Interview mit Christine Gerber

FORUM • 3
Mittwoch, 22. Juni 2016
LE S E R B R IEFE
«Sie fressen über 5 Millionen Insekten»
nur im den Bergregionen wird
gemolken. Wir hätten dann wieder eine bessere Selbstversorgung, und die Natur könnte sich
von den Strapatzen der AP
14–17 erholen.
Hans Hirschi
Trubschachen BE
Zum Artikel «Produzierend die Biodiversität fördern» im «Schweizer Bauer» vom
18. Juni.
Herzlichen Dank für den interessanten Bericht über die
Schwalben. Wir stellen den
zierlichen Vögeln auch Wohnungen zur Verfügung. Für die
Mehlschwalben 31 Stück unter
der «Einfahrt» und 6 Nester im
alten Kuhstall für die Rauchschwalben. Jeden Sommer sind
alle Wohnungen «vermietet».
Wir hatten im Jahr 2014 bei der
Untersuchung der Vogelwarte
Sempach mitgemacht und unseren Bestand via Internet mitgeteilt. Am nächsten Morgen
stand eine Mitarbeiterin von
der Vogelwarte auf dem Betrieb
und wollte nachsehen, ob wir
uns nicht vertippt haben. Wir
schätzen unsere «Untermieter»
sehr, bedenke man, dass sie bei
uns jährlich 5 550 000 Insekten
fressen. Als Gegenleistung putze ich ihnen alle zwei Jahre die
Nester (wird von der Vogelwarte so empfohlen).
Karin Siegenthaler-Wälchli
Freiburg
«Vergünstigung für
Luzerner Bauern»
Zur Krankenversicherung Agrisano.
Die Agrisano ist die Krankenund Unfallversicherung der
Schweizer Landwirtschaft. Diese wird indirekt mit den Direktzahlungen der Luzerner Bauern
finanziert. Hierfür ist den Luzerner Bauern an dieser Stelle
im Namen aller Agrisano-Versicherten zu danken, weil sie dem
Luzerner
Bauernverband
(LBV) mit ihren Beiträgen die
Verwaltungskosten der ca. 20
Agrisano- und Versicherungsmitarbeiter gedeckt werden, die
«Volksentscheid
wurde missachtet»
Zum Milchgipfel und der Milchkrise.
«Jedes der 31 Mehlschwalben-Nester ist bei uns besetzt», sagt Karin Siegenthaler-Wälchli. (Bild: Daniel Hubacher)
beim Luzerner Versicherungsberatungsdienst in Sursee angesiedelt sind. Die von den kantonalen Agrisano-Filialen zugeschickten Dossiers und Versicherungspolicen werden in Sursee bearbeitet, abgeklärt und
verwaltet. Wer z. B. von der Agrisano zu einer anderen Krankenkasse wechseln möchte,
muss deshalb nicht nach Brugg,
sondern nach Sursee fahren, um
in den Besitz seiner Police zu
gelangen. Der Hauptsitz der Agrisano ist zwar formell noch in
Brugg, jedoch werden in allen
Agrisano-Filialen (die bei den
kantonalen Bauernverbänden
angesiedelt sind), nur Briefkastenfirmen-Funktionen wahrgenommen, aber die Hauptverarbeitung findet an der Adresse
des Luzerner Bauernverbandes
statt. Da fragt man sich dann
schon, warum den Luzerner
Bauern nicht eine Vergünstigung der Agrisano-Police gegenüber Ausserkantonalen gegeben wird, wenn diese doch die
Hauptlast tragen.
Andreas Volkart
Steinmaur ZH
«Agrarpolitik zerstört Lebensraum»
Zur Agrarpolitik.
Getreide und Zuckerrübenanbau werden fast nicht mehr unterstützt und bieten keine Existenz mehr. Darum produzieren
alle Milch, und deshalb haben
wir zu viel davon. Ohne eigenes
Getreide sinkt unsere Selbstversorgung auf unter 30 Prozent.
Aus Milch und Blumen kann
kein einziges Brot gebacken
werden. Darum wird der Urwald
abgeholzt, um unser Getreide zu
produzieren. Je mehr Urwald abgeholzt wird, desto fleissiger haben wir Unwetterkatastrophen.
