Features in hr2-kultur

hr2-kultur – Feature
sonntags, 18:05 bis 19:00 Uhr
Redaktion: Dorothee Meyer-Kahrweg
Programmübersicht
Oktober bis Dezember 2015
3. Oktober
„Geh’ ich hinaus ins Freie“
Tag der
Vom Leben auf dem Land
Deutschen Einheit Hans-Joachim Simm
hr2015
Der Wunsch nach dem Leben auf dem Land verheißt Naturnähe,
Selbstbestimmung, Freiheit und ist Ausdruck einer ursprünglichen
Sehnsucht, die sich seit einigen Jahren neu artikuliert – auch wenn die
Anziehungskraft der großen Städte ungebrochen zu sein scheint. In der
Literatur wird das Leben auf dem Land gelobt und verklärt, aber auch beklagt
und verspottet. Mit Gedichten und Erzählungen, mit Sagen und Märchen zeigt
die Sendung den Traum vom Landleben ebenso wie die oft ganz andere
Realität.
4. Oktober
ARD-Themenwoche Heimat
Conrad Lay
"Nur die Bäume hatten Wurzeln"
Die Italiener von Stadtallendorf
hr 2010
Während der NS-Zeit beherbergen die ausgedehnten Wälder des
mittelhessischen Stadtallendorf zwei der größten Sprengstoffwerke Europas.
Nach Kriegsende ist Schluss mit der Waffenproduktion. Statt Waffen werden
nun Süßwaren hergestellt, statt Zwangsarbeitern arbeiten hier nun
Gastarbeiter. Gastarbeiter aus Italien. Denn Ferrero, der größte
Arbeitgeber vor Ort, setzt beim Aufbau seines Werkes auf Mitarbeiter aus
der Heimat. Deren Geschichte erzählt Conrad Lay in diesem Feature.
11. Oktober
Silke Behl
Der Literaturarchipel – Erkundungen in Indonesien
hr, Radio Bremen, SWR 2015
Tanah Air – Wasserland – sagen die Indonesier, wenn sie Heimat meinen.
17.500 Inseln umfasst das Land und Hunderte von Kulturen. Ein riesiger
Archipel, zusammengehalten nicht zuletzt durch eine gemeinsame Sprache:
Einheit war das Gebot der Stunde, als das Land um seine Unabhängigkeit von
der niederländischen Kolonialmacht kämpfte. Mittlerweile ist die Nation
erwachsen geworden. Zwischen Papua und Sumatra blicken die Menschen
zurück und fragen: was wurde gewonnen, was ging verloren? Gerade die
Literatur erzählt von der Vielfalt, vom zähen Ringen um die Traditionen des
Inselreichs und von den Opfern, die der moderne Staat forderte. Sie gibt uns
ein Bild von einer fernen Weltgegend, in der Extreme aufeinander prallen wie
nirgendwo sonst. Autorinnen und Autoren aus allen Ecken des Archipels
kommen in diesem Feature zu Wort. Sie bringen eine Realität zur Sprache,
die alles andere als romantisch ist und vermitteln sie mit ungewöhnlich
schönen Formen des literarischen Ausdrucks.
18. Oktober
Feature entfällt
25. Oktober
ARD-radiofeature
Tom Schimmeck
Switch off Shanghai
Ein Feature über Vorbereitungen für den Cyberkrieg
NDR 2015
Kommt der „Cyberwar“, der elektronische Krieg? Wird er Kommunikation
und Finanzsysteme, Produktion, Verkehr und die Energieversorgung ganzer
Nationen lahmlegen? Die Planungen der Militärs für den „Cyberwar“ sind
längst im Gange. Hacker sind ihre neuen Generäle. Schon heute greifen sie in
staatlichem Auftrag die Computersysteme ausländischer Regierungen und
Konzerne an. Ihr Ziel: Spionage und Sabotage. Die USA fürchten
„Hackereinheiten“ aus China, die ihre hoch vernetzte militärische und
industrielle Infrastruktur lahmlegen könnten. Im Oktober 2014 erklärte FBIChef James Comey, China führe bereits einen „aggressiven Cyberkrieg“
gegen die USA, der das Land jährlich Milliarden koste. Das „US Cyber
Command“ hat seit 2011 den Befehl zur „proaktiven Verteidigung“ der Nation.
Und auch Konzerne hacken längst zurück.
1. November
Johannes Nichelmann
"Nordkoreaner in Südkorea - Alltag nach der Flucht"
rbb, DLRadio 2015
Eine junge Südkoreanerin trifft zum ersten Mal in ihrem Leben einen
Nordkoreaner. Beim Cappuccino erfährt sie, dass der junge Mann vor einigen
Jahren unter Lebensgefahr nach Südkorea geflohen ist. Die Frau ist erstaunt
über den südkoreanischen Personalausweis des Mannes. Denn immerhin
kommt er aus einem Staat, mit dem sich Südkorea im Kriegszustand
befindet.
