STUDIE: VIELE LEHRAMTSABSOLVENT_INNEN KEHREN

STUDIE : VIELE LEHRAMTSABSOLVENT_INNEN KEHREN SACHSEN
DEN RÜCKEN
Auswirkungen des Bildungspakets noch unbekannt
Zahlreiche sächsische Lehramtsabsolventen_innen wandern nach ihrem Studium in
andere Bundesländer ab oder bewerben sich gar nicht erst für ein
berufsvorbereitendes Referendariat. Das geht aus einer Studie des Zentrums für
Lehrerbildung und Schulforschung (ZLS) der Universität Leipzig hervor, deren
Ergebnisse kürzlich in einer Schriftenreihe veröffentlicht wurden. Im Fokus der
Untersuchungen der Nachwuchsforschergruppe "Verbleib und berufliche
Orientierung von Lehramtsabsolventen in Sachsen (VEBOLAS)" standen die
Übergänge vom Lehramtsstudium in die Erwerbsarbeit der Abschlussjahrgänge
2009 bis 2012. Zunächst wurden etwa 700 Proband_innen in einer
Onlineerhebung und später 35 in detaillierten Interviews zu ihren
Berufsperspektiven befragt.
Ein erheblicher Teil der sächsischen Absolvent_innen geht entweder gar nicht in
den Vorbereitungsdienst über - jeder Zehnte bewirbt sich nicht einmal für ein
Referendariat - oder wandert nach dem Studium in andere Bundesländer ab, wie
Dr. Jörg Eulenberger vom Institut für Bildungswissenschaften der Universität Leipzig
berichtet. Er hat die Methodik der Studie entwickelt. Für die Abkehr von Sachsen
spielten dabei weniger Kriterien wie die Verbeamtung von Lehrer_innen in anderen
Bundesländern oder die Dauer des Vorbereitungsdienstes eine Rolle. "In den
Interviews ist beispielsweise deutlich geworden, dass die Nachwuchslehrkräfte nicht
abgeneigt sind, in Sachsen einen Vorbereitungsdienst zu beginnen", sagt er.
Dagegen seien andere Faktoren wie das als intransparent empfundene
Auswahlverfahren im Vorbereitungsdienst in Sachsen kritisch betrachtet worden.
In die Studie wurden sowohl Absolvent_innen einbezogen, die den Lehrerberuf
ergriffen haben als auch jene, bei denen das nicht der Fall war. VEBOLAS wurde
vor dem Hintergrund des großen Mangels an Nachwuchslehrkräften im Freistaat
Sachsen erarbeitet und aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) finanziert.
Der Freistaat Sachsen hatte mit Blick auf diese Situation im Jahr 2012 die
Lehrerbildung reformiert und die Ausbildungszahlen in Studium und
Vorbereitungsdienst verdoppelt.
"Wo sind diese Absolvent_innen geblieben? Die sächsischen Universitäten haben
seit Jahrzehnten stetig und zuverlässig die notwendige Anzahl von
Lehramtsstudierenden immatrikuliert, ausgebildet und ausreichende examinierte
Absolvent_innen in ein Referendariat entlassen", sagt Projektleiterin Prof. Dr.
Barbara Drinck von der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät. In Sachsen habe es
jahrelang Probleme bei der Übernahme der Studienabsolvent_innen in das
Referendariat gegeben. "Andere Bundesländer haben dies für sich genutzt und
besonders in der zweiten Hälfte der 2010er Jahre kräftig geworben, um die von
Sachsen gut ausgebildeten Lehrkräfte für ein Referendariat und eine anschließende
Beschäftigung an ihren Schulen in ihr Land zu holen", sagt sie. Seitdem habe der
Freistaat eine ganze Menge getan, um junge Lehrkräfte zu qualifizieren und für
eine Karriere im Freistaat zu begeistern.
ZLS-Geschäftsführer Alexander Biedermann nennt in dem Zusammenhang die
Marketingkampagne "Lehrer werden in Sachsen", das Bildungspaket und das
Sachsenstipendium für Lehramtsstudierende als Beispiele für Investitionen, die zu
Zeiten des Lehrer_innenüberschusses undenkbar gewesen seien. Die VEBOLASStudie liefere nun das Know-how, die vorhandenen Maßnahmen zu schärfen, neue
zu entwickeln und unfruchtbare Wege abzubrechen.
"VEBOLAS schließt nicht nur eine Forschungslücke, sondern ist unmittelbar relevant
für die Personalentwicklungsmaßnahmen des Kultusministeriums", betont der
Geschäftsführende Direktor des ZLS, Dr. Jürgen Ronthaler. Die Datenerhebung der
Studie schließe mit dem Abschlussjahrgang 2012 ab - zu dem Zeitpunkt, als die
Reformen des Freistaates gegriffen haben. VEBOLAS 2 sei daher schon in Planung.
Der sechste Band der Publikationsreihe zu der Studie ist ab sofort zum Preis von 24
Euro im Buchhandel erhältlich: Eulenberger, Jörg, Thiele, Anja und Piske,
Alexander (2015): "Verbleib und berufliche Orientierung von
Lehramtsabsolvent_innen in Sachsen (VEBOLAS)", Bd. 6, Univ.-Verlag Leipzig
Weitere Informationen:
Alexander Biedermann
Zentrum für Lehrerbildung und Schulforschung (ZLS)
Telefon: +49 341 97-30481
E-Mail: [email protected]
Web: www.uni-leipzig.de/zls
Dr. Jörg Eulenberger
Zentrum für Lehrerbildung und Schulforschung (ZLS)
Telefon: +49 341 97-31579
E-Mail: [email protected]
Web: www.uni-leipzig.de/zls