Drascha zu Sch`lach l`cha 5775 (13.06.2015)

Drascha zu Sch’lach l’cha 5775 (13.06.2015)
Isak Aasvestad
Im Buch der Psalmen steht es im Psalm 34 in Vers 13 und 14 geschrieben:
«Mi ha'isch he'chafetz chaim/ ohev yamim, lir'ot tov
Netzor leshoncha me'ra/ u'sfatecha medaber mirma «
«Wer ist der Mensch, der das Leben liebt
und gute Tage zu sehen wünscht?
Bewahre deine Zunge vor Bösem
und deine Lippen vor falscher Rede!»
Was haben diese Verse aus den Psalmen, mit unseren Parascha dieser Woche zu tun?
Wir lesen in unseren Parascha, der Parascha Schelach-lach, wie Mosche zwölf Spione
ins Land Kanaan schickt.
Sie kommen nach vierzig Tagen zurück.
Zehn Spione bringen den Kindern Israel einen üblen Bericht über das Land
und warnen das Volk, dass die Einwohner Riesen und Kämpfer sind, die "stärker als
wir" sind. Nur Kaleb und Joschua bestehen darauf, dass sie das Land erobern können,
wie Gott es befohlen hat.
Durch die Worte der zehn Spione, wird das ganze Volk entmutigt und zum Aufstand
gegen Gott und Mosche aufgehetzt. Das Volk weint und es will lieber nach Ägypten
zurückkehren als das gute Land Gott ihnen versprochen hatte, in Besitz zu nehmen.
Durch ihre Worte, ihre bösen Gerüchte, schaffen die Zehn Spione negativen
Gedanken, eine negative Atmosphäre und schließlich böse Taten unter den Kindern
Israels. Die Freiheit und Bestimmung der Kinder Israels ist gefährdet wegen der
Gerüchte der zehn Spione.
Wir wissen, dass Worte Macht haben.- Eine «harmlose» Bemerkung kann ein
Kettenreaktion auslösen.
Worte haben katastrophale Kräfte.
In der Weltgeschichte, haben Gerüchte und Misstrauen zwischen Staaten und
Nationen zu vielen Kriegen und Konflikten geführt. Die Verbreitung von bösen Worten
und Hasspropaganda hat zu Völkermord und Massaker geführt, zum Beispiel zur
Schoa und zum Genozid in Ruanda und Burundi.
Worte können anderen Menschen starke Leiden zufügen oder Familien,
Freundschaften und Gemeinden auseinanderreißen.
Arbeitsplätze können unerträglich werden, wenn Gerüchte und Misstrauen die
Atmosphäre prägen.
Üble Nachrede, Verleumdung und Klatsch werden auf Hebräisch laschon Hara»
genannt.
Laschon Hara gilt als eine schwere Sünde in Judentum. Die Tora sagt klar und
deutlich, dass laschon hara verboten ist:
„Das sollst keine Gerüchte unter deinem Volk verbreiten“ (Wajikra - 3. Buch Mose
19:6).
Und in vielem der Geschichten in der Tora, wird eine Person, die laschon hara spricht
mit Aussatz oder Hautkrankheiten bestraft.
Miriam spricht negativ über Moses und wird zum Beispiel in unseren Parascha der
letzten Woche, mit Lepra also mit Aussatz bestraft.
Die Weisen des Talmud setzten laschon hara als Sünde tatsächlich dem Götzendienst,
dem Mord und dem Ehebruch gleich!
„Üble Nachrede tötet drei:
Den, der sie spricht,
den, der zuhört und
den, über den geredet wird.“
sagt der Talmud.
Der litauisch-weißrussischen Rabbiner Israel Meir Kagan veröffentlichte im Jahr
1873 sein Werk « Chafetz Chaijm », in dem er klare religiöse Vorschriften gegen
laschon hara formuliert.
Laschon Hara bedeutet wörtlich übersetzt "schlechtes Gerede". Und für Israel Meir
Kagan bedeutet das, dass dieses Verbot jede Art von negativer Aussage über eine
andere Person mit einschließt, selbst wenn die Aussage wahr ist!
Auch wenn wir bei jemand anderem etwas beobachten, das falsch oder schlecht ist,
müssen wir ihn stets in einem positiven Licht sehen und versuchen, zu verstehen, was
ihn auf den falschen Weg gebracht hat. Wir dürfen niemals seine Persönlichkeit
diffamieren oder seine Missetaten in der Öffentlichkeit breittreten.
Kagan schreibt auch, dass, falls wir bereits LaschonHara gehört haben, es verboten ist,
dem Gesagten zu glauben.
Im Gegenteil - wir sollen über Mitmenchen immer positiv denken.
Nur unter gewissen Umständen, zum Beispiel, wenn es darum geht, jemanden vor
Schaden zu schützen, ist es erlaubt oder sogar vorgeschrieben, negative
Informationen weiterzugeben.
Die Zehn Spione in unseren Parascha, die laschonHara gesprochen hatten, und das
Volk, das die laschon Hara angenommen hatte, mussten in der Wüste sterben.
Lasst uns nicht ihrem Beispiel folgen.
Lasst uns stattdessen wie Joschua und Kaleb das Leben wählen!
«Wer ist der Mensch, der das Leben liebt
und gute Tage zu sehen wünscht?
Bewahre deine Zunge vor Bösem
und deine Lippen vor falscher Rede!»