Die Mauern einreißen

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editorial
chefredakteur
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KÖNIGSDISZIPLIN DER
Die Mauern einreißen
SOFTWAREARCHITEKTEN
Ich erinnere mich gut, wie von mir sehr geschätzte Kollegen mir vor einigen Jahren die Entwicklungsbereiche unserer
führenden inzwischen gewachsenen Web-Unternehmen zeigten, über die wir natürlich auch schon häufiger in OBJEKTspekHier setzenzu
moderne,
offene BPM-Ansätze die
an. den
Inzwischen
Ich bin ein großer
Fan von haben.
Gerhard
Auch
wenn, in
oder
trum berichtet
DaWohland.
hingen z.B.
Monitore
den Eingangsfluren
den Entwicklungsabteilungen,
Entwick-werdie damit
Kommunikation
undEindruck
Synchronisation
von Anwendungen
gerade weil er
in morgens
seinem seinen
Buch
„Denkwerkzeuge
lern
zeigten,
wie über
die Systeme
über Nacht für
gelaufen den
waren,
sie mit diesem
in ihre Entwicklungssehr viel
beherrscht
und auch
dieder
Beschreibung
dynamische Märkte“
kein Hype-Thema
geschaffen
bekomarbeit einsteigen
konnten. Und
mancher hat,
dieser
Eindrücke machte
denbesser
Entwicklern
sehr schnell
klar,für
dass
Tag anders der
Prozesse selbst gibt es spätestens mit BPMN 2.0 eine geeignete
me ich in vielen Vorträgen, in denen ich ihn zitiere, nach kurzem
verlaufen würde, als sie sich das am Abend vorher noch vorgestellt hatten.
Standardsprache. Unter Nutzung dieser Möglichkeiten und in
Staunen viel Zustimmung. Er sagt: „Jeder Arbeitsprozess wird
Das war
damals fürund
mich,
der ich
in Lösung
IT-Bereichen
von Versicherungen
unddieser
Logistik-Unternehmen
groß
geworden
war,
ein auf
Anerkennung
Prozesskomplexität
muss
nun nicht
mehr
von einem Problem
angestoßen
durch
seine
beendet.
ziemlicher
Kulturschock.
Der
Betrieb
war
immer
weit
weg
von
uns
Softwareentwicklern.
Manchmal
beschwerten
sich
die
Gedeih und Verderb automatisiert werden: „AnwendungsinteBei trägen Problemen besteht ein Prozess fast nur aus Ereignissen,
Kollegen, dass
sie früher
eingebunden
werden
Entwurfheißt
von das
unseren
Anwendungssystemen,
die zaghafgration“
Schlagwort.
Bernd Rücker aber
beklagt
in seinem
mit deren Wiederholung
gerechnet
werden
kann. Der
Anteilwollten
über- in den
Artikel
„Befreit
dieLinienoffiziere
Prozesse“ deswegen
die Zero-Code-Lügen
raschender ten
Probleme
vernachlässigbar
gering.
Versuche, ist
die wir
dazu unternahmen,
wurden Die
schnell wieder
durch
unsere
eingefangen,
die die Kom- der
Black-Box-BPM-Suiten.
HannodieHüther
und Tobias Walter
Prozessbeschreibung
kann
sich ohne
Schaden
auf die
Struktur
des halten
munikation
zwischen
ihren
Bereichen
unter
Kontrolle
wollten. Immerhin war gerade
Losung „Plan-Build-Run“
beschreiben
eine
Reihe
von
Anwendungsszenarien
für moderne
Prozesses beschränken.
Bei
dynamischen
Problemen
besteht
der
Grundlage der neuen IT-Strategie und -Organisation geworden und hatte damit die Machtbereiche unserer Silo-Fürsten
BPM-Systeme, die dieser Komplexität Rechnung tragen. Jonas
Lösungsprozess fast nur aus überraschenden Ereignissen. Die
gerade sauber abgetrennt.
Grundler und Lars Rübesamen geben in ihrer „BPM-Brautschau“
Behandlung einer Überraschung benötigt Ideen auf Basis von
Undqualifizierte
nun so etwas!
Irgendwie
wirkte
das Szenario
schon etwas
anarchistisch.
Wo man
waren
die Prozesslandschaft
klaren Zuständigkeitsgrenwertvolle
Tipps, wie
fürhier
seine
das geeigPrinzipien. Nur
und
motivierte
Menschen
können
zen
und
Berichtsund
Eskalationswege,
die
eine
generalstabsmäßige
IT-Organisation
doch
brauchte?
Aber eigentlich wurde
nete Werkzeug findet.
mit Überraschungen sinnvoll umgehen.“
hier nurunspektakulär,
zu Ende gedacht,
was wir aber
seit einiger
Zeit mit der wehenden
Fahne
dereinen
Agilität
in der
HandMit
in den
Entwicklungs-auf
Ich gehe aber
noch
Schritt
weiter.
der Fokussierung
Das klingt zunächst
begründet
eine Theorie,
Anwendungsintegration
istzur
Business
Processund
Engineering
die nicht nurbereichen
viele aktuelle
Diskussionen
Möglichkeiten
und
propagierten:
Hier um
wurde
der gesamte Prozess
derdie
Softwareentwicklung
bis hin
Auslieferung
Inbetrieb-eine
Königsdisziplin
für als
Softwarearchitekten
geworden.
Grenzen einer
agilen
ausDamit
dem war
Reli-klar, dass
nahme
derEntwicklungsorganisation
Software als Einheit gesehen.
man seinen Erfolg
Entwickler auch immer
direkt anMit
demder
Einführung
eines
BPM-Systems
wird
eine
historisch
gewachsene,
giösen in daserfolgreichen
Wissenschaftliche
hebt.
