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Traumata
Grundlagen und Umgang mit
belasteten Flüchtlingskindern
Diana Sebastian,
Psychologin der Beratungsstelle für Eltern, Kinder und
Jugendliche Pforzheim Enzkreis
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Überblick
• Was ist ein „Trauma“
• Stressauslöser im Kriegskontext
• Was geschieht in traumatisierenden Situationen
• Merkmale und Diagnose von Traumata
• Hilfreiches für den Umgang
• Traumapädagogische Elemente
• Vernetzung
• Selbstfürsorge
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Was ist ein Trauma?
• Ein Ereignis (oder mehrere Ereignisse), erzeugt soviel
Stress, dass die Anpassungsfähigkeit des Organismus
überschritten wird.
• Das Erleben von Hilflosigkeit und Ohnmacht, hat
Folgen für die Verarbeitung des Erlebten
traumatisch Erlebtes wird aufgespalten, eine
Integration misslingt.
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Arten von Traumatisierungen
Typ I Traumata
(einmalig und kurzfristig)
Akzidentielle
oder
Apersonale
Traumata
Interpersonale
Traumata
(„man made“)
Typ II Traumata
(mehrfach und langfristig)
Schwere Verkehrsunfälle,
berufsbedingte T. (z.B.
Polizei, Feuerwehr),
Naturkatastrophen
(kurz: z.B. Wirbelsturm,
Brand etc.)
Lang andauernde
Naturkatastrophen (z.B.
Überschwemmungen,
Erdbeben), Technische
Katastrophen (z.B.
Giftgaskatastrophe)
Sexuelle Übergriffe
(Vergewaltigung)
kriminelle bzw.
körperliche Gewalt
(z.B. bei Banküberfall)
Sexuelle und körperliche
Gewalt /Missbrauch,
Kriegserleben, Geiselhaft,
Folter, politische
Inhaftierung
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Weitere Kategorisierungen von Traumata
• Kumulative Traumatisierung
• Sequentielle Traumatisierung
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Stressoren: Unmittelbar vom Krieg betroffen
Eigene
Ereignisse
- Angst um die Familie
- Erleben von Angriffen und
Überfällen
- Angst um eigenes Leben
Zeugen von Verletzungen /
Misshandlungen
- Erleben von Bombenangriffen
- Bedrohung durch Waffen
- Menschen sterben sehen
Fluchterlebnisse
- Nahe Verwandte in der
Heimat zurückgeblieben
- Freunde in der Heimat
zurückgeblieben
- Abschied von Freunden
nicht möglich
- Abschied von Verwandten
nicht möglich
- Familie ohne Vater auf der
Flucht
- Alleine auf der Flucht
- Reisedauer: bis 1 Woche,
ca. 1Mo, bis zu 6 Mo…
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Stressoren: Indirekt vom Krieg betroffen
Ereignisse
Gesellschaftliche
Belastungen im Exil
Familiäre
Belastungen im Exil
- Verwandter im Krieg
umgekommen
- Verwandte im Krieg
gekämpft
- Vater im Krieg
gekämpft
- Misshandlung/
Verletzung der Eltern
- Mehrere Verwandte
im Krieg umgekommen
- Kein eigenes Zimmer
- Erzwungene
Arbeitslosigkeit der
Eltern
- Diskriminierungserfahrungen
- Gemeinsame sanitäre
Anlagen
- Unsicherer Aufenthalt
- Gemeinsame Küche
- Teilen eines Zimmers
mit den Eltern/Familie
- Übersetzen für
Eltern
- Erledigen amtliche
Post
- Häufige Konflikte
mit den Eltern
- Vater keine
Bezugsperson
- Mutter keine
Bezugsperson
- Keine Unterstützung
von den Eltern
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Traumatischer Prozess
Äußere
Anforderungen:
Bewältigung
Scheitern
Fragmentierung
Anpassungsleistung:
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Existentiell bedrohliches Ereignis
Angst,
Verzweiflung,
Schmerz
Keine Fluchtmöglichkeit
No Flight
Keine Kampfmöglichkeit
No Fight
Hilflosigkeit
Ohnmacht
Bilder
Beziehungserfahrungen
Kognitionen
Freeze
Ausgeliefert sein
TRAUMA
Fragments
Emotionen
Körperempfin9
dungen
Existentiell bedrohliches Ereignis
Keine Fluchtmöglichkeit
Angst,
Verzweiflung,
Schmerz
No Flight
Keine Kampfmöglichkeit
No Fight
Hilflosigkeit
Ohnmacht
DISSOZIATION
Beziehungserfahrungen
Kognitionen
Bilder
Freeze
AMNESIE
Fragments
verdecken
bei starker
Traumatisierung das
Ausgeliefert
sein
eigentliche Trauma wie eine Schutzwolke Emotionen
TRAUMA
Körperempfin10
dungen
Was bedeutet Dissoziation?
