te Gülledüngung im Herbst sollte auf dem Grün- Bei der Wahl des Probennahmetermins sollten land eine Gabe von 20 bis 30 kg Ammonium- die letzte Düngung und die Beprobung mögN/ha (in der Regel 10 bis 15 m3/ha) nicht über- lichst weit auseinanderliegen. steigen. Eine angepasste Güllegabe zum optimalen Zeitpunkt im Herbst sorgt demgegenüber für die Speicherung der Nährstoffe in den Wurzeln und begünstigt damit den Wiederaustrieb Grünland, das fit in den Winter geht, ist eine im folgenden Frühjahr. gute Voraussetzung für eine qualitativ und Zusätzlich schützt das in der Gülle enthaltene quantitativ hochwertige Futterproduktion Kalium den Pflanzenbestand vor Auswinterung im Folgejahr. Beschriebene Pflegemaßnahund erhöht die Widerstandskraft gegen Pilzmen am Ende der Vegetationsperiode sorkrankheiten. Als positiver Nebeneffekt ist die Vergen für den Erhalt einer guten Narbenqualibesserung der Konditionierung des Pflanzenbestät und verringern die Auswinterungsgefahr tandes zu nennen. Die Einhaltung der Sperrfrist der Grasbestände. Besondere Bedeutung hat für die Gülleausbringung auf Grünland ab dem hierbei das Kurzhalten der Narbe vor Winter. 15. November bis zum 31. Januar ist ebenso zu Milde Temperaturen im Spätherbst können beachten wie das Verbot der Ausbringung auf noch zu massereichen Beständen führen. tiefgefrorenen, schneebedeckten oder wassergePflegeschnitte vor Winter sollten rechtzeitig sättigten Böden. Beweidetes Grünland wird und vor Frostzeiten erfolgen. durch die Nährstoffrückführung der Weidetiere über Kot und Harn versorgt und sollte nicht mit zusätzlicher Gülle versorgt werden, um der GeFelicitas Kaemena fahr von Nährstoffauswaschungen, insbesondere Landwirtschaftskammer von Stickstoffverlusten entgegenzuwirken. Mit Niedersachsen der herbstlichen Gülledüngung muss folglich verTel.: 0 44 01-8 29 56 18 antwortungsbewusst umgegangen werden. [email protected] FAZIT
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