hr2-kultur – Feature

hr2-kultur – Feature
sonntags, 18:05 bis 19:00 Uhr
Redaktion: Dorothee Meyer-Kahrweg
Programmübersicht
Januar bis März 2016
1. Januar 2016
Hans-Joachim Simm
Gottes Besuch auf Erden
Von außergewöhnlichen Begegnungen
hr2015
Dass Gott in der Erfahrungswelt des Menschen Gestalt annehmen kann,
bekennen die Schriften der Weltreligionen, und die Dichtung erzählt davon:
„Er bequemt sich, hier zu wohnen, / Läßt sich alles selbst geschehn. / Soll er
strafen oder schonen, / Muß er Menschen menschlich sehn.“ Die Sendung
geht den Berichten über Gotteserscheinungen in der Geschichte der Kulturen
nach, den verschiedenen Formen und Funktionen, der Machtbekundung oder
des Beistands, der Glaubensbestätigung oder der Prüfung der
Menschlichkeit.
3. Januar 2016
Mechthild Müser
"Jede Nacht haben sie andere geholt" - Vergewaltigung als Kriegsstrategie
WDR, DLF, BR 2015
Ist die Vergewaltigung von Frauen eine besonders effektive Kriegswaffe? Was
bringt Soldaten oder Polizisten dazu, ihre Macht auf diese Weise zu
demonstrieren? Steckt eine Strategie dahinter, selbst wenn Befehle von Oben
oft nicht nachweisbar sind?
In Bosnien wurden während des vier Jahre dauernden Krieges mindestens 25
000 muslimische Frauen systematisch vergewaltigt: alte wie junge. Ziel war
unter anderem die ethnische Vertreibung der muslimischen Bosnier. In
patriarchalen Gesellschaften gilt die sexualisierte Gewalt an Frauen auch als
besondere Demütigung der Männer. Bis heute, über 20 Jahre später, wagen
sich die betroffenen Frauen nicht in ihre Heimat zurück. Das Feature wurde
mit dem Juliane Bartel Medienpreis ausgezeichnet.
10. Januar 2016
Marco Maurer
Mein ungerechtes Land – Warum in Deutschland noch immer die soziale
Herkunft zählt
BR 2015
Ein junger Mann hat den Traum, Sportreporter zu werden. Dagegen stehen
eine Hauptschulempfehlung, der Mann vom Arbeitsamt und auch das eigene
Milieu. Dennoch ist er, Sohn einer Friseurin und eines Kaminkehrers,
entgegen der Prognose seiner Lehrer, Journalist geworden. Der Marsch von
Marco Maurer durch die Bildungsinstitutionen war der Ausgangspunkt, sich
in einer drei Jahre langen Recherche einmal gründlich die deutsche
Bildungswirklichkeit anzuschauen. Er sprach für dieses Feature unter
anderem mit Cem Özdemir, Sohn zweier türkischer Gastarbeiter und heute
Vorsitzender der Grünen und mit dem Bauernsohn Rüdiger Grube, heute
Vorstandsvorsitzender der Deutsche Bahn AG. Die beiden haben es geschafft,
aber viele Kinder von Nichtakademikern, schaffen es nicht nach oben.
Von 100 Akademikerkindern in Deutschland studieren 77, von
100 Nichtakademikerkindern nur 23.
Das Mainzer Institut für Soziologie spricht davon, dass Lehrer "schicht- und
ethnienspezifische Empfehlungen aussprechen". Bei gleicher Schulnote,
einer 2.0, erhielten nur drei von vier Kindern aus der niedrigsten
Bildungsgruppe eine Empfehlung für die höchste Schulausbildung. Kinder
aus bildungsnahen Elternhäusern werden dagegen mit 97-prozentiger
Wahrscheinlichkeit aufs Gymnasium geschickt. "In der Oberschicht kommt
eine Hauptschulempfehlung nicht vor", heißt es weiter.
17. Januar 2016
Michael Lissek
Angel Radio - Der Soundtrack der Erinnerungen
NDR/RBB/SWR 2015
In der kleinen südenglischen Ortschaft Havant, im Hinterzimmer eines
Antiquitätengeschäftes, existiert seit einigen Jahren ein Lokalradio, das sich
Angel Radio nennt. Hier gehen ältere Radiobegeisterte auf Sendung: Bob,
Tony, Jilly, Peter, Linda. Allesamt über 70 Jahre alt, und Margret ist 91.
Die Moderatoren kümmern sich um ein Publikum, das nicht wesentlich
jünger ist als sie selbst. Schelllackplatten knistern, man hört Folgen eines
alten Kinder-Hörspiels, und die Hörer tauschen sich über ihre Erinnerungen
aus. Ein Feature über die Magie des Radios und seine noch immer
lebensspendende Kraft.
