DiskussionsprotokollNr.18 LastExitAlexanderplatz Freitag,06.11.201512.00Uhr Podium HansChristianPost(Regie) KarolineSchulz(Schnitt) KatrinMundt(Moderation) KatrinMundtbegrüßtundmüssezuallerersteinmalöffentlichgestehen,dasssieeinstwenig mitbekommenhabevonalldenDiskussionen,möglicherweiseseiensievondenenüberden PotzdamerPlatzüberschattetworden.AufjedenFallhättePosteineLückegeschlossenund siedankeihmfüreinenlehrreichenFilmüberstädtebaulichePlanungenundderenScheitern inZeitendesAufbruchsundGrößenwahnsderNachwendejahre. ZuerstinteressieresiePostsVerhältniszurwissenschaftlichenArbeit.Er,HansChristianPost, habe2007seineDoktorarbeitabgeschlossen,einJahrzuvorineinerFilmproduktion gearbeitet,womanmeinte,ersolledocheinfachdieKamerazudenInterviewsmitnehmen. ÜberraschenderWeisewarendieInterviewpartnerfüreinFilminterviewauchweitaus leichterzubegeistern,sieerschienengarinKrawatte,fügterschmunzelndhinzu.Die InterviewshabeerdanninhaltlichfürseineDoktorarbeitgenutzt,diedurchauspolemisch gewordensei–dochsprecheerinseinerArbeitselbst.ImFilm,derursprünglicheinmalTeil dieserwerdensollte,überließeerdiesdenanderen. ParallelzumFilmhätteerauchinseinerDoktorarbeitLibeskindzumHeldenstilisiertund KollhoffdieRolledes„badguy“zugeschrieben.ErhabezwarkeinebesondereBeziehungzu LibeskindsArchitektur,jedochhabedieserdieArbeitgemacht,diedieStadthättetun müssen.Libeskindhabeversucht,dieGeschichte–beispielsweitedieTatsache,dassdie GegendumdenAlexanderplatzvor1945einjüdischesViertelgewesensei–aufzuarbeiten, sieanzuschauen,statteinenStadtteileinfach„platt“zumachen. MundthabeexpressionistischeBilder,ZeichnungenimStiledesBauhausesgesehen,für derenModellesichPostbegeistert.KollhoffhingegenseiimGeisteeinRockefeller,Vertreter deramerikanischenHochhausarchitektur,indessenEntwurfvieleOstberlinerdurchausauch denStalinismusgesehenhätten. Ja,mitLastExitAlexanderplatzwäreihmein„testosteronhaltiger“Filmgelungen,soMundt, dervonpersönlichenEitelkeiten,KränkungenundtiefenWundenberichte.Gleichzeitig stelleerArchitekturundStädtebauzugroßenTeilennur„vonoben“darundlaufedamit Gefahr,denimFilmkritisierten„Bürgerausschluss“zuübernehmenundfortzuführen.Ja, meintdaPost,undKarolineSchulzfügtan,dassdie„Menschen“imFilmtatsächlicheherder Illustrationdienten.MundtsehediesauchindemamorphenStimmengewirr,dereinem Soundteppichgleiche,woraufhinPosteinwenigzukompensierensucht,wäreer1993dabei gewesen,hätteermitSicherheitdasGeschreiderMenschendokumentiert. DieMusikseistattdesseneintragendesElementimFilm,imAbspannhabeMundtgesehen, dassPostselbstvieldavongelieferthätte.Erhabemeistabendskomponiert,vielund weitestgehendziellos,imStileder80-erJahre.Daraushattensiedannschöpfenkönnen, wenngleicherimNachgangeingestehenmüsse,dassinsgesamtwenigerMusikauchmehr gewesenwäre. AufdieTonspurmeldetsichaucheineStimmeimPublikum.GegenEndedesFilmsläge Schnee–esmüssealsospäterHerbstoderWintergewesensein–dasei,undsieseisich sicher,dasGeschreieinesMauerseglerszuhören.DerSaalistamüsiert,dasPodiumirritiert DiskussionsprotokollNr.18 LastExitAlexanderplatz Freitag,06.11.201512.00Uhr obdieserornithologischenKompetenz–unddiesefährtfortmitderFrage,obnuneben benannterMauerseglerbewussthineingeschnittenwordensei,alsZeichenderHoffnung undZuversicht,dadieserinunserenRegionenjedocheherimMai,alsoimFrühjahr auftauche.Schulzkannversichern,dasssienichtbewusstnachoderaufJahreszeiten geschnittenhätten,siesichaberzuderFunktiondesMauerseglersfürdiekommenden Diskussionenetwaseinfallenließen.DieStimmemöchtenochhinzufügen,dasssiederFilm starkberührtundangesprochenhabe.Die„Weg-Mentalität“und„Investorenhörigkeit“ macheauchvorDuisburgnichtHalt,weshalbderFilmaktuellerdennjesei. Poststimmtdemzu,esgäbenochimmerdieseEinstellungen,wenngleichsienachdemFall derMauerinsularihrenHöhepunkthatten.DamalswäredieAufbruchstimmungungelenkt einerregelrechten„Wachstumseuphorie“gewichen.AlsschonbalddieRealitätEinzughielt undklarwurde,dassniemandkommtundbaut,habemandieEuphorieeinfachinsGesetz geschrieben:wenngebautwürde,danndas.DaraufhinhättendieInvestoren–meistohne ernsthaftenBauwillen–schnellundgünstigGrundstückeerworbenundKreditegewährt bekommen. ObdennandiesenPlänenzurüttelnseiundmittlerweiledas„Bewahren“–immerhinseien Plattenbauwohnungenderzeit„hip“inBerlin–zueinerneuenLeitlinietauge,interessiert sichMundt.Klar,könntehierallesauchrückgängiggemachtwerden,klärtPost.Doch wolltenletztlichallePolitikerihreeigenen„Türme“–derzeitseimanübrigensbeisechst statt13Hochhäusernangelangt–undmitdembisherRealisiertenàla„Alexa“(eine Shoppingmall)seiallesstatt,wieursprünglichbeabsichtigt,einheitlichereinfachnurbunter geworden.HoffnunglägeinderTatsache,undhierhabeMundtRecht,dassseitherziemlich exakt25Jahrevergangenseien.GenaudieZeit,dieesinderRegelbrauche,umdas,wovon mansichzulösensuchte,wieder„schön“zufinden. WernerRužičkabekenntsichindiesemKontextzukörperlichenLeiden,dieihmseitjeheram Alexanderplatzund–nochvielmehr–amPotsdamerPlatzüberkämen,undstellt–zurück zumFilm–diedidaktischenFähigkeitendes„Baukönigs“(HansStimmann)heraus.Indiesem HinblickhätteersichdurchausmehrRedundanzgewünscht,schließlichwisseder BildungsbürgerzuwenigüberalldieKünsteundTheoriendesBauensundPlanensvon Städten. ImPublikumwirdzumEndehindieFragenachderFinanzierungdesFilmslaut,Indiegogosei imAbspannentdecktworden,dänische,jedochkeinedeutschenFörderungen.DerFilmsei mitgeringenfinanziellenMittelnrealisiertworden,gibtPostzu,daersichalsDänemitder deutschenFörderlandschaftnichtauskennen.ZwarhabeereinigeStiftungenangeschrieben, diehättenihmjedochallesamtabgesagt.UndseinProduzent,derzueinemspäteren Zeitpunkteinstieg,sei–bisheute–auchbeidiversenFernsehsendernerfolglosgeblieben. ChristianLailach
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