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Veranstalter:
Förderverein Gemeindepsychiatrie
Rostock e.V.
Doberaner Straße 44-47
18057 Rostock
Tel.: 0381-1237119
Internet: www.ggp-rostock.de
Landesverband der Angehörigen und Freunde
psychisch Kranker Mecklenburg-Vorpommern
Henrik-Ibsen-Str. 20
18106 Rostock
Tel. 0381-722025
Internet: www.lapkmv.de
Universität Rostock
Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und
Psychotherapie
Gehlsheimer Str. 20
18147 Rostock
Tel.: 0381-4949689
Internet: www.kpp.med.uni-rostock.de
Für alle, die Interesse daran haben,
psychische Krisen zu verstehen oder
besser mit ihnen umzugehen.
Fragen, die die „Psyche“ betreffen, werden
heute intensiver diskutiert als früher,
die Erkenntnisse sind tiefer, vielfältiger,
aber auch unübersichtlicher geworden.
Wir gehen, im offenen Gespräch, von
eigenen Erfahrungen aus und versuchen,
Orientierung zu geben.
Weitere Themen im Herbst 2015:
Überforderte Männer - idiotische Männer?
FORUM: PSYCHE
(von 2000 bis 2014: Psychose-Seminar)
Psychopharmaka:
Fluch
oder Segen?
(95. Veranstaltung)
Impuls und Moderation: Wolfgang Mundt
3. September
Nach der Krise tragfähige Beziehungen entwickeln
Die Moderation wechselt zwischen:
Dr. med. Roland Wandschneider, FA für Neurologie
und Psychiatrie/Psychotherapie
Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und
Psychotherapie
Stefan Paulaeck, Dipl.-Sozialpädagoge (FH)
Förderverein Gemeindepsychiatrie
Wolfgang Mundt, Psychiatrie-Erfahrener
Martin Jantzen, Landesverband der Angehörigen
und Freunde psychisch Kranker M-V
Moderation der Veranstaltung am 23. April:
Dr. Roland Wanschnedier
Eingeladen sind alle: Angehörige, Betroffene,
Professionelle und am Thema Interessierte.
Die Teilnahme ist kostenlos, eine Anmeldung
ist nicht erforderlich.
Impuls und Moderation: Martin Jantzen
15. Oktober
Zwänge - Kontrolle im Chaos?
Moderation: Dr. Wandschneider
19. November
Bitte denken Sie schon jetzt an zukünftige,
Sie interessierende Themen fürs nächste Jahr,
über die im Herbst abgestimmt werden kann!
Und wir weisen mit Vorfreude darauf hin,
dass im Januar 2016 die neunundneunzigste
und im März dann die einhunderste unserer
Veranstaltungen stattfinden wird!
Themenwahl durch die Teilnehmer der Veranstaltungen
Donnerstag, 11. Juni 2015
16.45 bis 18.45 Uhr
Volkshochschule Rostock
Am Kabutzenhof 20 A
18057 Rostock
Psychopharmaka: Fluch oder Segen?
Diese Fragestellung ist
vielleicht schon etwas abgegriffen oder übertrieben, aber
sie weist auf ein immer wieder aktuelles und für viele
Betroffene drängendes Ptroblem. Jeder von ihnen wird
sagen können, wann er zum ersten Mal mit der Einnahme
von Psychopharmaka „Bekanntschaft“ gemacht hat, wobei
natürlich der Unterschied zwischen Medikamenteneinahme als direkt betroffener Mensch und Angehörigen, die
die Auswirkungen auf ihre Weise zu spüren bekommen,
tiefgreifend und unüberbrückbar ist. Gerade darüber muss
gesprochen werden.
Ich hätte mir nie vorstellen können, einmal vor den Toren
einer Klinik zu stehen und Stunden später unter der Einwirkung von Medikamenten unter einer Decke zu liegen und
vor mich hin zu dämmern. Was hatten die Medikamente mit
mir gemacht, die ich eingenommen hatte? Ich weiß es nicht
genau. Wenn ich meine Lage vor dem Eintritt in die Klinik
erklären würde, könnte mir ein Mediziner Genaueres sagen
über den Wirkungsmechanismus der Substanzen, die man
mir verordnet hatte.
Fest steht, dass es eine natürliche Abwehr gegen Eingriffe in
unser Inneres gibt. Wir fühlen uns in der Regel als unverletzlich und schon die Erklärungen über Synapsen und Botenstoffe im Gehirn klingen uns irgendwie fremd, auch wenn
wir verstehen wollen. Was geschieht mit meiner Person
auf der geschlosssnenen Station und unter der Gabe von
solchen Mitteln?
Ich brauchte zwehn Wochen, um das Krankenbett wieder zu
verlassen und nahm noch fast zwei Jahre Medikamente.
Ich war befreit und zuversichtlich: Rückfälle würden nicht
mehr kommen!
Aber auf einem anderen Blatt stehen die sogenannten Nebenwirkungen. Offensichtlich bei vielen, insgeheim bei mir
selbst: Stoffwechselstörung, Diabetes ...
