Tschick - Freilichtspiele Schwäbisch Hall

Begleitmaterial
Premiere 12. Juni 2015, Schwäbisch Hall
Beratung und Theaterpädagogik:
Andreas Entner
Telefon: 0791 . 94 30 84 - 16
Kartenreservierung: 0791.751-600
eMail: [email protected]
www.freilichtspiele-hall.de
Freilichtspiele Schwäbisch Hall - Begleitmaterial TSCHICK
Inhaltsverzeichnis
Das Stück!
3
Inhalt
3
Das Buch
3
Der Autor
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Interview mit Wolfgang Herrndorf
Bühnenfassung
6
8
Stückauszüge
9
Das Team!
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Regie
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Bühne und Kostüm
13
Dramaturgie
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Regieassistenz
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Schauspiel
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Interview mit den Schauspielern
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Spielort !
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Das Bühnenbild
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Glossar zum Stück!
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Wissenswertes!
22
Anregungen für den Unterricht!
23
Vorbereitung
23
Nachbereitung
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Impressum und Kontakt!
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2
Freilichtspiele Schwäbisch Hall - Begleitmaterial TSCHICK
Das Stück
Tschick, das ist ein wildes, romantisches Theater-Road-Movie über die Sehnsucht
nach Freiheit, wahrer Freundschaft und über das Erwachsenwerden.
Inhalt
Es wird der Sommer ihres Lebens: Maik, der so normal ist, dass er nicht einmal einen Spitznamen
hat, geschweige denn Glück bei den Mädchen, muss auf die Villa der Eltern aufpassen. Sein Vater
ist mit seiner Assistentin auf „Geschäftsreise“ und die Mutter auf einer „Beautyfarm“, um
wieder einmal einen Alkoholentzug zu machen. Doch dann kommt Tschick, ein schräger
Russlanddeutscher aus dem Plattenbau, mit einem gestohlenen Lada Niva zu Besuch und die
beiden Achtklässler beschließen, in die Walachei zu fahren, wo immer die auch liegen mag. Ohne
Karte, Navi und natürlich ohne Führerschein beginnen die Außenseiter eine Reise durch ein
wundersames Deutschland, so abenteuerlich wie die Flussfahrt von Huckleberry Finn und Tom
Sawyer. Das Buch
Tschick von Wolfgang Herrndorf ist erstmals 2010 im Rowohlt Verlag als Jugendroman erschienen.
2011 wurde das Werk mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet. Es folgten weitere
Preise. Bis heute wurde das Buch in über 24 Sprachen übersetzt und in über 30 Ländern verkauft,
über 1 Mio. Mal allein in Deutschland.
2012/13 stellte der Stoff als Theaterfassung einen Bühnenrekord auf und überholte mit 764
Aufführungen in 29 Inszenierungen sogar Goethe und Schiller.
Buchkritik
(Von G. Seibt)
Ein Buch wie ein Roadmovie - nur besser
Es wird wieder geklagt, wie mittelmäßig der in der Mitte der Gesellschaft angesiedelte,
vorwiegend realistische deutsche Roman der Gegenwart sei. Ja - aber warum lassen die
klagenden Kritikerinnen und Kritiker dann so oft Autoren links liegen, die nichts mit diesem
erzählerischen Mittelstand zu tun haben? Der träumerische, schräge, lustige und überaus
liebevolle Roman "Tschick" von Wolfgang Herrndorf widerlegt das Gejammer.
...
Randständig, exzentrisch, traumhaft poetisch, magisch, oft unheimlich, noch öfter sehr komisch
ist, was die beiden ausgerissenen Jugendlichen Maik und Tschick sehen und erleben. Ein sehr
empfehlenswertes Buch.
...
"Tschick" heißt es nach seiner Hauptfigur, dem russlanddeutschen Schüler Andrej Tschichatschow,
und es schickt seine Leser hinaus aus den randstädtischen Wohnbezirken des neuen bürgerlichen
Realismus auf eine Traumreise in ein verrücktes Ostdeutschland, die den alten romantischen
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Freilichtspiele Schwäbisch Hall - Begleitmaterial TSCHICK
Fahrten Tiecks oder Eichendorffs mit heutigen, gelegentlich amerikanisch anmutenden Mitteln
folgt. Dieser Tschick ist eine erst geheimnisvolle, ja beunruhigende, am Ende rührende Gestalt,
die kaum ein Leser vergessen wird.
...
Herrndorf schreibt einen Episoden- und Abenteuerroman, der das vermeintlich bestens bekannte
und erschlossene Mitteleuropa südlich von Berlin in ein zauberisches Irgendwo verwandelt.
...
Randständig, exzentrisch, traumhaft poetisch, magisch, oft unheimlich, noch öfter sehr komisch
ist, was die beiden ausgerissenen Jugendlichen sehen und erleben. Sie landen auf Mülldeponien,
in den Mondlandschaften der Braunkohlenutzung, mitten in Feldern, in Bergen, bei Seen, in
namenlosen Gebieten. Sie bauen gefährliche Unfälle. Sie erleben die Natur mit ihren
Farbwechseln, Gewittern, Nächten, Regen und Sonne. Und sie begegnen Menschen, die so schräg
und überraschend sind wie die Landschaften, durch die sie kommen.
...
Herrndorf schafft es mit einer wundervoll austarierten einfachen Sprache, die unaufdringlich auf
einen real abgelauschten Jugendjargon anspielt, ihn aber nicht naturalistisch kopiert, seine Welt
ins Schräge zu drehen und so jung erscheinen zu lassen wie seine Protagonisten. Untergründig
kommuniziert sein Ton mit einer anderen Jugendepoche der deutschen Literatur, der Romantik
Tiecks und Eichendorffs. Übrigens ist das schon eine Antwort auf manche gegenwärtige
Literaturlangeweile: In deutscher Sprache gedieh "Realismus" noch nie gut, unsere Stärken
liegen anderswo.
Vom Geist zarter Menschenliebe
Herrndorfs Helden entdecken, es kann nicht anders sein, auch Liebe und Freundschaft auf ihrer
Reise; dann den Gedanken von Tod und Sterblichkeit. Diskret und einfach macht Herrndorf das;
man soll es nicht einmal durch herausgerissene Zitate kaputtmachen. Überhaupt ist dieses
nervöse, mit jugendlicher Zerrissenheit spielende Buch von dem Geist zarter Menschenliebe durchzogen.
Ein Resümee, das Maik, der Ich-Erzähler, gegen Ende zieht, lautet: "Die Welt ist schlecht, und
der Mensch ist auch schlecht. Trau keinem, geh nicht mit Fremden und so weiter. Das hatten mir
meine Eltern erzählt, das hatten mir meine Lehrer erzählt, und das Fernsehen erzählte es auch.
Wenn man Nachrichten kuckte: Der Mensch ist schlecht. Wenn man Spiegel TV guckte: Der
Mensch ist schlecht. Und vielleicht stimmte das ja auch, und der Mensch war zu 99 Prozent
schlecht. Aber das Seltsame war, dass Tschick und ich auf unserer Reise fast ausschließlich dem
einen Prozent begegneten, das nicht schlecht war."
Was für eine Liebeserklärung in einem pikaresken, fast kleinkriminellen Zusammenhang! Man
lacht viel, wenn man "Tschick" liest, aber ebenso oft ist man gerührt, gelegentlich zu Tränen.
"Tschick" ist ein Buch, das einen Erwachsenen rundum glücklich macht und das man den
Altersgenossen seiner Helden jederzeit schenken kann.1
1
http://www.sueddeutsche.de/kultur/wolfgang-herrndorf-tschick-zauberisch-und-superporno-1.1011229, erschienen am 12.10.2010
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Freilichtspiele Schwäbisch Hall - Begleitmaterial TSCHICK
Der Autor
Wolfgang Herrndorf
studierte Malerei an der
Akademie der Bildenden
Künste Nürnberg. Er
arbeitete als Illustrator
und Autor unter anderem
für das Fanzine Luke &
Trooke, den Haffmans
Verlag
und
die
Satirezeitschrift Titanic.
