Regio – Kultur Nummer 211 Hauptstadt der Schweizer Volksmusik Aarau (sda). Mit drei Böller schüssen aus der Kadettenka none des Artillerievereins ist am Donnerstagabend in Aar au das Eidgenössische Volks musikfest lautstark eröffnet worden. Zum viertägigen Großanlass werden 1500 Mu siker in 300 Formationen so wie über 60 000 Besucher er wartet. Musik verbinde die Men schen und Generationen, sag te der Aargauer Landammann Urs Hofmann an der Festeröff nung. Mit Musik verstehe man sich, auch wenn man unter schiedlich denke und spreche. Die Konzertvorträge vor den Richtern begannen erst am Freitagabend. Der vierte Festtag ist ganz der internatio nalen Volksmusik gewidmet. Im Einsatz stehen über 20 Volksmusikformationen aus ebenso vielen Ländern. Einige der Gruppen sind bunt ge mischt: Sassa beispielsweise vereint Musiker aus der Tür kei, Mazedonien, Serbien und Ägypten. KoboKobo ist aus Musikern vom Kongo, Angola und den Philippinen zusam mengesetzt. Großer Festumzug am Sonntag In Betrieb sind 74 Beizen und Verpflegungsstände, die alle in der Nähe der 18 Konzert bühnen aufgestellt wurden. Musiziert wird auch in fünf Wettspiellokalen. Das ganze Fest spielt sich in der Aarauer Altstadt ab. Beim zweistündigen Um zug am Sonntagnachmittag machen 1312 Personen mit. Der Umzug mit den 53 Sujets findet auf der traditionellen Aarauer Umzugsroute größ tenteils außerhalb der Alt stadt statt. Drei Musiker beim Kieswerk Samstag, 12. September 2015 Wenn eine Tasse zum Berg wird Über die Faszination Figurentheater: Basler Festival rund um den Münsterplatz Basel. Sinnlich und spektaku lär wird die achte Auflage des Basler Figurentheaterfestivals am 16. September abends er öffnet. Eine acht Meter große Riesenmarionette wird eine Reise über den Münsterplatz machen und die Geschichte des Menschen versinnbildli chen, der marschiert, strau chelt, kniet, wieder aufsteht. Ein Auftakt, der Appetit auf mehr machen soll. Und das Festival hat viel zu bieten: 14 internationale Produktionen an verschiedenen Spielorten, fast alle rund um den Münster platz gelegen, wollen den Zu schauer das Figurentheater neu entdecken lassen. Kura tiert wird das Festival erstmals von Kathrin Doppler sowie Marius Kob, mit dem sich Gab riele Hauger unterhielt. Was macht die Faszination des Figurentheaters aus? Zum einen der Perspektiven wechsel. Im Figurentheater kann ein Objekt etwas ganz anderes darstellen, als es auf den ersten Blick zu sein scheint. Aus einer Tasse kann ein Haus werden, aus einer Kanne ein Berg. Dabei wird so IM GESPRÄCH MIT Marius Kob viel mehr erzählt, als dass nur die Bedeutung des Objekts verändert wird. Das ist sehr fa cettenreich und bietet dem Zu schauer unglaublich viele Möglichkeiten, die Dinge in neuem Licht zu betrachten. Der zweite Punkt ist, dass hier Dinge verlebendigt wer den, etwas, das eigentlich steif und tot ist, erwacht zum Leben und kann Geschichten erzäh len. Das Festival bietet viel für Kinder schon ab vier Jahren an. Braucht es im Zeitalter der Reizüberflutung durch auf die Häuser projizieren – eine Art temporäres Licht Graffiti. In einem zweiten Workshop besteht die Möglichkeit, nach dem Stück eine eigene Puppe zu bauen. Der Zuschauer kann über diese Angebote an der Welt des Figurentheaters teil nehmen. die Medien heute mehr, um Kinder mit Figurentheater zu begeistern? Die Faszination funktioniert. Denn diese Momente der Ver lebendigung passieren ja so zusagen live vor den Kindern. Das ist schon etwas anderes, als einen Animationsfilm an zuschauen. Man glaubt dem Objekt auf der Bühne, dass es jetzt