eBay versteigert „Audrey-Hepburn-Marke“!

Philatelie aktuell
eBay versteigert
„Audrey-Hepburn-Marke“!
Wolfgang Maassen
Eine Hepburn-Marke für einen
Euro? Postfrisch? Super-Qualität? Gibt es nicht? Doch! Die
gibt es, wenn vielleicht auch nur
für den Bruchteil einer Sekunde,
bevor weitere Gebote eventuell
in schwindelerregende Höhen
gehen. Die Firma Primus aus
Konstanz hat sich etwas einfallen
lassen, um – gemäß eigenen Aussagen – zusammen mit
eBay den Briefmarkenmarkt etwas mehr zu beleben und ins
Gespräch zu bringen. Denn vom 19. bis 29. November 2015
kommt bei Ebay die berühmte Audrey-Hepburn-Marke unter
den Hammer – eine Ausgabe, die es eigentlich nicht geben
dürfte und die die teuerste deutsche Marke der Nachkriegszeit ist. Die „Blaue Mauritius“ Deutschlands, hat man sie
bereits genannt. Grund genug, ihre Geschichte noch einmal
von Roman Schneider/Fa. Primus erzählen zu lassen.
15 Exemplare bekannt
Diese Briefmarke mit dem Konterfei Audrey Hepburns war
2001 im Rahmen der Wohlfahrtsserie „Internationale Filmschauspieler“ gedruckt worden. Doch dann verweigerten
die Söhne der 1993 verstorbenen Schauspielerin, Sean
Ferrer und Luca Dotti, ihre Zustimmung zu dem verwendeten Motiv: Hepburn als Holly Golightly mit Zigarettenspitze
in einer Szene aus Frühstück bei Tiffany. Im Besonderen
Sean Ferrer, der als Vorsitzender des Audrey Hepburn Children‘s Fund (AHCF) u.a. gegen Alkohol- und Drogenmissbrauch kämpft, verwahrte sich gegen eine Briefmarke, auf
der seine Mutter als „rauchende Schöne“ zu gesundheitsschädlichem Verhalten anregt. So wurde die Gesamtauflage
noch vor dem Schalterverkauf zurückgezogen und vernichtet. Die entstandene Lücke in der Wohlfahrtsserie wurde
eilends mit einer vergleichsweise schlichten Ersatzausgabe
geschlossen. Anschließend breitete sich drei Jahre lang der
„Mantel des Schweigens“ über diese Vorgänge…
… bis 2004 ein Sammler aus Bayern in unscheinbarer Kiloware eine Ausgabe entdeckte, die in keinem Fachkatalog
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verzeichnet zu sein schien und
die er entsprechend partout nicht
zuordnen konnte. Er wandte sich
an den zuständigen Experten
im Bund philatelistischer Prüfer
(BPP), Andreas Schlegel, der
das Stück als eine jener zurückgezogenen
Hepburn-Marken
identifizierte und die Echtheit
attestierte. Der Sensationsfund ging durch die Presse und
ein regelrechtes Schatzsucher-Fieber packte die deutschen
Sammler. Einige wurden belohnt: Bis 2009 tauchten insgesamt fünf gestempelte Marken der Hepburn-Marke auf,
jede hat mittlerweile über eine Auktion einen neuen Besitzer
gefunden – Zuschläge: bis zu 135 000 Euro. Weitere Funde
wurden bis heute nicht mehr bekannt.
2010 stellte dann aber Sean Hepburn Ferrer, auf Initiative des Verbandsprüfers Schlegel, überraschend noch
den – ihm seinerzeit vom Referat für Postwertzeichen zu
Prüfzwecken übersandten – Bogen der Audrey-Marken zur
Verfügung. Er umfasste zehn postfrische Einzelmarken. Im
Rahmen einer Benefiz-Auktion zu Gunsten des AHCF und
UNICEF wurde er am 16. Oktober im Berliner Hotel Adlon
versteigert. Der neue Eigentümer ließ den Bogen Ende
2010 größtenteils zertrennen und machte die so gewonnenen Einzelwerte interessierten Sammlern zugänglich.