2002 erschien sein
Debütroman
In
Plüschgewittern im
Zweitausendeins-Verlag,
2007 brachte der
Eichborn Verlag unter
(Foto: M. Mainholz)
dem Titel Diesseits des
Van-Allen-Gürtels eine Reihe zusammengehöriger Kurzgeschichten Herrndorfs heraus. ...
Der unzuverlässige Erzähler ist ein wiederkehrendes Element in Herrndorfs Prosa, das auf den
Einfluss Vladimir Nabokovs zurückgeht.
Sein großer schriftstellerischer Erfolg begann im Jahre 2010 mit der Veröffentlichung von
Tschick, einem Bildungsroman, dessen Protagonisten etwa 14 Jahre alt sind. Das Buch stand über
ein Jahr lang auf der deutschen Bestsellerliste.
Im November 2011 erschien der Roman Sand, der Merkmale des Kriminalromans, des
Gesellschaftsromans und des historischen Romans vereinigt. Laut Herrndorf wäre es auch
möglich, Sand dem „Genre des Trottelromans“ zuzuordnen. Nachdem 2011 bereits Tschick für
den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert gewesen war, wurde Herrndorf dieser Preis 2012 für
Sand schließlich zugesprochen. Den Preis nahm in Vertretung sein Freund Robert Koall entgegen.
Nachdem bei ihm im Februar 2010 ein bösartiger Hirntumor (Glioblastom) festgestellt worden
war, begann Herrndorf ein digitales Tagebuch, der Blog Arbeit und Struktur, in dem er über sein
Leben mit der tödlichen Krankheit berichtete. Es erschien posthum im Dezember 2013 bei
Rowohlt in Buchform, wie es sich der Autor gewünscht hatte.
Herrndorf tötete sich am 26. August 2013 in Berlin selbst. Er wurde auf dem
Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin beigesetzt.
2014 veröffentlichte Rowohlt die Fortsetzung von Tschick aus der Sicht von Isa als unvollendeten
Roman unter dem Namen Bilder deiner großen Liebe. Im Nachwort von Kathrin Passig und Marcus
Gärtner steht, Herrndorf habe selbst noch der Veröffentlichung zugestimmt und auch den Titel
selbst festgelegt.2
2 Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Wolfgang_Herrndorf / Foto: Berliner Zeitung. Foto: laif/Isolde Ohlbaum
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Freilichtspiele Schwäbisch Hall - Begleitmaterial TSCHICK
Interview mit Wolfgang Herrndorf
faz - 31.01.2011 · Erst war er bei der „Titanic“, dann schrieb er „In Plüschgewittern“ - und
jetzt ist sein Roman „Tschick“ zum Bestseller geworden. (... )
Dann sprechen wir jetzt über „Tschick“. Warum ein Jugendroman?
Ich habe um 2004 herum die Bücher meiner Kindheit und Jugend wieder gelesen, „Herr der
Fliegen“, „Huckleberry Finn“, „Arthur Gordon Pym“, „Pik reist nach Amerika“ und so. Um
herauszufinden, ob die wirklich so gut waren, wie ich sie in Erinnerung hatte, aber auch, um zu
sehen, was ich mit zwölf eigentlich für ein Mensch war. Und dabei habe ich festgestellt, dass alle
Lieblingsbücher drei Gemeinsamkeiten hatten: schnelle Eliminierung der erwachsenen
Bezugspersonen, große Reise, großes Wasser. Ich habe überlegt, wie man diese drei Dinge in
einem halbwegs realistischen Jugendroman unterbringen könnte. Mit dem Floß die Elbe runter
schien mir lächerlich; in der Bundesrepublik des einundzwanzigsten Jahrhunderts als Ausreißer
auf einem Schiff anheuern: Quark. Nur mit dem Auto fiel mir was ein. Zwei Jungs klauen ein
Auto. Da fehlte zwar das Wasser, aber den Plot hatte ich in wenigen Minuten im Kopf zusammen.
Mit generationsspezifischen Ausdrücken und Angewohnheiten sind Sie dabei sparsam
umgegangen. Trotzdem muss man ja herausfinden, was 1995 Geborene so mit ihrer Zeit und
ihrem Geld anfangen. Sie sind Jahrgang 1965, woher wissen Sie das?
Ich weiß es nicht. Aber das kam mir gar nicht so problematisch vor, dass es sich um Jugendliche
handelt - oder jedenfalls nicht problematischer als Handwerker, Ärzte oder Lokführer, wenn man
die im Roman auftauchen oder sprechen lässt. Ich glaube nicht, dass Jugend ein spezielles
Problem darstellt, auch wenn Scheitern da oft spektakulärer wirkt. Wobei ich mir nicht einbilde,
es perfekt gemacht zu haben. Ich habe meinem Erzähler einfach zwei Wörter gegeben, die er
endlos wiederholt, und den Rest über die Syntax geregelt. Wenn man erst anfängt, mit Slang um
sich zu schmeißen, wird man doch schon im nächsten Jahr ausgelacht.
(...)
Versetzen wir uns ins Jahr 2030. Ihr Buch ist seit zehn Jahren Schullektüre. Neuntklässler
stöhnen, wenn sie den Namen Wolfgang Herrndorf hören. Welche Fragen zum Buch müssen
in Aufsätzen beantwortet werden?
Ich fürchte, man wird sich im Deutschunterricht am Symbolträchtigen aufhängen, an der
Schlussszene . . .
. . . in der Maik unter Wasser in einem Swimmingpool die Hand seiner Mutter hält, während
oben die Polizei wartet . . .
. . . oder an der Szene mit dem Elixier. Das bin ich jetzt auch schon häufiger gefragt worden:
Was das für ein Elixier ist, das der Alte mit der Flinte den beiden da aufdrängt? Aber das weiß ich
ja auch nicht. Das war nur, weil mich beim Schreiben jemand auf die „Heldenreise“ aufmerksam
machte, ein Schema, nach dem angeblich fast jeder Hollywood-Film funktioniert. Da müssen die
Protagonisten unter anderem immer ein solches Elixier finden. Habe ich natürlich gleich
eingebaut.
6
Freilichtspiele Schwäbisch Hall - Begleitmaterial TSCHICK
Nur damit Ihre Helden es eine Minute später aus dem Fenster schmeißen. Ist das eine subtile
Kritik an irgendwelchen Erzählformen?
Nein, bestimmt nicht. Allgemeine Ansichten zur Literatur habe ich nie gehabt und nie
verstanden. Mehr Engagement! Mehr Realismus! Mehr Relevanz! Ist doch alles Quatsch. Sobald
Schriftsteller irgendeine Form von Theorie ausmünzen, läuft sie immer sofort darauf hinaus, dass
zum allgemeinen Ziel erklärt wird, was der Autor selbst am besten kann und schon seit Jahren
praktiziert. Das sind keine Theorien, das ist das, was sich heranbildet in kleinen Hasen, wenn es
nachts dunkel wird im großen Wald.
(...)
In Wirklichkeit verlassen Sie Berlin doch nie. Was hat es mit den Landschaften auf sich, die
Maik und Tschick durchreisen, wo gibt es diese Mondlandschaften? Wo die Berge,
„ungeheuer hoch und mit Steinzacken obendrauf“?
Im Gegensatz zu meinen Helden bin ich nie in Ostdeutschland gewesen und habe die Reise nur
mit Google Maps unternommen. Da kann man von oben nicht sehen, wie hoch die Berge sind.
Aber ich war nie ein großer Freund der Recherche. Ich habe versucht, Gegenden zu beschreiben,
wie Michael Sowa sie malt: Auf den ersten Blick denkt man, genauso sieht es aus in der Natur!
Und wenn man genauer hinschaut, sind es vollkommen durchkonstruierte Sachen, die
archetypischen Landschaften wie in idealen Tagträumen.
(...)
Man hat ja oft einen bestimmten Leser im Kopf, für den man schreibt. Geht Ihnen das auch
so beim Schreiben?
Schon. Keine konkrete Person, aber einen schlauen Leser, der alles kapiert.
(...)
Sie haben Malerei studiert - und aufgegeben. Warum?
Ich konnte nicht das, was ich wollte. Außerdem war man mit Realismus und Lasurmalerei an
einer Kunsthochschule in den Achtzigern nicht wirklich gut aufgehoben. Ich habe am Ende nur
noch Comics gemacht. Bei denen wurden dann irgendwann die Bilder immer kleiner und der Text
immer größer, und irgendwann gab es überhaupt keine Bilder mehr. Und ich war auch froh, mit
bildender Kunst nichts mehr zu tun zu haben.
