Informationen zur Diagnostik: Hereditäre motorische und sensible Neuropathie (HMSN), Charcot-Marie-Tooth Neuropathie (CMT) Häufigkeit und Genetik: Inzidenz ca. 1:2500 (alle Formen) Erbgang: autosomal dominant, autosomal rezessiv, X-chromosomal Gene/Genorte: Mehr als 50 Gene, s. OMIM-Datenbank (http://www.ncbi.nlm.nih.gov/sites/entrez?db=OMIM). Klinik und molekulargenetische Diagnostik: Distal betonte Paresen bzw. Muskelatrophie und frühzeitige Hohlfußbildung sind wichtige Leitsymptome, sensible Ausfälle sind häufig subklinisch. Je nach Form zusätzliche Auffälligkeiten, z. B. Hörstörungen. Übergänge zur hereditären motorischen Neuropathie (HMN) oder distalen spinalen Muskelatrophie (dSMA), bzw. zur hereditären sensiblen und autonomen Neuropathie (HSN/HSAN) bestehen. Vor genetischer Analyse ist eine elektrophysiologische Klassifikation in eine demyelinisierende HMSN I (motorische NLG N. medianus < 38 m/s) oder axonale HMSN II (motorische NLG N. medianus > 38 m/s) sinnvoll, weil sich hiernach ein unterschiedlicher diagnostischer Algorithmus ergibt (s. Tabelle). Mit den bei uns untersuchten Genen können je nach familiärer Belastung 50 – 80 % der HMSN I und 20 – 30 % der HMSN II molekulargenetisch aufgeklärt werden. Bei der hereditären Neuropathie mit Neigung zu Drucklähmungen (HNPP) lässt sich mehrheitlich eine PMP22-Deletion nachweisen, intragenische Deletionen oder Punktmutationen im PMP22-Gen oder im MPZ/P0-Gen sind seltene Ursachen. Tabelle: Übersicht der in unserem Labor untersuchten HMSN-Gene Autosomal dominant PMP22-Duplikation MPZ/P0 MFN2 PMP22-Punktmutation NEFL LITAF/SIMPLE EGR2 GDAP1 BSCL2 LMNA TRPV4 X-chromosomal Cx32/GJB1 Autosomal rezessiv GDAP1 SH3THC2 NEFL EGR2 Genort (OMIM) 17p11 (601097) 1q22 (159440) 1p36 (608507) 17p11 (601097) 8p21 (162280) 16q13 (603795) 10q21 (129010) 8q13 (606598) 11q13 (606158) 1q21 (150330) 12q24 (605427) Anteil von HMSN I 50 – 70 % 5% 0% 2-3 % 1-2 % Ca. 1 % <1% 0% 0% 0% 0% Anteil von HMSN II 0% 5% 10-20% 0% 4% 0% 0% <5 % < 1 %, 5-10% von dSMA Sehr selten Selten Xq13 (304040) 10-15% 10-15% 8q13 (606598) 5q32 (601596) 8p21 (162280) 10q21 (129010) ? (ca. 10% der AR-CMT) ? (ca. 10% der AR-CMT) selten selten ? 0% selten 0% (aus: Rudnik-Schöneborn et al., Diagnostic algorithms in Charcot-Marie-Tooth neuropathies: experiences from a German genetic laboratory on the basis of 1206 index patients. Clin Genet. 2015 Apr 8. doi: 10.1111/cge.1259) Nach vorheriger Absprache ist die Untersuchung weiterer Gene und Genorte möglich. Material: 5 - 10 ml EDTA-Blut bei Erwachsenen, 2 - 5 ml bei Kindern, DNA- oder Gewebeproben (n. Absprache) Begleitschein/Auftrag mit klinischen Angaben und Fragestellung, Ansprechpartner und vollständiger Anschrift, unterschriebener Einverständniserklärung der untersuchten Personen bzw. der gesetzlichen Vertreter, Laborüberweisungsschein (Muster 10) bei ambulanten Patienten, ausgestellt von niedergelassenen Allgemeinmedizinern, Kinder- und Frauenärzten, Internisten, Humangenetikern oder Neurologen bzw. Angaben zur Kostenübernahme bei Privatpatienten. Humangenetische Leistungen sind nicht budgetiert bei Eintrag der Ausnahmekennziffer 32010. Methodik: MLPA (und STR)-Analyse für die PMP22-Duplikation/Deletion; Direktsequenzierung weiterer Gene, ggf. MLPA zum Nachweis von Einzelexon-CNVs in MPZ und MFN2 Nach Rücksprache: weitergehende Stufendiagnostik von >50 Genen. Siehe gesonderte Information. Befundmitteilung: Die Ergebnisse werden nach GenDG dem verantwortlichen Arzt schriftlich mitgeteilt. Eine Weitergabe der Daten an Dritte ist nur mit ausdrücklichem Einverständnis des Patienten bzw. seiner Sorgeberechtigten möglich. Pränatale Diagnostik: nach Rücksprache Ansprechpartner: Dr. rer. nat. Katja Eggermann Dr. med. M. Elbracht Prof. Dr. med. Klaus Zerres Version: 06 – 23.12.2015 +49 – 241 – 80 88008, [email protected] +49 – 241 – 80 80178, [email protected] +49 – 241 – 80 80179, [email protected]
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