da ist, dass es lebt und spricht. Das fasziniert Klein und Groß gleichermaßen. Auch ohne Eintrittskarte bieten Sie einiges, oder? Ja , dazu bietet sich der Müns terplatz ja an. Am Eröffnungs abend gibt es die spektakuläre Riesenmarionette des Stra ßentheaterspektakels Venus. Wir hoffen, dass dieses tolle Erlebnis eine Magnetwirkung entfaltet und weitere Zuschau er zu den Aufführungen lockt. Bei Figurentheater denken viele nur an Marionetten. Figurentheater ist so viel mehr als nur Puppenspiel. Aber es stimmt schon: Diese Reduzie rung ist noch in vielen Köpfen präsent. Um so besser, wenn wir mit dem Festival die große Bandbreite dieser Theater form zeigen können und gleichzeitig ein bisschen Auf klärungsarbeit leisten. Wir er leben oft, dass bei den Fami lienvorstellungen die Eltern dermaßen überrascht über die Kreativität der Szene sind, dass sie Appetit auf mehr be kommen und dann auch die ErwachsenenVorstellungen besuchen. Wie sind Sie zum Figuren theater gekommen? Ich war Anfang 20, als mir klar wurde: Ich muss Theater ma chen! Es gibt keine Alternati ve. Das ist meine Passion.Ir gendwann sah ich dann eine Puppenspielerin, die eine klei ne Drehbühne hatte, das Büh nenbild hat sich ständig ge wandelt, neue Dinge kamen hinzu und verschwanden. Fas zinierend! Ich habe mich nä her mit dem Figurentheater beschäftigt und festgestellt, dass Figurentheater eigentlich die breiteste Form von Thea ter ist und viele spielerische Herangehensweisen erlaubt. Wie haben Sie gemeinsam mit ihrer Kollegin Kathrin Doppler das Festival konzi piert? Weil am Rhein. Musik im Drei LänderGarten gibt es am Sonntag, 13. September, 18 Uhr, auf der Kieswerkbühne. Beim Zusammentreffen von Andreas Wäldele (Mandoli ne) und Thomas Bergmann (Gitarre) entsteht eine kurz weilige Mischung aus der fol kloreverbundenen Musik Ir lands, Serbiens, Frankreichs und Russlands. Jazz , Country sowie eigene Kompositionen. Dazu gesellt sich die Tuba von Jörgen Welander. Szene aus „Schweini’s vegane Kochshow“ Der Auftakt des Festivals verspricht spektakulär zu werden. Fotos: zVg Ein Anliegen ist die Breite und Vielfalt mit verschiedenen Formaten zu präsentieren: Vorstellungen für Erwachse ne, für Kinder, für die ganze Fa milie. Dazu Kurz und Lang stücke sowie Ausstellung und Installation. Da es aber so un glaublich viele Formate gibt, haben wir thematische Schwerpunkte gesetzt: Der eine steht unter dem Stichwort Installation und Theater. So zeigen die RaumZeitPiraten aus Deutschland eine Ausstel lung im Museum der Kulturen. Objekte werden dabei von ki netischen Lichtmaschinen in Szene gesetzt, animiert und mit Exponaten aus dem Mu seum verflochten. Es entsteht eine begehbare Rauminstalla tion, die den Besucher in ein surreales Universum aus Licht und Schatten eintauchen lässt. Ein spannender Ansatz, der von den Künstlern speziell fürs Festival entwickelt wur de. Ein schönes Expertimen tierfeld. Und der zweite Schwer punkt? Der zweite Schwerpunkt heißt Partizipation. Der Zuschauer soll mehr miteingebunden werden, zum Beispiel über die oben beschriebene Installa tion mit seinen eigenen Asso ziationen. Aber auch durch die Möglichkeit, an zwei Work shops teilzunehmen. Die Teil nehmer können mit zuvor selbst konstruierten Lichtan geln durchs abendliche Basel ziehen und dabei Gassen oder Hinterhöfe erkunden und ver wandeln und ihre Lichtangeln Was sind Ihre Höhepunkte? Als künstlerischer Leiter freue ich mich natürlich auf alle Stü cke. Besonders neugierig bin ich auf den Kurzstückabend. Das wird sehr speziell, weil man ganz viele Figurenthea