Was ist besser an der Literatur?
Die Kundenfreundlichkeit. Es ist ein großer Nachteil der bildenden Kunst gegenüber der
Literatur, dass man sich auch viele Quadratmeter Unsinn schmerzfrei ansehen kann. Man kann
die Augen schließen und nach zwei Sekunden weitergehen. Als Leser, der in einem TausendSeiten-Roman feststeckt, ist man sehr lange sehr allein. Das hat in der Evolution der Literatur
etwas Grundsolides und angenehm Konventionelles wie den Roman hervorgebracht.3
3
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/autoren/im-gespraech-wolfgang-herrndorf-wann-hat-es-tschick-gemacht-herrherrndorf-1576165.html, 23.5.2013
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Freilichtspiele Schwäbisch Hall - Begleitmaterial TSCHICK
Bühnenfassung
Die Bühnenfassung stammt von Robert Koall. Er studierte zunächst einige Semester Jura,
Literaturwissenschaft, Geschichte und Philosophie an der Freien Universität Berlin. Zwischen
1995 und 1998 war er als Assistent von Christoph Schlingensief tätig. Danach wirkte er als
Dramaturg unter Intendant Frank Baumbauer am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg, später
am Schauspielhaus Zürich bei Christoph Marthaler und am Schauspiel Hannover im Team von
Wilfried Schulz. Seit dem Jahr 2009 ist er als Chefdramaturg am Staatsschauspiel Dresden tätig.
Bekannt wurde Koall insbesondere durch seine Bearbeitungen von Werken wie Cornelia Funkes
Fantasyromanen der Tintenwelt-Trilogie (2006–2009) oder Wolfgang Herrndorfs Jugendroman
Tschick (2011). 2012 nahm er in Vertretung für seinen erkrankten Freund Herrndorf den Preis der
Leipziger Buchmesse für dessen Roman Sand entgegen.
2015 veröffentlichte er sein Buch Ein Winter mit Pegida, in dem er seine Beobachtungen rund
um die Pegida-Demonstrationen festhielt.
Koall ist Ehrenmitglied des Christopher Street Day Dresden e.V. Im Jahr 2013 wurde er zum
Mitglied der Sächsischen Akademie der Künste berufen.4
Die Bühnenfassung, die bei den Freilichtspielen Schwäbisch Hall gezeigt wird, wurde von Silvia
Armbruster gekürzt und bearbeitet.
(Foto: J. Weller)
4
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Robert_Koall
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Freilichtspiele Schwäbisch Hall - Begleitmaterial TSCHICK
Stückauszüge
Auszug I
MAIK
Ich konnte Tschick von Anfang an nicht leiden. Keiner konnte ihn leiden.
Tschick war ein Assi. Wagenbach schleppte ihn nach den Ferien in die
Klasse. Erste Stunde nach Ostern: Geschichte. Alle saßen auf ihren Stühlen
wie festgetackert, weil, wenn einer ein autoritäres Arschloch ist, dann
Wagenbach.
WAGENBACH
Wir haben hier einen neuen Mitschüler. Sein Name ist Andrej – Andrej,
Andrej Tsch ... Tschicha ... tschoroff.
TSCHICK
(leise) Tschichatschow.
WAGENBACH
Wie bitte?
TSCHICK
Tschichatschow. (auf russisch – Verdammt noch mal, hörst du schlecht?)
WAGENBACH
Schön, Tschischaroff. Andrej. Willst du uns vielleicht kurz was über dich
erzählen? Wo du herkommst, auf welcher Schule du bisher warst?
TSCHICK
„und jetzt ging die erste Veränderung mit Tschick vor. Er drehte den Kopf
ganz leicht zur Seite, als hätte er Wagenbach jetzt erst bemerkt. Er kratzte
sich am Hals, drehte sich wieder zur Klasse und sagte:“
Nein.
WAGENBACH
Du willst nicht erzählen, wo du herkommst?
TSCHICK
Nein.
WAGENBACH
Na schön. Dann erzähle ich eben etwas über dich, Andrej. Aus Gründen der
Höflichkeit muss ich dich schließlich der Klasse vorstellen. - Ich nehme dein
Schweigen als Zustimmung. - Oder hast du was dagegen?
TSCHICK
Beginnen Sie.
WAGENBACH
Also. Andrej Tschicha . . . schoff heißt unser neuer Mitschüler, und wie wir
an seinem Namen bereits unschwer erkennen, kommt unser Gast von weit
her, genau genommen aus den unendlichen russischen Weiten, die
Napoleon in der letzten Stunde vor Ostern erobert hat – Wie vor ihm
Karl XII. Und nach ihm Hitler. Jedenfalls ist Andrej vor vier Jahren mit
seinem Bruder hier nach Deutschland gekommen, und – möchtest du das
nicht lieber selbst erzählen? Andrej, ich spreche mit dir.
TSCHICK
Nein. Nein im Sinne von ich möchte es lieber nicht erzählen.
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Freilichtspiele Schwäbisch Hall - Begleitmaterial TSCHICK
WAGENBACH
Na schön, dann werde ich es erzählen, wenn du nichts dagegen hast, es ist
schließlich sehr ungewöhnlich.
Tschick schüttelt den Kopf.
WAGENBACH
Es ist nicht ungewöhnlich?
TSCHICK
Nein.
WAGENBACH
Also, ich finde es ungewöhnlich. Und auch bewundernswert. Aber um es kurz
zu machen – kürzen wir das hier mal ab. Unser Freund Andrej kommt aus
einer deutschstämmigen Familie, aber seine Muttersprache ist Russisch. Er ist
ein großer Formulierer, wie wir sehen, aber er hat die deutsche Sprache erst in
Deutschland gelernt und verdient folglich unsere Rücksicht in gewissen . . .
na ja, Bereichen. Vor vier Jahren besuchte er zuerst die Förderschule. Dann
wurde er auf die Hauptschule umgeschult, weil seine Leistungen das
zuließen, aber da hat er es auch nicht lange ausgehalten. Dann ein Jahr
Realschule, und jetzt ist er bei uns, und das alles in nur vier Jahren. So weit
richtig?
TSCHICK
Neunzig Prozent.
WAGENBACH
Na gut. Und nun sind wir natürlich alle sehr gespannt, was da noch
kommt . . . Leider kannst du nicht ewig hier vorne stehen bleiben, so schön es
auch ist, sich mit dir zu unterhalten. Ich würde deshalb vorschlagen, du setzt
dich dahinten an den freien Tisch, weil das ja auch der einzige Tisch ist, der
frei ist. Nicht?
Tschick verzieht sich irgendwo im Raum.
MAIK
Der hatte so eine Alkoholfahne. Der roch wie meine Mutter, wenn sie einen
schlechten Tag hatte. Er kam immer im selben, abgewrackten Hemd zur
Schule, beteiligte sich nicht am Unterricht, sagte immer «Ja» oder «Nein»
oder «Weiß nicht», wenn er aufgerufen wurde, und störte nicht. Es freundete
sich niemand mit ihm an, und er machte auch keinen Versuch, sich mit
jemandem anzufreunden. So zusammengesunken, wie er dasaß mit seinen
Schlitzaugen, da wusste man nie: Schläft der, ist der hacke, oder ist der
einfach nur sehr lässig?
Und natürlich gab es auch Gerüchte über ihn...
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Freilichtspiele Schwäbisch Hall - Begleitmaterial TSCHICK
Auszug II
TSCHICK
Und wenn wir einfach wegfahren?
MAIK
Was?
TSCHICK
Urlaub machen. Wir haben doch nichts zu tun. Machen wir einfach Urlaub
wie normale Leute.
MAIK
Nee. Wo willst du denn überhaupt hin?
TSCHICK
Wir könnten meine Verwandtschaft besuchen. Ich hab einen Großvater
in der Walachei.
MAIK
Und wo wohnt der?
TSCHICK
Wie, wo wohnt der? In der Walachei.
MAIK
Hier in der Nähe oder was?
TSCHICK
Was?
MAIK
Irgendwo da draußen?
