Hallo, liebe Freunde und Freundinnen der modernen Landwirtschaft! Das sage ich hier ganz bewusst, weil ja gerne unterstellt wird, diese Demo richte sich gegen die moderne Landwirtschaft. Natürlich nicht, denn moderne Landwirtschaft, das ist nachhaltige, bäuerliche Landwirtschaft, und dafür stehen wir alle hier ein. Ich bin sehr froh, dass auch in diesem Jahr wieder so viele Menschen im kalten Januar nach Berlin gekommen sind. Und ich bin besonders froh, dass darunter wieder so viele Bäuerinnen und Bauern sind! Das kann man eindrucksvoll ablesen an der Zahl der Trecker, die hier gerade vorbeifahren. Vielen Dank an alle, die bei schwierigen Witterungsbedingungen die weite Anreise auf sich genommen haben. Als ich gestern Abend im Fahrerlager auf dem Gut Blankenfelde war, wurde mir trotz des kalten Wetters angesichts der Entschlossenheit und Begeisterung gerade vieler junger Bäuerinnen und Bauern warm ums Herz! Besonders stolz bin ich, dass erstmals auch einige Fahrer aus Ostfriesland dabei sind. Wir sind im vergangenen Jahr schon mit unseren Treckern nach München und nach Brüssel gefahren, und heute sind wir hier in Berlin, um für unsere Höfe zu kämpfen. Denn diese Bauernhöfe, für die die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft steht und die von der übergroßen Mehrheit der Menschen gewünscht sind, sind akut in ihrer Existenz bedroht! Wir befinden uns mitten in einer schweren Marktkrise, die Milchbauern, aber auch die Schweinebauern müssen seit anderthalb Jahren ihre Produkte weit unterhalb der Kostendeckung abliefern. Ausgelöst wurde diese Krise durch die verfehlte Politik der Weltmarktorientierung. Uns Bäuerinnen und Bauern wurde von der EU-Kommission, der Bundesregierung, dem Bauernverband und der Ernährungsindustrie das Blaue vom Himmel herunter versprochen. Gerade den Milchbauern hat man nach dem Auslaufen der Quote Hoffnungen auf eine weltweite Nachfrage nach unserer Milch gemacht. Die gibt es auch, sie kann aber nur zu nicht kostendeckenden Weltmarktpreisen bedient werden. Profiteure sind die großen Exportmolkereien, die uns Bauern nach der Vermarktung und dem Abzug der Kosten nur das Restgeld auszahlen. Sie errichten ihre Imperien auf den Gräbern unserer Höfe! Mittlerweile steht vielen Kollegen das Wasser bis zum Hals. Strukturwandel haben wir schon lange, aber jetzt hat ein knallharter Strukturbruch begonnen. Und der wird von unserer Bundesregierung gewollt und unterstützt. Zunächst hat Landwirtschaftsminister Schmidt die Krise lange geleugnet, jetzt sitzt er sie bräsig aus. Manchmal möchte man ihn schütteln, so ungerührt gibt er sich von der Not auf den Betrieben! Er weigert sich, das Übel an der Wurzel zu packen und die Menge zu reduzieren. Stattdessen sucht er hilflos nach neuen Exportmärkten, wobei er neuerdings den Iran im Auge hat! Bei Milch könnte da ja noch was gehen, aber die Exportmöglichkeiten für Schweinefleisch in den Iran sind doch eher begrenzt… Schmidt setzt weiter, genau wie die Bundeskanzlerin, auf Liberalisierung und Globalisierung. TTIP wäre die Krönung dieser Politik und würde der bäuerlichen Landwirtschaft den Todesstoß versetzen. Dagegen werden wir uns mit allen Mitteln wehren, und dabei können wir auf die Wertschätzung und den Rückhalt der Gesellschaft setzen. Deshalb bin ich sehr froh über das Motto der heutigen Demo: „Keine Zukunft ohne Bäuerinnen und Bauern“. Wir haben eure Unterstützung, und das macht uns Mut! -Wir haben es satt, auf Dürren durch El Nino oder Blizzards in den USA zu hoffen, damit sich der Milchmarkt durch Naturkatastrophen und den Ruin von Kollegen auf anderen Kontinenten bereinigt. -Wir haben es satt, auf einen brutalen Verdrängungswettbewerb gegen Kollegen in Deutschland und Europa, aber auch in den Ländern des Südens zu setzen. -Wir haben es satt, aus unseren Böden, aus den Tieren, aus unseren Mitarbeitern und nicht zuletzt auch aus uns selbst das Letzte herauszuholen, nur um die Profite unserer sogenannten „Partner in der Wertschöpfungskette“ zu sichern. Ich möchte weiterhin meine Flächen so bewirtschaften, dass die Natur noch eine Chance hat. Ich möchte weiterhin meine Kühe artgemäß füttern und auf die Weide lassen. Ich möchte weiterhin keine billigen Rohstoffe für die Ernährungsindustrie erzeugen, sondern hochwertige, gesunde Lebensmittel. Ich möchte mir die Unterstützung und Anerkennung der Gesellschaft erhalten. Deshalb fordern wir fairen Handel statt Freihandel und faire Preise und Marktregeln für die Bauern! Die Bundesregierung ist verantwortlich für die politischen Rahmenbedingungen, die zu diesen Erzeugerpreisen führen. Mit ihrer Priorität auf Lebensmittelexporte für den Weltmarkt zu Dumpingpreisen macht sie bäuerliche Strukturen und regionale Märkte für Bauern hier und in der ganzen Welt kaputt. Deshalb fordern wir Bäuerinnen und Bauern gemeinsam mit euch allen von Kanzlerin Merkel und Minister Schmidt: Ändern Sie jetzt die Ausrichtung ihrer Landwirtschaftspolitik! Stoppen Sie TTIP und CETA! Schluss mit der Überproduktion bei Fleisch und Milch! Treten Sie für eine Qualitätsoffensive ein! Dann wird die Landwirtschaft hier und weltweit auch weiterhin geprägt durch Bauernhöfe statt Agrarfabriken!
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