• Je nach Definition sind normal-psychologische Prozesse (z.B.
Übermüdungs-Stressreaktionen, Tagträume) und
pathologische Prozesse (z.B. Gedächtnisverlust über
bestimmte Erlebnisse, Erleben des eigenen Körpers/ der
Persönlichkeit/der Wahrnehmung als nicht zu-sich-gehörig,
sich selbst ggü. der Umwelt als fremd erleben)
eingeschlossen.
• Besondere Reaktionsform auf traumatische Erfahrungen
(biologischer Schutzmechanismus). Veränderung des
Bewusstseins in der normalerweise miteinander verbundene
psychische Prozesse als voneinander getrennt erlebt werden.
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Was passiert im Gehirn?
Traumatisierung = Gedächtnisstörung
Hat nichts mit einer oder mehreren typischen
Situation(en) zu tun, sondern ist eine Frage der
geistigen, innerpsychischen Verarbeitung von
Erlebnissen, dass zu Traumatisierung führen kann.
Nicht jedes belastende Erlebnis führt zur
Traumatisierung.
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Präfrontaler Kortex
Hippocampus
II
I
Thalamus
Amygdala
Arlarmzentrale
Hinweisreiz
Emotionale Antwort
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14
Diagnosen
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Merkmale einer PTBS
B: Wiedererleben des
traumatischen Ereignisses
A: Konfrontation mit einem
traumatischen Ereignis
• Wiederkehrende Erinnerungen,
Albträume, Flashbacks,
intensive psychische Belastung,
körperliche Reaktion
C: Anhaltende Vermeidung
D: Anhaltende Symptome /
erhöhte Erregung
• Vermeidung von Gedanken,
Gefühlen, Gesprächen,
bewusstes Vermeiden von
Orten/Aktivitäten,
Gefühl der Entfremdung,
Gefühl eingeschränkter
Zukunft
• Unfähigkeit, wichtige Aspekte
der Belastung zu erinnern
• Ein- oder Durchsschlafstörungen, Reizbarkeit,
Konzentrationsprobleme,
erhöhte Schreckhaftigkeit,
übermäßige Wachsamkeit
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Traumata-Anzeichen
• 3-6 Jahre:
Unruhe, Aggressivität, soziale Isolierung,
Schlafstörungen, Albträume
• 6-10 Jahre:
Schlafstörungen, Lern- & Leistungsschwierigkeiten,
oppositionelles Verhalten (z.B. in der Schule)
• 10-18 Jahre:
Angststörungen, Depression, Dissozialität,
Suizidgedanken/-versuche, Suchtgefährdung
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Symptome bei Schulkindern
• Ängste, Befürchtungen, Katastrophisieren
• Schulphobie, ADHS, Verhaltensauffälligkeiten
• Häufige Reinszenierung traumatischer Aspekte
• Traumatisches Spiel (bei jüngeren Kindern)
• Maskieren, Clown spielen
• Magisches Denken, Vorzeichen erkennen
• Probleme mit Ohnmachtserleben
• Geschlechtsspezifische Unterschiede: Jungen eher
nach außen gerichtete Symptomatik, Mädchen häufig
gegen sich selbst
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Typische Auslöser (Trigger)
•
•
•
•
•
•
•
Lärm, Hektik
Fehlende Struktur (Pausen in der Schule)
Plötzliche Veränderungen
Ungerechtigkeiten
Beschämungsangst
Anordnungen
Gesehen oder übersehen werden (z.B. Sitzordnung in der
Schule)
• Strafen
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Unterstützung von Flüchtlingskindern
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20
Prinzipien Traumaorientierter Pädagogik
Mögliche Stolpersteine:
• Betroffenheitsdilemma
• Überprotektion („der hat
so Schlimmes erlebt“)
• Kaum klare Strukturen
(„endlich darf er mal sein
wie er ist“)
• Fokus auf Bindung / Beziehung
(„der hat sich ja nie aufgehoben
gefühlt“)
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Struktur vor Inhalt
Strukturen und Grenzen geben Sicherheit
•
•
•
•
•
Klare Grenzen im Bezug auf Verhaltensweisen des Kindes
Klare innerfamiliäre Grenzen (Generationengrenze…)
Klare Rollen (Wer macht wann was? Wer darf was?)