TSCHICK
Nicht irgendwo da draußen, Mann. In der Walachei.
MAIK
Das ist doch dasselbe.
TSCHICK
Was ist dasselbe?
MAIK
Irgendwo da draußen und Walachei, das ist dasselbe.
TSCHICK
Versteh ich nicht.
MAIK
Das ist nur ein Wort, Mann. Walachei ist nur ein Wort! So wie
Dingenskirchen. Oder Jottwehdeh.
TSCHICK
Meine Familie kommt von da.
MAIK
Ich denk, du kommst aus Russland?
TSCHICK
Ja, aber ein Teil kommt auch aus der Walachei. Mein Großvater. Und meine
Großtante und mein Urgroßvater und – was ist daran so komisch?
MAIK
Das ist, als hättest du einen Großvater in Jottwehdeh. Oder in Dingenskirchen.
TSCHICK
Und was ist daran so komisch?
MAIK
Jottwehdeh gibt’s nicht, Mann! Jottwehdeh heißt janz weit draußen.
Und die Walachei gibt’s auch nicht. Wenn du sagst, einer wohnt in der
Walachei, dann heißt das, er wohnt in der Pampa.
TSCHICK
Und die Pampa gibt’s auch nicht?
MAIK
Nein.
TSCHICK
Aber mein Großvater wohnt da.
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Freilichtspiele Schwäbisch Hall - Begleitmaterial TSCHICK
MAIK
In der Pampa?
TSCHICK
Du nervst, echt. Mein Großvater wohnt irgendwo am Arsch der Welt in
einem Land, das Walachei heißt. Und da fahren wir jetzt hin.
(Foto: J. Weller)
Arbeitstipp:
Lassen Sie die Stückauszüge laut von Schülerinnen und Schülern vorlesen. Manchen Sie mehrere
Durchgänge mit verschiedenen Vorlesern, um auszuprobieren, wie man die Szenen lesen und
interpretieren kann. Mögliche Varianten ergeben sich schnell, wenn Sie den Schüler/innen beim
Vortragen der Rollen Gefühle oder Haltungen vorgeben. Zum Beispiel: wütend, entspannt,
neugierig, freundlich, unter Strom, müde, verliebt, ängstlich, streitsuchend, etc.
Sie können vom Lesen auch ins Spielen kommen. Wie könnten die Szenen aussehen? Braucht man
Requisiten dazu? Welche?
Weiter Arbeitstipps finden Sie unter „Anregungen für den Unterricht“.
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Freilichtspiele Schwäbisch Hall - Begleitmaterial TSCHICK
Das Team
Regie
Silivia Armbruster wurde in Bietigheim (Württ.)
geboren. Sie studierte Germanistik und
Philosophie in München und schloss mit einer
Magisterarbeit über J.M.R. Lenz ab. Dann war
sie Regie - und Dramaturgieassistentin am
Nationaltheater Mannheim, Staatstheater
Stuttgart, Residenztheater München, Bremer
Theater (bei George Tabori, Hans Kresnik, u.a.)
und Stipendiatin der Filmhochschule München
für Drehbuch. Seit 1994 arbeitet sie als
freischaffende Regisseurin in Wien, München,
Bremen, Mainz, Esslingen, St.Pölten, Ingolstadt,
Braunschweig, Kassel, Landshut. 1999 gründete
sie das Theater Wahlverwandte. Seit 2003 ist sie
Dozentin an der Bayerischen Theaterakademie
Foto: Lalo Jodlbauer
August Everding. Ihre Inszenierungen wurde
vielfach ausgezeichnet: so erhielt sie den Preis der Bayerischen Theatertage 2000 für die
Uraufführung von Hyänen von Kerstin Hensel, den INTHEGA Preis für Viel Lärm um Nichts, AZ Stern für Wahlverwandtschaften, Hello again und Zarah 47, TZ Rose für Zarah 47 und den Preis
der Akademie der Künste, Frankfurt für Venus und Adonis. DArüber hinaus arbeitet sie auch als
Autorin für Theater und Hörfunk. Ab Herbst 2015 wird sie künstlerische Direktorin des Theaters
in Kempten.
Bühne und Kostüm
Stefan Morgenstern studierte Architektur und arbeitet seit 1993 als freier Bühnen- und
Kostümbildner. Einen Schwerpunkt seiner Theaterarbeit bildet der Bereich Tanztheater. So
entstanden zahlreiche Bühnenbilder und Ausstattungen an Bühnen wie den Staatstheatern
Stuttgart, Nürnberg, Saarbrücken, dem Nationaltheater Mannheim, der Deutschen Oper Berlin,
der Staatsoper Wien, der Volksoper Wien, dem Aalto-Theater Essen, Theater Plauen Zwickau,
Mainfrankentheater Würzburg, der Companie De Anima in Rio de Janeiro, dem Musiktheater im
Revier Gelsenkirchen und dem Theater Augsburg.
Bühnenbilder und Kostüme für Opern- und Schauspielproduktionen entstanden u.a. in
Zusammenarbeit mit den Regisseuren Sylvia Armbruster, Silke Fischer, Jochen Biganzoli, Daniela
Kurz, Rennie Wright, Steffen Jäger und Ernst Konarek an Bühnen wie dem Staatstheater Mainz,
am Volkstheater Wien, in Klagenfurt, Eisenach, St.Pölten, Linz, Detmold, Esslingen, dem Theater
Plauen–Zwickau, am Theaterhaus Stuttgart, Theater Lindau, Theater Chemnitz.
In Schwäbisch Hall ist Stefan Morgenstern für Bühne und Kostüme von Tschick im Haller Globe
Theater verantwortlich.
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Freilichtspiele Schwäbisch Hall - Begleitmaterial TSCHICK
Dramaturgie
Ernst Konarek blickt auf eine lange Karriere als Theater- und Filmschauspieler zurück. Er war
u.a. am Staatstheater Stuttgart, dem Schauspielhaus Bochum, der Freien Volksbühne Berlin, den
Städtischen Bühnen Frankfurt, am Nationaltheater Mannheim und am Volkstheater Wien
engagiert. Er arbeitete mit Regisseuren wie Peter Zadek, Hans Kresnik oder Michael
Schottenberg. Im Fernsehen war er zuletzt in der Serie Oben ohne, 2009 im Tatort Fettkiller und
in Der Atem des Himmels zu sehen. Bei den Freilichtspielen spielte Ernst Konarek den Kaiser Im Weißen Rössl.
2015 übernimmt er die Produktionsdramaturgie für Silvia Armbrusters Inszenierung Tschick.
Georg Kistner war nach einem Studium der Theaterwissenschaft, Phonetik und Philosophie in
München Dramaturg in Parchim (Mecklenburg), Esslingen und Brandenburg. Seit 1998 ist er als
freier Dramaturg und Projektentwickler tätig. Er arbeitete u.a. mit Bulat Atabajew, Thomas
Bischoff, Oskaras Korsunovas, Wolfram Apprich, Rosee Riggs, Volker Herold, Albrecht Hirche und
Matthias Davids zusammen. Neben seiner kontinuierlichen Zusammenarbeit mit Christoph
Biermeier hat er mit dem Berliner Kunstprojekt aufBruch unter Leitung von Roland Brus Theater
in der JVA Tegel gemacht. Als freier Dramaturg u.a. am Theater Lindenhof in Melchingen,
Stadttheater Konstanz, Kleist Forum Frankfurt (Oder), Puppentheater Halle und Theaterhaus
Jena. Von 2004 bis 2009 war er außerdem Dramaturgischer Berater für das Grips-Theater in
Berlin. 2009-11 hatte er einen Lehrauftrag an der Humboldt-Universität Berlin und arbeitet
alljährlich als Leiter eines Jugendprojektes für das internationale Theaterfestival in Kilkis
(Griechenland). Seit 2004 ist er leitender Dramaturg bei den Freilichtspielen.
Georg Kistner ist in Schwäbisch Hall für die Neuinszenierungen Don Juan und Die Tochter des
Salzsieders verantwortlich. Außerdem inszenierte er als Koproduktion mit dem Theater der Stadt
Aalen das Klassenzimmerstück Deine Helden - meine Träume von Karin Köhler und ist
künstlerischer Leiter des Internationalen Jugendtheaterfestivals Wilde Mischung.
