Nutzung des Waldes in Niedersachsen im Wandel der Zeiten

Regionales Umweltbildungszentrum (RUZ) Reinhausen
C/o Nieders. Forstamt Reinhausen, Kirchberg 10, 37130 Gleichen
Tel.: 05592/906220, Fax: 05592/906255,
e-mail: [email protected]
Diavortrag Sekundarstufe 2
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1.) Urwaldphase und erste Waldrodungen:
 Besiedlung Mitteleuropas durch Rodungsbauern behinderte Rückwanderung der
Buche von eiszeitlichen Reliktstandorten → Mensch besiedelt Buchenstandorte
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.(Jungsteinzeit)
 dauerhafte Besiedlung Niedersachsens ab 450 v. Chr. (Eisenzeit)
 In Niedersachsen lag um Christi Geburt der Waldanteil noch bei etwa 80 %!
2.) Mittelalterliche Waldnutzung, bzw. Waldvernichtung  Hölzernes Zeitalter:
 Vervierfachung der Bevölkerung zwischen 900 und 1200
 im Hochmittelalter (11. –14. Jahrhundert) Höhepunkt der Waldrodung/-entwässerung
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Hammerwerke und Glashütten waren auf riesige Waldflächen angewiesen.
auch Wurzeln der Kohle- + Petrochemie im Wald: Meilerei, Pottasche-Siedereien,
Pechbrennereien (Schuster-, Schiffs- + Fasspech)
Für 1 KG Glas = 1-2 m³ Holz, sogar Stöcke + angefaultes Holz wurden genutzt
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Wurzelerosion + parkähnliche Strukturen mit über 50 % Eichenanteil
zusätzlich Streunutzung als Ackerdünger + Stalleinstreu, Folge:
Erhebliche Bodenverschlechterung durch Mineralien- und Humusentzug.
Immenser Brennholzbedarf  Erfindung der Nieder- + Mittelwaldbewirtschaftung
sowie der Schneitel-Hainbuchen-Wirtschaft
 Folge des Raubbaus: degenerierte Wälder + Böden, Waldanteil vielfach < 5 %!
3.) Wiederbewaldung / geregelte Forstwirtschaft:
 Zu Beginn des 19. Jahrhunderts Entlastung des Waldes ausgerechnet durch
Intensivierung der Landwirtschaft (Kunstdünger, Stallfütterung / Kartoffelanbau) 
allmähliches Ende der Streunutzung + Waldweide
 Steinkohle + Erdöl ersetzen zunehmend Holz als Energieträger  der
Brennholzbedarf sinkt, Wandel in der Holznutzung (Ende Hutewaldbewirtschaftung)
 Holzknappheit führt zur Einführung einer geregelten Forstwirtschaft unter Beachtung
des Nachhaltigkeitsprinzip, d. h. Planung nicht mehr am Holzbedarf, sondern am
Wald-/ Bodenzustand + dessen Leistungsfähigkeit ausgerichtet  die Holznutzung
darf nicht größer als der hergeleitete Holzzuwachs sein!
 Ende des 19. Jahrhunderts große Wiederaufforstungswelle, häufig nur noch mit
Nadelholz möglich (schlechter Bodenzustand!)
4.) Raubbau in Kriegs- und Nachkriegszeit:
 Übermäßiger Holzeinschlag wegen Autarkiebestrebungen und Kriegsvorbereitungen
im III. Reich
 Reparationshiebe für England + riesige Mengen Grubenholz in das Ruhrgebiet
(Marshall-Plan), großer Brennholzbedarf (Kohleverbot der Engländer)
 16 % des Waldes waren Blößen  Niedersachsen von Kriegs- + Nachkriegsraubbau
am stärksten betroffen
 große Kahlflächen waren wiederaufzuforsten: oft nur mit Nadelholz möglich, da
Laubholz kaum verfügbar
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 heutige Waldbewirtschaftung noch stark von der Vergangenheit geprägt
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, d. h. noch großer Überhang an Nadelholz
(2/3 der Fläche) + viele strukturarme/gleichaltrige Monokulturen
6.) Heutige naturnahe Waldbewirtschaftung:
 Forstliche Standortskartierung als wichtige waldbauliche Entscheidungsgrundlage 
zum Bodentyp passende (standortsgerechte) Baumartenwahl, z. B. Fichte nicht auf
Kalkböden und anspruchsvolle Baumarten wie Wildkirsche, Esche und Ahorn nicht
auf armen Sandböden
 Fichten-Reinbestände sind anfällig für Windwurf und Borkenkäferfraß; sie sind häufig
nicht standortsgerecht (ungeeigneter Boden) und meistens auch naturfern
 langfristige Umwandlung der Reinbestände angestrebt  Erhöhung des
Laubwaldanteils von 1/3 auf 2/3 der Waldfläche; dadurch auch Bodenverbesserung
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Mischwäldern im Zuge der sog. Zielstärkennutzung  volle Standortskraft ausgenutzt
 Verstärkte Einbringung der nordamerikanischen Douglasie als Mischbaumart aus
ökonomischen Gründen
 Rationelle + schonende Holzernte mit moderner Technik, angepasst an Standort und
Struktur des Waldbestandes
 Naturschutz gehört zum Konzept der naturnahen Forstwirtschaft
 Wildverbissproblematik: nur scharfe Bejagung von Rot- und Rehwild als Ersatz für die
natürlichen Feinde wie Wolf, Luchs und Bär ermöglicht einen ausreichenden
Nachwuchs (Naturverjüngung) der Waldbäume