Alle zehn Marken sind in Sammlerhände verschwunden,
ebenso wie die fünf gestempelten Exemplare.
Eine dieser Weltraritäten aus eben jenem 10er-Bogen von
Sean Ferrer wird nun bei Ebay zur Versteigerung gebracht.
Das tadellos postfrische Luxusexemplar der berühmten
Hepburn-Marke verfügt über eine notariell beglaubigte
Abschrift der Urkunde zur Zertrennung des Bogens, die ihre
Herkunft verbrieft, und ein Fotoattest des Verbandsprüfers
Andreas Schlegel, im Rahmen dessen absolute Echtheit
und einwandfreie Erhaltung bestätigt werden. Der Ausruf
beträgt 1 Euro. Auf www.stores.ebay.de/primus-muenzen
kann man dabei sein. Eine Weltrarität, die man sonst nicht
ohne weiteres kaufen kann.
philatelie 461 · November 2015
Philatelie aktuell
Toller Start des German Team
Challenge in Gotha
Thomas Höpfner
Die 1. Runde des neuen BDPh-Wettbewerbs für Teams von
Vereinen, der German Team Challenge, fand in Gotha im
Rahmen des 114. Deutschen Philatelistentages und der
Deutsch-Britischen Ausstellung statt. Jetzt ist eine gute
Gelegenheit, eine erste Bilanz zu ziehen. Schon am Ende
der Anmeldephase war klar, dass die Schau mit 14 Teams
und 70 Ausstellern fast ein XXL-Format haben würde.
Überrascht hat wohl fast alle Aussteller (und mich auch) die
Unterbringung im großzügigen Foyer der Finanzfachhochschule, die der Schau ein einzigartiges Ambiente gegeben
hat. Jedes Team hatte einen durchgehenden Block von je
elf Rahmen (Startrahmen plus fünf mal zwei Rahmen für
die Exponate).
haben in den abschließenden Jurygesprächen versucht,
die Botschaft zu geben, dass das Mitmachen beim German
Team Challenge für alle Teams wichtig und wertvoll war.
Um eine Vorstellung zu geben, wie die Teams die Vorbereitung erlebt haben und sich der Rückblick auf die 1.
Runde darstellt, soll an dieser Stelle das TEAM WITTEKIND zu Wort kommen. Schon die Bildung des Teams der
Briefmarkengilde Wittekind Herford war eine spannende
Angelegenheit, denn zunächst hatten sich nur drei „Mitmacher“ gefunden, die dann aber schnell zwei weitere an Bord
holen konnten. Schon bald danach wurden die Aktivitäten
des Teams zu einem der wichtigsten Themen der Vereinsabende. Eifrig wurden die ersten erstellten Exponatblätter
Am Donnerstag waren alle Rahmen bereits
aufgestellt, und so konnte das Einlegen der
Exponate durch die einzelnen Teams reibungslos über die Bühne gehen. Auch die
Einführungsgespräche wurden so eingebaut,
dass der Ablauf nicht beeinträchtigt war.
Die Präsentation der Teams bot ein tolles
Spektrum fast der gesamten Philatelie, und
sicherlich haben viele anwesende Vertreter
der Teams sich umgesehen, um Anregungen
für das eigene Team zu sammeln. Über die
gesamte Zeit der Ausstellung gab es zahlreiche Besucher, wobei sicherlich am Samstag
geholfen hat, dass in der Finanzfachhochschule die BDPh-Hauptversammlung stattfand und jeder Besucher durch das Foyer
gehen musste.