24. Januar 2016
Sankt Helena - Zentrum der Weltabgeschiedenheit
Friedrich Schütze-Quest
SR,HR,MDR,NDR,WDR,SFB-ORB,ORF 2002
Sankt Helena, das ist die Insel, auf der Napoleon I. von 1815 bis zu seinem
Tod 1821 lebte. Seit 1834 ist sie britische Kolonie. Anglikaner bilden auf
ihr die größte Glaubensgemeinschaft, aber es gibt auch Katholiken,
Baptisten, Neu-Apostolische und Adventisten, Zeugen Jehovas u.a.. Alle
Rassen und alle Hautschattierungen sind unter den Gläubigen vertreten.
Wer die Insel im Südatlantik besuchen möchte, muss bislang eine lange
Schiffsreise einplanen. Nur alle drei Wochen landet ein britisches Postschiff.
Doch die Zeit der Abgeschiedenheit ist bald vorbei: 2016 soll ein Flughafen
auf St. Helena eröffnet werden. Grund, mit diesem Feature an die Zeiten zu
erinnern, in denen das Schiff die einzige Verbindung zur Insel war.
31. Januar 2016
das ARD-radiofeature
Nikolaus Nützel
Der Preis der Heilung
Ein Feature über Pharmakonzerne und das Leid der Patienten
BR 2016
Neue Arzneien, etwa gegen die chronische und lebensbedrohende
Leberentzündung Hepatitis C, machen vielen Patienten Hoffnung auf Heilung.
Allerdings nutzen die Hersteller den Patentschutz ihrer Medikamente, um
Höchstpreise zu verlangen. So gilt ein neues Hepatitis-Präparat als teuerstes
aller Zeiten. Die „1000-Dollar-Pille“ scheint erst der Anfang einer breiten
Entwicklung, fürchten Fachleute. Wie sind die schwindelerregenden Preise
der Pharmafirmen kalkuliert? Der Widerstand von Krankenkassen und Ärzten
wächst gegen eine rein marktwirtschaftliche Logik im Gesundheitswesen. Hat
die Gesundheitspolitik in einem renditeorientierten und globalen Markt
überhaupt Handlungsspielräume? Es ist ein Machtkampf entbrannt, bei dem
Patienten und Beitragszahler die Leidtragenden sein könnten.
7. Februar 2016
Karin Köbernick
Heinz Erhardt – ein Porträt
hr 2001
An diesem Karnevalssonntag möchten wir an einen Komödianten erinnern,
der fern allen Karnevalsklamauk als Komiker, Musiker, Komponist und
Kabarettist die Menschen bis heute begeistert.
Aber die Autorin wirft auch einen Blick hinter die Kulissen des Komödianten
mit der Hornbrille: Sie erzählt von Erhardts Jugend, dem Beginn seiner
Karriere, seinen größten Erfolgen auf der Bühne auf der er immer „noch´n
Gedicht“ wusste und von den raren Momenten, in denen er ganz privat war.
14. Februar 2016
Reinhard Schneider
Die Zeit, die noch bleibt
Auf einer Palliativstation in Heidelberg
SWR, WDR 2015
Zwei Wochen lang begleitete der Autor rund um die Uhr Patienten,
Angehörige und das Stationspersonal einer Palliativstation in Heidelberg.
Irmgard B. führte einst ein kleines Flugunternehmen, jetzt liegt sie im
Sterben und singt mit einer Musiktherapeutin alte Schlager. Im benachbarten
Zimmer versucht Burkhard B. die Ärzte davon zu überzeugen, seinen
nahenden Tod zu beschleunigen. Die Frau eines todkranken
Orchestermusikers wirkt plötzlich wie gelöst, als sie erfährt, dass ihr Mann in
wenigen Tagen sterben wird. Fast keiner der Patienten hat die 14 Tage
überlebt. Es waren allerdings nicht nur Kummer und Leid, die der Autor hier
erlebte, sondern zugleich Hoffnung und Trost. Sterben kann unter
bestimmten Bedingungen gleichsam gelingen. Die Palliativmedizin sieht im
Prozess des endgültigen Entschlummerns am Ende des Lebens durchaus
Gemeinsamkeiten mit dessen Beginn, der Geburt: Beides bedarf
menschlicher Anteilnahme, Hilfe und Zuwendung.