Sie
beschreibt
auch
eine
und stabilen Betrieb der eigenen Software messen muss – das kann man sich dann auch direkt selbst anschauheterogene Technologielandschaft nicht mehr in einem aussichtssolide Grundlage für die Notwendigkeiten eines modernen Busien und benötigt dazu keine Berichte und Eskalationen.
losen Kampf bekämpft, sondern gezähmt und zum Diener sich
ness Process Management (BPM).
Inzwischen
ist diese
Erkenntnis
zum Geburtshelfer
des
künstlichen, aber
dochverändernder
sehr sprechenden
Begriffs „DevOps“
schnell
Geschäftsprozesse
gemacht.
Bereits vor 20
Jahren ging
nämlich
eine Welle
der Geschäfts
- zwargegebenenfalls
geworden.
Er
symbolisiert
in
sich
sogar
den
eigenen
Anspruch,
dass
zwischen
Entwicklung
und
Betrieb
kein Platz
eine
Nur wenn ich diese Integration softwaretechnisch
undfür
-architekprozess-Automatisierung durch die Großraumbüros. Nach dem
Mauer ist: Es passtindustrieller
ja nicht mal Produktionsprozesse
ein Leerzeichen zwischen die
beidensauber
Wortbestandteile.
tonisch
mache, habe ich eine langfristige InvestitionsVorbild der Automatisierung
sicherung
Damit
ist die Einführung
solcher BPMsollte auch die
Verwaltung
vollautomatisiert
werden. Zentrale
Aber
die Beharrungskräfte
großer Organisationen
sind groß:
Die vielengeschafft.
„Abers“, die
die notwendigen
Veränderungen
Systeme
ein
Paradebeispiel
dafür,
dass
Softwarearchitektur
Betriebsorganisationen
schwangen
sich
dazu
auf,
erfahrenen
zunächst verhindern, beschreiben Uwe Friedrichsen und Marcel Wolf in ihrem Einführungsartikel zum Themenschwer- und
Software-Engineering zur Kernkompetenz jedes Unternehmens
Sachbearbeitern vorzurechnen, wie sie nun endlich schneller und
punkt dieser Ausgabe von OBJEKTspektrum sehr schön. Viele Technologien lassen das Loch in der Mauer, die heute noch
mit komplexen und dynamischen Prozesslandschaften gehören
effizienter ihre Arbeit erledigen konnten. Große Erfolge wurden
in zahlreichen real existierenden IT-Organisationen existiert, zunehmend bröckeln. Automatisierungs- und Virtualisierungsmüssen, auch und gerade wenn inzwischen große Teile der
vor allem in den Bereichen verzeichnet, in denen Dokumente
tools lassen
den Mörtel
in den erkannt
Mauern morsch
werden. Und
wenn dann Kunden und
Anwender
noch schnelle
Reaktionen
Anwendungslandschaft
aus
Standardsoftware
bestehen
und grönicht nur gescannt,
sondern
automatisch
und in meist
einfordern,
ist
die
Mauer
schon
heute
eigentlich
nicht
mehr
zu
halten.
Wir
zeigen
daher
in
unseren
weiteren
Schwerpunktßere Individualentwicklungen in den letzten Jahren immer häufieinfachen und kurzen „Dunkelprozessen“ automatisiert werden
einige
praktische
dafür,
auch in klassischen
Organisationen
mit
gewachsenen
Mauger ausgelagert
werden.
Aber
wir – die IT-Systemen
Leser und diedieRedaktion
konnten, alsoArtikeln
typischen
Beispielen
für Beispiele
Wohlands
trägewie
Prozesse.
des
OBJEKTspektrum
– haben
das ja schon
immer gewusst
oder
Ihre Grenzenern
fanden
diese Systeme
aberMir
immer
dann,inwenn
die zu
überwunden
wurden.
begegnet
den allermeisten
– zumindest
in den Erfolg
versprechenden
– Projekten
zur agilen
zumindest
ganz tief in unserem Herzen gefühlt, oder?
unterstützenden
Prozesse eben
nichtEntwicklungsbereiche
nur auf der sich wiederhoTransformation
großer
inzwischen eine
DevOps-Initiative.
lenden Anwendung von Regelwissen basierten. Schwierig wurde
Mit all diesen Indizien wird endgültig klar, dass sich diese Entwicklung nicht mehr auf Web-Unternehmen eingrenzen
Viel Spaß bei der Lektüre dieser Ausgabe des OBJEKTspektrum
es, wenn unvorhergesehene Umstände eine Bearbeitung auf der
lassen. Hier ist ein nächster Mainstream zu erkennen. Aber die Konsequenzen dieser zahlreichen Löcher in den Mauern
wünscht
Basis von Erfahrung und Können erforderten oder wenn die zu
ist vielen
immer
nicht
klar: EineLandschaft
Mauer mit von
so vielen Löchern hat keine Existenzberechtigung mehr. Ein Leitsatz der
unterstützenden
Prozesse
aufnoch
einer
komplexen
meisten großen
IT-Organisationen,
aufbauorganisatorische
Trennung von Entwicklung und Betrieb, wird demnächst
Anwendungssystemen
– vielleicht
sogar überdie
Unternehmens
der
Geschichte
angehören.
So
wie
alle
Mauern,
die
getrennt
haben,
was eigentlich
grenzen hinweg – aufsetzen mussten.
Ihr Thorsten
Janningzusammengehört.
Ihr Thorsten Janning, Chefredakteur OBJEKTspektrum
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