Regieassistenz
Elly Nabel war bereits 2013 und 2014 als Regieassistentin bei den Freilichtspielen tätig und kehrt
in dieser Saison in gleicher Funktion für die Produktionen Tschick, den Theaterspaziergang und
die Wiederaufnahme des Kinderstücks Eine Woche voller Samstage - Das Sams nach Hall zurück.
Zuletzt war sie an der Neuköllner Oper für die Produktion GRIMM als Produktionsassistentin
tätig. Sie lebt und arbeitet in Köln, wo sie bei verschiedene Produktionen freier Theatergruppen
assistiert. 14
Freilichtspiele Schwäbisch Hall - Begleitmaterial TSCHICK
Schauspiel
Pedro Stirner absolvierte von 2003 - 2007 an der
Universität der Künste Berlin ein Schauspielstudium.
Sein erstes Festengagement führte ihn für zwei Jahre
ans Deutsche Theater Berlin. Danach verlagerte er
seinen beruflichen Schwerpunkt und schloss 2011 die
Ausbildung zum Theaterpädagogen an der
theaterpädagogischen Akademie der Theaterwerkstatt
Heidelberg ab.
Neben dieser beruflichen Laufbahn sammelte Pedro
Stirner vielseitige Erfahrung in diversen
Theatergruppen, so z. B. am Steinhaustheater Bautzen,
an der Daedalus Company Frankfurt und den
Sophiensaelen Berlin. Außerdem wirkte er schon zu
Studienzeiten in verschiedenen Film- und
Hörspielproduktionen mit (z. B. Der Baader-MeinhofKomplex und div. Hörspiele für den Rundfunk BerlinBrandenburg). Als Theaterpädagoge leitete er bereits
diverse Projekte, z. B. an der JVA Mannheim und der
Theaterakademie Mannheim.
Pedro Stirner debütierte 2013 Globe und auf den Stufen
(Foto: J. Weller)
der Großen Treppe: Er spielte den Nick in Wer hat Angst
vor Virginia Woolf? und den Piccolo in der Operette Im Weißen Rössl. In diesem Jahr ist er
wieder als Herr Taschenbier in Eine Woche voller Samstage und in der Titelrolle in Tschick zu
sehen.
Florian Peters wurde in Bad Honnef geboren. 2007 begann er
eine Musical-Ausbildung an der Bayerischen Theaterakademie
August Everding, die er mit Diplom abschloss.
Schon während seiner Ausbildung war er im Musical Rent am
Deutschen Theater München zu sehen. Es folgten
Engagements an der Alten Oper Frankfurt, der Oper Graz
und an der Berliner Staatsoper Unter den Linden .
2012 verkörperte er die Rolle des Mark in Rent im Delphi-Kino
Berlin und stand 2013 als Claude in Hair auf der Bühne des
Nordharzer Städtebundtheaters und des Stadttheaters Trier.
Am Gärtnerplatztheater debütierte er 2013 als Pedro (Der
Mann von La Mancha), 2014 verkörperte er hier Nahino in der
Uraufführung von Wilfried Hillers Der Flaschengeist und
Petrus in Jesus Christ Superstar und kreirte 2015 bei der
Uraufführung von Gefährliche Liebschaften die Rolle des
Chévalier de Danceny.
In Tschick spielt er den Maik, Wagenbach und Friedemann.
(Foto: J. Weller)
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Freilichtspiele Schwäbisch Hall - Begleitmaterial TSCHICK
Corinne Steudler, geboren 1991 und
aufgewachsen in der Schweiz, absolvierte
2009-2013 den Diplomstudiengang Musical an der
Bayerischen Theaterakademie Auguste Everding in
München. Erste Theatererfahrungen sammelte sie
als Jugendliche in ihrer Heimatstadt Luzern.
Bereits während ihres Studiums trat sie in
verschiedenen Produktionen in München auf, so u.a
in Suchers Leidenschaften, in Cole Porter- und
Andrews Sisters-Abenden. Im Deutschen Theater
München sah man sie als Bad Idea Bear
in Avenue Q und als Vampire Queen in Dracula im
Akademie Theater München.
Weiter war sie als Tänzerin zu sehen in Die
Zauberflöte bei den Salzburger Festspielen und als
Musical-Darstellerin in Cabaret in der Vidmarhalle
Bern. Auf der Freilichtbühne in Augsburg war sie in
Hair dabei, bis Ende März 2015 spielte sie in Der
zerbrochne Krug am Stadttheater Bern und parallel
dazu Der ewige Gatte im Theaterhaus Stuttgart.
Bei den Freilichtspielen ist sie in diesem Jahr
erstmals im Ensemble. Sie spielt in Tschick u. a.
die Isa, Mutter Friedemann und Horst Fricke und
gehört zum Ensemble von The Stairways to Heaven.
(Foto: J. Weller)
Interview mit den Schauspielern
Corinne Steudler, Florian Peters und Pedro Stirner im Gespräch mit Andreas Entner.
Corinne, du spielst unter anderem die Isa. Was würdest du Isa fragen, wenn sie vor dir
stünde?
CS: Was sie so in ihrer Freizeit macht, auf der Müllkippe, und was die wichtigsten Dingen sind,
die sie immer bei sich hat.
Kennst du privat jemand wie Isa?
CS: Ja, ich hab schon ein, zwei Freundinnen, die ziemlich rotzig sind, aber genau das macht die
dann aus.
Pedro, was würdest du Tschick fragen, wenn du ihn treffen würdest?
PS: Wo fühlst du dich am meisten zuhause? Und... welche Dinge brauchst du, um dich zuhause zu
fühlen, um anzukommen?
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Freilichtspiele Schwäbisch Hall - Begleitmaterial TSCHICK
(v.l. Florian Peters, Corinne Steudler, Pedro Stirner - Foto: A. Entner)
Florian, kennst du jemanden wie Maik?
FP: Ich glaube, jeder hat so einen Maik in sich. Jeder kennt das doch aus seinem eigenen Leben,
dass er denkt „das wäre toll das zu machen“ und es dann aber doch nicht tut, weil, da könnte
was Schlimmes passieren. So... Ich träume davon, aber ich mach es lieber nicht.
Genauso hat wohl jeder einen Tschick in sich, der dann sagt: „Scheiß drauf! Mach das!“
Und was wäre deine Frage an Maik?
FP: Womit ich bei der Rollenfindung am meisten Probleme hatte, war, mir vorzustellen, wie es
ist mit diesem Elternhaus. Maiks Mutter ist Alkoholikerin, sein Vater betrügt seine Mutter und
wendet körperliche Gewalt an... Und das ist was, was ich in meinem Leben zum Glück nicht
habe. Mich würde interessieren, wie das ist und wie er damit umgeht, ob er glücklich ist.
Was fandet ihr in der Probenzeit am abenteuerlichsten?
CS: Ich fand‘s schon sehr witzig, als ich zum ersten Mal in dieses Wasserbecken geworfen wurde.
Ich wurde noch nie so von oben bis unten... (lacht)
FP: Für mich war es das erste Mal auf diesen ganzen Gerüsten rumzuklettern. Am Anfang kam ich
in dieses Theater und wollte es am liebsten komplett bespielen. Und... die Aufnahmen im
Tonstudio. Da siehst du deine Kollegen, wie sie in einem Moment noch ruhig vor dem Mikro
stehen und auf einmal rasten die aus und schreien rum... (spricht über die Audio-Einspieler im
Stück)
PS: Und für mich war es das Akkordeon, weil ich das nur alle paar Dekaden in der Hand habe.
Das wird vermutlich bis zur letzten Vorstellung abenteuerlich sein. (lacht)
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Freilichtspiele Schwäbisch Hall - Begleitmaterial TSCHICK
„Tschick“ ist mittlerweile in der Literatur- und Theaterwelt ein fester Begriff. Ein Wort, das
es im Deutschen nicht gibt (in Österreich betitelt es eine Zigarettenkippe). Was bedeutet
„Tschick“ für euch in drei Schlagworten?
FP: Freiheit, Freundschaft und Erwachsenwerden.
PS: Losfahren, Ankommen, Weiterfahren.
CS: Ausbrechen, den Moment leben, Warmherzig, also menschlich.
