Barbara Sadownik. Modulare Architektur der menschlichen

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der Autoren nicht ausführlich behandelt wird. Mit Ausnahme von Sulikowska wird zu
wenig auf die Rolle der Sprachkorpora bei der adäquaten Beschreibung von Phraseologismen hingewiesen. Dabei tragen Korpora zu einer verbesserten lexikografischen Behandlung von Phraseologismen bei, da dank ihnen zahlreiche Abweichungen in der
Makro- und Mikrostruktur des Wörterbuches vermieden werden.
Zu betonen ist abschließend, dass von dem äußerst informativen und reichhaltigen
Sammelband in erster Linie Slawisten, die sich einen Überblick über die deutsche Phraseologie und ihrer Schwerpunkte verschaffen können, profitieren. Das Buch richtet sich
ebenfalls an die polnischen Germanisten, die sich hier ein umfassendes Bild von der
deutsch-polnischen Phraseografie machen können. Und nicht zuletzt liefert die Veröffentlichung wegweisende Hinweise und Verbesserungsvorschläge für Lexikografen
bezüglich der Erfassung von Phraseologismen in zweisprachigen Wörterbüchern.
LITERATURVERZEICHNIS
Burger, H., 2010. Phraseologie. Eine Einführung am Beispiel des Deutschen. Berlin: Erich Schmidt
Verlag.
Hallsteinsdóttir, E., Šajánoková, M., Quasthoff, U., 2006. Phraseologisches Optimum für Deutsch
als Fremdsprache. Ein Vorschlag auf der Basis von Frequenz- und Geläufigkeitsuntersuchungen.
In: Linguistik online, 27/2. http://www.linguistik-online.de/ (Stand: 29. Mai 2013)
Lipczuk, R., 2011. Eine Bibliographie zur Phraseologie und Phraseographie. In: Lipczuk, R.,
Lisiecka-Czop, M., Misiek, D. (Hrsg.). Phraseologismen in deutsch-polnischen und polnischdeutschen Wörterbüchern. Theoretische und praktische Aspekte der Phraseologie und Lexikographie. Hamburg: Verlag Dr. Kovač, 13-41.
Misiek, D., 2011. Phraseologismen in polnisch-deutschen und deutsch-polnischen Wörterbüchern – ein Analyseverfahren. In: Zieliński, L., Ludwig K.-L., Lipczuk R. (Hrsg.). Deutsche
und polnische Lexikographie nach 1945 im Spannungsfeld der Kulturgeschichte. Frankfurt am
Main: Peter Lang, 131-141.
Urban, A., 2009. „Zwischen den Zeilen gelesen“. Funktionen von Phraseologismen in Feuilletons der
»Frankfurter Allgemeinen Zeitung«. Poznań: Wydawnictwo Naukowe UAM.
Wittgenstein, L., 2001. Philosophische Untersuchungen. Kritisch-genetische Edition. Schulte, J. unter
Mitarbeit mit Nyman, H., von Savigny, E. u.a. (Hrsg.). Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Elżbieta Dziurewicz
Barbara Sadownik. Modulare Architektur der menschlichen Sprachfähigkeit. Kognitive und
neurobiologische Dimensionen. Wydawnictwo Uniwersytetu Marii Curie-Skłodowskiej:
Lublin 2010, 413 S.
Die Wissenschaftler versuchen seit langem den Begriff der Sprache einheitlich zu definieren. Sie befassen sich nicht nur mit der Struktur und mit der Funktion der Sprache,
sondern auch mit der Sprachfähigkeit der Menschen. Zweifelsohne nehmen mehrere
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Faktoren Einfluss auf die Sprachfähigkeit. In der wissenschaftlichen Literatur gibt es sehr
viele Beiträge zum Thema Sprachfähigkeit, insbesondere aus dem neurowissenschaftlichen Gesichtspunkt.
Barbara Sadownik versucht in ihrem Buch zu bestimmen, was die Sprachfähigkeit
ausmacht. Die Autorin konzentriert sich vor allem auf die kognitiven und neurobiologischen Faktoren. Laut Sadownik sind die Befunde der kognitiven Wissenschaften und der
Neurowissenschaften enorm wichtig für die Glottodidaktik. Die enge Verbindung zwischen der Glottodidaktik und den Neurowissenschaften kann Vorteile für die beiden
Disziplinen bringen. Wie Sadownik andeutet, ist die Glottodidaktik eine sehr anthropologische Wissenschaft, deshalb können solche kognitive Funktionen wie Gedächtnisprozesse, Tonwahrnehmung, Handlungsplanung, usw., die den Forschungsgegenstand der
Neurowissenschaften bilden, uns viel über den Spracherwerb und das Sprachenlernen
sagen.
Sadownik fängt mit dem historischen Rahmen der Gehirnforschung an. Im ersten
Kapitel wird auch die Lokalisation des menschlichen Sprachenvermögens im Gehirn
besprochen. Weiterhin bespricht sie die menschliche Kognition hinsichtlich des Geistes
und der Sprache. Es wird auch viel Platz der Konzeption der Modularität der Sprache
und des Geistes von Chomsky, sowie dem Konzept der Modularität des Geistes von
Fodor gewidmet. Sadownik geht von den Standardtheorien aus, dann stellt sie das neuere Modell der Generativen Grammatik von Chomsky d.h. die Rektions-und Bindungstheorie dar und zum Schluss kommt sie zu den neuesten Erkenntnissen im Bereich der
Neurowissenschaften. Weiterhin beschreibt Sadownik das logische Problem des Spracherwerbs (Platons Problem), die Universalgrammatik und das Parametermodell des
Spracherwerbs. In nächsten Unterkapiteln konzentriert sich Sadownik auf die Neurowissenschaften. Es werden nicht nur die Struktur und die Funktion von Neuronen und Synapsen, sondern auch die Modularität als Schlüssel zur Architektur des Gehirns und
seine Organisation, sowie die funktionale Asymmetrie des Gehirns dargestellt. Des Weiteren kommt Sadownik zu den Entwicklungen auf dem Gebiet des Neuroimaging. Das
letzte Kapitel betrifft die Sprachverarbeitungsprozesse. Dieses Kapitel kann vom besonderen Interesse für die Fremdsprachenlehrer sein. Hier versucht Sadownik die Architektur der frühkindlichen bilingualen und multilingualen Sprachfähigkeit zu beschreiben.
Im Fazit stellt Sadownik fest, dass es viele Kontroversen im Bereich der kognitiven
und neurobiologischen Modelle der Sprachfähigkeit gibt. Die vielen Kontroversen entstehen daraus, dass die Wissenschaftler sich nicht einig sind, ob die holistische oder die
modulare Auffassung der Architektur von Geist, Gehirn und Sprache richtig ist.
Sadownik postuliert, dass gerade die Modularität den Schlüssel zum Verständnis der
menschlichen Sprachfähigkeit ausmacht. Deshalb wollte sie sich vor allem auf die
Sprachstörungen, den Spracherwerb (und Mehrsprachenerwerb) und die Sprachverarbeitungsprozesse konzentrieren. Das Buch enthält ein Literaturverzeichnis, das in diesem
Fall besonders umfangreich ist. Auf jeden Fall ist dieses Buch jedem zu empfehlen, der
sich für die Sprache(n) interessiert und die Sprachfähigkeit aus der neurobiologischen
Sichtweise verstehen will.
Joanna Wypusz