terFormen auf einmal erlebt. Am 18. September wird auf einem Parcours mit fünf aufei nanderfolgenden Stationen ein spannender Überblick ge boten. Mit dabei sind „Jeff and Kim“, eine raffinierte singen de Doppelmaske, „Ma biche et mon lapin“, ein Theater ohne Worte ab neun Jahren, das große Gefühle mit alltägli chen Gegenständen auf die Bühne bringt, „Carrousel“, in dem eine Frau versucht, ihrem geisttötenden Alltag durch viel Fantasie zu entkommen, das durchgeknallte Spektakel „Dans l’atelier“ und die viel versprechende „Schweini’s ve gane Kochshow“. Toll wird sicher auch die Kombination aus Theater und Livestream „Katastrophe“ aus Spanien im Scala am 19. Sep tember: Hier werden mensch liche Katastrophen mittels Ka meras, Sichtachsen, Model len, Zahnbürsten Gummibär chen, Performern und chemi schen Effekten dargestellt. Wenn das nicht vielverspre chend klingt! KURZINFO Spielorte des Festivals vom 16. bis 20. September sind neben dem Zentrum Müns terplatz der Raum der Allge meinen Lesegesellschaft, das Kellertheater des Restau rants Zum Isaak, das Basler Marionetten Theater, das Museum der Kulturen, das Scala, das Vorstadttheater und das Gymnasium Leon hard. Weitere Infos: figuren theaterfestival.ch, es gibt ein informatives Programmheft Spuren der Erinnerung Cy TwomblyAusstellung in Basel / Schenkung erstmals zu sehen PukAusstellung In der Kulturfabrik Schopfheim findet vom 13. September bis 18. Oktober unter dem Titel „onelinegirls” eine Ausstel lung mit Gemälden des Künst lers Marek Stanislaw Puk statt. Öffnungszeiten sind Samstag und Sonntag jeweils von 14 bis 17 Uhr, Mittwoch von 15 bis 17 Uhr. Foto: zVg Basel (sda). Cy Twombly ist eine Sonderausstellung des Kunstmuseums Basel gewid met. Diese findet im Umbau Exil im Museum für Gegen wartskunst statt. Gezeigt wer den vier Leihgaben und sechs Werke aus der Sammlung des Kunstmuseums. Erstmals zu sehen ist eine private Schenkung ans Kunst museum. Neben acht mehr heitlich großformatigen Ge mälden gehören auch zwei Skulpturen des USamerikani schen Künstlers zur Schau. Im Fokus stehen Gemälde aus den 50er bis 70erJahren, die seine frühe Entwicklung ex emplarisch dokumentieren. Drei Werke leiht die Daros Collection dem Basler Kunst museum aus, eines die Ema nuel HoffmannStiftung. Neben Robert Rauschen berg und Jasper Johns, mit denen er eng befreundet war, wird Twombly als einer der wichtigsten Vertreter eine Künstlergeneration betrach tet, die sich in den 1950erJah ren vom abstrakten Expressio nismus löste und neue eigene Bildsprachen entwickelte. Zu einer Zeit, als sich das Kunstzentrum von Paris nach New York verlagerte, machte der 1928 in Lexington gebore ne Twombly den umgekehr ten Weg und ging nach Rom. Er ließ sich dort vom Licht und der Geschichte anregen und verband auf seinen großen, oft weißen Flächen Schrift und Bild zu Bildfeldern mit Spuren der Erinnerung. Erstmals präsentiert wird Twomblys Gemälde „Untit led“ aus dem Jahr 1969, wel ches das Architektenpaar Ka tharina und Wilfrid Steib – er ist 2011 verstorben – dem Kunstmuseum 2013 aus ihrer privaten Sammlung ge schenkt hatte. Steibs hatten den 1980 fertiggestellten Um und Neubau für das Basler Mu seum für Gegenwartskunst entworfen, wo die Twombly Ausstellung nun stattfindet. Cy Twombly, 1954 (New York), Untitled Foto: Kunstmuseum Basel, Martin P. Bühler u bis 13. März, Museum für Gegenwartskunst, St. Alban Rheinweg 60. Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag, jeweils von 10 bis 18 Uhr; der Eintritt ist frei.
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