Pressemitteilung Kaiserslautern, 17. Juni 2015

Pressemitteilung
Kaiserslautern, 17. Juni 2015
„Bei uns gibt es keine Freunde“
Verfassungsschützer klärt über Spione auf
Ein „James-Bond-Feeling“ versprach Matthias Schlanke, stellvertretendes Vorstandmitglied
der Kreissparkasse, den Unternehmern und Kunden, die die Kreissparkasse zu einem
gemeinsamen Frühstück in den Deutschordensaal eingeladen hatte. „Digitale Angriffe auf
mittelständische Unternehmen sind real“, beschrieb Schlanke in seinen einführenden Worten
die aktuelle Lage beim Thema Datensicherheit. Studien belegten, dass etwa jedes zweites
Unternehmen in Deutschland bereits mindestens einmal Opfer geworden ist. Schätzungen
gehen davon aus, dass über 50 Milliarden Euro Schaden entstanden sind. Tendenz
steigend. Das Thema sei Chefsache, sagte Schlanke. Cem Yurdalan, Geschäftsführer der
Sparkasseneigenen Versicherungsfirma, führte aus, welche Risiken mit Policen abdeckbar
sind.
Ein Mitarbeiter des rheinland-pfälzischen Innenministeriums und dort beim
Verfassungsschutz tätig, zeigte in seinem Vortrag eindringlich auf, wie und wo Gefahren für
die internen Daten eines Unternehmens lauern. Dieser berichtete mit welchen Methoden
Spione und Agenten sich Betriebsinterna verschaffen und hob hervor, dass die
Spionageangriffe nicht gegen sogenannte Global Player gingen, sondern vor allem richteten
sie sich gegen klein- und mittelständische Unternehmen. In anderen Worten: 99,7 Prozent
der 189.000 rheinland-pfälzischen Unternehmen sind oder waren Ziel von
Spionageangriffen.
Besonders im Fokus der Spione sind Betrieb der Umwelttechnologie, der Luft- und
Raumfahrt, des Maschinenbaus, der Rüstung und der Automobilzulieferer. Der
Verfassungsschützer machte deutlich, dass alle technischen Branchen von Interesse der
Spione sind. Ein derzeitiges „Lagebild“ ergebe, dass die weitaus meisten Spionage-Akteure
aus China und Russland stammten. Besonders Länder, mit technologischem Rückstand
beschafften sich Know-how und Fertigungstechniken auf diese Weise. Außerdem zielten 40
bis 50 Prozent aller Ausspähungen auf Informationen über Wettbewerbsdaten, Preise,
Kalkulationen und Produktdesigns. Er wies ausdrücklich darauf hin, dass ein Großteil der
Spione „Innentäter“ seien, also ehemalige oder derzeitige Mitarbeiter, die meist aus
Verärgerung, Rache oder Geldnöten so handelten.
Ein Fünftel aller Informationen über ein Spionageziel-Unternehmen werde „konspirativ
beschafft“, erläuterte der Mitarbeiter des Innenministeriums. So werden mitunter Mitarbeiter
eingeschleust, Wanzen versteckt, Observationen durchgeführt, Einbrüche und Diebstähle
begangen, Cyberangriffe angesetzt, Mitarbeiterbestechung und Erpressungen seien
ebenfalls probates Mittel. Zurzeit sei eine beliebte Datenabgreifmethode die Laptop-Kontrolle
am Flughafen. „Ich warne Sie davor, bei Geschäftsreisen nach China eine
Verschlüsselungstechnik einzusetzen“, berichtete der Referierende und erläuterte, dass
nämlich genau dies dort verboten ist.
Der Abwehrspezialist stellte auch einige gängige Spionagemethoden vor. So würden
beispielsweise bei Bewerbungen gefälschte Unterlagen vorgelegt. Bis im Betrieb ein
Verdacht über die Verlässlichkeit des neuen Mitarbeiters aufkeimt, hat dieser in der Regel
schon längst alle Daten von den Firmencomputern kopiert. Beim USB-Hacking ist eine
Spionagesoftware auf einem USB-Stick vorinstalliert, der Spion lässt dann diesen anlässlich
eines Firmenbesuchs dort liegen. Wenn der „herrenlose“ Stick zu einem späteren Zeitpunkt
in einen Firmen-PC gesteckt wird, löst die Hacking-Software den Datentransfer aus. Ähnlich
würden USB-Sticks als Werbegeschenke mit Virensoftware vorpräpariert. Moderne tote
Briefkästen sind als Steine getarnt, in denen ein Bluetooth-fähiges Empfangsgerät versteckt
ist. Diese Steine werden dann beispielsweise neben Parkbänken deponiert; Daten werden
von dort aus drahtlos kommuniziert. Computer-Mäuse, Elektro-Steckerleisten und ähnliches
werden mit Abhörwanzen ausgestattet und in der auszuspähenden Firmenräumen
positioniert.
„Beim Nachrichtendienst gibt es keine Freunde – nur Partner“, sagte der Referent
abschließend und spielte damit auf ein grundsätzliches Misstrauen der Nachrichtendienste
untereinander an, was den Austausch von Informationen beeinflusse. Aber: „Wir erwischen
die Spione, die Fehler machen!“