Welche Frage hättet ihr euch in diesem Interview selbst gestellt?
PS: Bist du schwul?
FP: Hast du einen Führerschein?
CS: Habt ihr Fun?
Danke.
Spielort
Das Haller Globe Theater wurde 2000 erbaut und ist in seinem Baustil angelehnt an das originale
Globe Theatre in London, in dem Shakespeare seiner Zeit gespielt hat.
Es ist ein besonderer Aufführungsort, der neben seiner speziellen Atmosphäre u. a. durch seine
Ränge außergewöhnliche Spielmöglichkeiten bietet. Es gibt eine Hauptbühne und zwei
bespielbare Balkone. Zwischen der Hauptbühne im Erdgeschoss und den ersten Sitzreihen gibt es
eine freie Fläche. Zu Shakespeares Zeiten fanden sich dort die billigsten (Steh-)Plätze.
Das Haller Globe Theater bietet bei Vollauslastung etwa 570 Menschen einen Sitzplatz im
Zuschauerraum, ist knapp 15 Meter hoch und würde über 45.000 Badewannen voll Wasser fassen.
(Foto: J. Weller)
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Freilichtspiele Schwäbisch Hall - Begleitmaterial TSCHICK
Das Bühnenbild
Vom Entwurf, zum Modell, zur Umsetzung.
Stefan Morgenstern ist verantwortlich für das
Bühnenbild von Tschick.
Die Idee, als Bühnenbasis eine Baustelle zu
zeigen, kam ihm bei seiner ersten Besichtigung
des Haller Globe Theaters. Die fand im Winter
statt, als das Globe noch im sogenannten
„winterfesten Zustand“ war. Das bedeutet
einfach gesagt: „es war eingepackt“.
Im Innenraum hingen riesige Kunststoffplanen.
Sie dienen außerhalb der Saison als
Abdeckungen und Schutz für das Holz der
Ränge und der Vorderbühne.
(Foto: A. Entner)
Morgenstern hatte das Gefühl, er trete in
eine Baustelle und er empfand die
Atmosphäre als genau richtig für das Stück.
„Die Protagonisten des Stücks sind mitten in
der Pubertät und die ist die größte Baustelle
im Körper, die größte Baustelle, die in einem
Menschen passiert. Deshalb war es in meinen
Augen sinnvoll, das Stück dorthin zu
platzieren. Wie sagt man: Das Leben ist eine
Baustelle.“
Dann erzählt Morgenstern von dem
Abenteuer im Globe zu arbeiten: „Was hier
fehlt ist die Weite. Wir erzählen die
landschaftliche Weite, die im Stück eine
Rolle spielt, in der Höhe des Raumes.“
Alle Orte, die die Protagonisten bereisen,
werden im Baustellen-Bühnenbild mit den
z u r Ve r f ü g u n g s t e h e n d e n Re q u i s i t e n
dargestellt.
(oben das Modell von S. Morgenstern, unten das fertige
Bühnenbild im Haller Globe Theater)
(Foto: A. Entner)
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Freilichtspiele Schwäbisch Hall - Begleitmaterial TSCHICK
Glossar zum Stück
Außenseiter
Als Außenseiter bezeichnet man Menschen oder Gruppen von Menschen, die einer sozialen
Gemeinschaft zwar zugehören, in diese Gemeinschaft aber nicht voll integriert sind; ...
• die sich in einem bestimmten Bereich als Nichtfachleute oder Uneingeweihte herausstellen
oder sich selbst als solche empfinden;
• die außerhalb gesellschaftlicher Gruppen stehen;
• die von einer anderen Gruppierung auf Grund von Normen ausgegrenzt werden;
• die von einer Gruppe kollektiv als „unsympathisch“ eingestuft werden und damit psychisch
stigmatisiert werden;
• die nicht selten auf erfolgte Ausgrenzung mit einer Selbstausgrenzung antworten.5
Einzelgänger
Als Einzelgänger werden Individuen einer Gemeinschaft bezeichnet, die ihre eigenen Wege
gehen, das heißt, die inmitten dicht geknüpfter sozialer Netzwerke wenige bis gar keine
Interaktionen mit Anderen pflegen oder die Interaktion beispielsweise auf das beruflich
Notwendige beschränken.
Da zahlreiche soziale Kontakte in Gemeinschaften als ‚selbstverständlich‘ gelten, erwecken die
Einzelgänger Befremden, das sich je nach der Mentalität der Gemeinschaft unterschiedlich
äußern kann, etwa in Argwohn oder Scheu.
In modernen Gesellschaften fallen Einzelgänger unter deren zahlreichen Single-Lebensformen
wenig auf.6
Lada
Ein Auto des russischen Herstellers AwtoWas.
AwtoWAS (russisch АвтоВАЗ, AvtoVAZ; anfänglich russisch Волжский автомобильный завод,
Wolschskij awtomobilny sawod, „Wolga-Automobilwerk“) ist der größte Hersteller von
Personenkraftwagen in Russland und ganz Osteuropa. Die Aktien des AwtoWAS sind gelistet im
RTS-Index, der die 50 größten russischen Aktiengesellschaften aufführt.7
Banater Schwaben
Die Banater Schwaben sind eine deutsche Bevölkerungsgruppe im Banat. Sie werden mit anderen
deutschsprachigen Minderheiten aus dieser Region Südosteuropas unter dem Sammelbegriff
Donauschwaben zusammengefasst. Ihre Vorfahren wurden von der Österreichischen Hofkammer
seit Ende des 17. Jahrhunderts aus verschiedenen Teilen Süddeutschlands und aus Lothringen in
der nach den Türkenkriegen teilweise entvölkerten und verwüsteten Pannonischen Tiefebene
angesiedelt. Sie waren vor dem Ersten Weltkrieg auch als die „Ungarländischen Deutschen“
bekannt. Das Banat gehörte bis 1918 zusammen mit den anderen Siedlungsgebieten der
Donauschwaben wie die westlich gelegene Batschka, die Schwäbische Türkei (heutiges SüdUngarn), Slawonien sowie die Region Sathmar (heutiges Nordwest-Rumänien, Kreis Satu Mare)
zur Monarchie Österreich-Ungarn. Seit dem Ersten Weltkrieg bezeichnet man die Donauschwaben
im rumänischen Teil des Banats als Banater Schwaben.8
5
http://de.wikipedia.org/wiki/Außenseiter
http://de.wikipedia.org/wiki/Einzelgänger
7 http://de.wikipedia.org/wiki/AwtoWAS
8 http://de.wikipedia.org/wiki/Banater_Schwaben
6
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Freilichtspiele Schwäbisch Hall - Begleitmaterial TSCHICK
Wolgadeutsche
Wolgadeutsche sind Nachkommen deutscher Einwanderer, die im Russischen Reich unter der
Regierung Katharinas der Großen an der unteren Wolga ansässig wurden. In der Gesamtzahl der
Nachkommen deutscher Siedler in allen Gebieten des ehemaligen Zarenreichs bilden sie einen
Anteil von 25 %. Das Zentrum der Wolgadeutschen war die Stadt Pokrowsk (seit 1924 Engels).
Zwischen 1924 und 1941 waren sie innerhalb der Sowjetunion in der Wolgadeutschen Republik
organisiert.9
Berber
Der Begriff Berber hat mehrere Bedeutungen. Berber sind zum einen die ursprüngliche Ethnie
und aktuell die Bewohner nordafrikanischer Länder wie Marokko, Algerien, Tunesien und
anderen. Daneben gibt es eine nordafrikanische Pferderasse, die den Namen Berber trägt.
In Deutschland versteht man unter Berber die Angehörigen bestimmter, sozial organisierter
Teilgruppen von nicht sesshaften Wohnungslosen.10
Kippe = Kippa
Die Kippa ist eine vornehmlich in Ausübung der Religion gebräuchliche Kopfbedeckung
männlicher Juden.
Dabei handelt es sich um eine kleine kreisförmige Mütze aus Stoff oder Leder, zuweilen reich
verziert, die den Hinterkopf bedeckt. Manchmal wird sie mit einer Metallklammer an den Haaren
befestigt. Üblich ist die Kippa für Männer beim Gebet, überhaupt an allen Gebetsorten wie beim
Synagogenbesuch oder auf jüdischen Friedhöfen; viele orthodoxe Juden tragen sie auch im
Alltag.11
Walachei
Die Walachei, rumänisch veraltet Valahia;
Țara Românească oder Țara Rumânească
(deutsch etwa ‚Rumänisches Land‘) ist eine
historische Region im Süden des heutigen
Rumänien.
