Analog blickt in die Röhre: Herzo Media sondert Sender aus Die Herzo Media schaltet ab Dienstag vier analoge Sender ab. Man schafft im Kabelnetz mehr Platz für digital. Betroffen sind Eurosport, Super RTL sowie die beiden dritten Programme Hessen und RBB Brandenburg. Auf der Funkausstellung in Berlin wurden 2003 die ersten Flachbildschirme präsentiert. Diese haben inzwischen die Röhrengeräte schon großteils abgelöst. Auch im Kabelnetz hat sich einiges verändert: Die Zukunft ist digital, analoge Sender verschwinden. Foto: Bernd Settnik, dpa Die Tage des analogen Fernsehens sind gezählt, die Welt wird zunehmend digital. Das bekommen auch die Kunden der Herzo Media zu spüren. Wer noch auf analogen Empfang vertraut, der verliert am kommenden Dienstag weitere vier Sender. Was bedeutet: Besitzer von Röhrenfernsehern blicken ohne einen digitalen Receiver in die Röhre. So wie Frank Brandmeier. Er hat im Schlafzimmer ein zweites, "altes" Fernsehgerät in Betrieb und möchte das auch nicht aufgeben. "Jetzt verschwinden die Sender und man wird genötigt, einen Receiver zu kaufen", schreibt der Herzogenauracher in einer Email an die FT-Redaktion. Das mag ihm so nicht gefallen, zumal es sich jetzt um wichtige Sender handle, wie zum Beispiel Eurosport. Ihm als Sportfan fehlen somit wichtige Informationen. Tatsächlich fallen diese vier Sender im analogen Empfang ersatzlos weg. Das bestätigt Jürgen Mundt von der Herzo Media GmbH. "Wir müssen im Kabelnetz Platz schaffen für digitale Sender", sagt er auf Anfrage des FT. Die privaten HD-Sender rüsten auf und man müsse die Abonnenten der Bezahlangebote bedienen. In einem Schreiben an die Kunden verweist er darauf, dass alternative Verbreitungswege, wie Antenne oder Satellit, schon seit Jahren ausschließlich digitale Programme übertragen. Nun werde auch die analoge Übertragung im Kabel schrittweise eingestellt. Mundt: "Die Zukunft des Fernsehens ist digital." Kommt das Aus schon 2018? Laut Mundt geistern sogar Gerüchte durch die Branche, dass das analoge Fernsehen im Kabelnetz Ende 2018 gänzlich eingestellt werden könnte. So lange das aber nicht so ist, werde man ein Grundpaket aufrechterhalten. Weitere Abschaltungen seien in Herzogenaurach jetzt auch nicht zu befürchten. "Wir haben noch einen Puffer drin", so Mundt. Der Leiter Vertrieb und Marketing der städtischen Gesellschaft verweist auch darauf, dass den Kunden durch die Abschaltung kein Nachteil entstehe. Viele besäßen ohnehin schon ein Flachbild-Gerät mit eingebautem Digital-Receiver. Wer damit noch analog schaut, müsse lediglich auf digital umstellen. Nur wer einen Röhrenfernseher hat, brauche einen entsprechenden Receiver. Mundt: "Den gibt's im Handel schon ab 20 Euro." Um die vier wegfallenden Sender zu behalten, würde bereits ein Billiggerät genügen. Der Experte wirbt für das digitale Fernsehen. Es seien viel mehr Sender drin als bisher analog, und auch gegenüber den "Schüsseln" habe man mehr Vielfalt. Vor allem im Bereich ausländischer Sender. Seite 1 von 2 "Wir haben 50 internationale Sender mit unterschiedlichen Sprachen", sagt Mundt. Von türkisch und italienisch bis zu russisch, arabisch und sogar ungarisch würde sich das Angebot erstrecken. Den Besitzern von Röhrenfernsehern empfiehlt der Experte der Herzo Media, doch schon jetzt auf Flachbild umzusteigen. Irgendwann würden die alten, oft schon betagten Geräte ohnehin das Zeitliche segnen. Dann spare man sich das Geld für einen Receiver, den man später nicht mehr gebrauchen könne, da er beispielsweise für Satellit nicht geeignet sei. Und Flachbildgeräte seien inzwischen günstig zu haben. Und sie seien sparsamer als der Stromfesser Röhre mit einem zusätzlichen Receiver, wie Mundt ergänzte. Wie hoch der Anteil der analogen Nutzer ist, wissen die Herzogenauracher Medienanbieter nicht. "Das ist am Netz nicht zu erkennen", sagt Mundt. Etwa 6500 Haushalte haben nach seiner Aussage einen Kabelanschluss, der ja beide Übertragungen ermögliche. Mundt verweist auf Auswertungen der Fachverbände. Da werde davon ausgegangen, dass 75 Prozent der Kunden digital schauen. Bleibt aber immer noch ein Viertel, mit zum Teil alten Geräten. Vier Sender Auch der Herzogenauracher Frank Brandmeier will weiter auf die Röhre setzen. Wer keinen Receiver kaufen und seinen alten Fernseher weiter nutzen möchte, sagt er, "hat also jetzt weniger Programme zur Auswahl. Von einer damit verbundenen Gebührenreduzierung", so fügt er hinzu, "habe ich nichts gelesen." Betroffen von der Abschaltung ab dem kommenden Dienstag sind die Sender Eurosport, Super RTL sowie die beiden dritten Programme Hessen und RBB Brandenburg. Brandmeier fragt sich, warum ausgerechnet diese Programme, die doch gern geschaut würden. Weil nicht viel andere in Frage kamen, erläutert Mundt. Denn ein gewisses Pflichtangebot werde von der Landesmedienanstalt vorgegeben. Selbst ein Shoppingsender müsse da drin sein, ebenso wie Servus TV. Mundt: "Das haben wir auch nicht verstanden." Brandmeier kritisierte auch, dass das Informationsblatt relativ knapp gehalten wurde. "Eine alte Oma versteht das nicht", meinte er. Man hätte deshalb ausführlicher erläutern können. Laut Mundt wurde das Schreiben aber bewusst knapp gehalten, um die Kunden nicht zu verwirren. Denn je komplexer, umso komplizierter werde der Sachverhalt. Wer Fragen hat, dürfe aber selbstverständlich gerne unter der 9040 anrufen. Mundt: "Das haben auch einige getan." Fränkischer Tag vom 12.09.2015 Seite 2 von 2
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