Durch unsere Agrarpolitik wird
die Klimaerwärmung und das
Abholzen des Urwaldes massiv
beschleunigt. Unsere Agrarpolitik zerstört den Lebensraum der
Menschheit. Um aus der Milchkrise herauszukommen, muss
der Getreide- und Zuckerrübenanbau wieder mit Direktzahlungen attraktiv gemacht werden
und mit Zöllen geschützt werden. Dann bauen die Flachlandbauern wieder Getreide an, und
Der Milchgipfel in Bern endete
ohne konkrete Resultate. Wer
hätte etwas anderes erwartet?
In einer Volksabstimmung hat
sich das Schweizer Volk mit
grossem Mehr für die Beibehaltung der Milchkontingentierung ausgesprochen. Doch der
Bundesrat brachte es fertig, eigenwillig aus der Milchkontingentierung auszusteigen. Wahrscheinlich auf Druck der Verwaltungsräte der verschiedenen
Verarbeiter. Kein Wunder,
wenn immer mehr Leute an Abstimmungen der Urne fernbleiben, wenn solche Volksentscheide missachtet werden.
Nun sind die Bauern die Dummen. Und es ist einfach, ihnen
den «Schwarzen Peter» anzuhängen. In allen Zeitungen wird
die Bauernlobby stark kritisiert.
Fritz Keller senior
Niederweningen ZH
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Bauer» gerne veröffentlicht. Kurz gefasste Leserbriefe (max. 1500 Zeichen) werden bei der Auswahl bevorzugt behandelt. Die Redaktion behält
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IN T E R V I E W: Christine Gerber ruft Bäuerinnen zu öffentlichem Engagement auf
PRESSESCHAU I
P R E S SESCHAU II
«Bäuerinnen, geht raus und zeigt euch»
«Bafu hat gute
Mitarbeiter»
«Wir wollen
raus aus EU»
Christine Gerber aus Detligen BE ist neue Chefexpertin West in der Bäuerinnenausbildung. Im November war ihr erster Einsatz.
Beim Bundesamt für Umwelt
wurden die Mitarbeiter am besten beurteilt, heisst es in der
«Berner Zeitung». Die Leistungen von 490 der rund 500 Bafu-
Laut dem britischen Bauernverband überlebten viele Betriebe
auf der Insel nur dank Brüsseler
Agrarsubventionen. So steht es
in der «Neuen Zürcher Zei-
Mitarbeiter sei vom jeweiligen
Vorgesetzten mit «gut» oder gar
«sehr gut» bewertet worden.
Das seien 98,5 Prozent. Die Bewertung «gut» habe den Mitarbeitern ein Anrecht auf 2,5 Prozent bis 3,5 Prozent Leistungslohnerhöhung gegeben, sofern
diese nicht bereits beim Maximum ihrer Lohnklasse angelangt seien. Für die Note «sehr
gut» hätten die Bundesangestellten bis zu 5 Prozent Leistungslohnerhöhung erhalten.
Das Bafu sei mit dieser sehr hohen Quote von «gut» und «sehr
gut» beurteilten Mitarbeitern
Spitzenreiter unter den Bundesämtern. Das gehe aus einem Bericht hervor, den das Bundespersonalamt zuhanden des Bundesrates erstellen musste. ats
tung». Die EU-Beihilfen würden durchschnittlich 55 Prozent der Einkommen von britischen
Bauern
ausmachen.
Trotzdem würden die meisten
Bauern für einen EU-Austritt
stimmen wollen. Entlang von
Landstrassen im Landkreis
Worcestershire hätten Bauern
Stangen mit roten Plakaten in
ihre Felder gerammt. Darauf
stehe: «Leave» – die EU verlassen. Die Landwirte würden allgemein euroskeptische Meinungen äussern. Einwanderung,
fremde Richter, erschwerte
Rechtsdurchsetzung
seien
Gründe für den geforderten
Rechtsaustritt. Viele hätten zwar
damals Ja zum Beitritt gestimmt,
aber nicht, um von Brüssel regiert zu werden. ats
den Grundsätzen der Ernährungspyramide und berücksichtige dabei die Saisonalität, meine
Vorratshaltung und die Finanzen.» Dabei ist auch zu beachten, dass die Auswirkungen auf
Haushalt, Familie, Betrieb und
eigene Person in jeder Arbeit
vorhanden sein muss.
