Unser Wissen und Erkennen sind Stückwerk – Glaube ist Antwort auf Gottes Rufen Eine seltsame Überschrift für meinen Pfingst-Brief. Was hat denn das beides mit Pfingsten und dem Heiligen Geist zu tun? Angeregt wurde ich durch eine Predigt: „Unser Wissen ist Stückwerk“ (1. Korinther 13, Paulus) . „Stückwerk“ – ein veralteter Begriff, Luther übersetzt das so. Eigentlich: ein Teil vom Ganzen, ein Fragment ist es, was wir wissen, was wir verstehen, was wir über Christus erkennen. Ein Puzzleteilchen. In Teilen erkennen wir – so sagt es Paulus im griechischen Original. Das kann entlasten und weiten: Was ich verstehe, begreife, oder erkenne vom Glauben – es ist nie die ganze Wahrheit, nie vollkommen. Das Vollkommene umfängt uns in der Ewigkeit, der Wahrhaftige, der Herrliche selbst. Heute bin ich beschränkt. Ich muss auch nicht alles wissen oder erkennen. Aber was ich erkenne, was Gott mir von sich mitteilt und was ich glauben kann über Jesus und sein Vermächtnis, das wirkt der Heilige Geist – alles an Liebe, an Glauben, an Hoffnung. Wobei die Liebe für Paulus die Größte ist. Und da bin ich dann doch bei Pfingsten gelandet: Der Heilige Geist lässt mich Gottes Wahrheit erkennen: dass Christus für mich gestorben und auferstanden ist, dass mir auf diesem Weg Gottes große Liebe gilt. Und da kommt für mich das Zweite ins Spiel: Dass ich das glauben kann, ist Gottes Geschenk – Wirken des Heiligen Geistes. Mein Glaube ist eigentlich nur Antwort auf Gottes Rufen. Sein Ruf, dunkel, geheimnisvoll, der Wind weht, wo er will, und du hörst zwar sein Sausen, aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er geht (Joh. 3) – man könnte Jesus noch ergänzen: oder: wie dieser Geist in ein menschliches Herz hinein gelangt. Ich staune immer wieder neu, und es macht mich still und verhalten: Das Geschenk des Glaubens ist wirklich Geschenk, nicht erworben. Ich kann ihn nicht „machen“ oder erzwingen, nur zulassen, mich öffnen für seinen Ruf im Wort. Ich habe im Lesen der Evangelien das biblische Wort als lebendig erkannt – wieder „erkannt“ – sicher in Teilen! Aber ich hab den Ruf gehört, mit dem mich Jesus ruft, lockt, ihm nachzufolgen. Gott sei Dank (!) konnte ich diesen Ruf hören und wollte antworten mit „ja“, wenn es dich denn gibt, Gott. Darum biete ich gerne Orte an, in denen dieses Wort kommentarlos sprechen und wirken kann; schaffe Räume zum Hören – im Abendgebet beim Bibelteilen; bei Bibliodramen, bei Exerzitien.
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