21. Februar 2016
Tom Schimmeck
Silicon Blues
Im Hinterhof eines Mythos
SWR 2015
Das Silicon Valley ist die Pilgerstätte der Hightech-Jünger, ein Magnet für
Talente aus aller Welt. Eingeklemmt zwischen Pazifik und San Francisco Bay,
liegt die Heimat von Apple, Intel, Google, von Hewlett-Packard, Oracle,
Facebook und etlichen weiteren Technologiefirmen - und von knapp drei
Millionen Menschen. Während die Hard- und Softwarefirmen Spitzengehälter
zahlen, fallen die Einkommen der weniger noblen Jobs. Wer als Lehrer,
Verkäufer, Busfahrer oder Maurer arbeitet, kann sich ein Leben im
superteuren Silicon Valley kaum mehr leisten, die Zahl der "working poor"
wächst. Auch die Zahl der Obdachlosen nimmt zu. Der soziale Abstieg kommt
mitunter rasant: Eine Trennung, eine Firmenpleite oder ein Unfall können
auch einen Aktienmillionär über Nacht zum Sozialfall machen. In den
Hinterhöfen des Valley finden sich immer mehr Asyle und Ausgabestellen für
Essen und Kleidung. Die Schlangen sind lang für die, die im Schatten des
amerikanischen Traums leben.
28. Februar 2016
das ARD-radiofeature
Rainer Schwochow
Im Visier der Taliban
Ein Feature über afghanische Helfer in deutschen Diensten
hr 2016
Seit 2002 ist die Bundeswehr in Afghanistan im Einsatz. Ohne einheimische
Helfer hätte sie ihre Aufgaben nicht erfüllen können. Doch mit dem teilweisen
Abzug deutscher Soldaten ist das Leben dieser „Ortskräfte“ gefährlich
geworden. Als Mitarbeiter der „Ungläubigen“ werden sie von den Taliban mit
dem Tode bedroht. Die Flucht nach Deutschland erscheint vielen deshalb als
einziger Ausweg. Doch ihre Anträge auf Einreise bearbeitet die Bundeswehr
zögerlich und lehnt sie oft auch ab. Mit fatalen Konsequenzen: Einige Helfer
wurden schon umgebracht. Warum reagiert Deutschland so zurückhaltend?
Nach welchen Kriterien wird entschieden? Der Autor trifft ehemalige
Ortskräfte in Deutschland und Afghanistan; er sucht nach Erklärungen bei
Verantwortlichen in Politik und Bundeswehr.
6. März 2016
Margareta Bloom-Schinnerl
Caroline von Schelling und Dorothea von Schlegel
Porträt zweier Salonièren des 18. Jahrhunderts
hr 2013
Anlässlich des internationalen Frauentags am 8. März möchten wir an zwei
Salonièren des 18. Jahrhunderts erinnern. Caroline und Dorothea sind klug
und gebildet, begnadete Briefschreiberinnen, mehrfach verheiratet und
scheren sich wenig um die Normen der Gesellschaft. Caroline wurde 1763 in
Göttingen als Professorentochter und Dorothea 1764 in Berlin als Tochter des
berühmten Aufklärers Moses Mendelssohn. Vor ihnen liegt ein ebenso
leidenschaftliches wie skandalumwittertes Leben, das geprägt ist durch die
Salonkultur des 18. Jahrhunderts, durch den engen Umgang mit Dichtern und
Philosophen, durch Freundschaftsbünde, Frühromantik und Französische
Revolution. Bittere Ereignisse pflastern ihren Lebensweg, aber auch
Sternstunden. Ende des 18. Jahrhunderts treffen sie aufeinander und leben
für eine Weile zusammen in Jena in einer Wohngemeinschaft mit den
Schlegel-Brüdern. Die Autorin folgt den Spuren der beiden
außergewöhnlichen Frauen, die für ihr unkonventionelles Leben einen hohen
Preis zahlen mussten.
13. März 2016
Thema folgt
20. März 2016
Thema folgt
27. März 2016
das ARD-Radiofeature
Caspar Dohmen
Tatort Textilfabrik
Ein Feature über die Klage pakistanischer Brandopfer gegen KiK
SWR 2016
Der Textildiscounter Kik war einer der Hauptabnehmer von Ali Enterprises in
Pakistan. 2012 starben bei einem Brand in der Textilfabrik 260 Arbeiter, auch
weil viele Fenster vergittert und Fluchtwege versperrt waren. Muhammad
Hanif hat das Unglück überlebt. Er organisierte sich mit anderen Betroffenen
und fordert Entschädigung. Engagierte Anwälte, Gewerkschaftsvertreter und
Aktivisten von NGOs halfen ihnen und wurden deswegen scharf angegriffen,
bis hin zu Todesdrohungen. Hanif und drei weitere Betroffene reichten
schließlich im Frühjahr 2015 vor dem Landgericht Dortmund Klage auf
Schmerzensgeld gegen KiK ein. Der Fall ist für deutsche Gerichte ein Novum.
Es gilt zu klären, ob ein inländisches Unternehmen für
Produktionsbedingungen bei einem Zulieferer im Ausland haften muss. Wie
immer die Klage am Ende ausgeht, sie dürfte erhebliche Konsequenzen
haben für den Umgang mit der Verantwortung in den globalen Lieferketten
der Industrie.