INTERVIEW:
DANIEL SALZMANN
«Schweizer Bauer»: Sie sind
in der Bäuerinnenausbildung
die neue Chefexpertin West. In
dieser Funktion haben Sie die
Berufsprüfung Bäuerin mit
Fachausweis im LZ Liebegg,
Gränichen AG, begleitet. Welches Fazit ziehen Sie?
Christine Gerber: Ich war
stolz, diese Aufgabe zum ersten
Mal wahrzunehmen, noch mit
Unterstützung von Susanne
Rüegsegger, die dieses Amt jetzt
abgegeben hat. Das war ein sehr
guter Einstieg. Ich hatte Freude,
dass alle Frauen pünktlich zur
Prüfung angetreten sind, und
das zeigt mir, dass diese Frauen
zuverlässig sind. Für die Zukunft brauchen wir weiterhin
diese motivierten und gut ausgebildeten Bäuerinnen, welche
die landwirtschaftlichen Anliegen in der Öffentlichkeit vertreten.
Was erwies sich als die grösste
Herausforderung?
Im Vorfeld geht es darum, die
richtigen Teams aus Expertinnen zusammenzustellen. Das ist
eine grosse Herausforderung.
Zum Beispiel dürfen die Kandidatinnen nicht dort zur Schule
gegangen sein, und sie dürfen
die Expertinnen nicht kennen.
Christine Gerber. (Bild: zvg)
Und womit hatten die Absolventinnen
die
grössten
Schwierigkeiten?
Ihr Ziel zu definieren: Was
wollen sie in ihrer Projektarbeit
wirklich untersuchen? Dabei
sind die Kurstage, die wir anbieten, sehr hilfreich.
Welche Themen werden da gewählt?
Am häufigsten werden die Module Ernährung/Verpflegung,
Produkteverwertung und Gartenbau gewählt. Diese drei liegen immer noch an der Spitze.
Was muss eine Projektarbeit
beinhalten?
Ein mögliches Ziel, welches in einer Projektarbeit zu definieren
wäre, könnte sein: «Ich plane vier
optimale
Wochenmenüpläne
über die vier Jahreszeiten nach
Nur einige wenige Frauen beschäftigen sich vertieft mit der
Betriebswirtschaft. Sollte das
nicht mehr Frauen tun?
Kenntnisse eignen sich ja alle
an, weil sie die Betriebswirtschaftsmodule besuchen müssen. Und trotzdem haben die
angehenden
Bäuerinnen
manchmal eine Hemmschwelle,
dies draussen auch anzuwenden. Obwohl dies überhaupt
nicht begründet ist. Denn oft
machen sie zu Hause die Buchhaltung und kennen die betriebswirtschaftlichen
Fragestellungen. Da braucht es noch
etwas mehr Mut, um dies anzupacken.
Nun haben die Kandidatinnen
ihr Ziel erreicht, die Prüfun-
gen bestanden und das Diplom
erhalten. Wie geht das weiter?
Bleiben Sie mit Ihnen in Kontakt?
Ich möchte mit ihnen in Kontakt bleiben, und es wäre schön,
wenn ich die Bäuerinnen mit
Fachausweis dann auch in der
Öffentlichkeit sehen würde. Es
ist mein grosser Wunsch, dass
sich die Bäuerinnen auch politisch engagieren oder in Vereinen, Verbänden und Fachorganisationen. Sie sollen rausgehen, sich zeigen und das erworbene Wissen auch weitergeben.
ZUR PERSON
Christine Gerber ist Vizepräsidentin des Berner Bauernverbands und Grossrätin des
Kantons Bern. Die dipl.
Bäuerin und Kauffrau ist
Mutter von sechs Kindern
und bewirtschaftet mit ihrer
Familie einen Landwirtschaftsbetrieb in Detligen
BE. Dort hat sie selber 14
Lehrtöchter im Haushalt
ausgebildet. pam
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Schweizer Bauer, Mittwoch, 22. Juni 2016
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