Die Walachei, als historische Landschaft,
setzt sich aus der Kleinen Walachei
(Oltenia) im Westen und der Großen
Walachei (Muntenia) im Osten zusammen.
Die Walachei wird im Norden von den
Südkarpaten und im Süden von der Donau,
die gleichzeitig die Grenze zu Bulgarien ist,
begrenzt. Der Fluss Olt teilt sie in die Große
Walachei (Muntenia) im Osten und die
Kleine Walachei (Oltenia) im Westen. Die
g r ö ß t e S t a d t d e r Wa l a c h e i i s t d i e
rumänische Hauptstadt Bukarest.12
9
http://de.wikipedia.org/wiki/Wolgadeutsche
http://de.wikipedia.org/wiki/Berber_(Begriffsklärung)
11 http://de.wikipedia.org/wiki/Kippa
12 http://de.wikipedia.org/wiki/Walachei_(Region) / Bild: http://www.flaggenlexikon.de/fwalach.htm
10
21
Freilichtspiele Schwäbisch Hall - Begleitmaterial TSCHICK
Pampa
Die Ökoregion Pampa (oft auch in der Pluralform
Pampas verwendet) ist eine Grassteppe im
südöstlichen Südamerika, am Río de la Plata.
Im Westen wird die Pampa von den Anden begrenzt,
im Osten vom Atlantik. Nördlich schließt sich die
Dornbuschsavanne des Chaco an. Die Verwendung
des Begriffs lässt sich entfernt mit dem
australischen Outback, dem südafrikanischen High
Veld oder dem neuseeländischen High Country
vergleichen.
Vor allem die Staaten Argentinien, Uruguay und
Brasilien haben Anteil an der Pampa.
Sie bildet das landwirtschaftliche Kernland
Argentiniens, in dem vor allem die Rinderzucht
dominiert, das heißt, die Pampa ist ein Anbau- und
Viehzuchtgebiet in Argentinien und Uruguay.13
Wissenswertes
Wolfgang Herrndorf schrieb auf seinem Sterbeweg Tagebuch. Seine Aufzeichnungen wurden unter
dem Titel Arbeit und Struktur im Rowohlt Verlag veröffentlicht und sind im Internet unter
www.wolfgang-herrndorf.de öffentlich zugänglich.
2016 soll Tschick als Film in die Kinos kommen. Noch vor seinem Tod hatte Wolfgang Herrndorf
der Verfilmung seines Bestsellers und der Wahl des Regisseurs zugestimmt. David Wnendt
(bisherige Filme u. a.: „Kriegerin“ und „Feuchtgebiete“) übernimmt die Regie. Gedreht wird in
Berlin, Brandenburg und Mitteldeutschland. Als Kinostart ist der 15. September 2016
angekündigt.
13
Text und Bild: http://de.wikipedia.org/wiki/Pampa / Bild: „PAMPAS“ von Jjw - Eigenes Werk. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über
Wikimedia Commons - http://commons.wikimedia.org/wiki/File:PAMPAS.png#/media/File:PAMPAS.png
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Freilichtspiele Schwäbisch Hall - Begleitmaterial TSCHICK
Anregungen für den Unterricht
Vorbereitung
Fragen an die Klasse
1. Auf ihrer Reise kommen Maik und Tschick an viele unterschiedliche Orte. In unserer
Inszenierung zeigt das Bühnenbild eine Baustelle. Aber das ist nur eine von vielen
Möglichkeiten… Wie würdest du das Bühnenbild gestalten, wenn sich die Spielorte ständig
verändern? Welche Orte aus der Geschichte fandest du besonders wichtig? Mache eine
Zeichnung von deinem Bühnenentwurf, mit Dingen, die für dich dabei sein müssen!
Hier einige Orte, die im Stück vorkommen:
• in der Schule
• zu Hause bei Maik
• auf der Straße, unterwegs auf der Autobahn, der Landstraße...
• auf Tatjanas Party
• zu Mittag bei der Familie mit den vielen Kindern
• an einem klaren See
• auf einem Hügel unter Sternenhimmel
• an der Tankstelle
• auf einer Müllkippe
• bei Horst Fricke
• im Krankenhaus
• im Gerichtssaal
2. Wie würdet Ihr das Auto „auf die Bühne bringen“? Was muss das Auto auf der Bühne eurer
Meinung nach können, was muss es für Funktionen haben? Wie lassen sich die Autofahrt und
der Unfall noch darstellen?
3. Arbeit mit Stückauszügen
3.1. Lest gemeinsam die Stückauszüge. Ihr könnt entweder die Rollen verteilen und lesen
oder jeder/jede liest einen Satz vor. Probiert verschiedene Haltungen und Betonungen
aus. Dazu könnt ihr euch Gefühle überlegen, die die Rolle hat. Zum Beispiel: wütend,
glücklich, müde, entspannt, aufgeregt, neugierig, verträumt, ängstlich, verliebt,
mutig, ...
3.2. Wenn ihr die Szenen ein paar Mal gelesen habt, könnt ihr sie auch spielen. Überlegt
euch dazu, wo genau die Szene stattfindet (z. B. im Klassenzimmer, im Schulflur, auf
dem Schulweg). Ihr könnt die Szene auch ganz anders spielen, als sie im Stück gedacht
ist. Arbeitet auch dazu mit unterschiedlichen Gefühlen und Haltungen und
beobachtet, was sich verändert. Beim Durchspielen gibt es Spieler und Zuschauer. Im
Anschluss könnt ihr darüber reden, was ihr gesehen und empfunden habt.
3.3. HINWEIS: Beim Lesen und Spielen der Szenen müsst ihr nicht auf die Geschlechter der
Rollen achten. Es ist egal ob Maik, Tschick oder Wagenbach von Mädchen oder Jungen
gespielt bzw. gesprochen werden.
4. Was erfährt man in den Stückauszügen über Tschick und Maik?
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Freilichtspiele Schwäbisch Hall - Begleitmaterial TSCHICK
5. Fordern Sie Ihre Schüler/innen auf, zu zweit einen Dialog zu schreiben, in dem es, wie im
Stückauszug II (Seite 11), um einen zweideutigen Begriff geht. Damit sind Missverständnisse
vorprogrammiert und ein witziger Dialog kann entstehen. Begriffe finden sich schnell, denkt
man an das Kinderspiel „Teekesselchen“: Absatz, Ball, Bank, Dichtung, Feder, Flügel, Rock,
Veilchen, ...)
6. Folgendes eignet sich gut als Übergang zwischen der Vor- und Nachbereitung und dem
Theaterbesuch selbst: Lassen Sie Ihre Schüler/innen vor und nach dem Theaterbesuch ein
Wort zum Stück auf Karteikarten schreiben. Vergleichen Sie gemeinsam mit der Klasse die
Karten. Wie hat sich der Blick der SchülerInnen auf den Stoff durch den Theaterbesuch
verändert? War das Stück wie erwartet? Was war überraschend? Was hat gefallen? Was nicht?
Was ist besonders in Erinnerung geblieben?
Standbilder
Fordern Sie drei Ihrer Schüler/innen auf, die Szenen der Stückauszüge als Standbilder
darzustellen. Dabei stellen jeweils zwei die Rollen dar und einer ist der Arrangeur des
Standbildes.
Wie ist das Verhältnis zwischen den Rollen? Welchen Status haben sie zueinander?
Lassen Sie mehrere Trios die Szenen darstellen und sprechen Sie im Anschluss mit der Klasse über
die verschiedenen Ideen.