Etwa 30.000 Nordkoreaner leben in Südkorea. So drei Fabrikarbeiterinnen,
die einen Teil ihres Gehaltes sparen, um es heimlich einmal im Jahr
Verwandten im Norden zu schicken. Ein älterer Mann sendet per Kurzwelle
ein Radioprogramm in seine ehemalige Heimat. Ein Kunststudent will seine
Herkunft eigentlich geheim halten, doch kann er sich künstlerisch nicht
ausdrücken, wenn er seine Geschichte verschweigen muss.
Für Flüchtlinge aus Nordkorea gibt es im Süden ein eigenes Wort, das wie ein
Stigma wirkt: Saeteomin. Es sind Menschen, die zwischen zwei verfeindete
Systeme geraten sind. Das Radiofeature begleitet sie auf ihrer
Gratwanderung zwischen Integration und Isolation im Alltag in Seoul.
8. November
Ulrich Teusch
Jegliches hat seine Zeit
DDR-Schauspieler und –Regisseure vor und nach der Wende
hr 2015
Manfred Krug, Armin Mueller-Stahl, Angelica Domröse, Jutta Hoffmann –
viele bekannte DDR-Schauspieler, auch Regisseure wie Egon Günther, haben
ihrem Staat schon vor der Wende den Rücken gekehrt und sind in den Westen
gegangen.
Andere, wie Uwe Kockisch, Jaecki Schwarz oder der Regisseur Andreas
Dresen, blieben bis zum Ende und konnten auch im wiedervereinten
Deutschland ihre Karriere fortsetzen. Viele andere jedoch, unter ihnen etliche
herausragende Künstler, haben den Umbruch 1989/90 nicht unbeschadet
überstanden. Die Engagements blieben aus.
Einstige Stars und Publikumslieblinge mussten sich mehr schlecht als recht
durchschlagen, haben den Beruf gewechselt oder sich verbittert
zurückgezogen. Im Westen des Landes sind sie kaum bekannt, ihre großen
Filme drohen in Vergessenheit zu geraten. Im Feature von Ulrich Teusch
erzählen DDR-Schauspieler und -Regisseure ihre Geschichte(n), berichten
von ihrer künstlerischen Arbeit, auch von ihren politischen Erfahrungen vor
und nach der Wende. Ein Blick zurück – ohne Zorn, ohne „Ostalgie“ und stets
getragen von der Hoffnung, dass nicht alles vergebens war.
15. November
Achim Nuhr
"Kopfpauschale"
Die deutsche Asylbürokratie und ihre Folgen
hr, SWR, DLF
Vor einigen Monaten hielten Politiker die Situation in manchen
Asylbewerberheimen noch für „beschämend“. Nun sollen neue Gesetze,
Budget-Erhöhungen, Leistungsbeschreibungen und „Hygienepläne“ die
Situation verbessern. Doch hat sich wirklich etwas geändert? Der Autor
macht sich auf die Reise, besucht Unterkünfte, spricht mit Politikern,
Asylbewerbern und deren Helfern.
Dabei geht er der Frage nach, welche Unterbringung, Verpflegung,
Behandlung und Mobilität Flüchtlingen aktuell auf dem Papier gewährt
werden und wie die Betroffenen wirklich leben müssen. Er untersucht, ob
privates „Security“-Personal inzwischen besser kontrolliert wird, die neuen
„Task Forces“ die Zustände in den Heimen strenger bewachen, und wie das
anstehende „Gesetz zur Neuregelung des Bleiberechts und der
Aufenthaltsbeendigung“ das Leben der Flüchtlinge beeinflusst. Außerdem
fragt er nach, weshalb relativ reiche Städte wie Düsseldorf viel mehr der
Asyl-Kosten erstattet bekommen als bettelarme wie Wuppertal - und warum
es gesetzliche Mindeststandards für Tierställe gibt, aber in einigen
Bundesländern weiterhin keine für Flüchtlings-Unterkünfte.
22. November
Michael Lissek
Die Traurigkeit der Körper. Beobachtungen in Swingerclubs
DLR 2002
Treffpunkt "toleranter" Pärchen und Singles wollen sie sein, in kuscheliger
Atmosphäre sollen hier Partnertausch und freier Sex stattfinden. "Alles kann
und nichts muss" - so das Motto, die Wirklichkeit aber sieht anders aus. Denn
wenn Sexualität immer auch bedeutet, sich aufs Spiel zu setzen, bekommt sie
in Swinger-Clubs den Charme eines organisierten Kegelausflugs. SwingerTermini wie "Herren-Überschuss" oder "Exotische-Öl-Party" sprechen eine
deutliche Sprache. Wie kommt es, dass man im Leben immer als vollständige
Persönlichkeit wahrgenommen werden will, sich im "Club" aber freiwillig auf
ein Geschlechtsorgan reduzieren lässt? Wie das Geld müssen auch die
Körper wandern.