Klare Regeln (Wenn-Dann-Modus)
Klare zeitliche Strukturierung (Wann geschieht was?)
Wertschätzung und Akzeptanz, statt zu „übertriebene“
Freiräume
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Kooperation vor Veränderung
• Ergänzungsfamilie vor Ersatzfamilie
• Vermeidung von Konkurrenzen
• Keine Abwertung der Eltern wenn sie z.B. Analphabeten sind
und kein oder wenig deutsch sprechen
• Haltung: Die Eltern versuchen alles so gut zu machen wie sie
können.
• KOOPERATION mit und BEGLEITUNG der Eltern zur
Kompetenzerweiterung
• Eltern sind immer Kooperationspartner und sollten so
behandelt werden
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Schädlich/Unwirksam
•
•
•
•
•
•
•
•
Belohnung/Bestrafung
Nur Positives betonen
Über Details des traumatischen Erlebens reden
Vorwürfe, Drohungen, Verallgemeinerungen
Stress
Schnelles Sanktionieren, starke Gefühle zeigen / leben
Doppeldeutigkeiten (Ironie, Sarkasmus)
Von oben herab sprechen, kritisieren
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Hilfreiches für die Beziehungsgestaltung
•
•
•
•
Professionelle Bindung / Nähe anbieten
Rituale
Wahlmöglichkeiten
Bei Sanktionierung Zeit lassen, erklären, was das Kind gemacht
hat
• Kreative Angebote
• Vernetzungen anbieten mit Institutionen der Gemeinde
• Unterstützung zur Stabilisierung und Stärkung von
Resilienzfaktoren
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• Durch Neugier, Verständnis und Nachfragen werden
die möglichen kulturellen Bedeutungen in Kontakten
aufgelöst und eine kulturübergreifende Arbeit in
verschiedenen kulturellen Welten entwickelt sich.
Traumatisierte Kinder: Vernetzung unabdingbar
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Vernetzungsmöglichkeiten
Miteinanderleben e.V.
Ehrenamtlich
Engagierte
Beratungsstellen
Migrationsamt
Jugendamt
Flüchtlingsspezifische
Angebote z.B. Refugio
Unterstützung von
Flüchtlingsfamilien
Kita‘s/Schulen
Sozialamt
Frühförderung/Frühe Hilfen
Familienzentren,
Sprachkurse
Gesundheitsamt
SpDi
und vieles mehr…
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Vernetzung: Beratungsstelle
• Projektplanung KiWi (Kinder der Welt integrieren)
- Gruppenangebot für Kinder/Jugendliche
- Einzelkontakte für Kinder/Jugendliche
- Elterngespräche
• Supervision für Ehrenamtliche in Kleingruppen
möglich
• Elternberatung auch in den Außensprechstunden
(Straubenhardt, Neuenbürg, Heimsheim)
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Selbstfürsorge
Körperlich
Emotional
z.B. ausreichend schlafen, auf
körperliche Signale achten,
Sport machen…
z.B. Zeit nehmen zum Genießen,
persönlich wichtige
Beziehungen pflegen,
Lieblingsbücher, Tiere…
Psychologisch
Spirituell
z.B. Zeit zum
Nachdenken/Nachfühlen, Stress
verringern, Unterstützung
annehmen, mal „nein“ sagen…
z.B. Zeit in der Natur, Optimismus,
& Hoffnung pflegen, achtsam
sein für nichtmaterielle Aspekte
des Lebens, Musik hören…
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Offene Fragen
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Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
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