Nachbereitung
Fragen zur Reflexion des Stückes und zur Diskussion
1. Was ist das Besondere an „Tschick“?
2. An welchen Orten spielt das Stück?
3. Wie sah das Bühnenbild aus? Hat es zum Stück gepasst?
4. Wie sahen die Kostüme aus? Passten sie zu den Charakteren?
5. Wie hat das Stück angefangen?
6. Wie viele Schauspieler und wie viele Rollen gab es?
7. Haben sich die Schauspieler direkt an die Zuschauer gewandt?
8. Hatten die Schauspieler selbst Spaß an der Geschichte?
9. Gab es Musik? Wie wurde Musik eingesetzt? Gab es andere Sound-Einspielungen zu hören?
10. Wie wurde die verschiedenen Orte, an denen die Geschichte spielt, dargestellt?
11. Konntet Ihr der Geschichte gut folgen?
12. Welche Handlungen der Jungs waren kriminell?
13. War der Schluss offen? Gab es am Schluss offene Fragen für dich?
14. Wie könnte die Geschichte weitergehen?
15. Was ist richtig gute Freundschaft?
16. Welche Rolle spielt die Homosexualität in dem Stück?
17. Spielt die unterschiedliche kulturelle Herkunft von Maik und Tschick eine Rolle für ihre
Freundschaft? Wenn ja, welche?
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Freilichtspiele Schwäbisch Hall - Begleitmaterial TSCHICK
Beobachtete Beziehungen reflektieren
1. Beschreibe das Verhältnis zwischen Maik und seinen Eltern!
2. Wie stellst du dir das Verhältnis zwischen Tschick und seinen Eltern vor?
3. Stellt beide Beziehungen in Standbildern dar. Drei SchülerInnen übernehmen die Rollen Maik,
seine Mutter und sein Vater bzw. Tschick, Mutter und Vater und ein Schüler/eine Schülerin
positioniert die Charaktere in einem Standbild. Stellt mehrere Varianten und sprecht über
die Unterschiede. Legt den Figuren für sie typische Worte oder ganze Sätze in den Mund.
Paradies „Müllhalde“
Tragt mehre Gegenstände zusammen, die ihr entweder von zuhause mitbringt oder die sich in
eurem Klassenraum oder der Schule finden lassen. Legt diese Requisiten zu einem großen Haufen
in die Mitte eurer Klasse zusammen. Das ist nun eure Müllhalte. Nacheinander geht jede/jeder
von euch auf die Müllhalde, nimmt einen Gegenstand und „verwandelt“ ihn in etwas anderes.
Ein Tafelschwamm kann zum Beispiel zu einem Telefon oder einer Trommel werden. Eurer
Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Der ausgewählte Gegenstand darf alles sein, außer das, was
er wirklich ist. Die übrige Gruppe kann raten, was dargestellt wird.
Gemeinsame Reise
Alle Schüler/innen gehen kreuz und quer durch den Raum, achten darauf, sich nicht
anzurempeln und keine Gespräche zu führen. Eine/Einer beginnt nun von einer Abenteuerreise
zu erzählen - eine frei erfundene Gesichte. Die Erzählung richtet sich an die ganze Gruppe.
Berührt die Erzählerin/der Erzähler eine andere Person, übernimmt diese die Geschichte mit den
Worten „Ja , genau. Und dann...“ und erzählt die Geschichte weiter.
Hat die Geschichte einen unterhaltsamen Verlauf genommen, können Sie als Lehrer/in die Klasse
auffordern zu einem Schluss zu kommen.
Wort für Wort
4 oder 5 Schüler/innen stellen sich in einer Reihe auf. Der Rest der Klasse, das Publikum, gibt
nun den Titel der Geschichte vor (z.B. „Road Movie“, „Heldenreise“, „Nicht eingeladen“,
„Liebesfilm“ etc.) und nun erzählen die Spieler/innen eine gemeinsame Geschichte, wobei
jede/r immer nur ein Wort sagt. Die Erzählung folgt in der Reihenfolge, in der die Spieler/innen
stehen. Oft ein großer Spaß. Wiederholen mit 4-5 anderen.
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Freilichtspiele Schwäbisch Hall - Begleitmaterial TSCHICK
Das Stück auf einen Blick
Wieder geht es um Standbilder. Es wird eine Bühnensituation geschaffen, indem im Klassenraum
Stühle und Tische an die Seite geräumt werden. Ein Schüler/eine Schülerin geht auf die Bühne,
nimmt eine Pose ein und sagt, wen oder was sie/er darstellt. Das können Figuren aus dem Stück
sein, Gegenstände, Orte, das Wetter, etc. Der/Die Spieler/in hält die gefundene Position. Achtet
also darauf eine Pose einzunehmen, die ihr länger halten könnt. Nach und nach gehen alle
Schüler/innen auf die Bühne. Ziel ist es, das ganze Stück in einem Standbild darzustellen.
Vielleicht gibt es sogar mehr als einen Tschick, mehr als einen Maik u.s.w.
Sind alle in Position, überlegt sich jede/r eine kleine Bewegung und ein Geräusch, dass sich in
einer Schleife wiederholen lässt. Auf Kommando des Spielleiters/der Spielleiterin erwacht das
Standbild zum Leben und die Klasse wiederholt die gefundenen Bewegungen und Geräusche.
Abenteuerreise
Auf ihrer Reise befinden sich Maik und Tschick ständig an neuen Orten. Damit der Zuschauer sich
diese Orte im Theater vorstellen kann, ist es wichtig, dass die Schauspieler die Orte genau vor
Augen haben und sie sich in ihrer Fantasie konkret ausmalen.
Das könnt Ihr auch im Klassenzimmer ausprobieren. Eine gute Übung dazu ist die folgende:
Alle Schüler/innen verteilen sich im Raum, schließen die Augen und stellen sich vor, sie liegen an
einem Sommertag im Garten von Maik Klingenberg. Sie, als Lehrer/in, übernehmen die Rolle des
Spielleiters.
Auf Ansage der Spielleitung öffnen die Teilnehmer/innen die Augen, ziehen sich imaginär die
Schuhe aus und bewegen sich dann durch den Raum, mit der Vorstellung, über den weichen
Sommerrasen in Maiks Garten zu gehen.
Die Aufgabe der Spielleitung ist es nun, den Spielenden nach und nach verschiedene Untergründe
und Fortbewegungsmöglichkeiten anzusagen. Das heißt, die Spieler/innen stellen sich bei jedem
der angesagten Untergründe die Beschaffenheit vor, versuchen sie zu spüren und sich
entsprechend fortzubewegen.
Im Verlauf können die Spielenden z.B. über das Gartentor springen, ein Stück über die heiße
Straße gehen und dann in den Lada einsteigen. Sie fahren los, erst durch die Straße, in der Maik
wohnt und dann auf die Autobahn. An der Raststätte geht es raus. Sie steigen aus dem Auto,
immer noch barfuß, der Asphalt ist heiß und überall liegt noch Streugut, Split vom letzten
Winter. Der Weg führt weiter entlang der Autobahn. Dort ist es sehr laut und die Mittagssonne
brennt auf der Haut. Ein plötzlicher Platzregen sorgt für eine kurze Abkühlung. Als die Sonne
wieder rauskommt, entdecken sie einen Brombeerstrauch und essen hungrig davon.
Die Gruppe klettert auf einen Berg, genießt die Aussicht und springt dann in einen kühlen, klaren
Bergsee. Sie schwimmen ein paar Züge, steigen wieder aus dem See und legen sich zum
Ausruhen in den Schatten eines großen Felsens. Von dort beobachten sie entspannt den
Sonnenuntergang und schlafen ein.
Wichtig für die Spielleitung ist die eigene Begeisterung an dem Abenteuer. Reißen sie Ihre
Schüler/innen mit und unterstützen Sie sie ggf. mit Anregungen und Ideen.
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Freilichtspiele Schwäbisch Hall - Begleitmaterial TSCHICK
Impressum und Kontakt
Redaktion:
Andreas Entner
Layout:
Andreas Entner
Fotos:
Jürgen Weller, Matthias Mainholz, Lalo Jodlbauer, Andreas Entner
Kontakt:
Freilichtspiele Schwäbisch Hall e.V
Beratung und Theaterpädagogik:
Andreas Entner
Telefon: 0791 . 94 30 84 - 16
mobil: 0174 . 33 789 37
eMail: [email protected]
----Kartenkontor: 0791 . 751 - 600
----Freilichtspiele Schwäbisch Hall e.V.
Intendant Christoph Biermeier
kbb Alexander Schmid
Haal 14
74523 Schwäbisch Hall
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