Leitfaden: Ein/e Interview/ Diskussionsrunde vorbereiten und durchführen 1. Informieren: Was interessiert mich an dem Gesprächspartner, was könnte das Publikum reizen, was will ich mit dem Interview erreichen? Auf welche Themen und Fragen springt der Gesprächspartner an, wo schlägt sein Herz? Beachte: Wir müssen uns nicht nur auf den Interviewpartner und die jeweilige Situation einstellen. Es gilt auch, uns in die Thematik einzuarbeiten. Je mehr wir in der Vorbereitungsphase über das Thema erarbeiten, desto fundierter können wir das Interview führen. Nicht krampfhaft an Themen festhalten, nur weil sie behandelt werden sollen, der Gesprächspartner dazu aber nicht viel sagen kann oder will. TIPP: Recherchiere, ob du etwas zum Gesprächspartner im Internet findest (Biografie, Zeitungsartikel, eigene Web-Präsenz…) - Gibt es Anekdoten oder einmalige Statements? - Welche Themenschwerpunkte werden durch diese Person besetzt und welche Standpunkte/ Meinungen werden von ihm vertreten? - Gibt es Schnittpunkte oder Abgrenzungspunkte gegenüber anderen Gesprächspartnern? Arbeite dich selber ins Thema ein. - Was ist Stand der aktuellen Diskussion? - Gibt es kurze, plakative Aussagen, die das Thema vermittelbar beschreiben? 2. Frageliste vorbereiten: Überlege dir, was du wissen willst und halte deine Fragen auf einer Frageliste fest. Dabei hilft, vermutete oder mögliche Antworten des Gastes zu notieren und dann entsprechend Folgefragen zu formulieren. Überlege dir, worauf die betreffende Person wirklich antworten kann und streiche die „unmöglichen“ Fragen weg. Überlege dir die Reihenfolge deiner Fragen. Sie sollen aufeinander aufbauen und nicht thematisch durcheinander gewürfelt sein. Stelle dich darauf ein, dass du nicht immer die Antwort bekommen wirst, die du gerne hören willst. Überlege dir Zusatz- oder Ausweich-Fragen. Beachte: Gute Fragen sind solche, die interessante Antworten hervorrufen und zu einem lebhaften Gespräch führen. Vermeide zu persönliche Fragen. Vermeide Fragen, die man mit „ ja“ oder „nein“ beantworten kann – stelle also „offene“ Fragen, die eine längere Antwort benötigen. www.wortstelle.de Ingo Röske-Wagner 2015 Seite 1 Leitfaden: Ein/e Interview/ Diskussionsrunde vorbereiten und durchführen 3. Interview durchführen Begrüßung und Dank zuerst ! Das Interview anhand der Frageliste durchführen. Die Antworten in Stichworten mitschreiben. Flexibel reagieren, wenn eine Antwort „zu früh“ kommt oder wenn einer Frage ausgewichen wird. Dank am Schluss nicht vergessen! Beachte: Keine lange Vorrede. Ruhig und steil ins Gespräch einsteigen. Als erste Frage bitte nicht: »Erzählen Sie einmal, wie alles angefangen hat. « Sondern vielleicht: »Sie hatten eine gute Stellung, gerade ein Haus gebaut, waren dabei in Ihrem Land Karriere zu machen – und dann packten Sie die Sachen und sind los!?« Der Gast soll sich wohl fühlen. Ihn ausreden lassen, aufmerksam anschauen und während seiner Antworten möglichst nicht zu oft nach der nächsten Frage im eigenen Fragenkatalog schielen. Der Gesprächspartner wird nur bei ehrlichem Interesse auftauen. Und je entspannter der Befragte, umso persönlicher, farbiger und engagierter werden die Antworten sein. In den Fragen besser keine Antwortmöglichkeiten mitliefern, Fragen lieber offen stellen. Nicht: »Und dann haben Sie sicher täglich Deutschunterricht gehabt?« Sondern: »Wie war das mit der fremden Sprache?« Bereit sein, sich aus dem Fragenraster auch zu lösen! Deshalb gut zuhören und auf anschauliche, überraschende Aussagen eingehen: »Wie bitte? In der ersten Zeit war es für Sie hier eher wie Urlaub, obwohl Sie viel arbeiteten? Das müssen Sie genauer erklären« Je mehr man sich vom Manuskript löst, umso lebendiger wird das Gespräch. Fragen, die bei Nichtweiterwissen einen guten Wiedereinstieg in den Katalog ermöglichen, dick markieren. Der Gesprächspartner sollte auf Vorwürfe oder Gegenmeinungen reagieren können, auch wenn man diese selbst gar nicht vertritt. Hilfreich ist die Formulierung: »Jetzt gibt es aber viele/einige, die sagen…« Beispiel: »Jetzt gibt aber viele, die sagen: Ausländer müssen erst perfekt Deutsch lernen, und dann sind wir auch bereit mit der Integration anzufangen.« www.wortstelle.de Ingo Röske-Wagner 2015 Seite 2
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