Ove Bø - Siemens

Ein Stromnetz auf dem Meeresgrund
Ove Bø hat einen Kondensator erfunden,
der mehr als 300 bar Druck aushält und auf
dem Meeresgrund funktioniert
Öl- und Gasanlagen auf dem Meeresboden sollen in wenigen Jahren über eigene Stromnetze mit Energie versorgt werden. Ove Bø (60), der in Trondheim, Norwegen, bei
Siemens Energy Management arbeitet, hat einen Kondensator entwickelt, der dem Druck
der Wassermassen standhält.
Ove Bø –
Erfinder des Jahres 2015
Entwicklungschef bei Energy Management,
Trondheim, Norwegen
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Seit 2010 läuft die Entwicklung der Subsea-Stromanlage
auf Hochtouren. Nächstes Jahr sollen die Prototypen des
Tiefsee-Transformators, des Frequenzumrichters, des Antriebs und der Schaltanlage, auf einer Plattform montiert, erstmals auf dem Meeresgrund getestet werden.
Auch Bø sieht diesem Termin mit Spannung entgegen,
war er doch von Anfang an bei der Entwicklung von
Subsea-Komponenten dabei. Der Erfinder arbeitet seit
1981 bei Siemens und war in dieser Zeit immer mit der
Weiterentwicklung elektrischer Komponenten beschäftigt.
1994 verließ er zum ersten und bisher einzigen Mal sein
geliebtes Trondheim und ging für zwei Jahre nach Erlangen,
um bei der Entwicklung eines Umrichters für die Bahn
mitzuarbeiten. Doch auf Dauer könnte der Ingenieur nicht
auf seine Heimat verzichten.
Ove Bø –
Erfinder des Jahres 2015
»Unser Land ist zu klein
für die Erfindung von
Massenprodukten.
Wir mussten schon
immer nach innovativen
Lösungen suchen.«
Trondheim ist eine gemütliche Stadt. Die Einwohnerzahl
von 180.000 ist überschaubar ebenso wie die von
ganz Norwegen mit nur gut fünf Millionen Menschen.
»Das ist ein zu kleiner Markt, um Massenproduktionslinien aufzubauen«, sagt Ove Bø (60). Deswegen
sei man hier schon immer gezwungen gewesen, alle
Gelegenheiten industriellen Fortschritts zu nutzen. Ein
schönes Beispiel ist die Entwicklung eines Stromnetzes,
das auf dem Meeresboden bei der Förderung von Öl
und Gas die Anlagen mithilfe der Subsea Technology
mit Strom versorgt. Als vor über zehn Jahren ein auf Tiefsee-Untersuchungen spezialisiertes Unternehmen dringend elektrische Komponenten brauchte, die dem hohen
Druck auf dem Meeresboden standhalten, hatten die
Ingenieure von Siemens Energy Management in Trondheim eine Idee: Sie ersetzten die Luft, die die einzelnen
elektrischen Komponenten wie Transistor oder Kondensatoren in ihren Gehäusen umgibt, durch Öl. So soll der
Druck – in 3.000 Metern Tiefe immerhin 300 bar – im
Inneren der Komponentengehäuse an den des umgebenden
Wassers angeglichen werden. Der Druckausgleich ermöglicht es, leichte und dünnwandige Gehäuse zu verwenden, denn der Druckunterschied zwischen den Innen- und
Außenseiten der Gehäuse ist fast gleich Null. Auch
die Kondensatoren, die an verschiedenen Stellen der
Unterwasser-Stromanlage gebraucht werden, kommen ins
Ölbad. Bø hat dafür das Konzept entwickelt, das Siemens
bereits vor knapp zehn Jahren mit Patenten schützen ließ.
Die weiten unbewohnten Gegenden bieten die idealen
Voraussetzungen für Bøs liebstes Hobby: Zusammen mit
seinem erwachsenen Sohn geht er auf die Jagd nach
Elchen, Rentieren und Schneehühnern. Wie viele Norweger
besitzt er einige Jagdgewehre. Und er sammelt alte Frontlader. »Einige meiner alten Gewehre stammen aus der Zeit
des amerikanischen Bürgerkriegs und wurden wahrscheinlich auch dort benutzt«, erzählt er. Die umfangreiche
Sammlung zu pflegen, sich mit anderen Sammlern zu
treffen, das alles kostet Zeit. Langlaufen gehört, wie
bei praktisch allen Norwegern, im langen Winter ebenfalls zum Freizeitprogramm. Vielleicht ist es diese gute
Mischung aus Arbeit und Freizeit, die Bø entspannt in die
Zukunft blicken lässt: »Ich arbeite so lange, wie ich neue
Herausforderungen finde.« Er liebt es, sich mit kniffligen
technischen Problemen rund um die Themen Elektrizität
und Marinetechnik zu beschäftigen, insbesondere Komponenten zu entwickeln, die mehr als 20 Jahre in der rauen
Umgebung der Tiefsee funktionieren.
Dank seiner Kreativität und Innovationskraft hat er 31
Erfindungen gemeldet, die in 31 Schutzrechtsfamilien
geschützt sind und wovon 33 Einzelpatente bereits garantiert sind. Das Team in Trondheim geht sehr fortschrittlich
mit dem Thema Lebensarbeitszeit um: »Wir haben einige
Kollegen, die auch über das übliche Pensionsalter hinaus
arbeiten. Wir brauchen ihre Erfahrung, und ihnen macht
es Spaß.«
SIEMENS.COM/INNOVATION
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