Am Ende war der Sieger der 1. Runde das
Team BERLIN-BRANDENBURG. Wichtiger
ist jedoch, dass alle zehn Teams, die sich für
die 2. Runde qualifiziert haben, einen starken
Auftritt hatten. Dass alle 14 Teams in Gotha
anwesend waren, zeigt das große Engagement, das in die eigene Teilnahme gesteckt
wurde. Und die Juroren, Prof. Damian Läge,
Ludwig Gambert, Wolfgang Müller und ich,
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Ein Startrahmen bot komprimiert die Information über Teilnehmer und die Phasen dieses neuen Wettbewerbs.
(Bildvorlage: Thomas Höpfner )
philatelie 461 · November 2015
Philatelie aktuell
diskutiert und damit auch Interesse bei anderen Mitgliedern geweckt. Dass die Spannung in den letzten Wochen
vor Gotha immer weiter stieg, kann wohl jeder nachvollziehen. Und groß war dann die Erleichterung, dass das TEAM
WITTEKIND die Qualifikation für die 2. Runde „locker“
geschafft hat. Bemerkenswert ist zunächst, dass für alle
das Teamergebnis zählt und das eigene Abschneiden erst
in zweiter Linie in den Fokus rückt. Und bemerkenswert ist
auch, dass das Team jetzt bereits an den Ausbau der Exponate auf drei Rahmen denkt und dabei noch mehr Punkte
holen will. Dieses Hinarbeiten auf die 2. Runde soll wieder
in das Vereinsleben einbezogen werden – schon beim ersten Tauschabend war das ein großes Thema. Und das Ziel
ist bereits fest ins Auge gefasst: „Wir wollen uns ganz sicher
für die Endrunde qualifizieren!“
Bei den vielen Rückmeldungen, die nach Gotha bei mir
eingegangen sind, gibt es zwei Schwerpunkte. Der erste ist
die Frage, wann und wo die 2. Runde stattfindet. Nachdem
mehrheitlich befürwortet wird, dass sie bereits 2016 sein
soll, werden wir seitens des BDPh alles daransetzen, dies zu
ermöglichen. Es gibt bereits konkrete Gespräche dazu und
sobald eine Entscheidung gefallen ist, wird darüber informiert. Der zweite Schwerpunkt betrifft das vorläufige Reglement des Team Challenge. Es wurden mehrere Vorschläge
gemacht, wie dies angepasst und verbessert werden kann.
Dabei spielt die Erhöhung der Bonuspunkte eine große
Rolle. Hierzu wird es noch intensive Beratungen geben, in
die auch die Teilnehmer der 1. Runde in geeigneter Weise
einbezogen werden.
Im weiteren Ausblick denken wir bereits darüber nach, wann
und wo der nächste German Team Challenge gestartet wer-
Ein Beispiel für viele: Das Team Wittekind aus Herford.
(Foto: Hans-Dieter Wolf)
den kann. Schon jetzt kann gesagt werden, dass er erneut
in den einzelnen Mitgliedsverbänden ausgeschrieben werden wird. Vereine, die sich dafür interessieren, können sich
bereits heute bei ihrem Verband (Vorsitzender oder Stellenleiter Ausstellungswesen) melden. Und auch die Teams, die
in der 1. Runde in Gotha nicht die Qualifikation für die 2.
Runde geschafft haben, können sich dann erneut bewerben.
Aus Sicht des BDPh war der Start des German Team Challenge in Gotha ein großer Erfolg. Diese Motivation wollen
wir nutzen, um die nächsten Schritte zu gehen. Dazu gehört
in jedem Fall, den German Team Challenge in die BDPhAusstellungsordnung aufzunehmen. Den Teams, die sich
jetzt für die 2. Runde „warmlaufen“ werden, wünsche ich
viel Spaß und Erfolg beim Erweitern der Exponate auf drei
Rahmen.
Die anwesenden Teammitglieder auf einem Blick bei der Preisverleihung. (Foto: Julia Rüffer)
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philatelie 461 · November 2015