Wir wollen Opfern der Shoah ihren Namen, ihr Gesicht und ein

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Grußwort von Beate Klarsfeld
Grußwort
Wir wollen Opfern der Shoah ihren Namen,
ihr Gesicht und ein Stück ihrer Würde zurückgeben.
Man kann nur die deutschen Städte loben, die es nicht erlauben, dass das Andenken der hier geborenen Juden
verschwiegen wird. In Ausstellungen wird gezeigt, wie sie gelebt haben, bevor die Nazibarbarei sie ins Exil
zwang oder in den Vernichtungslagern ermordete. Die Familiengeschichte der Opfer wird wieder aufgearbeitet,
man dokumentiert das persönliche oder berufliche Leben. Ihre Wohnorte werden erforscht und man sucht
nach Fotos, die sie zu einem Zeitpunkt zeigen, als sie glücklich in ihrer Stadt lebten. Anhand von Archiven und
Listen können die Stationen beschrieben werden, die sie durchqueren mussten, bevor sie ermordet wurden:
die Daten der Todestransporte, die Vernichtungslager, in die sie geschickt wurden. Das ist keine dem Tode
gewidmete Arbeit, sondern ein Versuch, die Opfer ins Leben zurückzurufen. Sie dürfen der Welt gegenüber
nicht namenlos gestorben sein, ihre Namen müssen ermittelt, ihre Schicksale dokumentiert werden.
Deshalb ist dieses Buch sehr nützlich und wichtig. Es handelt sich nicht nur um eine Arbeit zum Gedenken an
die Opfer, es ist auch eine unentbehrliche Dokumentation, die für die Erziehung der jungen Generation von
großer Wichtigkeit ist. So werden junge Menschen eine Vorstellung bekommen von der Gewalt der totalitären
Ideologien, und dies wird sie darin bestärken, sich von keinem Demagogen beeinflussen zu lassen und sich
den politischen Extremen zu widersetzen. Die Ausstellung und das Buch erlauben vielen Lehrern, sich zusammen mit ihren Schülern gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit zu engagieren.
Ich habe etwas Zeit damit verbracht, aus dem Gedenkbuch der aus Frankreich deportierten Juden herauszu­
suchen, wie viele Juden aus Bielefeld stammten. Ich konnte acht Deportierte herausfinden, darunter zwei
Frauen, und zusätzlich ein Opfer, das in Gurs, einem Lager in Frankreich, verstorben ist. Dabei weichen einige
Angaben geringfügig von den im Online-Gedenkbuch des Bundesarchivs in Berlin genannten Daten ab – ein
Spiegel der schwierigen Forschungslage.
Diese neun Namen von aus Frankreich deportierten Bielefelder Jüdinnen und Juden möchte ich den Namen
und Schicksalen, die in diesem Buch und in der Ausstellung Die Bielefelder Deportationen gezeigt werden,
hinzufügen:
• Martha Breitenfeld, geb. Katzenstein, geboren am 13. Oktober 1890, deportiert am 6. November 1942 nach
Auschwitz
• Samuel Goldberger, geboren am 8. Januar 1915, deportiert am 4. September 1942 nach Auschwitz
• Hans Greve, geboren am 22. August 1920, deportiert am 2. September 1942 nach Auschwitz
• Horst Hauptmann, geboren am 23. Juni 1919, deportiert am 26. August 1942 nach Auschwitz
• Wilhelm Langendorf, geboren am 28. Februar 1904, deportiert am 4. März 1943 nach Majdanek
• Erwin Rothschild, geboren am 26. Mai 1922, deportiert am 23. März 1943 nach Sobibor
• Erna Sauer, geb. Hertzfeld, geboren am 16. November 1888, deportiert am 16. September 1942 nach Auschwitz
• Paul Spira, geboren am 28. Dezember 1920, deportiert am 16. August 1942 nach Auschwitz
• Sally Heinemann, geboren am 23. Februar 1878, gestorben am 26. Dezember 1940 im Lager Gurs
Beate Klarsfeld
Kinderbilder bedecken die Wand der Pariser Shoah-Gedenkstätte. Beate Klarsfeld und ihr Mann Serge haben diese Fotos zur Erinnerungen
an die Ermordeten gesucht und dokumentiert. (Foto: AFP /JOEL SAGET)
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