Über Swingerclubs ist einiges geschrieben und mehr noch "getalkt" worden.
Alles andere wäre auch verwunderlich: Der Anspruch der Clubs ist für den
Protestanten, der in uns allen steckt, zu spektakulär, um darüber zu
schweigen: Alle Hüllen sollen da fallen; "tabulose" Sexualität soll's da geben.
Dass sich diese Träume oftmals rasch als Irrtum herausstellen - Fototapete
statt Paradies; Plastikpalme statt Poppen - ist eine Tatsache, die in der
Berichterstattung geflissentlich ausgeblendet wird. "Die Traurigkeit der
Körper" versucht herauszufinden, was in den Clubs wirklich passiert, was
Simulation ist, was Realität. Und ob es vielleicht doch stattfindet: Das Fest.
29. November
ARD-radiofeature
Rainer Kahrs
Willy, dringend gesucht
Ein Feature über deutsche Bauern, amerikanische Fluchten und das FBI
Radio Bremen 2015
Ställe mit 20.000 Kühen und weit und breit keine Bürokraten, die nerven und
Auflagen machen. Diesen Traum hatte Willy van B. deutschen und
holländischen Bauern eingeflüstert und sie kamen in Scharen. Sie verkauften
alles, was sie besaßen und wanderten aus in die USA. Dort hatte Willy schon
Millionenkredite besorgt.
Doch dann drehten die US-Banken den Geldhahn zu, Kühe verhungerten und
die Bauern gingen Bankrott. Und Willy? Der ist auf der Flucht. Das FBI sucht
ihn, Staatsanwälte auch. Der Verdacht: organisierte Kriminalität.
6. Dezember
Rainer Prätorius
"Wir alle irren!" - Das undogmatische Kabarett des Hanns Dieter Hüsch
DLF 2015
Hans Dieter Hüsch starb vor genau 10 Jahren am 6. Dezember 2005.
Von seinen 80 Lebensjahren hatte er über 50 auf der Bühne verbracht.
Sein Kabarett war immer ganz nah am Menschen - und zutiefst
menschenfreundlich. Sein einzigartiger Stil hinterließ nachhaltige Spuren im
deutschen Kabarett. Eine Hommage zum 90. Geburtstag von Hanns Dieter
Hüsch. Mit Künstlern, die ihm auch persönlich nahestanden. Darunter Dieter
Nuhr, Konstantin Wecker und Rüdiger Hoffmann.
13. Dezember
Manuela Reichart
Einmal hat mein Mann mir zu Weihnachten einen Besen geschenkt –
Die amerikanische Schriftstellerin Grace Paley
hr 2015
»Grace Paley gehört zu einer seltenen Gattung von Schriftstellern mit einer
Stimme, wie niemand sonst sie hat: komisch, traurig, bescheiden, energisch,
genau«, schwärmte einst Susan Sontag von der – 2007 gestorbenen, in
Amerika hoch angesehenen - Autorin. Geboren wurde Grace Paley als
Tochter jüdischer Einwanderer 1922 in New York, berühmt mit ihren
Kurzgeschichten, in denen – fast immer aus weiblicher Perspektive – von den
"kleinen Widrigkeiten des Lebens" erzählt wird.
Sie war engagierte Feministin und Friedensaktivistin, eine der prägenden
Autorinnen der amerikanischen Frauenbewegung in den 70er Jahren. Ihre
Short Stories werden gegenwärtig (in neuen deutschen Übersetzungen)
wiederentdeckt und damit eine literarische Stimme, die stets dem
gesprochenen Wort, dem Klang der Sprache auf der Spur war und die
absurden Wendungen des Alltags ins Zentrum rückte: „Einmal hat mir mein
Mann zu Weihnachten einen Besen geschenkt. Das war nicht recht. Niemand
kann mir erzählen, er hätte es nett gemeint.“
20. Dezember
Feature entällt
27. Dezember
Rikke Houd
Die Frau auf dem Eis
rbb 2015
Die junge dänische Krankenpflegerin Karen Roos wurde 1932 in das ferne
Ostgrönland entsandt – als erste und einzige medizinische Fachkraft für die
damalige dänische Kolonie. In der dünn besiedelten Gegend war sie
weitgehend auf sich selbst gestellt, für die Versorgung von Kranken musste
sie oft weite Strecken zurücklegen. Nach einem halben Jahr verschwand sie,
die einzige Spur von ihr blieben einige Fußabdrücke im Schnee, die an den
Rand des Eises führten, und ein Tagebuch, aus dem die letzten Seiten
herausgerissen waren. Über achtzig Jahre später macht sich Rikke Houd auf
die Reise, um die Hintergründe dieses Falls erneut zu untersuchen.