W.Mundt
Nächstes Thema:
Überforderte Männer - idiotische Männer??
Moderation : Wolfgang Mundt
Am 3. September 2015 zur selben Zeit am selben Ort
Psychopharmaka:
Fluch oder Segen?
Wichtige Ärzte und Therapeuten:
Emil Kraepelin, geboren 1856 in Neustrelitz, lebte
bis 1926 und gilt als einer der wichtigsten deutschen
Psychiater seiner Zeit. Die Grundlagen des Systems
der Klassifierung psychischer Störungen gehen auf
ihn zurück, womit er spekulativ angelegte Theorien
überwand. Im Zuge der Zeit setzte er auf Experimente
und auf Grunderkenntnisse des Psychologie.
Wissenschaftsgläubig und kaisertreu war er wie viele
führende Wissenschaftler Deutschlands um 1914.
Die Zuschreibung als Begründer der Psychopharmakologie rechtfertigen aber weder seine Forschungsarbeiten noch seine Publikationen. Diese Zuschreibung beruht auf dem schmalen Werk „Über die Beeinflussung einfacher psychischer Vorgänge durch einige
Arzneimittel“ von 1892. Die Person des Patienten
hatte Kraepelin nicht im Blick, er fasste den Menschen
und den Kranken als komplizierten Organismus auf.
„Emil Kraepelin hatte die Gespräche, die seine Vorgänger ... noch mit ihren Patienten geführt hatten,
durch die gesprächslose Beobachtung von Symptomen ersetzt, durch die ‚Krankheitsbilder‘.
Darum konnte er seine Patientinnen und Patienten
auch nicht mehr als Mitmenschen erkennen, wie es
nur durch Gespräche möglich ist. Die beobachteten
Symptome traten an die Stelle des Menschen mit
seinen Erfahrungen. Kraepelin forderte: „Ein rücksichtsloses Eingreifen gegen die erbliche Minderwertigkeit, das ›Unschädlichmachen‹ der psychopathisch
Entarteten mit Einschluss der Sterilisierung.“
Dorothea Buck (geb. 1917 - sie begründete maßgeblich die deusche Bewegung der Psychiatrie-Erfahrenen)
Die Geschichte der Psychopharmaka ist relativ kurz.
Erst 1949 fiel dem australischen Psychiater John
Cade auf, dass das Metall Lithium beruhigend auf
Meerschweinchen wirkte. In den 1950er- und 60erJahren erkannte man den Nutzen der Lithiumtherapie
bei Schizophrenie sowie bei bipolaren, depressiven und
manischen Patienten.
Probleme bereitete der enge therapeutische Bereich
des Lithiums. Nach der Markteinführung in Europa kam
es sogar zu Todesfällen, sodass Lithium in den USA
erst 1970 als Medikament bei bipolaren Störungen
zugelassen wurde.
Wahrscheinliche Angriffspunkte sind die
Neurotransmitter Serotonin und Dopamin. Als weitere
Phasenprophylaktika haben sich in den letzten beiden
Jahrzehnten Carbamazepin, Valproat und zuletzt
Lamotrigin in der Klinik etabliert.
1951 fiel in einem Labor der Hoffmann-La Roche der
stimulierende Effekt des Tuberkulostatikums Iproniazid
auf. Ausgehend von dieser Beobachtung wurde
Iproniazid 1958 als erster Monoaminoxidasehemmer
(Marsilid®) eingeführt.
Das Wirkprinzip der MAO-Hemmung ist mit gravierenden
Nebenwirkungen assoziiert. Erst die Einführung
des bisher einzigen selektiven MAO-A-Hemmers
(Moclobemid) 1991 erlaubte eine breite und sichere
klinische Anwendung dieses Wirkprinzips.
Die Firma Ciba Geigy suchte Mitte der 1940er-Jahre nach
schlaffördernden und neuroleptischen Substanzen.
Im Rahmen dieses Forschungsprojekts führte der
Schweizer Psychiater Roland Kuhn eine klinische
Studie mit Imipramin durch. Dabei fiel erstmals die
antidepressive Wirksamkeit des Iminodibenzyl-Derivats
auf. 1958 kam es unter dem Handelsnamen Tofranil®
als erstes trizyklisches Antidepressivum auf den Markt
und hat bis heute klinische Bedeutung.
Ausgehend von Imipramin ließen sich viele bis heute
unentbehrliche Trizyklika herstellen. Amitriptylin,
Doxepin oder Nortriptylin sind die bekanntesten
Vertreter. Kuhns Verdiensten ist hinzuzufügen, dass
er als ein interdisziplinär denkender Arzt, für den
Humanitas, Philosophie, Kunst und Wissenschaft eine
integrative Einheit bildeten, einer Generation von Ärzten
und Psychiatern zum Vorbild wurde.
AUSSCHNITTE aus „Psychopharmaka - Zufall und Forschung“
von Hans J. Koch - Pharmazeutische Zeitung 1-2/2009