Der Mann, der Landolt zum Zittern bringt

Er weiss, dass seine Wahl «verheerende Konsequenzen für die BDP» hätte: Landolt-Herausforderer Jacques Marti am Freitag in
seinem Büro in Glarus. (Sabine Wunderlin)
SP-­Kandidat Jacques Marti
Der Mann, der Landolt zum Zittern bringt
Ausgerechnet ein Linker will in Glarus BDP-Chef Martin Landolt den Sitz abjagen. Das
ist auch mit Blick auf die Bundesratswahlen pikant.
Publiziert: 20.09.2015
Von Marcel Odermatt (Text) und Sabine Wunderlin (Foto)
Was für ein Coup! Am Freitag vor einer Woche gab
Jacques Marti (32, SP) in Glarus überraschend bekannt,
dass er Nationalrat werden will. Bis zu diesem Zeitpunkt
gingen im Kanton alle davon aus, dass BDP-Chef Martin
Landolt (47) in stiller Wahl für die nächste Legislatur
bestätigt wird. Am Montag nach dem Paukenschlag war
der ganze Kanton schon mit Martis Konterfei plakatiert.
Der Sohn des früheren Glarner Nationalrats und
Preisüberwachers Werner Marti (58, SP) will dessen
politisches Erbe übernehmen.
Verheerende Folgen
«Der Angriff der SP auf die BDP ist unlogisch»: BDP-Chef
Martin Landolt. (KEYSTONE/PETER KLAUNZER)
Den Segen für die Kampfkandidatur holte der Anwalt, der
in der Kanzlei seines Vaters arbeitet, von ganz oben:
«Meine Kandidatur ist mit der Parteileitung der SP
Schweiz abgesprochen», bestätigt Marti. Sie habe ihm
grünes Licht gegeben.
Landolt nimmt den Angriff nicht auf die leichte Schulter.
Dass ihn ausgerechnet ein Linker in einen Last-Minute-Wahlkampf zwingt, hat
den Nationalrat «überrascht». «Unheimlich logisch ist der Angriff der SP auf
die BDP wirklich nicht», sagt er. Tatsächlich spielt der BDP-Unternehmer eine
zentrale Rolle beim Plan von SP-Chef Christian Levrat (45), die Mitte-linksMehrheit im Bundesrat im Dezember zu sichern.
Marti ist sich dessen bewusst: «Mir ist klar, dass eine Abwahl von Landolt für
die BDP verheerende Konsequenzen hätte – weit über den Kanton hinaus.»
Diese Überlegungen hätten bei seiner Kandidatur aber keine Rolle gespielt.
«Mir geht es darum, dass dasjenige Viertel der Bevölkerung, das links-grün
wählt, heute weder im Bundeshaus noch in der Glarner Regierung vertreten
ist.» Das wolle er ändern, sagt der Jurist, der wie sein Vater in der Schweizer
Armee als Major dient.
Wenn es um seine Chancen geht, ist eine Frage entscheidend: Wie verhält
sich die SVP-Basis? Mit ihrem 30-Prozent-Wähleranteil spielt die Rechtspartei
eine zentrale Rolle. Aber genau dort hat Landolt eine offene Flanke. Im
vergangenen Jahr hat er viele SVP-Sympathisanten vor den Kopf gestossen,
weil er der Partei «nationalsozialistische Rhetorik» vorwarf. Toni Brunner (41)
verweigerten ihm in der Folge sogar den Handschlag.
Buhlen um SVP
Jetzt muss Landolt an die Volkspartei appellieren: «Ich glaube, dass vielen
Mitgliedern der Glarner SVP meine bürgerliche Politik und mein Einsatz für den
Kanton – zum Beispiel für die Glarner Landwirtschaft – nicht entgangen sind.»
Er werde sein Bestes geben, um zu verhindern, dass das einzige
Nationalratsmandat im Zigerschlitz an die Linke gehe.
Klar ist: Einfach macht es die SVP Landolt nicht. Die Partei hat diese Woche
bereits Stimmfreigabe beschlossen. Aber einen Linken zu wählen, um Landolt
abzuwählen, dürfte vielen SVPlern am Schluss trotzdem schwerfallen.
Jacques Marti kann dennoch gelassen in den Wahlkampf gehen. Sollte er eine
Niederlage kassieren, wäre das nicht das Ende seiner politischen Ambitionen:
«Wenn ich es im Oktober nicht schaffe, schliesse ich weitere Kandidaturen in
späteren Jahren nicht aus.»
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Beliebteste Kommentare
Hans Baumgartner
In Glarus werden in erster Linie Köpfe gewählt und nicht Parteien.
Ein junger dynamischer Kandidat aus Sool der weiss was er will, zudem
in der Armee Major ist und sich im Kanton selber einsetzt...
Ich denke viele bürgerliche werden Ihn wählen, zum Teil möglicherweise
auch nur als Trotz oder Zeichen gegen die BDP und ihre Äusserungen
gegen die SVP.
Man darf gespannt sein!
Alles Gute Herr Marti.
20.09.2015 ·
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David Menzi
Meine Meinung als Glarner: Eine Wahl zwischen Pest oder Cholera.
Schönen Abend
20.09.2015 ·
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Alle Kommentare (9)
alberto chen, Taipei/Taiwan R.O.C.
Konsequenter BDP-Landolt! Zuerst wird seine Ex-Partei als "braune
Suppe" verurteilt und hintergangen. Nun meint diese Person, nochmals
auf die Stimmen seiner Ex-Partei zählen zu können! Sehr, sehr naiv,
dieser Politiker Landolt! Doch tràumen darf ja jeder!
gestern, 13:29 Uhr ·
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alberto chen, Taipei/Taiwan R.O.C.
Obwohl ich seit Jahrzehnten nicht mehr für die SP wählen kann, würde
ich hier Marti meine Stimme geben!
Warum wähle ich Marti, weiss ich , dass ich links gewählt habe. Beim
Landolt ist es so, dass ich bürgerlich wähle und nach den Wahlen wieder
einen linken Landolt erleben muss, weil dieser mit den Linksgrünen in
einem Ehebett liegen muss!
gestern, 12:38 Uhr ·
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Pirmin Derungs, Altdorf
Zuerst die SVP als brauner Mob bezeichnen und dann um Stimmen aus
der SVP buhlen, wie glaubwürdig ist dieser Herr Landolt eigentlich, jetzt
bekommt er halt die Rechnung.
gestern, 08:22 Uhr ·
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Andreas Glarner, via Facebook
Lieber einen echten Linken mit Herz wie Marti als den WindfahnenLandolt
gestern, 06:03 Uhr ·
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Carly Pfitzner
Erschreckend, aber vielleicht nützt die unermüdliche, penetrante Medien
Kampagne zugunsten SP halt doch! Wahlpropoganda fast gratis.....
Langsam fühle ich mich recht unwohl, ob dieser Schleichwerbung!
gestern, 00:49 Uhr ·
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